Helmut Zitat: ↑Di 21. Mai 2019, 09:44
Ich glaube auch nicht, dass damit der rechte Spuk vorbei ist.
Hat es denn damals Don Pedro die Augen geöffnet, dass Strache bei Wahlkampf Auftritten mit dem Hitlergruß begrüßt wurde? Er hat sich nur darüber aufgeregt, dass ich Strache wegen seiner Vergangenheit in einer rechtsextremen Studentengruppierung als Nazi bezeichnet habe. Wird ihm das Video aus Ibiza die Augen öffnen?
Wenn die Anhänger der FPÖ in der Lage wären dies zu reflektieren, hätten sie nicht FPÖ gewählt. Diese Leute interessiert doch nicht, dass Strache illegale Parteispenden zugegeben hat, dass er die Pressefreiheit einschänken will und dass er korrupt ist, sie werden das Ganze für ein politisches Attentat halten.
Ich muss Dir leider, leider zustimmen. Donald Trump hat es ja auch schon seit langem erkannt und in seinem berühmten Zitat verewigt: "I could stand in the middle of 5th Avenue and shoot somebody and I wouldn't lose voters." Die Übersetzung kann man sich wohl sparen, da diese Prahlerei oft genug erwähnt wurde. Oder ein noch schlimmeres Beispiel: Im Sommer 1945 gab es nach der Kapitulation, als Deutschland in Schutt und Asche lag, immer noch genügend Nazis - obwohl es eindeutig war, zu was dieser Nationalismus geführt hat. Aber trotzdem - man wollte und konnte nicht reflektieren.
Meine grobe Schätzung: Ca. ein Drittel der FPÖ-AfD-AKP-PIS-(usw.)Wähler wacht bei solchen Skandalen mehr oder minder langsam auf und kommt evtl. doch ins Grübeln, ob des Verhaltens ihrer bisher favorisierten Politiker. Das zweite Drittel braucht eine absolute Katastrophe und erkennt es erst, wenn's zu spät ist (Krieg, Diktatur, soziale Unruhen, Wirtschaftsnot) und der Rest ist eh dauerhaft für die Demokratie verloren. Das bildet dann sozusagen den faschistischen Bodensatz einer jeden Gesellschaft. Im besten Falle gibt man solchen Menschen Brot und Spiele wie im alten Rom, damit sie ihre unreflektierten Emotionen einigermaßen schadensfrei abbauen können. Schlimm wird es nur, wenn ein demokratisches Parlament zum Circus Maximus gerät, in dem der (politische) Pöbel regiert.
Nicht die politische Existenz von Strache, Hofer und Co. ist eine Katastrophe, sondern die Tatsache, dass es eine zu große Anzahl von Menschen gibt, die nicht mehr demokratisch denken, fühlen und handeln können oder wollen - und dann dementsprechend wählen. Der Hydra hat man nun zwei Köpfe abgeschlagen, aber solange es so viele Wähler gibt, die Populisten wählen, werden ständig Köpfe nachwachsen.
Nachdenkliche Grüße
Barde