Hallo, Ihr Lieben !
Ein "open air"- Konzert ist ja immer so eine Sache - obgleich mitten im Sommer ja die Möglichkeit eines "verhagelten" Konzertes doch eher gering erscheint. Mit dieser Einstellung machten Serafina und ich uns am vergangenen Samstag auf den rund 150 km langen Weg von Linz nach Bad Reichenhall, um nicht nur den "Auslandsaufenthalt", sondern auch "Hans Söllner & Bayaman Siss´dem" auf der "...ob mit / oder ohne...- Tour 2005" zu genießen. Eine fatale Fehleinschätzung, zumindest, was das Wetter betraf. Nicht nur, daß wir als "Reisebegleitung" nur leichte Jacken dabei hatten - leider (wie sich heraustellen sollte) hatten wir auch auf Handtuch oder Kleidung zum Wechseln verzichtet. Aber der Reihe nach:
Nach rund 90 Minuten Fahrt trafen wir gegen 17:00 Uhr in Bad Reichenhall ein, um sofort einen Standplatz für unser Auto in der Nähe des Veranstaltungsortes "Alte Saline" zu suchen. Wir hatten Glück, denn fast genau vor dem Haupteingang des (im Übrigen wunderschönen) Ortes war ein Parkplatz frei, für den dann bis 18:00 Uhr noch 60 Cent Gebühren zu entrichten waren. (Zählt eigentlich der Samstag in deutschen Landen zu den "Werktagen" ?)
Bei unserem Eintreffen war gerade der Sound- Check im Gange, und der ließ hoffen: Endlich einmal eine Anlage, die der Tontechniker nicht übersteuerte. Die Vorfreude wuchs entsprechend. Da der Einlaß erst um 18:30 Uhr beginnen sollte, war noch Zeit, ein wenig durch die Fußgängerzone Bad Reichenhalls zu bummeln, in der gerade ein "Töpfermarkt" stattfand. Nun ja, wer´s mag... Ansonsten ist Reichenhall ein sehr schönes, wenngleich stark auf den Tourismus ausgerichtetes Städtchen, das einen leichten Touch von bayerischer Provinz ausstrahlt.
Auf zum Gelände dann um 18:30 Uhr. Aufgrund anderer Erfahrungen war es dann letztlich doch erstaunlich, wie wenig Polizei- Kräfte vor Ort waren. Die, die zu sehen waren, kamen dafür aber auch gleich aus München. Vielleicht traute man den heimischen Polizisten heute nicht, gab Hansi doch sein Konzert in seiner Heimatstadt ? Egal. Das Publikum, das wir beim Eintritt sahen, war durchweg bunt gemischt und reichte vom 6- jährigen Kind bis hin zum "g´standenen Mannsbild" von sicherlich 60 Jahren. Aber das erstaunt beim Söllner eigentlich nicht wirklich, wenn man sich einmal mit der Vita des Künstlers beschäftigt. Sicher, kein "Leiser". Aber immer gutaufgelegter Menschenfreund mit einem deutlichen Faible für den "kleinen Mann" und einer Grundhaltung gegen Polizei, Obrigkeit und "Großkopferte".
Leider hatten Ulli und ich kaum ihr Radler- Halbmaß in der Hand, als es auch schon leicht zu tröpfeln begann. In den rund 80 Minuten bis zum Konzertbeginn sollte dies Tröpfeln noch zunehmen - und auch die Wolken ließen nichts Gutes ahnen. Pünktlich um 20:00 Uhr begann es dann wie aus Kübeln zu gießen. Von unserem Platz, ca. 25 Meter mittig vor der Bühne, eingezwängt in einen Großteil der rund 4000 Zuschauer, sahen wir ein fast geschlossenes Dach aus Regenschirmen. Unser lag - natürlich - im Auto. Die Unruhe wuchs, immer fordernder klangen Applaus und "Hansi, Hansi"- Rufe, und dann - es war 20:10 Uhr - gab es nach heftigem Blitz einen noch heftigeren Donner, gleichzeitig - als wäre dies ein Zeichen - betraten Söllner und Band die Bühne. Ohne lange Vorrede begann das Konzert mit "Dad I liag´n ?". Und - oh Freude - der Sound- Check hatte nicht getrogen: Laut, aber nicht zu laut und damit optimal war der Klang. Der Baß knackig, das Schlagwerk treibend, die Orgel gut abgestimmt, die Gitarren sauber - und der Gesang exakt ausgepegelt, um den Text bestens zu verstehen. Und gleich begannen auch die ersten Dread- Locks im Takt zu wippen. (Deutscher) Reggae vom Feinsten. Nach dem ersten Titel dann die Begrüßung: Es sei halt Bestimmung des Universums, dieser Regen, und deswegen nicht zu ändern. Viel lieber wolle er - Söllner - bei seinen Fans stehen, aber das Equipment sei halt zu teuer, um nicht auf der überdachten Bühne zu sein. Aber dies sei halt auch eine Erfahrung, denn das könnten "die" - kein Zweifel, wen er meinte, die "Oberen" eben - nicht beeinflussen. Der Bitte, die Schirme wegen der Sicht auf die Bühne zu schließen, wurde ohne Murren nachgekommen, und mit zunehmender Feuchtigkeit - der Regen hatte sich entschlossen, seine Stärke beizubehalten - wuchs auch das "open- air"- Feeling. Irgendwie hatten wir schon jetzt den Eindruck, auf einer tollen Party zu sein. Das zweite Lied widmete Söllner dem Außenminister Joschka Fischer, dem er zunehmende Feigheit und Inkonsequenz vorwarf. Dies ein Vorhalt, den ich durchaus zu teilen in der Lage bin. Mit zunehmender Konzert- Dauer ging dann auch der Regen mehr und mehr zurück. Söllner war in seinem Element: Obwohl er im Vergleich zu früher viel weniger redete, war seine kritische Grundhaltung doch durchaus zu erkennen. Beim Stück "Mei Angst" verglich er diesmal nicht Beckstein und Haider mit Größen des dritten Reiches, sondern allgemein "Strafjustiz, Haß und Neid". Dies sicherlich einer nicht unerheblichen Geldstrafe wegen des Ursprungstextes geschuldet. Egal: Söllner sang und tanzte, ließ seine Rasta- Locken wirbeln und seinen Spaß an diesem Auftritt deutlich erkennen.
Rund 2 Stunden, in denen das Wetter nur unerheblich aufklarte, spielten Söllner und seine Musiker die Titel der "Oiwei I" und auch einige ältere und ganz neue Stücke, dann sollte der Abend vorbei sein. Aber Söllner- Fans wären keine solchen, würden sie nicht Zugaben fordern. Und Söllner wäre nicht "der Hansi", würde er die Forderungen nicht erfüllen. Mit den Worten "...habt´s ihr noch a biss´l Zeit ?" begann der Zugabenblock, der nocheinmal fast eine dreiviertel Stunde dauerte. Und hier durfte natürlich die Reggae- Version des "Marijuana- Baam" nicht fehlen, begeistert mitgebrüllt von den Tausenden auf dem Gelände. Ausgepowert endete der Auftritt dann gegen 22:50 Uhr mit der Einspielung des Bob Marley- Titels "No women, no cry".
Beim Verlassen des Geländes bemerkten wir dann, daß wir bis zur Gürtellinie bis auf die Haut durchnäßt waren. Darunter hatten die anderen Konzertteilnehmer durch das "dicht-an-dicht" eine Durchfeuchtung verhindert. Und so blieb Serafina und mir nichts anderes übrig, als auf der Heimfahrt die Heizung einzuschalten, wo am Tag vorher bei fast 40° C noch die Klimaanlage lief. Zumindest die Haare waren bei der Heimkehr in Linz so wieder trocken. Und so war das Letzte an diesem Abend dann ein heißes Bad...
Es war ein tolles Erlebnis, daß wir im Oktober im Linzer "Posthof" wiederholen wollen. Allen Lesern sei empfohlen: Wenn ihr die Möglichkeit habt, Söllner live zu erleben - laßt sie Euch nicht entgehen und besorgt Euch Karten ! Es lohnt sich.
Es ist - dies nebenbei - wirklich nicht zu erkennen, daß dieser Musiker am 24.12. seinen 50. Geburtstag feiert...
Und damit viele, liebe Grüße aus OÖ von
ULRIKE & ANDREAS.
(...die seit Sonntag mit leichten Anzeichen einer aufziehenden Erkältung kämpfen...)