Heute ist dieses Lied es wieder wert, gesungen zu werden! Alle Soldaten wollen nach Haus?
In den vergangenen Wochen habe ich oft darüber nachgedacht, was an dieser Behauptung dran ist. Als kleiner Junge habe ich mich noch fasziniert mit Panzern, Pistolen und allgemein "Krieg" beschäftigt. Als in den 1980er Jahren um Rothenburg herum die Amerikaner gemeinsam mit der Bundeswehr im Rahmen einer Übung für mehrere Tage ein Manöver abhielten, war das für mich und meine Freunde ein "Abenteuer" und wir träumten davon, auch einmal einen Panzer zu fahren.
Was KRIEG wirklich bedeutet und dass Panzer und Waffen ganz allgemein nur dazu da sind, um Menschen zu töten, das war für mich ganz weit weg und unvorstellbar. Ich selbst hatte ja Krieg nie erlebt und lebte in einem Land, in dem es zwar eine Wehrpflicht gab, aber auch die Möglichkeit, den Kriegsdienst zu verweigern. Ich selbst habe 1994 den Kriegsdienst verweigert, obwohl es eigentlich keine echte Bedrohung mehr gab. Mein Leben war nicht in Gefahr. Es gab keine Pflicht an Kampfeinsätzen teilzunehmen. Der kalte Krieg war seit 5 Jahren vorbei. Aus 2 deutschen Ländern wurde 1 Deutschland.
Bevor ich mich mit der Frage beschäftigen musste, ob ich persönlich den "Dienst an der Waffe" verweigern soll oder willl, kannte ich bereits die Lieder von Reinhard Mey, die sich um diese Frage ebenfalls drehen: Nein, meine Söhne geb ich nicht und eben das Lied von den Soldaten, die nach Hause wollen und die Langeweile & Frust schieben, sich nach Freiheit sehnen und ein ganz normalen Leben führen wollen. Mit fast 20 wollte ich nicht Soldat werden und es gab auch keine Faszination mehr für Krieg und Waffen. Meine Überzeugung ist und war tatsächlich: wenn es keine Waffen gibt und niemand daran ausgebildet wird, kann es auch keine Gewalt bzw. Kriege geben. Konflikte sollten über Verhandlungen gelöst werden und ich war mir sicher, dass ich niemals mit Waffengewalt gegen andere Menschen vorgehen wollen würde - auch nicht zur Verteidigung.
Der Golfkrieg zu Beginn der 1990er Jahre und die humanitäre Katastrophe, die sich aus den Bürgerkriegen auf dem Balkan ereignete, brachten mich zum Nachdenken über meine eigene Überzeugungen. Ich habe erlebt, dass es Situationen gibt, in denen der Einsatz von Waffen als ein Mittel, um eine Gewalteskalation zu unterbrechen bzw. zu verhindern, notwendig sein kann. Dazu gibt es Beispiele wie Bosnien Herzegowina oder auch Mali, wo durch eine Intervention von NATO bzw. Frankreich, weitere Eskalation der Gewalt verhindert werden konnte. Allerdings führten die anschließenden Verhandlungen über Frieden bzw. Waffenstillstand in diesen Ländern auch nicht zu einem Zustand, den wir in Deutschland als Frieden bezeichnen würden. Es ist ein gottverdammtes Dilemma!
Eine Utopie des Friedens
Alle Soldaten wolln nach Haus beschreibt eine Art Utopie oder Wunschvorstellung, in der Soldaten aus verschiedenen Ländern ihre Waffen niederlegen und sich stattdessen um gemeinsame Ziele wie Frieden und Zusammenarbeit bemühen. Diese Vorstellung erscheint heute im Hinblick auf die aktuellen Kriege und "bewaffneten Konflikte" als unrealistisch, weil es einfach zu viele komplexe politische, wirtschaftliche und soziale Faktoren gibt, die Konflikte zwischen Staaten, Nationen und Gruppen auf der ganzen Welt verursachen.
Ich wünsche allen Soldaten in allen Kriegen und Konflikten, dass für sie diese Utopie von Reinhard Mey in Erfüllung geht!
Alles eine Sache der Perspektive!
Die Jahre 1989/90 haben gezeigt, dass es möglich ist, eine solche Utopie zu erreichen. Für eine ganz kurze Zeit!
Jedoch muss ich eingestehen, dass alles auch (mindestens) zwei Perspektiven hat: die Sicht des (vermeintlichen) "Gewinners" und die Sicht des (gefühlten oder tatsächlichen) "Verlierers". Als westdeutscher junger Mann, der eine sichere Umgebung gewohnt war und keinen wirtschaftlichen und persönlichen Zusammenbruch der gewohnten Verhältnisse verkraften musste, fehlt mir die Erfahrung des Verlusts von allem, was das eigene Leben bis dahin ausgemacht hat. Vielleicht könnte ich mich deshalb als Gewinner der Wende fühlen, weil sich für mich nur neue Horizonte ergaben, keine Verluste verkraftet werden mussten und ich auch keine Freunde verloren habe.
Viele Menschen, die den Wechsel von der DDR in die BRD nicht "freiwillig", sondern aufgrund des Zusammenbruchs ihres Landes mitmachen "mussten", hatten sicher große Schwierigkeiten mit der Akzeptanz der neuen Verhältnisse. Sie fühlten sich in diesem Sinne vielleicht als "Verlierer" aufgrund der geschichtlichen Ereignisse. Sie verloren oft "nicht nur" den Arbeitsplatz und ggf. Freunde, die sich im Nachhinein als Spitzel für die Stasi herausstellten oder waren vielleicht selbst IM und wurden deshalb nach der Enthüllung ihre Freunde los. Für sehr viele Menschen bedeutete die Wende letztlich auch den Verlust eines Teils ihrer persönlichen Identität.
Was will ich damit sagen? Ich hoffe darauf, dass dieser Teil des Lieds wahr wird:
Meine Hoffnung ist, dass die Soldaten der russischen Armee erkennen, was sie persönlich verlieren, wenn sie einen Krieg für ihren Präsidenten, ihren Minister und die Rüstungskonzerne ihres Landes führen. Sie sollten so schnell wie möglich erkennen, dass sie nicht für Frieden und Freiheit kämpfen, sondern dafür, anderen die Freiheit zu nehmen und den Krieg in ein fremdes Land zu bringen. Wenn das gelingt, werden diese Soldaten die Waffen fallen lassen, davon bin ich überzeugt, denn ich bin wie Mey in deinem Lied schreibt, der Meinung:Zitat aus der 5.Strophe Zitat:Der Präsident will auf dem roten Teppich geh'n
Der Kriegsminister eines Tages sein Denkmal seh'n
Der Rüstungsbonze will, daß alle Räder roll'n
Und jeder von den dreien will, daß die Soldaten das woll'n
Aber die das nicht mehr wollen, werden jeden Tag mehr
Und die Hoffnung, dieser Traum, ist gar nicht so verquer...
Alle Soldaten woll'n nach Haus!
Wikipedia und andere Quellen:
Es gibt einen interessanten und lesenswerten Wikipedia Artikel zum Lied der auch die Zusammenarbeit Meys mit Künstlern wie Hans Scheibner und Heinz Rudolf Kunze beschreibt, die in dem Lied auf dem Studioalbum jeweils eine Strophe gesungen haben.
Es gibt dort auch Verweise auf die hervorragende Arbeit von Marc mit dem Titel: Das politische Lied in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1964 und 1989. Auf Seite 121 seiner Arbeit hat er zu Alle Soldaten woll'n nach Haus folgendes geschrieben:
Was wäre wenn?Marc Sygalski Zitat:Der Liedtitel Alle Soldaten woll’n nach Haus (1990) scheint in Anbetracht gegenwärtiger Entwicklungen ein Wunschdenken zu bleiben. In dem Lied beschreibt Mey die Entscheidung vier fiktiver Soldaten, ihren Dienst an der Waffe aufzugeben. In einfachen, aber einprägsamen Bildern beschreibt Mey, welche Beweggründe die Soldaten dazu führen, ihre Uniformen abzulegen ... Das Lied erzielt seine emotionale Wirkung durch die authentisch wirkenden und sehr persönlichen Schicksale der Soldaten.
Was wäre, wenn alle Soldaten sofort ihre Waffen wegwerfen würden? Gäbe es dann noch Krieg? Diese beiden Fragen habe ich der "künstlichen Intelligenz" chatGTP gestellt und bin über die Antwort einigermaßen erstaunt:
Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass ein von Menschen geschriebenes Programm die Lösung aller Konflikte dieser Welt durch eine einzige Antwort gibt. Es erstaunt mich aber schon, wenn sogar die künstliche Intelligenz "anerkennt", dass die Kriege dieser Welt, die Gewalt und der Hass nicht auf einmal weg wären, wenn alle Soldaten sofort ihre Waffen wegwerfen würden. Vielleicht hat das auch gar nichts mit Intelligenz zu tun?Antwort chatGTP Zitat:Es ist schwer zu sagen, was passieren würde, wenn alle Soldaten plötzlich ihre Waffen wegwerfen würden. In der Praxis ist es unwahrscheinlich, dass alle Soldaten gleichzeitig aufhören würden zu kämpfen, da es oft politische, ideologische oder persönliche Gründe gibt, warum Menschen in Kriegssituationen kämpfen.
Auch wenn alle Soldaten plötzlich aufhören würden zu kämpfen, würde das nicht notwendigerweise bedeuten, dass der Krieg sofort vorbei ist. Es gibt oft politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Kräfte, die Kriegstreiber sind und die nicht so leicht aufzugeben sind. Zudem könnten auch bewaffnete Gruppen außerhalb des militärischen Konflikts weiterkämpfen oder die Kontrolle übernehmen.
Zusammenfassend ist es unwahrscheinlich, dass alle Soldaten plötzlich ihre Waffen wegwerfen würden und selbst wenn dies geschehen würde, würde dies nicht zwangsläufig das Ende des Konflikts bedeuten.
Frieden ist vielleicht auch nur eine Illusion!
Im Lied "Alle Soldaten wollen nach Haus" werden die Ziele, Wünsche und Träume von Soldaten verschiedener Nationen und politischer Systeme beschrieben. Sie alle wünschen sich, nach Hause zu ihren Familien und Freunden zurückzukehren und das Leben außerhalb des Militärs zu genießen. Sie sehnen sich nach einem Ende des Krieges oder Konflikts, in dem sie kämpfen, und wollen die Uniformen, Stahlhelme und Waffen ablegen. Sie möchten die Möglichkeit haben, in Frieden zu leben und ihre Träume zu verwirklichen, sei es in Form von Musik, Kunst, Liebe oder einfachem Glück. Der Text vermittelt, dass Soldaten als Menschen individuelle Wünsche und Träume haben und dass Krieg und Konflikte oft persönliche Opfer erfordern, die Soldaten und ihre Familien betreffen.
Wenn Frieden als die Abwesenheit von Krieg beschrieben werden kann, dann hat es wohl noch nie wirklich Frieden gegeben, denn solange es den Homo Sapiens gibt, so lange gibt es wohl auch schon Kriege. Ja, hier in der Bundesrepublik Deutschland leben wir in Frieden, zumindest im Moment und ja eigentlich auch erst seit dem Jahr 1990. Vorher hatten wir zwar auch Frieden, aber wir lebten mit der Bedrohung des sogenannten kalten Krieges und der permanenten Angst der atomaren Bedrohung.
Wir dachten, diese Zeit wäre ein für alle Mal vorbei und wünschen uns die Unbeschwertheit zurück, in der wir in den vergangenen 30 Jahren leben konnten. Wir ertragen es nicht, mit der unterschwelligen Angst vor einem Atomkrieg zu leben und ich kann es auch teilweise nachvollziehen, dass wir dafür bereit sind "Kompromisse" zu machen.
Ich hoffe aber auch, dass es die Ukraine (auch im Interesse aller freien Staaten Europas) schafft, die Invasoren aus dem Land zu jagen und die Verantwortlichen für den Krieg, das Leid und die Zerstörungen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden.