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Danger Dan erhält Deutschen Kleinkunstpreis 2023 in der Sparte "Musik"

Verfasst: Mi 22. Feb 2023, 20:34
von Viktor
Hallo zusammen,

wie findet ihr Danger Dan?

Ich wette, seit er 2021 mit seinem Album "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" in Erscheinung trat, habt ihr früher oder später zumindest mal den Namen gelesen, höchstwahrscheinlich auch reingehört, wenn ihr so neugierig seid wie ich. Hier im Forum wurde er auch mal kurz erwähnt; Michael O. schrieb damals:
Wenn ein Liedermacher, dessen Album auf Platz eins der Charts steht, hier nicht vorkäme, wäre das ein absolutes Armutszeugnis.
Wenn es doch an jemandem vorbeigegangen ist: Danger Dan war zuvor schon als Teil der Hip-Hop-Formation "Antilopen Gang" bekannt. Das Klavier-Album von 2021 kann man wohl guten Gewissens dem Genre Liedermacher zuordnen. In Interviews verwies der Sänger auch immer wieder auf die Tradition von Wader und Degenhardt.

Hier in der ZDF-Mediathek  ein aktueller Fernsehbeitrag (17.02.2023), in dem man Danger Dan in dreieinhalb Minuten näher kennenlernt.

Hier die namensgebende Single in einer Live-Version aus dem TV:
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Aktuelle Neuigkeiten:
Nächsten Sonntag wird in Mainz der 51. Deutsche Kleinkunstpreis verliehen, Danger Dan räumt in der Sparte Musik ab.
TV-Ausstrahlung am 5. März, 20:15 auf 3sat.
Offizieller Text zum Künstler:
Damit zeichnet die Jury einen Künstler aus, der mit seinem Album „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ für sich ein neues Genre erschlossen hat: Vom Rap zum deutschen Chanson. Seine Songs sind mal politisch, mal autobiografisch, mal bissig, mal humorvoll, immer aber perfekt getextet und zum Klavier mit sparsamer Orchestrierung vorgetragen. Seine Poesie reicht vom Gedankenspiel, zusammen mit Penelope Cruz Sextouristen in Bangkok zu jagen, über ein rührendes Liebeslied bis hin zum Titelsong, in dem er Anfeindungen rechter Publizisten gegen ihn verarbeitet. Die Jury ist der Meinung, dass er sich mit diesem Album in die Spitzengruppe der Songpoeten in deutscher Sprache gespielt hat.

Ich selbst bin von Danger Dans Songs nicht 100%ig überzeugt, halte sie nicht für die textlichen Meisterwerke, als die sie manchmal gepriesen werden. Klar, handwerklich gesehen ist der Hip-Hop-Einfluss beim irgendwie-nicht-so-richtig-Reimen wohl nicht abzuschütteln - da gehts gerne über mehrere Silben, aber eben durchgeschummelt, "Faschisten zu sein" "reimt" sich dann auf "Geschichte gezeigt" und solche Dinge. Aber insgesamt ganz gut, mir x-mal lieber als weichgespülte aufpolierte Popmusik.
Dass er Haltung zeigt und bereit ist, anzuecken, finde ich sehr gut.
Und es ist sicherlich auch löblich, dass eine junge Generation mit handgemachten deutschen Texten begeistert wird, die nicht unbedingt immer über fette Beats gerappt sein müssen, sondern eben auf diese Weise vorgetragen daherkommen können. Auf Tour ging Danger Dan wohl mit Streicher-Begleitung -- nicht in Clubs, sondern in Konzertsälen, die sicherlich manche der Fans ansonsten niemals besucht hätten, Alte Oper in Frankfurt oder Kölner Philharmonie etwa: Das ist ja kulturelle Horizonterweiterung, top.

Und im Sinne der Horizonterweiterung will ich mir jetzt mal einen Rap-Song von Danger Dan aus dem Jahr 2018  anhören.

Viele Grüße
Viktor

Danger Dan erhält Deutschen Kleinkunstpreis 2023 in der Sparte "Musik"

Verfasst: Di 28. Feb 2023, 08:52
von migoe
Hallo Viktor,
Viktor Zitat: Mi 22. Feb 2023, 20:34
Dass er Haltung zeigt und bereit ist, anzuecken, finde ich sehr gut
in diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Video von WBS legal hinweisen, in dem sich der Medienrechtsanwalt Christian Solmecke mit dem Song beschäftigt hinsichtlich strafbarer Äußerungen und ob die Dinge, die Danger Dan da singt, wirklich "von der Kunstfreiheit gedeckt" sind:
Christian Solmecke prüft Danger Dan
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Viktor Zitat: Mi 22. Feb 2023, 20:34
wie findet ihr Danger Dan?
Ich finde ihn sympathisch und durch das interessante Gespräch zwischen ihm und Matze Hielscher habe ich mich auch über seine Band informiert. Es handelt sich bei ihm auf jeden Fall um eine interessante Person von der sicher noch weitere wichtige Lieder kommen werden!
Danger Dan bei Hotel Matze Sendung #150
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Text unter dem Video bei YouTube Zitat:
Danger Dan – Wie hast du deinen Platz in der Welt gefunden?

Hotel Matze (10.06.2021)

Danger Dan ist Musiker und hat vermutlich jetzt schon das beste Album des Jahres veröffentlicht. Es nennt sich “Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt”, darauf finden sich viele Liebeslieder und ein paar Abrechnungslieder am Klavier.
Danger Dan ist der Künstler der Stunde, auf den sich alle einigen können. Als er das Album ins Presswerk gegeben hat, dachte er allerdings noch, dass das nur 500 Leute hören wollen – ein schöner Irrtum. Danger Dan heißt eigentlich Daniel und wurde 1983 in Aachen geboren. Vielleicht kennt ihr ihn auch schon als Mitglied der Antilopen Gang.
Wir sprechen über sein wirklich verrücktes und überraschendes Leben. Denn es ist nicht das erste Mal, dass Danger Dan mit etwas Abseitigem ganz unerwartet erfolgreich geworden ist und das, obwohl es in seiner Kindheit und Jugend nicht gerade danach aussah, dass er überhaupt mal mit etwas Erfolg haben sollte. Daniel musste 11 Mal die Schule wechseln.

Im Podcast geht’s um das Finden des eigenen Weges gegen ziemlich viele Widerstände. Es geht um das Abhauen, das Neuanfangen und um das ganz eigene Ding. Ich habe ihn gefragt, wie er seinen Platz in dieser Welt gefunden hat? Wir sprechen über sein unordentliches Arbeitszimmer, über ungelenke Teenagerzeiten und gefährliche Psychosen.

Daniel ist faszinierend, weil er eine ganz eigene Vorstellung von einem Lebensentwurf hat und diesen auch lebt.
An dem Song habe ich nichts auszusetzen und finde es erstaunlich, dass er trotz einfacher Arrangements (nur Klavier!) und ohne große Vermarktungsmöglichkeit so einen Eindruck hinterlassen hat. Sicher hat der Auftritt beim ZDF Magazin Royal auch einen Beitrag geleistet... Was mir nochmal besonders imponiert, denn die Sendung lief bereits im April 2021...

Der Künstler schildert sehr nüchtern, welche Erwartungen er hatte, als er den Song schrieb und dass er tatsächlich bewusst die Provokation setzen wollte, um Leuten wie Elsässer und Gauland den Spiegel vorzuhalten und zu sehen, ob sie wirklich bereit wären, vor Gericht klären zu lassen, ob die Behauptungen über sie "von der Kunstfreiheit gedeckt" sind.

Bisher kam es wohl nicht zu den erwarteten Reaktionen, zumindest ist mir nichts bekannt und auch in der Wikipedia steht dazu nichts.
ZDF Magazin Royal vom 09.04.2021
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Danger Dan erhält Deutschen Kleinkunstpreis 2023 in der Sparte "Musik"

Verfasst: Di 28. Feb 2023, 15:28
von martin coulmann
Hallo Viktor,
danke für Deinen Beitrag über Danger Dan. Das Lied Kunstfreiheit habe ich zum ersten Mal bei Böhmermann gesehen und es hat mich aus den Socken gehauen. Über das Handwerkliche schreibst Du
Viktor Zitat: Mi 22. Feb 2023, 20:34
Ich selbst bin von Danger Dans Songs nicht 100%ig überzeugt, halte sie nicht für die textlichen Meisterwerke, als die sie manchmal gepriesen werden. Klar, handwerklich gesehen ist der Hip-Hop-Einfluss beim irgendwie-nicht-so-richtig-Reimen wohl nicht abzuschütteln - da gehts gerne über mehrere Silben, aber eben durchgeschummelt, "Faschisten zu sein" "reimt" sich dann auf "Geschichte gezeigt" und solche Dinge. Aber insgesamt ganz gut, mir x-mal lieber als weichgespülte aufpolierte Popmusik.
Dass er Haltung zeigt und bereit ist, anzuecken, finde ich sehr gut.
Beim Hip-Hop ist aus meiner Sicht der Rhythmus wichtiger als der Reim und daher empfinde ich es auch nicht so sehr als Schummeln, wenn sich Danger Dan's sehr schnelle und rhythmischlastig vorgetragenen Texte nicht immer reimen. Ich achte zwar meistens darauf, dass meine eigenen Texte sich reimen, aber die haben ja auch bei weitem nicht diesen Drive. Also musikalisch hat mich der Song total überzeugt. Wenn dann auch noch ein Igor Levit begleitet, ist das für mich der Ritterschlag.

Aber es stimmt, Danger Dan traut sich, das auszusprechen, was viele von uns über diese Leute, um die es da geht denken. Allerdings habe ich Probleme mit der militanten Attitüde. Es stimmt zwar, dass das Gewaltmonopol bei vielen Staaten oder auch Institutionen auch nicht besonders gut aufgehoben ist, wenn ich da z. B. an einen Ex-Verfassungsschutzpräsidenten denke, wenn jedoch das Gewaltmonopol vom Staat in private Hände übergehen würde, wäre nichts gewonnen. Für mich ist dieses Gehabe schon eine Trennlinie zwischen Liedermachern und Rappern und es ist für mich auch das Haar in der Danger-Dan-Suppe.

In diesem Sinne, machts alle gut
martin