Hallo zusammen,
und hier meine Eindrücke von den Konzerten, die ich miterlebt hatte:
Liedauswahl:
Bei der Liedauswahl, aber wie auch schon beim Album "Das Haus an der Ampel", hatte ich den Eindruck, daß Reinhard äußerlich mit allem versöhnt und im Reinen zu sein scheint. Keine offenen Rechnungen mehr, keine politischen Lieder mehr, wenn sozialkritische Töne, dann nur als vereinzelte Zeilen in den Liedern oder in den Moderationen.
Wie gewohnt wurden viele (in diesem Fall zehn) Lieder aus dem aktuellen Album gespielt. Ist ja immer Geschmackssache, ich hätte gerne mehr ältere Lieder gehört, aber ich kann Reinhards Motivation nachvollziehen, genau das zu singen, was er im Moment auch zu sagen hat. Und das Gesamtprogramm fand ich gelungen.
Folgende Lieder wurden nun jeweils bei den letzten drei Tourneen gespielt: "Über den Wolken", "Viertel vor sieben", "Gute Nacht, Freunde" und "Spielmann". Die 3 erstgenannten jetzt als Zugabe zu spielen fand ich sehr passend, auf "Spielmann" hätte ich dieses (oder letztes) Mal verzichten können, bzw. stattdessen lieber noch mal "Ein Stück Musik von Hand gemacht" oder etwas anderes gehört. Aber das Leben ist, wie man so hört, ja kein Wunschkonzert
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Manche Hintergrundinformationen zu manchem Lied bekommt man -auch wie gewohnt- erst beim Konzert. Vorher grübele ich bei dem ein oder anderen Lied immer schon mal, aus welcher Situation das hätte entstanden sein können oder was oder wer mit der ein oder anderen Zeile gemeint ist. Insofern hilft es dann doch, Lieder vom aktuellen Albm zu hören mit der entsprechenden Anmoderation.
So wie Migoe mit dem Lied "Alter Freund (Wein)" nichts anfangen konnte, erging es mir mit "Häng dein Herz nicht an einen Hund". Als Nicht-Hundebesitzer kann ich mit diesem Lied gar nichts anfangen. Wenn Hundelied, klar, da sind wir wieder beim Geschmack, hätte ich lieber "An meinen schlafenden Hund", "Hundegebet" oder "Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär mein Hund" gehört als das aktuelle Lied. Witzig und gelungen fand ich, obwohl ich nicht live dabei war, daß er, wie auf einem Bild seiner Webseite zu entnehmen war, bei dem Lied den Familienhund mit auf die Bühne nahm. In Berlin war das glaube ich.
Ich habe mich sehr über die Lieder "Die erste Stunde", "Dieter Malinek" und "Weißt Du noch, Etienne" gefreut. Das Lied "Ich liebe Dich" hätte ich dieses Mal nicht unbedingt gebraucht und auch dafür lieber ein anderes gehört. Das habe ich im Lauf der Jahre leider zu oft gehört, obwohl es ein sehr schönes Lied ist und sicherlich auch beim Gesamtpublikum zu den Favouriten gehört.
Hallen- und Parkplatz-Situation, Chaos beim Einlass, Unruhe im Saal:
Ich habe weder Parkplatz- noch Einlass-Chaos miterlebt. Eher ein gefühltes Auslass-Chaos in Kassel. Leider gab es in der Halle in Kassel sehr viel Unruhe, vor allem während des ersten Liedes nach der Pause. Die Wege in der Halle empfand ich außen um die Tribünen herum ziemlich eng und selbst zum Verlassen der Halle mußte man Schlange stehen. Wie auch immer: um möglichst viel Entspannung zu haben, bin ich aber generell immer bemüht, sehr pünktlich bei einem Konzert zu erscheinen. Das hilft mir auch, gemütlicher vom Alltag Abstand zu nehmen und mich aufs Konzert einzustimmen. Die Mehrzweckhallen, vor allem aber Messe- oder Sporthallen, finde ich wirklich schrecklich, aber das ist bekanntermaßen ja den Umständen der hohen Nachfrage bei verminderter Anzahl von Konzerten während dieser Tour geschuldet. In der Olympiahalle hätte ich nicht hinten oben sitzen wollen, da hätte mir dann auch die spätere Live-CD gereicht. Falls Reinhard wirklich nochmal auf Tournee geht, hoffe ich, daß die Anzahl der Spielorte nicht noch weiter reduziert wird und er dann noch größere Auftrittsorte wählt. Ich stelle mir gerade Reinhard in den Stadien von Berlin, Frankfurt und München vor - natürlich weiterhin ohne Videowände. Kameras würden ihn ja nur unnötig nervös machen
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Zum Sicherheitspersonal und zur Crew:
Anhand alter Albumcover-Photos und dem Lied "Unterwegs" bin ich immer davon ausgegangen, daß Reinhard in den 70ern bis mindestens in die 80er Jahre höchstens immer nur mit 2 Begleitern unterwegs war, einer davon Peter Graumann. Wenn ich heute den Truck für die Ausrüstung (vermutlich auch mit der eigenen Bühne) und den Tourbus für die Crew sehe, ist alles schon ziemlich gewachsen im Lauf der Jahre. Aber alles scheint inzwischen optimiert und aufgrund diverser Erfahrungen in der Vergangenheit angepasst worden zu sein. Das Sicherheitspersonal vor der Bühne war mir glaube ich Anfang / Mitte der Nuller Jahre erstmalig aufgefallen. Ich empfand es damals als sehr unangenehm, weil ich einem der Herren genau gegenübersaß und mich ständig beobachtet fühlte, was meinen Konzertgenuß trübte. Reinhard hat meines Wissens in einem Interview mal gesagt, daß unter 3000 Leuten immer einer dabei sein kann, der böse oder unüberlegte Absichten haben könnte. Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. Aus diesem Wissen -vielleicht auch geprägt durch den 11.September 2001- heraus entstand vielleicht ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis. Andere Künstler machen das mit den Bodyguards jedenfalls eleganter oder sind generell entspannter oder unvorsichtiger, je nachdem, wie man es interpretiert. Aber Personenschutzpersonal sollte meiner Meinung nach mehr im Hintergrund agieren.
Mir ist in einer der damaligen Autogrammstunden jedenfalls einer der beiden Herren, die vor der Bühne saßen, unangenehm aufgefallen, als er mir ein LP-Cover, das ich für eine Unterschrift mitbrachte, praktisch aus der Hand reißen wollte, um es Reinhard zur Unterschrift vorzulegen. Es war vermutlich auch von Reinhard so gewollt, daß ihm sämtliche Mitbringsel vom eigenen Personal vorgelegt werden. Entweder sollte es schneller gehen oder auch hier sollten Sicherheitsrisiken verringert werden. Ich empfand es jedenfalls als beleidigend und bevormundend, und es wirkte fast so, als wäre es dem Personal am liebsten, daß man seine Mitbringsel vorher an der Garderobe abgibt, um es später unterschrieben zurückzubekommen. Bei einer späteren Tour habe ich noch mal eine Autogrammstunde miterlebt, wo es dann meiner Wahrnehmung nach wieder etwas entspannter zuging. Danach gab es ja keine Autogrammstunden mehr bei den Konzerten, wo ich war, aber ich habe sie dann auch nicht mehr vermisst.
Ticketverkauf:
natürlich hatte ich beim ersten Ticketverkaufstermin schlechte Karten. Sehr gut fand ich, daß der Vorverkaufsstart nicht wie damals mal um 10 Uhr früh, sondern um 18 oder 19 Uhr oder wann das war, startete, also arbeitnehmerfreundlich. Allerdings hatte ich trotz ansonsten zuverlässiger Internetverbindung 2 Tickets in der 2. Reihe erwischt und ausgewählt, wollte die Zahlungsmoladitäten abwickeln, und sah, daß die Tickets dann nicht mehr im Warenkorb waren, nachdem ich den Zahlungsvorgang nicht durchführen konnte. Gerade in den riesigen Hallen hätte ich nicht irgendwo hinten oben sitzen wollen (s.o.) und habe mich sehr geärgert. Ich weiß, daß viele andere Konzertbesucher diesbezüglich wesentlich entspannter sind als ich und sich freuen, überhaupt dabei zu sein, aber bei Reinhard Mey, der auf Videotechnik verzichtet, möchte ich schon möglichst weit vorne sitzen, sonst, wie gesagt, würde mir auch die Live-CD reichen. Jedenfalls gab es durch die Verschiebungen und die beiden Zusatzkonzerte hier und dort doch noch sehr gute freigewordene oder bei einem Zusatzkonzert neu vergebene Plätze, wo ich tatsächlich einfach nur Glück hatte, in dem Moment nachgesehen und bestellt zu haben.
Mein Fazit:
Liedauswahl hin oder her, Ticketverkauf im Vorfeld, Bodyguards: Die Konzerte, an denen ich jetzt während dieser Tour teilnahm, haben mir sehr viel Freude bereitet, so daß ich auch mit den Umständen, die ich im Vorfeld beim Ticketverkauf und bei vorherigen Tourneen erlebt habe, nun meinen Frieden gemacht habe. Jetzt heißt es, ein halbes Jahr auf die Live-CD zu warten, die erschienen nach den letzten Tourneen meiner Erinnerung nach ja auch immer Anfang Mai.
Viele Grüße von
Georg