Bitte NICHT gendern!

*DER SINN DER POLITIK IST FREIHEIT
Das Leben ist immer ein Leben mit anderen. Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein „staatsentwickelndes Tier“, wie Aristoteles formulierte. Er bedarf zu seiner Vervollkommnung der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Frage ist nicht, wie uns heute im Zeitalter des begrenzungslosen Individualismus (und Egoismus) eingehämmert wird: Wie soll ich leben? Sondern: Wie sollen wir leben? - und darüber kann in diesem Forum diskutiert werden!

*Quelle: Webseite Akademischer Verein Kyffhäuser e.V.  | Foto © by Pixabay.com 
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Beitrag von migoe »

Bin heute durch ein vollkommen anderes Thema doch wieder zurück aufs "Gendern" gebracht worden und musste an Anette denken, die schrieb:
amori Zitat: Fr 30. Sep 2022, 15:39
Ich denke auch gerade an Lyrik. Goethes Ballade 'Der Schatzgräber' wäre mit einem Schlag versaut:
Grabe hier nicht mehr vergebens.
Tages Arbeit! Abends Gäste und Gästinnen!
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort.
Gerade lyrische Texte haben doch eigentlich den Vorteil, sich nicht "anpassen" oder "anbiedern" zu müssen, denn was als "fertiges Gedicht" vorliegt, braucht keine sprachliche Anpassung mehr sondern steht für sich alleine. Deshalb finde ich es höchst unpassend, wenn bei der Diskussion "Gendern: ja oder nein?" diese Begründung vorgebracht wird.

Die Gedichte von z.B. Reinhard Mey :pfeifen: , Bob Dylan :-D , Wolfgang von Goethe, Wilhelm Busch, Heinrich Heine usw. stehen für sich und müssen sowieso stets in dem jeweiligen Kontext der Entstehung gesehen werden (was aber selten getan wird). Insofern kann ich zwar einerseits natürlich verstehen, wenn Du, liebe @amori , diesbezüglich keine "Anpassungen" an bestehenden lyrischen Werken haben möchtest. Andererseits aber ist es das Wesen der Lyrik, zu gefallen UND zu sagen, was ist, also gehört das ambivalente Verhalten schon immer zu lyrischen Texten und wird das auch immer bleiben.

Deshalb ist es für mich durchaus vorstellbar, dass dieses von Dir gebrachte Beispiel HEUTE von Herrn Goethe vielleicht tatsächlich anders klingen würde. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Menschen in Goethes Zeit seine Texte immer genau so verstanden haben, wie er sie gemeint hat - gilt aber natürlich für uns heute auch! Gerade Goethe ist aber kein besonders "gutes Beispiel", was die Argumentation "versus" Gendern angeht, denn im Grunde seines Herzens war Goethe (davon bin ich felsenfest überzeugt) ein Anhänger der Idee von Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit - zuende gedacht, schließt das nunmal auch die Gleichberechtigung in der Sprache ein, oder :erschreicken:

Dies ist natürlich keine wissenschaftlich fundierte Einschätzung von mir, sondern meine persönliche Sichtweise, aber ich bin mir sicher, damit nicht so falsch zu liegen, oder?
Ein Standpunkt zum Gendern Mitgemeint

Jetzt stellt euch bitte nicht so an,
denn schließlich seid ihr mitgemeint,
wo kämen wir am Ende hin,
wenn jeder wegen sowas weint?

Gibt es nicht größere Probleme,
die über Krieg und Frieden richten?
Möglich, doch es ist auch groß,
wenn Worte Wahrnehmung vernichten.

Sprache formt die Wirklichkeit
und wenn wir nicht nur Männer sind,
dann fehlt in unserm Sprachgebrauch
am Ende jedes zweite Kind.

Denn bist du wirklich mitgemeint,
wenn du sprachlich nicht existierst?
Wenn du mir falsche Namen gibst,
für jede_n männlich formulierst?

oder beim Sternchen in der Lücke
wirklich um Komplexität
oder doch eher um Machtgerücke?

Weißt du, wenn wir alle meinen,
dann spricht doch nichts dagegen,
wenn wir sprachlich auch Toleranz
statt Ignoranz vorleben
Dieses Gedicht habe ich gefunden auf der Webseite leiseimlaut.de
Wie ich zu dem Gedicht gekommen bin...

Der Inhalt wurde mittels iFrame in diesen Beitrag eingebettet und ist unter Umständen irgendwann nicht mehr abrufbar! Die Urheberrechte liegen bei der Originalquelle: goethes-faust.de

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Beitrag von migoe »

Liebe Marianne,
fille Zitat: Fr 30. Sep 2022, 14:24
Zweifelst du an meiner Intelligenz? Natürlich kann ich es verstehen! Aber mir drehen sich die Fussnägel auf, wenn ich sowas lesen muss. Na ja, muss ich ja nicht.
selbstverständlich zweifle ich nicht an Deiner Intelligenz, allerdings hat Verständnis von Texten auch nicht nur mit Intelligenz zu tun, sondern auch mit Sprachschatz und Formulierung. Dafür ist der "Absender" verantwortlich. In diesem Zusammenhang hatte ich das gemeint. Nicht DU musst etwas verändern, wenn DU meine Beiträge nicht so aufnehmen kannst, dass sie für DICH angenehm zu lesen und verständlich formuliert sind, sonder ICH muss etwas ändern, wenn es mir wichtig ist, dass DU meine Beiträge gerne liest. SO habe ich das gemeint.
fille Zitat: Sa 1. Okt 2022, 15:22
Ich nehme schon lange blutdrucksenkende Mittel
Mir fiel - als ich diese Bemerkung gelesen hatte - ein, dass wir im Sommer in der Schule zum Thema "Hilfestellung für Patienten mit Hypertonie" in der Klasendiskussion eine Maßnahme besprochen hatten, wie einem Menschen, der sich schnell (und oft unnötig) aufregt (und dann Bluthochdruck bekommt), geholfen werden kann: "Er soll 5x tief ein- und ausatmen und eine Formel herunterbeten, die ihn beruhigt" - in Deinem Fall würde ich vorschlagen: "Es sind nur Worte, sie haben keine Bedeutung". Vielleicht kannst Du das für Dich adaptieren - aber die Medikamente wirst Du wahrscheinlich dennoch weiterhin brauchen, wenn es kein psychisches, sondern ein physiologisches Thema ist...
fille Zitat: Fr 30. Sep 2022, 14:24
Das ist jetzt aber kein Versuch, mich in eine Schublade zu stecken?
Ok, erwischt, ich hab's versucht, aber KEINE Schublade der Welt ist groß genug, um Dich vollständig aufzunehmen. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als Dich (natürlich NUR im übertragenen "metaphorischen" Sinne) auf ganz viele unterschiedliche Schubladen zu verteilen. Wo will'ste denn gerne rein? :knuddel:
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Beitrag von amori »

Hallo Migoe,
migoe Zitat: Sa 8. Okt 2022, 11:18
Gerade Goethe ist aber kein besonders "gutes Beispiel", was die Argumentation "versus" Gendern angeht
warum nicht? Dieses Goethe-Gedicht sollte ja nur veranschaulichen, mit welchen sprachlichen Erschwernissen sich zeitgenössische Lyriker vielleicht mal herumschlagen müssten. Hier sind auch die Lyriker im Plural für mich ganz selbstverständlich Männer UND Frauen, die sich mit dieser Kunst beschäftigen.
Ich habe natürlich keine Sorge, dass unsere Klassische Literatur 'umgegendert' wird. Und ich bin mir sicher, dass zeitgenössische Lyriker und Prosatexter gerne auf Schreibkrämpfe verzichten werden.

Hier wird die Thematik völlig unaufgeregt behandelt. Da bin ich ganz bei. :applaus:
[/quote]
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LG
:amori:
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