Hallo Michael, hallo Forum,
nach freundlicher Erinnerung

habe ich den Film letzte Woche auch noch im örtlichen Kinoprogramm entdeckt, bevor er kurz darauf auch schon nicht mehr laufen sollte -- gerade noch Glück gehabt.
Ich saß mit 8 anderen Leuten im Kinosaal, mein Alleinstellungsmerkmal waren Geschlecht und Altersklasse
Mir hat der Film auch gut gefallen, würde ihn ebenfalls weiterempfehlen. Eine lose Sammlung an Eindrücken:
Zumindest denen, die schon ein bisschen vertraut mit Leben und Werk von Bettina Wegner sind, sonst wird es nämlich schwierig.
Och, allzu viel wusste ich vorher nicht über sie, aber ich war trotzdem ganz zufrieden, hehe.
Mir hat gerade gefallen, dass Musik von Wegner zum Glück nicht nur kleindosiert über wenige Zeilen eingespielt wurde, sondern man manchmal fast einen ganzen Song kennenlernen konnte: Perfekt für jemanden wie mich, der ich kaum Lieder von ihr kenne.
Für mich bemerkenswert war, dass das typische Doku-Konzept, Zeitzeugen und Wegbegleiter zu Wort kommen zu lassen, hier überhaupt nicht verfolgt wird, sondern das einzige Interview eben mit Bettina Wegner selbst ist. Wie du schon sagst, Michael: Sie erzählt ja auch super. Mir reicht es.
Offene Fragen sind für mich eher im Bereich der musikalischen Karriere geblieben: Wie kam sie zur Musik? Was waren die Vorbilder? Wie hat sie sich den Gitarrenstil angeeignet? Wie kamen Erfolg und Berühmtheit (die ab irgendeinem Punkt des Films einfach vorausgesetzt werden)? Kontakte/Verhältnis zur Liedermacher*innen-Szene in Ost und West? (Sie wirkt teilweise einzelgängerisch...) -- Also es gibt nie mal ein "und dann habe ich Album XY mit XY aufgenommen" oder dergleichen. Ist gar nicht einmal unbedingt kritisch gemeint, denn der Film kann gut so bestehen, wie er ist mit all seinen Schwerpunkten. Nur meine Erwartung war vielleicht ein wenig anders.
Und noch so ein großes Fragezeichen: Was ist eigentlich mit den jüdischen Einflüssen? Einmal singt sie im Film ein Lied mit, ich vermute, hebräischem Text, aber das kommt einfach ohne Kontext. Und dann gibts ja diese lange Zusammenarbeit mit Karsten Troyke. Irgendwie haben mir da ein paar Worte gefehlt. Ich reime mir so zusammen, dass ihr erster Mann einen jüdischen Hintergrund hatte, aber letztlich sagt das ja nichts über ihre Faszination auch mit Musik aus dieser Kultur usw.
Die filmische Umsetzung war insgesamt recht ästhetisch, teilweise wurden etwa moderne Aufnahmen aus dem heutigen Berlin zu Erzählungen eingeblendet, die dort in der DDR spielten. Ganz nett.
Film in 4:3 statt 16:9, erst ungewohnt.
Der Gesamtaufbau (sowohl dieses Gerichtsverhör als auch der Song "Gebote" geben eine Art Struktur) war schlüssig.
Wenn der Film irgendwann im Fernsehen läuft, werde ich sicher nochmal reinschauen.
Viele Grüße
Viktor
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