Lieber Helmut,
Helmut Zitat: ↑Fr 3. Sep 2021, 11:37
Ich hab den Wahlomat -wie eigentlich vor jeder Wahl- gemacht und war wieder über das Ergebnis überrascht.
ich nutze den Wahl-O-Mat auch immer wieder gerne und bin eigentlich nicht überrascht über die im Ergebnis dargestellte Tendenz der politischen Parteien, die in ihren Parteiprogrammen eine ganz bestimmte Politik zum Ziel haben.
Überrascht bin ich aber dann doch ab und zu über Parteien, die ich selber gar nicht "auf dem Schirm" hatte oder die mir überhaupt nicht bekannt waren.
Dafür ist der Wahl-O-Mat hervorragend geeignet. Ich bin sogar überzeugt davon, dass Instrumente wie der Wahl-O-Mat jungen Menschen helfen, eine eigene politische Meinung zu entwickeln und sich mit unterschiedlichen Positionen auseinander zu setzen.
Dafür ist es aber notwendig, die Handhabung mit diesem Instrument zu üben und auch die Funktion der Filter des Wahl-O-Mat zu verstehen. Zudem denke ich, es ist nötig, sich selbst darüber Gedanken zu machen, welche der 38 Thesen für einen selbst denn wirklich am wichtigsten ist. Nach der Beantwortung der Thesen können ja die einzelnen Thesen/Themen noch einmal gerichtet werden. Je nachdem, wie viele und welche Thesen hier 2fach gewichtet werden, fällt auch das Ergebnis unterschiedlich aus.
Wer alle Thesen gleich wichtig belässt, erhält eben ein anderes Ergebnis, wie jemand, der z.B. vor allem Umweltfragen doppelt gewichtet oder wenn jemand das Thema "Ausländer" besonders wichtig findet. Man muss aber halt eventuell damit leben, wenn Parteien wie NPD oder die AfD an vorderer Stelle stehen, wenn einem Thesen wie "Familiennachzug verbieten" besonders wichtig sind!
Helmut Zitat: ↑Fr 3. Sep 2021, 11:37Der Wahlomat fragt nur das Parteiprogramm ab.
Dessen muss man sich schon bewusst sein und macht für mich auch Sinn, denn woran sollte ich die Glaubwürdigkeit einer Partei messen, wenn nicht an ihrem Programm, für deren Umsetzung sie sich ja einsetzen sollte. Meiner Meinung nach ist das auch ein Grund, warum Parteien wie CDU/CSU und SPD es bei den jungen Wähler*innen schwer haben, denn die (jungen Leute) haben den Anspruch, dass jemand, der etwas zusagt, am Ende auch einhält.
Helmut Zitat: ↑Fr 3. Sep 2021, 11:37Dabei spielen die Charaktereigenschaften der Politiker (Führungsstärke, Ehrlichkeit, Bildung, Flexibilität, Kooperationsbereitschaft, Populismus, Bestechlichkeit) keine Rolle.
Ich denke, dass der Wahl-O-Mat (und auch der Sozial-O-Mat) das auch nicht leisten können und wollen.
Ich habe auch schon Parteien meine Stimme gegeben, obwohl die Kandidat*innen der Partei mir nicht immer sympatisch oder "kompetent" genug waren. Bei jeder Wahl habe ich ja wieder eine neue Möglichkeit, meine Stimme zu vergeben und kann meine vorherige Wahlentscheidung damit korrigieren.
Gerade im Hinblick auf Themen wie Bildung, soziale Gerechtigkeit und Klimakatastrophe sind die Differenzen zwischen dem, was die Parteien vor der letzten Wahl versprochen haben, und dem, was sie am Ende umgesetzt (oder verhindert!) haben, ziemlich unübersehbar.
Auch der Umgang mit Kritik hat sicher einen Einfluss - siehe den "Absturz" von Union bzw. Armin Laschet und an Annalena Baerbock bzw. den Grünen bei den Umfragen in den letzten 3 Monaten. Natürlich wird es zu einer veränderten Stimmabgabe kommen, je nachdem, welche Kandidat*innen von einer Partei aufgestellt werden.
So bin ich mir z.B. auch sicher, dass die AfD Stimmen verlieren wird, weil sich bestimmte Mandatsträger von der Partei getrennt haben, weil ihnen (den Politikern) die Radikalisierung doch zu weit gegangen ist.
Helmut Zitat: ↑Fr 3. Sep 2021, 11:37Ich denke der Wahlomat ist für Leute, die einfach gestrickt sind und einfache Lösungen haben wollen.
Genau das denke ich nicht. Wer sich zu den 38 Thesen selber positioniert, sich Gedanken über die Priorität der einzelnen Themen/Thesen macht, sich dann noch mit der Auswahl der Parteien nach der Auswertung beschäftigt und sich dann anhand dieser Ergebnisse noch einmal mit den Programmen derjenigen Parteien, die ins eigene Weltbild passen, auseinandersetzt, der ist nicht "einfach gestrickt" und sucht nach einfachen Lösungen. Diese Menschen, die in das "einfach-gestrickt-Muster" passen, werden sich nicht einen Wahl-O-Mat antun.
Helmut Zitat: ↑Fr 3. Sep 2021, 11:37Viele Probleme haben zwei Seiten, so dass man sich selten für ein eindeutiges Ja oder Nein entscheiden kann (Beispiel: Wahlalter. Ich kenne informierte Jugendliche, denen ich das Wählen zugestehen würde, anderen aber nicht. Und dann fallen mir Erwachsene ein, die nicht einmal das Niveau eines 16-Jährigen haben)
Jede Thesen bietet 3 Auswahlmöglichkeiten: stimme zu | neutral | stimme nicht zu
Bei dieser These stimme ich zu, weil ich der Meinung bin, dass junge Menschen in diesem Alter auch schon politische Entscheidungen treffen können. Die Gesellschaft muss sie dafür aber vorbereiten, z.B. sollte in den Schulen ab der 6. Klasse bereits im Unterricht politische Bildung vermittelt werden. Damit meine ich, die Beschäftigung mit Parlament, Gewaltenteilung, politische Teilhabe und demokratischen Grundsätzen (Wahlsystem) - keine Indoktrination von Ideologien sondern Vermittlung von Grundsätzen der politischen und gesellschaftlichen Ordnung!
Leider werden in den Schulen ALLE Schüler mit "Spezialwissen" gequält, welches nur ein bestimmter Anteil von ihnen im späteren Leben wirklich benötigt, aber Fragen wie "Was ist eine Steuererklärung?" oder "Wie funktioniert eine Demokratie?" gehören nicht zu den wichtigen Themen!
Überhaupt, sollte die Vermittlung von praktischem Wissen in den Schulen viel themenübergreifender vermittelt werden und nicht so sehr nach "Schulfach" getrennt. Durch meine Ausbildung zur Pflegefachkraft , die ich vor einem Jahr begonnen habe, ist mir die Misere der deutschen Schulpolitik durch eigene Erfahrung bewusst geworden - aber das ist ein eigenes "großes" Thema...
Helmut Zitat: ↑Fr 3. Sep 2021, 11:37
Dem schließe ich mich an!
Ich sehe gerade, dass ich für diesen Beitrag 968 Worte geschrieben habe, obwohl ich "nur schnell antworten" wollte
- dann kann ich die 1000 auch gleich voll machen