Liebe Liedermacherfreunde,
mit wem könnte ich meine Begeisterung für handgemachte Musik besser teilen als mit euch?!? Hier ein kleiner Konzertbericht mit persönlichen Eindrücken sowie Konzertdaten für November. Viel Spaß beim Lesen wünscht euch
eure Anne
Haiti Konbit 2014 – Impressionen vom Konzert mit TiCorn & friends
von Anne Drerup
Samstag, 25.10.2014: Nach meiner Arbeit gibt es nur einen kurzen Zwischenstopp zu Hause, schließlich möchte ich heute nach Düsseldorf (und das will für eine in Köln Lebende ja schon etwas heißen!) zur Haiti Konbit, um TiCorn & friends live bei einem Auftritt zu erleben. TiCorn (= „petite Cornelia“) Schütt, Sängerin und Songwriterin aus Haiti, habe ich bis dato auf ihrer zauberhaften CD „Cap Haitien“ oder einmal mit einem einzelnen Lied innerhalb eines Events gehört, aber zusammen mit der Band, bestehend aus ihren Freunden Brahm Heidl (Querflöte, Bassgitarre) und Donald Holtermanns (Percussion), ist es das erste Mal, und so freue ich mich ganz besonders darauf.
Auch wenn es glücklicherweise gerade keine Lokführerstreiks gibt, dauert die Fahrt etwas länger als gedacht, sodass ich von der Programmeröffnung um 17 Uhr nur noch die letzten Worte mitbekomme. Von der Haltestelle aus ist aber alles perfekt ausgeschildert, und so betrete ich leicht außer Atem den geschmückten Saal, in dem sich viele Zuhörer mit haitianischen Wurzeln zusammen mit ihren Familien und Freunden aufhalten, freudig begrüßen und unterhalten. Dass ich zunächst niemanden persönlich kenne, macht nichts, denn ziemlich bald werde ich herzlich willkommen geheißen und nach meinem Namen gefragt. Einige sprechen Créol, von dem ich durch meine Französischkenntnisse winzige Brocken zu verstehen glaube, die meisten können aber auch Deutsch und so lässt es sich leicht ins Gespräch kommen. Als es dämmerig wird, werden mir Streichhölzer weitergereicht, um die Windlichter auf dem Tisch anzuzünden – es kommt eine gemütliche Stimmung auf. Um 18 Uhr beginnt das Konzert, eröffnet durch die Band und Renès Bbwi, ebenfalls haitianischer Sänger und Musiker, der nach seinen fröhlichen und rhythmisch mitreißenden Liedern (vom Text verstehe ich so gut wie nichts, aber natürlich die Stimmung, die die Musik transportiert!) TiCorn ankündigt.
Jetzt bin ich natürlich ganz besonders gespannt und aufmerksam! Da TiCorn ebenfalls in Créol singt, ob nun ihre eigenen Lieder oder die berühmter haitianischer Dichter und Liedermacher, wie z.B. Jean Claude Martineau, erzählt sie in den Ansagen, wovon die jeweiligen Texte handeln und welche enthaltende Botschaft besonders wichtig ist. „Kap Haitien“ erkenne ich sofort wieder, hier singt TiCorn ab der Mitte auch eine englische Übersetzung mit, eine schwungvolle Hymne auf die Heimat, aber die meisten Lieder sind für mich völlig neu. Ruhige, gefühlvolle Balladen wechseln mit fröhlichen und schwungvollen Stücken ab – und es gesellen sich stets noch weitere Musiker auf die Bühne, um die Lieder mit weiterer Percussion oder Tanz zu untermalen! Da die Begeisterung ansteckt, wirkt sich das auch auf meine Kameraführung aus – die meisten Bilder verwackeln, doch ein paar Fotos sind dann doch einigermaßen gelungen:
Brahm Heidl, Donald Holtermanns und TiCorn (v.l.) mit einer gefühlvollen Ballade (Foto 1)
Gemeinsam mit Renès Bbwi, der das Konzertprogramm eröffnete, werden die Zuschauer zum Mitklatschen und Mittanzen eingeladen - und bei den Rhythmen hält es kaum jemanden auf den Stühlen! (Foto 2 und 4)
Ein Überraschungsmoment erlebe ich, als ich mitten in einer Ballade von TiCorn plötzlich mir vertraute Sprache vernehme – diesmal hat sie eine Strophe nicht auf englisch, sondern auf deutsch übersetzt, und es klingt wunderschön poetisch, das „Boot der Liebe“:
Sag wohin die Reise führt
Dass sie nicht an Sinn verliert
Suche Du die Segel aus
Geradeaus, ich folge Dir
Zeig' wohin die Reise führt
Dass sie nicht das Ziel verfehlt
Flaute oder wilder Sturm
Selbst im Kreis, ich folge Dir
(Textauszug – ganz herzlichen Dank fürs Zusenden!)
Mit einem Stück, das das Publikum zum Mitsingen animiert, endet das Konzert – wie schnell ist die Zeit verflogen! Gäbe es nicht noch einige weitere Programmpunkte, würden wir sicher nach einer Zugabe rufen. So sind aber alle Zuhörer mit einer kurzen Pause ganz zufrieden, bevor es mit ebenso beeindruckenden Tanzgruppen, einer Tombola mit zwei Gemälden als Hauptgewinn und dem abschließenden traditionell zubereiteten Abendessen weitergeht. Für mich ist es besonders schön, dass ich TiCorn und ihre Freunde bei dieser Gelegenheit auch persönlich begrüßen und sprechen kann, wobei ich u.a. auch von folgenden Konzertterminen erfahre:
Freitag, 28.11. 2014 um 19 Uhr in Eitorf (Nähe Bonn) im Theater im Park
Samstag, 29.11.2014 in Lille; Sonntag, 30.11.2014 in Creil (Frankreich), eine Konzertankündigung per Videoclip gibt es unter folgendem Link von TiCorn & friends:
https://www.youtube.com/watch?v=QpJo2p2 ... ture=share
Wer sich wie ich für handgemachte Musik, Sprachen und Kultur interessiert, sollte sich nicht entgehen lassen, mal ein Konzert von TiCorn & friends zu besuchen. Übrigens fühle ich mich im Laufe des Abends mehrmals an die Atmosphäre bei unseren Liedertreffen bzw. den Sessions erinnert, als nämlich einige Musiker und Tänzer ganz spontan einzelne Darbietungen unterstützen, und gerade auch die Kinder mit Begeisterung vor die Bühne stürmen, um sich fröhlich zu Musik und Rhythmus im Kreis zu drehen.
Ein Abend, an den ich mich sicher noch häufig und gerne erinnern werde!