Hallo in die Runde,
es lebe die Materialschlacht!
Ich will mal versuchen, einige Überlegungen zur Arbeitsweise im Heimstudio eines Liedermaches zu skizzieren. Daraus ergibt sich ein Plädoyer für weniger, aber die richtige Technik ...
Da Klampfenkrieger ja explizit nach einem geeigneten Audiointerface fragt, sollten wir hier keine neue Mikrofondebatte eröffnen. Die hat damit nichts zu tun, da ein gutes Interface mit jedem gewöhnlichen Mikrofon umgehen können muss.
Forenhansi schrieb:
Aus heutiger Sicht würde ich vermutlich mit der Auswahl eines Mischpultes anfangen
Ich halte ein Mischpult im Solisten-Studio für vollkommen überflüssig, sogar kontraproduktiv (DAW-Controller sind ein anderes Thema, das hier ebenfalls nicht aufgemacht werden sollte). Weder braucht man ein analoges Mischpult zum Abmischen (das geht viel sauberer in der DAW) noch zur Klangoptimierung (die einschlägigen Kleinmixer tun das Gegenteil!). Das Geld legst Du besser in einem geeigneten Interface an.
Klampfenkrieger schrieb:
Vorrangig geht es darum meinen Gesang und eine Gitarre aufzunehmen, eventuell auch mal ein paar Trommeln für den Background.
Wenn man, was ja heute Studio-Standard ist, per Overdubbing, also Spur für Spur, aufnimmt, reicht z.B. das vom Barden empfohlene Focusrite Scarlett mit seinen zwei Combo-Eingängen (jeweils XLR und Klinke) völlig aus.
Ein mögliches Setup sieht dann so aus: Gitarre in Stereo aufnehmen (beide Eingänge benötigt), dann die Trommel einspielen (vermutlich ebenfalls in Stereo, wofür die beiden Eingänge dann ja frei sind, da die Gitarrenspuren 'im Kasten' sind) und zuletzt den Gesang (dafür wird nur ein Eingang benötigt). Mehr Instrumente sind natürlich möglich, theoretisch kannst Du eine ganze Band so aufnehmen, alle nacheinander. Nur hast Du eben pro Instrument nur maximal zwei Mono-Eingänge zur Verfügung (z.B. für Schlagzeuger, je nach Aufnahmetechnik, zu wenig).
Die mir bekannten Interfaces (auch die der Einstiegsklasse) haben alle 48V Phantomspeisung (die benötigen Kondensatormikrofone) und eingebaute, brauchbare Preamps. Bessere gibt es zweifellos, aber auch die klammere ich hier mal aus. Wenn Du Deinen Geldbeutel schonen möchtest, erkunde lieber erst einmal die Möglichkeiten der Plugins Deiner DAW (Equalizer, Kompressoren etc.).
Und woher bekommst Du nun die DAW?
Selbst günstigen Interfaces liegt in der Regel die abgespeckte Version einer Profi-Software bei (ProTools, Cubase, Ableton usw.). Für die von Dir geschilderten Zwecke sollte sie vollkommen ausreichen.
Welche DAW für Dich die richtige ist, kannst Du nur selbst herausfinden, indem Du die Testversionen mal ausprobierst. Du wirst es schnell merken.
Ob Du die Wahl Deines Interfaces von der beiliegenden DAW abhängig machen möchtest, musst Du ebenfalls selbst entscheiden. Wenn Dir des Barden Empfehlung (Reaper) zusagt, stellt sich die Frage vielleicht ja gar nicht.
Folgender Aufbau also:
Gitarrist > Mikrofon (oder Tonabnehmer) > AUDIOINTERFACE > DAW
Bei richtiger Handhabung reicht das aus, um zuhause gut klingende Aufnahmen zu machen. Alles Weitere (teure Mikros, bessere Preamps etc.) ist Bonus und nur dann erforderlich, wenn man genau weiß, was man damit will - und wie man die Technik richtig bedient.
Noch ein weiteres Setup sollte vor der Auswahl des Interfaces zumindest einmal gedanklich durchgespielt werden: 'Live-On-Tape'. Wenn Du, wie ich es mache, Gitarre und Gesang gleichzeitig und trotzdem getrennt aufnehmen möchtest, brauchst Du entsprechend mehr Eingänge: Einen für den Gesang und, je nach Aufnahmetechnik und klanglichen Ansprüchen, zwei, drei oder gar noch mehr ( Klick mich!
) für die Gitarre.
Fazit also:
Du brauchst kein Mischpult und auch eine neue Mikrofondebatte ist nicht nötig. Entscheidend ist allein die Frage, wie viele Eingänge Du benötigst (nimm im Zweifel lieber ein paar mehr).
Ich halte sämtliche mit bekannten Focusrite-Interfaces, um die Empfehlung des Barden zu unterstützen, klanglich für konkurrenzlos in ihrer jeweiligen Preisklasse. Gute Aufnahmen sind damit auf jeden Fall möglich. Hörbar bessere gibt es zweifellos. Trotzdem werden die Unterschiede (wertvolle Nuancen, die vor allem Puristen sehr erfreuen können) gelegentlich überschätzt, gerade im Heimstudio-Bereich. Klangprobleme haben da meist andere Ursachen ...
Es grüßt
clabauter