*DER SINN DER POLITIK IST FREIHEIT
Das Leben ist immer ein Leben mit anderen. Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein „staatsentwickelndes Tier“, wie Aristoteles formulierte. Er bedarf zu seiner Vervollkommnung der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Frage ist nicht, wie uns heute im Zeitalter des begrenzungslosen Individualismus (und Egoismus) eingehämmert wird: Wie soll ich leben? Sondern: Wie sollen wir leben? - und darüber kann in diesem Forum diskutiert werden!
Wie abgrundtief muss das schwarze Loch sein in dem ein Geschöpf sich so ein Tat (?) ausdenkt und sie dann begeht.
Mir fehlen nicht nur die Worte auch mein Denken kann so etwas nicht realisieren.
Klaus
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Unbequem zu sein bedeutet oftmals, sich Hindernisse aufzubauen, die man dann selber aus dem Weg räumen muss, ohne bequem zu werden.
Es schockt mich und macht mich so traurig - soviele vor allem junge Menschen, die auf so grauenvolle Art aus dem Leben gerissen wurden. Und schon geht es los: der Täter muß auf seinen Geisteszustand untersucht werden, war womöglich verwirrt... Nein, es ist keine Verwirrtheit, die Tat war lange vorbereitet, dafür kann es keinerlei mildernde Umstände geben. Der Mann ist für seine Gedanken, seine Theorien und Weltanschauungen voll verantwortlich, er hat mit der Auswahl seines Denkens die eigene Gefühlskälte eingeleitet und bereitet. Nicht zu fassen, daß es immer wieder diese unglaubliche Perversion des Denkens gibt - daß jemand glaubt, mit solcher Unmenschlichkeit "europäische Kultur" zu verteidigen...! Und wieder einmal haben Schieß-"Spiele" für den PC im Vorfeld eine Rolle gespielt - wie der Täter sagt, hat er damit das Töten geübt... noch Fragen? Es gibt viele Baller-Spieler, die nicht amoklaufen, aber es gibt keinen Amokläufer (der letzten Jahre), der nicht diese Spiele am PC gespielt hat!!!
Und in Afrika läuft das lautlose Massaker, das die Weltwirtschaftsordnung dort verübt... z.Zt. verhungern dort täglich 2-3mal soviele Kinder, wie es Opfer in Norwegen gab. 300 Millionen € wären dringend nötig... 0,3 Milliarden. Und hier hören wir täglich von "Rettungsschirmen" für die Schuldenländer (aber eigentlich für die Finanzmärkte und die "Anleger") - 109 Milliarden? Oder doch 156 Milliarden? Oder den Gesamtrettungsschirm von 750 Milliarden auf 1500 Milliarden erhöhen...?
"Es ist, als hätten alle den Verstand verlor´n,
sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor´n..."!!!
90, 100, 1000 1.000.000 oder 1 Wo ist da der Unterschied ? Leid ist Leid und Tot ist Tot. Tod ist Tod .
Und immer wieder die gleichen Gebetsmühlen-phrasen Staatstrauer nach Protokoll aufgesetztes Gesicht und Telegramm. Dann gehts weiter mit Rettungsschirmen Für wen ? Für was. Für wen?
Und wieder 90, 100,1000 ..... Verhungert geschändet, umgebracht verscharrt, vergessen.
Oh ja wir haben auch Probleme:
Der Sommer ist schlecht, die Bräune stimmt nicht. Ballacks Wade zwickt.
Ach ja und was schenken wir zum Geburtstag? Mal schnell im Internet gucken da gibt's doch sicher schöne neue Spiele......., da wird ja nicht echt geballert, das ist doch nur Spaß......
Oh Gott was für ein Globus. Gewalt sales, Gewalt siegt, Gewalt setzt sich durch. Gewalt täglich immer greifbar, Blut nicht in echt, in Pixel und Scores, macht doch nix, neues Spiel neues Glück.
Und wir Lemminge saugen gefilterete bunte News und traben hinterher.
Game over.....
Klaus
Dieser Beitrag enthält 163 Wörter
Unbequem zu sein bedeutet oftmals, sich Hindernisse aufzubauen, die man dann selber aus dem Weg räumen muss, ohne bequem zu werden.
Ikarus schrieb:
Und schon geht es los: der Täter muß auf seinen Geisteszustand untersucht werden, war womöglich verwirrt... Nein, es ist keine Verwirrtheit, die Tat war lange vorbereitet, dafür kann es keinerlei mildernde Umstände geben. Der Mann ist für seine Gedanken, seine Theorien und Weltanschauungen voll verantwortlich
Durchaus möglich und wahrscheinlich, dass der Täter an einer tiefgreifenden Persönlichkeitsstörung "leidet" (wobei man richtiger sagen müsste, dass seine Opfer und deren Angehörige die wirklich Leidenden sind). Wer solch undifferenziertes Schwarz-Weiß-Denken hat und wenig Empathie besitzt, hat oft eine narzistische Persönlichkeitsstörung. Dies bedeutet aber nicht, dass er automatisch mildernde Umstände bekommt. Dann müsste man 2/3 oder mehr aller Gewalttäter aus den Gefängnissen entlassen, da sie oft eine Borderliner-Störung haben.
Und was die andere Thematik angeht: gestern habe ich einen Bericht über eine Mutter in Kenia gesehen, die täglich 40 km läuft, um Wasser von der Wasserstelle zu holen. Schon lange davor habe ich mich schon gefragt, ob die Armutsdiskussion in Deutschland nicht teilweise maßlos übertrieben ist. Dies sage ich bewußt als jemand, der in Armut aufgewachsen ist. Wir jammern auf einem verdammt hohen Niveau.
Gruß Barde
Schon lange davor habe ich mich schon gefragt, ob die Armutsdiskussion in Deutschland nicht teilweise maßlos übertrieben ist.
Lieber Barde.
Woher nehmen wir uns das Recht, die Leiden völlig unterschiedlicher Menschen in völlig unterschiedlichen Gesellschaften miteinander zu vergleichen?
Dass in Deutschland - hoffentlich - niemand vom Hungertod bedroht ist, ändert nichts an der Tatsache, dass es auch hierzulande Menschen gibt, die von ihrer Vollzeitbeschäftigung nicht menschenwürdig in unserem Sinne leben können und auf "Sozialhilfe" angewiesen sind - wobei mir dieses Wort schon heuchlerisch erscheint, da ich es perfide finde, dass ein Land, welches sich sozial nennt, derartige Niedrigstlöhne überhaupt zulässt. "Schweigegeld" wäre treffender, denn nichts anderes ist es. Mit gefülltem Magen demonstriert es sich bekanntlich schlechter.
Wer arbeitet, muss davon leben können, nicht nur überleben. Und "wer arbeitet muss mehr haben als derjenige, der nicht arbeitet". Ich bin sogar dafür, jenen, die nicht bereit sind, sich irgendwie in die Gesellschaft einzubringen (und dazu zähle ich auch ehrenamtliche Tätigkeiten), die Sozialhilfe zu streichen. Das wäre auch gerecht. Aber: Wer nicht arbeiten kann, muss trotzdem ein menschenwürdiges Ein- und Auskommen haben.
Wenn Du nun, wie Du es indirekt tust, argumentierst, anderen gehe es noch viel schlechter als den "Armen" unter uns (die These zu erläutern, dass Armut ein vom gesellschaftlich-sozialen Umfeld abhängiger, nicht fest definierbarer, sondern vielmehr relativer, subjektiver Zustand ist, würde an dieser Stelle zu weit führen), dann mag das im kalten, kapitalistischen Direktvergleich stimmen. Recht hättest Du ebenso mit der Behauptung, dass es wieder anderen wesentlich besser gehe ...
Wir sollten uns aber, finde ich, nicht vor den Karren jener spannen lassen, die die notwendigen Diskussionen über "soziale Probleme" in diesem Land hochmütig als "Neiddebatten" abzutun versuchen - wie ich feststelle, mit zunehmendem Erfolg. Noch zynischer wird es, wenn die Finanzschwachen als "sozial Schwache" dargestellt werden, wenn also ein Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit monetärer Mittel und den sozialen Fähigkeiten suggeriert wird.
Wir jammern auf einem verdammt hohen Niveau.
Woher kommt diese Bonzen-Parole?
Aus Talkshows, in denen zumeist gut situierte Protagonisten diskutieren, die von diesem System natürlich profitieren. Es sei ihnen gegönnt, solange sie ihr Geld anständig verdienen. Ich neide niemandem seinen Luxus, der ehrlich dafür gearbeitet hat und sich zu dem System bekennt, dem er ihn verdankt (dieses System nennt sich "Sozialstaat"). Zornig werde ich aber, wenn ich Sätze wie den oben zitierten lese.
"WIR jammern auf einem verdammt hohen Niveau!" heißt: Begnügt euch mit dem, was ihr habt und beklagt euch nicht so viel. Arbeitet stattdessen ein bisschen mehr, dann könnt ihr auch so reich werden.
Fakt ist: "Reichtum für alle", wie ihn DIE LINKE im letzten Bundestagswahlkampf ironisch gefordert hat, funktioniert nicht. Dass es Besserverdiener gibt, setzt Geringverdiener zwingend voraus, "reich" bedingt "arm" also. Diesen Umstand sollten alle im Hinterkopf haben, die das System so befürworten. Entscheidend ist also weniger, ob "arm" oder "reich", sondern, dass es gerecht zugeht. Und daran habe ich in diesem Land begründete Zweifel, nicht nur innenpolitisch, sondern auch hinsichtlich unserer Außenpolitik, doch dazu später mehr.
Als musikalisches Werk, das diese Thematik aufgreift, sei an dieser Stelle Hannes Waders Abhandlung über die "Milliardäre" empfohlen.
Zu den Milliardären sei an dieser Stelle noch ergänzt, dass auch ich es ungerecht finde, wenn sich ein Milliardenvermögen in privater Hand befindet. Niemand kann so viel arbeiten, dass er auf ehrlichem Weg allein eine Milliarde oder mehr verdient. Dass unser System private Milliardenvermögen zulässt, finde ich angesichts der gewaltigen nationalen und globalen Probleme skandalös.
Ich hatte bisher immer ein Dach über dem Kopf, in meiner Schulzeit stets ein liebevoll zubereitetes Pausenbrot und musste mich für mein Mittagessen noch nie bei einer Tafel anstellen. Auch wenn ich die Arbeit der Tafeln sehr schätze, möchte ich einfach, dass jede/r in diesem Land die Chance hat, auch so zu leben, wie es mir vergönnt ist. Sozialstaat heißt für mich nicht, jedem alles zu bezahlen. Sozial in meinem Sinne ist ein Staat, in dem es gerecht zugeht und in dem alle unabhängig von ihrem Kontostand die gleichen Chancen haben. Und sozial ist auch, wenn jeder nach seinen Möglichkeiten dazu beiträgt, dieses System zu erhalten.
Asozial ist ein Staat - und damit komme ich zu den schlimmen, unmenschlichen Zuständen in Afrika, an denen wir durchaus nicht unbeteiligt sind -, der seinen Wohlstand unter anderem durch die Ausbeutung Ärmerer finanziert. Die meisten von uns (und obwohl ich meine Kleidung nicht bei Discountern kaufe und Textilien der einschlägig bekannten Marken meide, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, ob das nicht auch auf mich zutrifft) tragen Kleider, die von zwangsarbeitenden Kindern gefertigt werden, die davon nicht leben können. Wir schicken unsere Krabben zum Pulen nach Afrika, weil das günstiger ist (und zwar ausschließlich deshalb und nicht etwa, wie manche behaupten, "um denen da unten Arbeit zu geben") und verscherbeln unsere Waffen an Regime, die ihre Bevölkerung damit ermorden. Mit unseren Steuern finanzieren wir sogar eine Kirche, die mit ihrer Politik erheblich zur Verbreitung von Krankheiten wie AIDS in Afrika beiträgt. Alles, um unseren Wohlstand zu wahren. Und dafür, dass das alles ganz weit weg bleibt, sorgt "die EU" - das sind auch wir.
Das Elend ist nicht neu und es wird immer schlimmer. Und nach dem Sommerloch wird es ebenso schnell wieder aus den Nachrichten verschwinden wie EHEC, die Hochzeit in England und der Fall zu Guttenberg.
Mich schockiert, wie gelassen wir das alles trotzdem hinnehmen. Da kann mich auch nicht trösten, dass wir hier auf einem verdammt hohen Niveau jammern. Manchmal beschleicht mich gar das Gefühl, manchen in diesem Lande ist es ganz recht, dass es immer welche auf der Welt gibt, denen es noch schlechter geht ...
Armut beginnt aber nicht erst mit dem Kampf ums nackte Überleben.
Es grüßt
clabauter
Barde schrieb:
Wir jammern auf einem verdammt hohen Niveau.
Gruß Barde
Derjenige, der die Wahrheit erkennt lege den ersten Stein zur Seite - ich kann zwar nicht werfen, aber leider halte ich den Stein noch in der Hand.
Die Wut meiner Jugend ist nicht mehr da, denn obwohl ich wütend bin, trage ich nur noch Trauer und Gleichgültigkeit vor mir her.
Versuche nicht das Ganze zu verstehen, denn das überfordert dich - und Überforderung lähmt dich und lässt dich gar nichts tun.
Gedanken über mich selbst 2011
M.
Dieser Beitrag enthält 90 Wörter
12 Töne, 24 Buchstaben, viel Gefühl im Bauch - ein neues Lied ist entstanden
aber es gibt keinen Amokläufer (der letzten Jahre), der nicht diese Spiele am PC gespielt hat!!!
Amoklauf und PC ... es gibt da keinen Zusammenhang, denn vor dem PC gab es DVDs, Filme Bücher, Erzählungen genauso wie blutrünstige Märchen, die derartige Fantasien ausgelöst haben und schon früher gab es Amokläufe. Geändert hat sich die Wahl der genutzten Waffen. Früher war´s die Axt, mit der man eben noch Holz gehackt hat, oder ein Gewehr, mit dem man Füchse vom Gehöft ferngehalten hat. Das Ausmaß der Amokläufe war nicht so groß, aber auch nicht weniger schlimm.
Was sich im Laufe der Zeit enorm geändert hat, sind die Werte in der Gesellschaft und darin liegt das eigentliche Dilemma (bzw. die Armut in den vermeintlich reichen Ländern). Karriere machen um jeden Preis! Wer für sein Leben gern an Autos schraubt, kann zwar Autoschrauber lernen, aber wenn er nach 10 Jahren immer noch an Autos schraubt - wie sieht da der Lebenslauf aus, so ganz ohne Karriere? Also ist er von vornherein auf verlorenem Posten. Auf dem Arbeitsamt lernt er aber später, wie sein Lebenslauf rückwärts geschrieben, seine Chancen ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein, erheblich verbessert.
Die Gesellschaft zerfällt immer mehr in ihre "Einzelteile". Familie, Haus-, Dorfgemeinschaft - das zählt alles nicht mehr und man flüchtet sich in andere (virtuelle) Welten, die auf einen warten. Man kommuniziert ohne wirklich was zu sagen, man braucht sich nicht unterzuordnen, muss nicht diskutieren, einen gemeinsamen Weg finden. Jeder will (und kann) sein eigener König im eigenen Königreich sein. Und König sein hat was mit Macht zu tun, die man irgendwann auch nutzen will. "Macht", die jeder allein vorm PC ausleben kann, ganz ohne Gegenwehr. Wenn so einem König im realen Leben ein bissel "Gegenwind" in Schule oder Job entgegenbläst, schreit er gleich "Mobbing" und die Machtspiele reichen dann vom virtuellen Freunde canceln bis hin zum realen Amoklauf.
PC sind ja nicht nur Ballerspiele und Facebook, das Nützliche an der Technik überwiegt mit Sicherheit. Ballerspiele hin oder her - Amok läuft nur jemand, der dafür eine Waffe in die Hand nimmt. Alles hat seine 2 Seiten und das Leben ist halt nicht nur schön.
Es wird in diesen Tagen viel über diesen Täter geredet, wie er bestraft werden soll und was ihn zu diesem Massaker bewogen hat... Was seine Bestrafung betrifft, habe ich vollstes Vertrauen in die norwegische Justiz... Was seine Motive betrifft, bin ich einerseits dagegen, diesem Mörder ein Forum zu geben, etwas rechtfertigen zu versuchen, wofür es keine Rechtfertigung gibt. Andererseits möchte ich aber durchaus wissen, warum er das getan hat, um so etwas möglicherweise im Vorfeld verhindern zu können, falls irgendwer in meinem Umfeld ähnliches plant... Das alles hätte auch hierzulande vor unseren jeweilgen Haustüren passeren können...
Und über die Opfer wird wieder mal vergleichsweise wenig geredet. Die Trauer ihrer Angehörigen wird zwar medienwirksam zur Schau gestellt, aber dass sich diese Jugendlichen in diesem Feriencamp auch deshalb getroffen haben, um zu diskutieren, wie eine tolerantere und freiere Welt zu realisieren wäre, wird in meinen Augen viel zu wenig gewürdigt.
Dieser Beitrag enthält 160 Wörter
"Wenn man als junger Mensch aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen treu geblieben ist, sieht man als alter Sack halt aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer."
Harry Rowohlt (1945-2015)