Kernschmelze in Japan

*DER SINN DER POLITIK IST FREIHEIT
Das Leben ist immer ein Leben mit anderen. Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein „staatsentwickelndes Tier“, wie Aristoteles formulierte. Er bedarf zu seiner Vervollkommnung der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Frage ist nicht, wie uns heute im Zeitalter des begrenzungslosen Individualismus (und Egoismus) eingehämmert wird: Wie soll ich leben? Sondern: Wie sollen wir leben? - und darüber kann in diesem Forum diskutiert werden!

*Quelle: Webseite Akademischer Verein Kyffhäuser e.V.  | Foto © by Pixabay.com 
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Kernschmelze in Japan

Beitrag von Gesch »

Ihr Lieben,
vor ein paar Jahren erhielt ich aus dem Puplikum mal den gut gemeinten Rat, es nun doch mal gut sein zu lassen mit diesen Politsongs gegen Atomkraft und gegen Krieg und gegen dies und gegen das...
aber es gibt offenbar immer wieder Anlässe, die alte Lieder wie neu klingen lassen. Die Reaktorkatastrophen in Japan boten den Anlass, ein Lied wieder auszugraben, das ich 1979 geschrieben hatte - nach dem Störfall im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg...
http://www.youtube.com/watch?v=iQXfP2qCSyM 
man kann an diesem Wochenende - oder besser sogar von diesem Wochenende an - nicht mehr so tun, als könnte man so weitermachen, als wenn nichts gewesen wäre und kommentarlos zur Tagesordnung übergehen. Auch mein Katastropheneinsatzplan bekommt wieder eine erschreckende Aktualität, denn schon wird uns wieder vorgegaukelt, man habe doch alles im Griff...
http://www.youtube.com/watch?v=iQXfP2qCSyM 
und in Berlin beraten die schwarz-gelben Radioaktivitäts-Experten in der Koalition, die von der Atomindustrie an der kurzen Leine gehalten werden, darüber, wie man den Schaden - für die Konzerne! - gering halten und an der Laufzeitverlängerung für Schrottreaktoren festhalten kann...
http://www.youtube.com/watch?v=rz8LDQ6oap8 
Es gibt allerhand zu tun...
und zu singen...
http://www.youtube.com/watch?v=X8qvIrYne5k 
herzlich
Gerd

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Petra
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Beitrag von Petra »

Hallo Gerd,
es ist ziemlich unheimlich, wie aktuell diese teilweise über 30 Jahre alten Lieder nach wie vor sind. Als wäre keinerlei Zeit vergangen - alles beim Alten. Jetzt würde ich aber auch gerne noch das vierte Lied hören. Die beiden ersten Links sind identisch, das war doch sicherlich ein Versehen.
Viele Grüße von Petra
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clabauter
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Kernschmelze in Japan

Beitrag von clabauter »

Jene, die sich jetzt am meisten darüber freuen, dass ein GAU in Japan nicht bis zu uns nach Deutschland strahlen würde, sind dieselben, die mit allen Mitteln versuchen, ihre hiesigen Pannenmeiler aus Profitgier länger am Leben zu halten. Bis vorgestern hatten sie gehofft, die für sie lästige Debatte über Sicherheitsbedenken aussitzen zu können. Es wird ihnen nicht gelingen.
Wer von den Atom-Befürwortern wie Umweltminister Norbert Röttgen im "heute journal" nun mit Blick auf Japan betont, hierzulande dürften ausschließlich Kernkraftwerke am Netz bleiben, die zu 100 Prozent sicher seien, muss zu dem Schluss kommen: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Also: abschalten, sofort!
PS: Deine Lieder gefallen mir mal wieder sehr gut, Gerd. Danke dafür, dass Du sie mit uns teilst.
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Beitrag von Gesch »

Hallo Petra,
ich hoffe, dies ist der richtige Link zum Katastropheneinsatzplan...
http://www.youtube.com/watch?v=cazD-TPy0SM 
es war ein Versehen.
Herzlich
Gerd
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Skywise
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Beitrag von Skywise »


clabauter schrieb:
Wer von den Atom-Befürwortern wie Umweltminister Norbert Röttgen im "heute journal" nun mit Blick auf Japan betont, hierzulande dürften ausschließlich Kernkraftwerke am Netz bleiben, die zu 100 Prozent sicher seien, muss zu dem Schluss kommen: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Also: abschalten, sofort!
Mit demselben Argument könntest Du gegen sämtliche Verkehrsmittel oder gegen Medikamente vorgehen.
Aktuell gefällt mir an diesem elenden "Atomausstieg"-Schlagwort nicht, daß bis heute praktisch keine Konzepte vorliegen, wie man die Energiedifferenz ausgleichen will. Zurück zu Gas- oder Kohlekraftwerken und sich damit nachhaltig die CO2-Bilanz versauen. auf die man vor gar nicht allzu langer Zeit doch noch so stolz war ...?
Wir importieren heute schon Energie z. B. aus Frankreich, einem Land, das mit Atomausstieg ungefähr so viel am Hut hat wie ein Kuh mit Eierlegen, und es würde mich nicht wundern, wenn die dort geplanten AKWs mit dafür gedacht sind, zukünftig den großen Bruder mit der nötigen Energie versorgen zu können. Das hat irgendwie so ein scheinheiliges Beigeschmäckle ... Ich gestehe, daß ich nicht sonderlich wählerisch bin, wenn es um die Frage geht, ob mir lieber ein deutsches oder ein französisches AKW um die Ohren fliegen soll.
Gruß
Skywise
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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »


Aktuell gefällt mir an diesem elenden "Atomausstieg"-Schlagwort nicht, daß bis heute praktisch keine Konzepte vorliegen, wie man die Energiedifferenz ausgleichen will. Zurück zu Gas- oder Kohlekraftwerken und sich damit nachhaltig die CO2-Bilanz versauen. auf die man vor gar nicht allzu langer Zeit doch noch so stolz war ...?


War da nicht mal was mit "Energiesparen"? Wir haben noch sehr viele Möglichkeiten den Strom- bzw. den Energieverbrauch zu senken. Meine Arbeit in einem verarbeitenden Industriebetrieb zeigt mir immer wieder, wieviel Energie absolut unnötig verschwendet wird. Es gibt - ohne jeglichen Komfortverzicht - jede Menge Möglichkeiten den Stromverbrauch zu senken. Bisher interessiert das aber noch niemanden, weil Strom immer noch viel zu billig ist.
Im Übrigen haben wir Überkapazitäten in der Stromerzeugung.
Spiegel Online - Sieben deutsche Meiler sind verzichtbar.
Es gibt keine riesengroße Energiedifferenz, die nach dem Ausstieg ausgeglichen werden muss. Die Angst- und Panikmache der Konservativen, dass wir dann mit Fackeln in Höhlen sitzen müssen, ist Blödsinn.
Abgesehen davon ist die Nutzung der Kernenergie auch ohne mögliche Störfälle und Katastrophen unverantwortlich, weil es keine guten Konzepte zur Beseitigung der strahlenden Abfälle gibt, die wir unseren nachfolgenden Generationen überlassen. Die werden sich eh schon genug über unseren Unverstand ärgern.
Gruß
Michael
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Beitrag von clabauter »

Mit demselben Argument könntest Du gegen sämtliche Verkehrsmittel oder gegen Medikamente vorgehen.

Stimmt. Allerdings ist das Risiko jeder Autofahrt zeitlich und räumlich überschaubar. Das wollen wir doch nicht vergessen, oder?
Wer einen Autounfall verursacht, kann gewiss große Schäden anrichten, aber wohl kaum gewaltige Landstriche auf unabsehbare Zeit unbewohnbar machen - von den weitgehend unbekannten Folgen für Flora und Fauna einmal abgesehen. Ein Atomkraftwerk mit Verkehrsmitteln zu vergleichen, ist also ein Griff ins Klo.
Die Forderung nach dem Atomausstieg als ein elendes Schlagwort zu diffamieren, finde ich sehr dreist. Ich jedenfalls vertrete diese Position nicht erst seit Freitag, sondern seitdem ich mich politisch engagiere. "Atomkraft? Nein, danke!" ist mehr als eine schlichte Parole, dahinter steckt eine grundsätzliche Einstellung.
Ich bin kein Experte und beanspruche für mich gar nicht, auf jede energiepolitische Frage eine Antwort zu haben. Und auch ich verschwende wie wir alle Strom, z.B. indem ich in diesem Forum schreibe. Als Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger will ich mich also gar nicht gerieren.
Fakt ist jedoch, diese Technologie ist weder in der Stromproduktion berechenbar, noch gibt es eine gesicherte Endlager-Lösung. Wir spielen also aus Profitgier (die Erzeuger streben nach Kapital, wir Verbraucher nach billigem Strom) mit einer nicht zu beziffernden Zahl an Leben - heute, morgen und in grauer Zukunft.
Worüber diskutieren wir also noch?
Im Übrigen stimme ich dem Barden zu.
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Petra
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Beitrag von Petra »


Abgesehen davon ist die Nutzung der Kernenergie auch ohne mögliche Störfälle und Katastrophen unverantwortlich, weil es keine guten Konzepte zur Beseitigung der strahlenden Abfälle gibt, die wir unseren nachfolgenden Generationen überlassen. Die werden sich eh schon genug über unseren Unverstand ärgern.

Das ist etwas, was auch mir schwer zu schaffen macht. Wie konnte man solch ein Projekt überhaupt in Angriff nehmen, ohne geringste Ahnung, wie die Abfälle endgültig behandelt werden sollen? Jetzt noch ein Endlager zu finden, scheint mir fast unmöglich, denn wirklich jeder wird doch auf die Barrikaden gehen, wenn der Müll in seinem Vorgarten verbuddelt werden soll.
Viele Grüße von Petra
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Skywise
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Beitrag von Skywise »


Barde schrieb:

Aktuell gefällt mir an diesem elenden "Atomausstieg"-Schlagwort nicht, daß bis heute praktisch keine Konzepte vorliegen, wie man die Energiedifferenz ausgleichen will. Zurück zu Gas- oder Kohlekraftwerken und sich damit nachhaltig die CO2-Bilanz versauen. auf die man vor gar nicht allzu langer Zeit doch noch so stolz war ...?


War da nicht mal was mit "Energiesparen"? Wir haben noch sehr viele Möglichkeiten den Strom- bzw. den Energieverbrauch zu senken. Meine Arbeit in einem verarbeitenden Industriebetrieb zeigt mir immer wieder, wieviel Energie absolut unnötig verschwendet wird. Es gibt - ohne jeglichen Komfortverzicht - jede Menge Möglichkeiten den Stromverbrauch zu senken. Bisher interessiert das aber noch niemanden, weil Strom immer noch viel zu billig ist.
Richtig - aber genau da müßte meines Erachtens zuerst mal angesetzt werden. Kraftwerke überflüssig machen, nicht erst abschalten und dann darüber nachdenken, wie's weitergehen soll. Wenn ich heute höre, daß sich in Hessen Wirtschafts- und Umweltministerium zusammensetzen sollen, um darüber nachzudenken, wie man Biblis eventuell ersetzen kann, dann frage ich mich schon, wie durchdacht dieses Konzept vom Atomausstieg ist.
Im Übrigen haben wir Überkapazitäten in der Stromerzeugung.
Spiegel Online - Sieben deutsche Meiler sind verzichtbar.
Hm. Sieben Meiler sind überflüssig. Wenn man also siebzehn Meiler abschaltet, ... faszinierend, wie gut das zu den zehn französischen AKWs paßt, die gerade geplant sind ... *verschwörung witter*
Ich kann mich daran erinnern, daß ich eine ziemlich gegenteilige Nachricht in einem Umweltmagazin auf der Arbeit gelesen habe, das die Befürchtung geäußert hat, daß zukünftig wieder mehr auf fossile Stoffe gesetzt werden soll. Muß mir die Geschichte nochmal raussuchen …
Es gibt keine riesengroße Energiedifferenz, die nach dem Ausstieg ausgeglichen werden muss. Die Angst- und Panikmache der Konservativen, dass wir dann mit Fackeln in Höhlen sitzen müssen, ist Blödsinn.
Das glaube ich auch keine Sekunde. Ich habe eher die Befürchtung, daß man die Verantwortung der Energieversorgung auf eine andere Nation abdrückt und sich damit dann sicher und moralisch überlegen fühlt.
Abgesehen davon ist die Nutzung der Kernenergie auch ohne mögliche Störfälle und Katastrophen unverantwortlich, weil es keine guten Konzepte zur Beseitigung der strahlenden Abfälle gibt, die wir unseren nachfolgenden Generationen überlassen. Die werden sich eh schon genug über unseren Unverstand ärgern.
Wahrscheinlich. Wobei es mich nicht wundern würde, wenn dieses Treiben noch für ein paar Generationen so weitergehen würde wie bisher. Vielleicht nicht in Deutschland; weltweit ziemlich sicher.
Gruß
Skywise
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Reino
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Kernschmelze in Japan

Beitrag von Reino »

Und hätte zu dem Thema auch zwei Links:
Halbwertszeit
Ewige Liebe (von 1984)

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Rex2005
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Kernschmelze in Japan

Beitrag von Rex2005 »

Ich habe eher die Befürchtung, daß man die Verantwortung der Energieversorgung auf eine andere Nation abdrückt und sich damit dann sicher und moralisch überlegen fühlt.

ja, genau so sieht´s aus Tagesspiegel
Ich frage mich allerdings, ob sich jeder selbst energie- und qualitätsverbrauchertechnisch runterschrauben könnte und wollte. Da muss zunächst mal die ganze Schneller-Höher-Weiter-Mentalität der Wirtschaft und Konsumenten in andere Bahnen gelenkt werden - und das geht garantiert nicht zeitgleich mit dem Abschalten der AKWs einher ... (mich lässt da schon die hier "immer mal wieder Diskussion" um solche verpennten Typen, die noch IE-Browser nutzen zweifeln :zaunpfahl: )
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Ikarus
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Kernschmelze in Japan

Beitrag von Ikarus »

Ich halte die "friedliche" Nutzung der Kernenergie für eigentlich nicht verantwortbar. Allerdings stecken wir schon „so tief in der Sch…“, dass ich zähneknirschend einen schrittweisen Ausstieg statt eines sofortigen befürworte – eben, weil es nicht wirklich eine Verbesserung darstellen würde, wenn wir Atomstrom beispielsweise von Frankreich einkaufen würden.
Aber der Ausstieg muß mit allen erdenklichen Kräften und Maßnahmen so schnell wie möglich vorangetrieben werden!! Und es muß sofort Schluß damit sein, dass die Atomkonzerne die Folgekosten (Verseuchung, Atommüll – siehe z.B. Asse) auf die Allgemeinheit abwälzen und munter die Gewinne einstreichen dürfen (ich glaube, E.on allein 8 Milliarden in einem Jahr). Denn wenn die Gesamtkosten beim Verursacher bleiben würden, wäre die Atomenergie absolut unrentabel!
Bisher beruht ihre Nutzung ausschließlich auf dem Argument, daß das sogenannte "Restrisiko" so gering sei, daß es praktisch niemals zu einem GAU mit Kernschmelze kommen könne. Einmal in einer Millionen Jahren, wurde in den Siebzigern gesagt. Die Wirklichkeit zeigt, dass einmal in zehn Jahren eine realistischere Wahrscheinlichkeit ist…!
Eine Technik aufrechtzuerhalten sozusagen mit der Bereitschaft, durch radioaktive Verseuchung ab und zu große Landstriche für lange Zeit unbewohnbar zu machen und tausende Menschen daran sterben zu lassen, wäre meiner Meinung nach an Zynismus nicht zu überbieten.
Keine Frage: wenn die Klimaveränderung so weitergeht, wird das ebenfalls für viele viele Menschen Elend und auch Tod bringen.
Dennoch sehe ich bei "Freisetzung" von radioaktiven Nukleiden eine "Qualität", die sie von allen anderen Katastrophen unterscheidet:
Die Auswirkung auf viele, viele Generationen nach uns, die Bedrohung der Schöpfung als solche!
Und das gilt nicht nur für die Unfälle, sondern auch für den Atommüll.
Wahrscheinlich können wir uns noch gar nicht ausmalen, welche Auswirkungen auf die Menschheit es haben wird, wenn Fukushima so außer Kontrolle gerät, daß alle 6 Reaktoren ihr "Inventar" an die Umwelt abgeben und dazu noch, wie sich jetzt schon andeutet, auch die abgebrannten Brennstäbe in den Abklingbecken noch dazukommen.
Übrigens hat sich Röttgen vorgestern im Fernsehen in einen Widerspruch verstrickt, ich glaube sogar, er hat es selbst gemerkt und war ein bißchen erschrocken (ich glaube allerdings, eher erschrocken darüber, sich "verplappert" zu haben):
Erst konterte er die Kritik am Aufkündigen des Atomausstiegs mit dem Argument, es könne gar nicht um die Frage gehen, die AKWs, die nicht so sicher sind, als erste abzuschalten; denn entweder sei ein AKW sicher (dann könne es weiterlaufen) oder es sei nicht sicher (dann müßte es sofort abgeschaltet werden). Also negierte er die Tatsache, dass aufgrund von Alter und Bauart die Wahrscheinlichkeit eines GAUs unterschiedlich hoch ist.
Zum Schluß rutschte ihm die Bemerkung heraus, es könne keine 100%ige Sicherheit geben –
in seiner vorherigen Argumentationskette hieße das: sofort abschalten…!
Zum Argument, dass die Nachbarn munter weitermachen mit Kernenergie:
Wenn ich die Handlungsweise des Nachbarn für unverantwortlich halte, soll ich das als Rechtfertigung sehen, mich ebenso zu verhalten, oder soll ich mit gutem Vorbild vorangehen und zeigen, wie es anders geht?
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clabauter
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Beitrag von clabauter »

Lieber Ikarus,
in weiten Teilen stimme ich Dir zu.
Auch mir ist die denkwürdig widersprüchliche Argumentationsweise Norbert Röttgens im "heute journal" aufgefallen; ich hoffe, möglichst vielen anderen Zuschauern ebenfalls. Genau dieser Punkt, dass es nämlich eine hundertprozentige Sicherheit niemals geben kann, ist das schlagendste Argument gegen diese unberechenbare Technologie.
Dass ein sofortiger Ausstieg aus der Kernenergie nicht möglich sein soll, halte ich indes für ein Märchen, dass uns die Atomwirtschaft bis dato recht erfolgreich verkauft.
Ich bin leider kein Energieexperte und deshalb immer darauf angewiesen, dass andere für mich rechnen - z.B. die Redakteure des Internetportals klimaretter.info. Dessen Autor Bernward Janzing stellte am 1. Juli 2010 unter dem Titel "Deutschland: Stromexport-Weltmeister" fest, dass die Bundesrepublik nie zuvor so viel Strom exportiert habe wie im ersten Quartal 2010. Weiter schreibt Janzing:
Der Exportüberschuss entsprach ziemlich exakt jener Menge, die in der gleichen Zeit in den alten Reaktoren Biblis A und B, Neckarwestheim I, Isar 1, Philippsburg 1 und Grafenrheinfeld erzeugt wurde. Das bedeutet: Deutschland hätte auf acht Atomkraftwerke verzichten können - und hätte selbst dann noch eine ausgeglichene Bilanz. Indizien für eine "Stromlücke", die von der Atomlobby für den Fall des Ausstiegs angeführt wird, gibt es folglich nicht.

Auch der Leiter der ZDF.umwelt-Redaktion, Volker Angres, eher als Kernenergie-Befürworter und Verfechter von Laufzeitverlängerungen bekannt, hat gestern Mittag in einem ZDF spezial, das leider nicht online abrufbar ist, darauf hingewiesen, dass durch das Abschalten der deutschen AKW lediglich die Überschüsse wegfielen. Von einem Energiemangel, der etwa durch Atomstromexporte aus Frankreich ausgeglichen werden müsse, gehe er nicht aus.
Verifizieren kann ich das freilich nicht. Allerdings gibt es selbst von konservativer Seite wohl immer mehr Studien, die zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kommen.
Ich verlasse mich auf einen, von dem ich glaube, dass er die Situation recht sachkundig und darüber hinaus neutral einschätzen kann:
Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar sagte gestern Abend in der ARD-Sendung "Atom-GAU in Japan", abgesehen davon, dass die acht ältesten deutschen Meiler sofort vom Netz gehen könnten, ohne dass es dadurch zu Engpässen kommen würde, sei der komplette Ausstieg aus der Kernenergie bis 2020 realistisch.
Dennoch werde ich aus den bereits genannten Gründen weiterhin den sofortigen Atomausstieg fordern.
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hannalieb
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Kernschmelze in Japan

Beitrag von hannalieb »

voll krass, was da in japan abgeht - und keiner weiß was genaues - wird doch wieder mal alles unter der decke gehalten, und wir können das mal wieder ausbaden. aber die merkel hat ja heute erklärt, dass die alten akw´s hier in deutschland sofort abgeschaltet werden - hoffen wir mal :-)
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Ikarus
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Beitrag von Ikarus »

Hallo Clabauter,
ich bin tatsächlich nicht gut genug informiert, um zu beurteilen, ob das sofortige Abschalten aller AKWs in Deutschland möglich wäre ohne Stromimport aus Nachbar-(AKW-)Ländern.
Aber ich stimme Dir natürlich zu (und das weiß man seit langem, und das geben die Schwarz-Gelben jetzt auch plötzlich zu...), daß man die sieben ältesten sofort ohne "Stromlücke" stilllegen kann, und das wird jetzt wohl auch geschehen, hoffe ich (nicht nur "vorübergehend", bis die Landtagswahlen vorbei sind...).
Daß der komplette Ausstieg bis 2020 geht, glaube ich auch, insofern wäre das das Äußerste, was man vielleicht akzeptieren könnte (oder auch nicht, denn auch das wäre ein "Restrisiko"-Glücksspiel...).
Liebe Grüße!
P.S. Kommst Du eigentlich zum LT...??
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Kernschmelze in Japan

Beitrag von Benutzer 257 gelöscht »

Ein Restrisiko sind aber auch die "abgeschalteten" Brennstäbe?
Wo sollen die denn hin?
Per Raumschiff auf den Mars?
Von wem stammt eigentlich die Idee, dass die Atom-Technologie beherrschbar sei?
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Reino
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Beitrag von Reino »


hannalieb schrieb:
voll krass, was da in japan abgeht - und keiner weiß was genaues
Aber schon dass, was bekannt ist, ist erschreckend genug: ARD-Teletext meldet um Umkreis der Reaktoren eine Strahlenbelastung von 400 Millisievert pro Stunde. Der Grenzwert ist in Deutschland auf 1 Millisievert pro Jahr angesetzt.
http://www.dradio.de/aktuell/1411285/ 
Extrem hohe Strahlungswerte präzisiert
Die Internationale Atomenergiebhörde IAEA wurde am Morgen von der japanischen Regierung informiert, dass stündlich eine Strahlendosis von bis zu 400 Millisievert entstünde (englischsprachige Website). Zum Vergleich: Die noch unbedenklichen Grenzwerte für die Normalbevölkerung Deutschlands liegen laut Bundesamt für Strahlenschutz bei jährlich 1,5 bzw. 1 Millisievert, "der Grenzwert für beruflich strahlenexponierte Personen wird von 50 auf 20 mSv gesenkt." Mit anderen Worten: Der Grenzwert wurde - örtlich begrenzt, wie die IAEA mitteilte - am Kernkraftwerk Fukushima um das 400-fache für den Normalbürger überschritten. Der Kernkraftwerkbetreiber zog alles nicht dringend benötigtes Personal ab.

Wenn man die zeitliche Komponente einrechnet (Stunde/Jahr) kommt man allerdings auf den 3,5 Millionenfachen Wert.
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Beitrag von clabauter »

Hallo Ikarus.
ich bin tatsächlich nicht gut genug informiert, um zu beurteilen, ob das sofortige Abschalten aller AKWs in Deutschland möglich wäre ohne Stromimport aus Nachbar-(AKW-)Ländern.

Ja, mir geht es da ganz ähnlich. Ich kann mich, so ich versuchen will, sach- und fachlich zu bleiben, deshalb auch immer nur auf Informationen aus Quellen berufen, die mir glaubwürdig erscheinen.
Andererseits dünkt mir, dass selbst viele von denen, die es eigentlich besser wissen müssten als wir, keinen Schimmer haben, wie unsere Energieversorgung ohne Atomkraft wirklich aussähe. Weite Teile der Politik haben eine ehrliche, ideologiefreie Auseinandersetzung mit dem Thema viel zu lange versäumt - entweder war man prinzipiell dafür oder dagegen. Ähnlich sieht es wohl bei den Verbänden aus: Beide Seiten haben sich ihre Wahrheit konstruiert. Für die Einen geht es seit Jahren schon ohne und die Anderen halten Atomkraftwerke hinter vorgehaltener Hand auch nach den Ereignissen in Japan (so unangebracht das Wort "nach" in diesem Zusammenhang auch ist) auf unabsehbare Zeit für unverzichtbar.
Um meine Erörterung zum Abschluss zu bringen, da wir uns hier ja ohnehin fast alle einig sind: Für mich sind alle fachlichen Fragen, welche die Energieversorgung betreffen, in diesem Zusammenhang sekundär. Oberste Priorität hat die Menschlichkeit (dazu zähle ich auch unsere Verantwortung der Umwelt gegenüber), erst danach kommen wirtschaftliche Interessen. Da wir diese Technologie nicht beherrschen, sind wir es der Menschlichkeit schuldig, sie nicht zu gebrauchen.
Sollte das in der Konsequenz tatsächlich dazu führen, dass wir aufgrund unserer Engstirnigkeit in der Vergangenheit dann nicht mehr genügend Strom haben, müssten wir diesen eben solange rationieren, bis alternative Ressourcen in ausreichendem Umfang zur Verfügung stünden. Ich bin mir sicher, wir würden staunen, wie rasch gewisse Entwicklungen, die Jahre lang verschleppt wurden, plötzlich voranschritten.
Vielleicht ist das die unbequeme Wahrheit, wenn wir eine aufrichtige Veränderung wollen und nicht bloß einen scheinheiligen Umstieg auf ausländischen Atomstrom.
Möglich ist ein sofortiger Ausstieg ohne Importe also. Allein seine Folgen könnten (für uns Stromverschwender) zunächst unangenehm sein.
Herzlich grüßt
der clabauter
PS: Zum Liedertreffen in der Schweiz werde ich es wohl eher nicht schaffen, obwohl ich gerne dabei wäre. Von Kiel aus ist es einfach ein bisschen zu weit. Aber für 2012 zeichnet sich ja ein Treffen in nördlicheren Breiten ab ;-).
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Beitrag von Klajokas »

Die sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin hat ja nun ein " Moratorium" angekündigt. Hmmm... Was immer das sein mag..... Hört sich auf jeden Fall doll an....
Nun da sollen alle AKW's ohne Tabus auf ihre Sicherheit überprüft werden... Moment mal ??? Die Strahleier sollten doch im Rahmen der Laufzeitverlängerung überprüft werden.
Aber wenn sie jetzt erst ohne Tabus überprüft werden ? Wo und was sind denn die Tabus die vorher nicht überprüft wurden ?????
Die Geld und Profitgier der EONs-RWEs-Vattenfalls- gepaart mit der Lemmingmentalität "unserer" Regierung sorgt für einen heftigen Würgreiz in meiner Gurgel.
Klaus
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Unbequem zu sein bedeutet oftmals, sich Hindernisse aufzubauen, die man dann selber aus dem Weg räumen muss, ohne bequem zu werden.

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Beitrag von Gesch »

Ihr Lieben,
um mal auf einen Zweck meines Einstiegspostings zurückzukommen, denn für einen wissenschaftlichen Diskurs ist dies ja wohl kaum die richtige Plattform:
Als sich ab Mitte der 70er Jahre immer mehr Menschen zum Widerstand gegen AKW zusammenfanden - und u.a. auch so ehrgeizige kerntechnische Bauprojekte wie in Wyhl, Kalkar, Mülheim-Kärlich oder Zwentendorf verhindert haben -, sind aus der Protestbewegung jede Menge Lieder entstanden, die sich dann auch in einschlägigen Liederbüchern wiederfanden und so verbreitet wurden. Protestlieder in gutem und brauchbarem Sinne.
Walter Mossmann, Buki, Ärnschd Born, Francois Brumbt im oberrheinischen Dreieckland haben das Repertoire mit Flugblattliedern bereichert, in anderen Regionen waren es andere Künstler. Wenn ich heute meinen Katastropheneinsatzplan, den wir damals mit meiner Gruppe Saitenwind überall dort gespielt haben, wo man uns hören wollte, in Konzerten singe, kann ich immer wieder Leute entdecken, die vom ersten Refrain an mitsingen können, manchmal sogar von der ersten Strophe an.
Wo, liebe Lieder schreibenden Leute, sind heute die neuen Lieder? Damals gab es noch nicht die phantastischen neuen Verbreitungsformen wie YouTube oder MySpace oder auch solche Foren wie dieses hier.
Verwandelt Eure Wut, Euren Zorn, Eure Fassungslosigkeit in kreative Energie, aber taucht nicht in Ohnmacht ab. Es gibt viel zu singen - man muss die Lieder nur schreiben (und nicht nur gegen xyz, sondern auch für abcd...) und könnte sie vielleicht auch auf einer besonderen Repertoire-Seite in diesem Forum sammeln - in Text und Ton, mit Links (und gegen Rechts... ;-) Und wer glaubt, er könne Lieder schreibend dazu nichts beitragen, könnte sich vielleicht als Pfleger einer solchen Seite beteiligen...
herzlich
Gerd
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