Hallo alle zusammen,
selten aber dennoch regelmäßig melde ich mich. Meist geht es dabei um Ludwig Hirsch, meinen persönlichen Liedermacher-Favoriten (auch wenn er selbst den Begriff Liedermacher eher ablehnt).
Vorgestern war es wieder einmal so weit und Ludwig Hirsch hat Baden-Württemberg mit einem Konzert beehrt - vielleicht das letzte Mal, so auch der Titel seiner Tournee. Ob dies ein reiner Marketing-Gag ist, sei dahingestellt. Immerhin soll 2011 ein neues Studio-Album erscheinen. Andererseits war dies auch schon für 2009 angekündigt - herausgekommen sind dann allerdings "nur" die Weihnachtsgeschichten.
Jeder, der sich von der Titel-Auswahl bzw. Setlist noch überraschen lassen möchte, sollte an dieser Stelle nicht weiterlesen, da doch einige große Überraschungen dabei waren.
Schauplatz des Konzerts war der große Saal des Stuttgarter Theaterhauses, das mir immer wieder für sein begeisterungsfähiges und stimmungsvolles Publikum aufgefallen ist. Keines meiner bisherigen Hirsch-Konzerte war atmosphärisch und akustisch so beeindruckend wie die beiden in Stuttgart.
Um 20:10 Uhr ging dann das Licht aus und wie immer betraten 3 dunkle Schatten die Bühne. Hirsch selbst kam erst einige Momente später hinzu - mit langsamen, lauten Schritten. Mir wurde klar, dass dies nur einen Song bedeuten kann: Im Anfang. Passend zum Konzertbeginn wurde dieser Titel aus dem Album "Bis zum Himmel hoch" gespielt. Wenn ich richtig recherchiert habe, war dieses (auch und vor allem live) wundervoll arrangierte Lied seit mindestens 20 Jahren kein Bestandteil mehr von einem Hirsch-Konzert. Mit den "klassischen Dunkelgrauen" ging es dann vor allem in der ersten Konzerthälfte weiter, in der vor allem "Die Omama", das "Geburtstagsgeschenk" und "Der Wolf" für kaum abreißenden Applaus sorgten. Beim alten, räudigen Wolf ist vor allem das mit Mundharmonika begleitete Finale sehr schön ausgefallen. Darüber hinaus war "Peterle" ein schönes Highlight für mich. Anid Steirer an der Harmonika ist einfach schön...
Hirsch zeigte sich im ersten Abschnitt also durchaus in guter Form und das Publikum war so begeistert, dass er seine Liedansagen immer wieder unterbrechen musste und dem Applaus lauschte. Diese Texte zwischen den Liedern sind im Übrigen diesmal auffallend kurz ausgefallen. Nach einer Stunde folgte dann die, so Hirsch, wohlverdiente Pause.
Die zweite Hälfte des Konzerts begann buchstäblich mit einem Paukenschlag. Die biblische Geschichte von Jonas, der im Walfischbauch landet, umrahmte das Liebeslied an Leben und Tod "In deiner Sprache". Nicht einfach, diesen doch eher "pompös" daherkommenden Song zu viert zu vertonen. Aber auf alle Bandmitglieder war wie immer Verlass, und nicht nur einmal hat man die einzelnen Musiker an mehreren Instrumenten gleichzeitig bestaunen können.
Daraufhin folgten einige ruhige Liebeslieder, in denen man Hirsch schon anmerkte, dass er stimmlich wieder ein wenig angeschlagen war. Nichtsdestotrotz war die Stimmung im Publikum gelöst und vor allem bei "I lieg am Ruckn" konnte man die Gänsehaut der Zuschauer quasi hören. Vor allem überraschten dann noch "Sternderl schau'n" und das komplette "Gel du magst mi" und wurden schließlich vor den Zugaben mit minutenlangen Standing Ovations belohnt. Darin war mal wieder die "Tante Marie" enthalten - das einzige Lied, indem Hirsch für einige Passagen am Keyboard seinen Hocker verließ.
Mit dem obligatorischen und gleichsam immer wieder erdrückenden "großen schwarzen Vogel" endete ein wunderbarer Konzertabend, der dann abermals mit stehenden Ovationen bedacht wurde.
Wer Ludwig Hirsch mit seiner fantastischen Band nochmal live erleben möchte, sollte sich die Konzerte dieser Tournee kaum entgehen lassen. Wer weiß, wie lange er noch auftritt. Immerhin ist er mittlerweile 64 Jahre alt und nicht mehr der Fitteste.
"Träumen, staunen, lächeln" - so war das Motto des Konzertabends. Einen Begriff hätte ich hinzuzufügen: Schaudern. Und das ist es auch, was Ludwig Hirsch, ob er das will oder nicht, auszeichnet. Nach keinem anderen Konzert sitzt man noch mit Gänsehaut in der U-Bahn....
Hier noch die komplette Setlist:
Im Anfang
Herr Haslinger
Die gottverdammte Pleite
Die Omama
Das Geburtstagsgeschenk
Peterle
Nicht küssen
Der Wolf
Der Schnee draußen schmilzt
Der Kater
Jonas I
In deiner Sprache
Jonas II
Schutzengerl
I lieg am Ruck'n
Rebekka und ich (gesprochener Part)
Ich liebe dich
Elisabeth
Sternderl schau'n
Miss Burgenland
Gel du magst mi
Tante Marie
Spuck den Schnuller aus
Komm großer schwarzer Vogel