Ein christlicher Liedermacher hier im Forum mitten unter uns, das musste mich natürlich reizen. Ich hatte mich schon ein wenig auf dem Hausblatt umgesehen und war sehr angetan von dem Lied „Mensch, lass den lieben Gott in Ruh!“.
Also nahm ich die Einladung zum „CD-release-concert“ ganz persönlich, verabredete mich mit zwei lieben Freundinnen, die mir Quartier und Begleitung zusicherten, und verknüpfte das noch mit einem ohnehin anstehenden Muttibesuch am Wege. Zuletzt schrieb ich die Fahrten in der Mitfahrzentrale aus um die Fahrtkosten zu minimieren. Dann war ich gerüstet.
Die Fahrt von Dresden nach Wuppertal sollte laut Routenplaner etwa 7 Stunden dauern. Diese Zeit verging recht flugs, da sich 3 junge Leute fanden, die sie mit mir teilten. Sie erzählten von den Streikaktionen der Studenten, welche ich angesichts der Bedingungen, unter denen unser großer Sohn hier an der TU-Dresden studiert, nur zu gut verstehen kann.
In Wuppertal angekommen, die MitfahrerInnen ausgeladen und dafür die Konzertbegleiterinnen „eingesammelt“, suchte ich (ehrlicher Weise mein Navi) nach einer Bandfabrik. Wir wurden fündig, bevor wir uns einigen konnten ob das Wort Band nun für Textiles oder Musikgruppen stand. Naja, auf den Plakaten stand Uwe X und Band… (Wer es gleich wissen will guckt hier www.bandfabrik-wuppertal.de .)
Der kleine Saal, auf etwa 80 Plätze geschätzt, war schon sehr gut gefüllt mit Menschen, von denen sich viele zu kennen schienen. Ich musterte Uwe so aufdringlich, dass seine grauen Zellen gezwungen waren zu reagieren. Er erkannte mich denn auch, wollte nur nicht so recht glauben, dass ich wegen des Konzertes von Dresden angereist war. Es blieb nicht viel Zeit gerührt zu sein, denn nun wollten alle Gäste das Konzert hören.
Einmal mehr hilft mir jetzt meine Angewohnheit - nach Konzerten deren Ablaufpläne von der Bühne zu stibitzen. Allerdings gebe ich den Musikern durch eine prompte Beichte auch immer die Chance jenes Papier schlimmsten Falles zurückzufordern. Einmal hat mir ein Musiker eine jungfräuliche Liste im Tausch angeboten, weil er sich für die folgenden Konzerte Stichpunkte auf sein Blatt notiert hatte. Um es gleich vorwegzunehmen – Uwe toppte alle :
„Warum nimmst Du Dir nicht dort vom Notenpult den Blätterstapel, da hast Du es ausführlicher…“
Nun entlang der Liste zum Konzert.
Gespielt wurden alle Titel der CD, wobei „Einmal ist kein Mal“ als Instrumental-Intro den Reigen eröffnete. Uwe hatte angekündigt es würde laut, aber der Raum und selbst meine empfindlichen Ohren vertrugen den Schallpegel sehr gut. Der „rockige“ Anstrich tat den Liedern keinen Abbruch. Eher unterstrich die Spielfreude der Musiker einzelne Passagen zusätzlich. Man spürte allen den Spaß an aus der Arbeitsphase in die Vorführoffensive zu gehen. Jeder Musiker wurde auch als Freund von Uwe im Verlauf des Abends bewegend vorgestellt.
Über sich selbst sagte Uwe, der ja im Hauptberuf Pastor ist, der Spiegel in seinen Liedern zeige deutlich, warum seine Kollegen ihn für zu links und seine linken Freunde ihn für zu fromm halten. Der erste Liederblock war denn auch folgerichtig gespickt mit politisch brisanten Themen und mit der Frage nach einem aufrichtigen Umgang damit.
„Leipzig 89“ – das hab ich ja mit gelebt und nun drängt auch mich die Frage, was wir denn bleibend wirklich mitnehmen können von diesem „Wir sind das Volk – das aufsteh‘n muss!“ . Und das ganz ohne (N)ostalgie zu fragen ist eben wichtig.
Neben der „Super-Manager“-Schelte, die übrigens eine wunderbare Redewendung birgt:
„… Deine Laberei, die geht uns vierspurig am verlängerten Rückgrat vorbei.“ …“,
gab es da noch eine „Abrechnung“ mit Kirche und Sozialismus, welche ja gleichermaßen ganz fürchterlich versagt haben. Gleichzeitig wurde deutlich gemacht, dass menschliches Versagen keine Tabuisierung von Glauben oder Idealen zur Folge haben darf. Und wer, wenn nicht „Don Camillo und Peppone“, sollte uns dass vor Augen führen.
Von soviel Politik oder und Verdrossenheit kann man schon etwas melancholisch werden, erst echt, wenn das nächste Lied „Von den Frauen und von mir“ handelt und „Schrecklich melacholisch“ heißt...
Nur gut, dass der nächte Titel klarstellt : Wenn „Liebe im Spiel“ ist, dann ist alles Egal! Dann muss es nicht der Traumpartner sein, dann ist nichts zu berechnen…
Auf dem „Liederweg“ zur ganz großen Liebe nimmt Uwe dann noch die Freundschaft ins Visier, etwas, was es nicht von der Stange gibt, was man nicht zuletzt deswegen nicht mehr loslässt. Eine „Freundschaft wie vom andern Stern“ – ein Geschenk für welches man auch etwas tun muss.
Halbzeit – und nun durfte Tinkybell, die ansonsten die Zweitstimme vortrug ihr Lied singen. Die junge Frau, welche den Altersdurchschnitt der Band erfreulich erheblich senkt, ist offenhörlich mit den musikalischen Genen ihres Vaters beschenkt. „Peaces“ ist ein traurig trotziges Lebewohl-Lied. Man kann sich gut vorstellen, dass auch die Musik ohne Papa sie schon eine Weile beschäftigt.
Überzeugt Euch hier (http://www.myspace.com/tinkybellmusic ).
Dann gab es einen für alle bewegenden Abschnitt. Die beiden Liebeslieder „Wärst du nicht mehr da“ und „Niemals werde ich vergesen“ begleitet von einem großen Blumenstrauß richteten sich an die Frau, die viele Jahre lang Gute - wie Schlechte Zeiten mit Uwe geteilt hat. Es waren eben nicht nur die Guten. Das wirklich zu realisieren und deutlich, offen auszusprechen fällt gelegentlich so schwer, dass man froh ist, wenn einem die „schöngeistige Krücke“ des Verses oder gar des Liedes zueigen ist.
Die Mut-mach-Lieder „Du stehst wieder auf“ und „Halb so weit“ schlugen die Brücke zum frohen Aufbruch zurück in den Alltag. Zwischendurch wurde es mit „Normenkult“, dem Titellied der CD, noch einmal links. Die fromme Abteilung kam mit dem Schlusslied zu ihrem Recht. „Lass den lieben Gott in Ruhe“ ist nach wie vor mein Favorit.
Für die lautstark geforderten Zugaben blieb noch „Mr. Murphy“ s Gesetz sowie „Einmal ist kein Mal“, diesmal aber mit dem bissigen Text.
Wir erwarben unsere (jeder seine) CD und machten uns gut gelaunt auf den Heimweg.
Die CD „Normenkult“ empfehle ich allen, die gern Lieder-Musik hören und vielleicht ist es ja für ein paar „Spätentschließer“ sogar noch eine Möglichkeit ein Weihnachtsgeschenk zu erwerben (OK, den Postweg gerechnet müsste man dann wohl mit der Zwischenlösung „Gutschein“ für den Gabentisch vorlieb nehmen.)
Allen LT –Teiln ehmern kann ich jetzt schon die freudige Nachricht sagen, dass Uwe mit seinem Konzert dort dabei sein will.
Herzliche Wünsche für Fest und Jahreswechsel von Clemens
P.s.: Den Pressetext verpasste übrigens auch eine "LT-Neu-Teilnehmerin", die wir vor Ort kurz kennenlernten...:
Pressetext für die CD "NORMENKULT"
„Ein Stück Tiefgang, eine Prise Witz, ein Schuss Rebellion, eine große Portion Idealismus und etwas Selbstironie“ – so oder ähnlich, muss das Rezept für das erste Album von Uwe X . heißen. Mit viel Leidenschaft zeigt der Ennepetaler Musiker nicht nur ein außergewöhnliches musikalisches Gespür für Themen, die das Leben schreibt, sondern berührt seine Zuhörer durch seine authentische und natürliche Art. Ihm gelingt es scheinbar mühelos sich zwischen Themen wie Politik, Gesellschaft, Liebe und den ganz alltäglichen Sorgen frei zu bewegen. Wie der Titel „Normenkult“ verrät, bewegt sich Uwe X. weder als Musiker noch als Mensch gerne in der breiten Masse. Er hat etwas zu sagen und nimmt in seinen Texten dabei kein Blatt vor den Mund. ....
Musikalisch ist die CD nicht leicht in ein Genre einzuordnen. Es wird eine große Bandbreite abgedeckt und es gibt von fetzig bis sanft, von Blues bis Folk, vieles zu entdecken...
(Christiane Salamon)
CD bestellen: www.Musikmixer.de
Alles Infos: www.UweX-Musik.de