Die Westfalen kennen in der Regel nur drei elementare Daseinszustände: wenn sie nicht schweigen, trinken sie – und wenn sie trinken, wird gesungen
Liebhaber des westfälischen Liedes, das sich oft, um es mal vorsichtig auszudrücken, einer eher pragmatischen Form der Poesie bedient, können sich nun hemmungslos die Nächte um die Ohren schlagen - das in Münster beheimatete „Archiv für westfälische Volkskunde der Volkskundlichen Kommission für Westfalen" hat nämlich sein gesamtes Volksliedarchiv digitalisiert und online verfügbar gemacht.
Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) geförderten Projekts hat ein Team des Seminars für Volkskunde und Europäische Ethnologie der Universität Münster sich in fast dreijähriger Arbeit des Materials angenommen.
Das auf den Webseiten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) abrufbare Archiv umfasst ca. 12.000 hoch- und plattdeutsche Lieder, ca. 100 handschriftliche Liederbücher und Noten sowie zahlreiche gedruckte Gebrauchsliederbücher.
Zu finden sind Liebeslieder, Räubergeschichten, Fastnachts-, Oster-, Sylvesterlieder, Jäger-, Soldaten-, Bauernlieder und natürlich Bergmanns- und Tanzlieder. Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei zwischen 1900 und 1970. Soweit vorhanden, wurden auch biografische Angaben zu den Gewährspersonen, ergänzende Berichte, Manuskripte und Literatur mit in die Datenbank aufgenommen.
Für mich das Highlight: 1200 Stunden Audiomaterial, dem ca. 700 teilweise 50 Jahre alte Tonträger (Audio-Kassetten, Tonbänder) zugrunde liegen. Die Tonqualität ist in weiten Teilen dementsprechend jenseits von Hi-Fi und Dolby Surround
Wer immer schon mal wissen wollte, wie wir Westfalen ticken, der sollte sich ein kühles Blondes einschenken und mal in diesem tollen Archiv stöbern:
http://www.lwl.org/LWL/Kultur/VOKO/Archive_Bibliothek/Volkslied_Tonarchiv/
Liebe Grüße
*Dirk*