domack schrieb:
Hingegen könnte mir natürlich JEDER Jugendliche mindestens 5 Lieder von den Beatles nennen, ganz zu schweigen davon, dass die Beatles wirklich für niemand völlig unbekannt sind/sein werden.
Wage ich schon anzuzweifeln
Das verhält sich für meine Begriffe bei der Liedermacherei ganz anders und ich glaube nicht, dass ein Reinhard Mey oder ein Hannes Wader über Generationen bekannt bleiben werden, sondern die Musik dann tatsächlich nur noch ein absoluter Geheimtipp ist.
Das reicht manchmal schon. Ich erinnere da gerne an den englischen Singer / Songwriter Nick Drake (1948 - 1974), der zu Lebzeiten ganze drei Alben veröffentlichte, die allesamt zu grandiosen Flops wurden. 2000 wurde sein Song "Pink Moon" in einem Werbespot verwendet und siehe da - auf einmal gingen seine Alben weg wie geschnitten Brot und es gibt mittlerweile auch viele Prominente, die sich offen als Fans bezeichnen und für seine Musik sogar Werbung machen.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich auch nicht glaube, dass die wenigen jungen Leute, die sich noch für derartige Musik interessieren, in irgend einer Weise etwas an der Situation ändern können, dass der Trend sich mehr und mehr zu Plastikmusik, schlechtem Pop oder obszönem Hip Hop ausdehnt. Liedermacher werden keine Chance haben, sich zu etablieren, sondern (wie schon gesagt) allenfalls Geheimtipps sein. Ich bin da sehr pessimistisch eingestellt, das weiß ich, wenn ich aber beobachte, wie mein ganzes Umfeld über Musik denkt, dass hat das sicherlich auch berechtigte Gründe.
Dem muß ich nun wieder entgegen halten, daß sich der Musikmarkt gerade in den letzten sechs Jahren unglaublich verändert hat. Die konsumbetonten 90er waren auf einmal vorbei, eine Art Depression schloß sich an - und das merkt man auch mittlerweile wieder an der Art der veröffentlichten Musik. Man findet auf einmal auch wieder schwermütige Sachen in den Charts (in den 90ern fast undenkbar!), viele Bands haben mittlerweile Deutsch als Sprache wiederentdeckt und sind sogar noch erfolgreich damit (Wir sind Helden, Annett Louisan, Klee, Christina Stürmer, etc), der Plastik-Pop ist deutlich in den Hintergrund getreten, die glatt produzierten Sachen sind bei der Masse nicht mehr gefragt, rauhere Töne sind eher im Trend. Man sieht sogar wieder Gruppen, deren Mitglieder wissen, wo an einem Instrument das gefährliche Ende ist, und die sich auch nicht zu schade dafür sind, mal "althergebrachte" Instrumente in ein Stück einzubauen.
Wenn man so etwas mitkriegt, kann man davon ausgehen, daß tatsächlich ein Umdenken in einigen Kreisen stattgefunden hat und man in vielen Punkten der Musik wieder "zuhört".
Ich sage nicht, daß der Boden ideal für Liedermacher ist, aber ich behaupte, daß der Boden heute besser ist als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren, als die ersten Liedermachings gerade ihre Gitarren umschnallten.
Warten wir einfach mal ab; das Thema Liedermacher ist noch lange nicht so abgefrühstückt wie es vielleicht den Anschein hat
Gruß
Skywise