Unterschiede. Hm.
Erstens ist mir nicht ein einziger rein "christlicher" Liedermacher bekannt, der von seiner Kunst leben könnte
Selbst die populärsten christlichen Liedermacher gingen oder gehen nebenher noch anderen Berufen nach.
Zweitens - musikalische Unterschiede gibt es im Prinzip gar keine. Es gab in beiden Bereichen rein akustische Alben als auch solche mit Bandbegleitung ... das reicht bis zu Rock- und Punkeinflüssen
:-D
Über Einflüsse von alter Musik brauchen wir uns ja in beiden Fällen auch nicht zu unterhalten, hoffe ich ... Beispiele hierfür gibt's nun wirklich genug.
Drittens - rein historisch betrachtet gibt es allerdings sehr große Unterschiede; die "christlichen Liedermacher" waren nämlich eigentlich lange vor den "weltlichen Liedermachern" aktiv. Es gab bereits Ende der 50er bis Anfang der 60er Jahre Bemühungen, neue geistliche Lieder zu schreiben, so daß Mitte der 60er Jahre und vor allem ab '67/'68, als das weltlich/politische Lied im Westen zu blühen und gedeihen anfing, die christlichen Liedermacher längst vorhanden waren. Die christlichen Liedermacher wurden dabei mehr oder weniger zufällig mit an die Oberfläche gespült, gingen aber nicht aus dieser Protest-Haltung hervor, sondern eher aus dem Wunsch, das Christsein auch mit modernen Mitteln zu feiern und - salopp gesagt - nicht ständig hinter einer Orgel herzusingen. Tatsächlich merkt man das auch an vielen Texten der christlichen Liedermacher, die sich eben nicht an das starre, um die 100 - 200 Jahre alte Gesangbuch-Schema "Gott ist mächtig, Gott ist groß" halten, sondern Gott in Bezug zum heutigen Alltag setzen.
Viertens - inhaltlich gibt es natürlich auch riesige Unterschiede, denn natürlich gibt es auch Liedermacher, die Gott oder Institutionen wie der Kirche extrem kritisch gegenüberstehen, um's mal vorsichtig auszudrücken. Oder, um konkreter zu werden:
"Für uns wärn’s sicher auch kein Verlust,
die Pfarrer und Pastor’n und Ministranten.
Die Römer hab’n schon genau gewusst,
warum sie sie nach Möglichkeit verbrannten."
Auszug aus Georg Kreisler "Sie sind so mies", 1975
Also - nach christlichem Liedermachertum klingt das für mich definitiv nicht
Noch eine kleine Anmerkung: der Punkt "viertens" und die Passage ab "so daß Mitte der 60er Jahre" unter "drittens" gelten für die Bundesrepublik Deutschland und für Österreich. Was das christliche Liedermachertum in der DDR zwischen 1964 und 1989 angeht, muß ich erst mal vorsichtig die Hände heben, da sich das meiner Kenntnis entzieht. Natürlich gab es auch christliche Lieder in der DDR, aber ich weiß nicht, wie dort die Entwicklung verlief, daher bin ich diesbezüglich erst mal vorsichtig
Gruß
Skywise