Konzert in Fulda, 13.11.2005

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Klotzke hat dieses Thema gestartet
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von Klotzke »

Hallo zusammen,
hier kommt ein kleiner Konzertbericht vom So., 13. November in Fulda -
das zweite Mal, dass ich Hannes Wader live erleben konnte.
Ich erreiche eine Viertelstunde vor Beginn den Veranstaltungsort, ein Saal in gepflegtem Ambiente, der wohl um die 400 Menschen fassen kann. In den hinteren Reihen sind noch einige, wenige Plätze frei. Es herrscht dummerweise Rauchverbot. An der Eingangstür stehen die Kartenabreißer, die darauf achten, dass keine Glasflaschen in den Raum gelangen.
Kurz nach Acht wird das Licht gedämpft - mein Herz beginnt, schneller zu schlagen.
Dann steht er auf der Bühne, für mich ungewohnt in weißem Hemd.
Ich hab jedesmal so ein komisches Gefühl, wenn ich Hannes Wader auf die Bühne kommen sehe. Es scheint dann irgendwie alles aus nem Film zu sein.
Nun gut, beim ersten Lied, "Heute hier, morgen dort", singt er den ersten Teil deutsch, den zweiten Teil englisch. Genau wie später "Manche Stadt" und "Am Fluss" deutsch und französisch.
Die Setlist unterschied sich im Übrigen nur unwesentlich von der, die letzten Monat hier ins Forum gestellt wurde.
Hannes sagt zu Beginn, dass er es schade findet, dass das Publikum so weit von ihm entfernt sei, hat aber anfangs offensichtlich gute Laune, erzählt viel zwischen und zu den Liedern, im Besonderen zu "Hotel zur langen Dämmerung" - für mich eins der schönsten Lieder an diesem Abend. Zu meinen persönlichen Highlights des Konzerts zählen außerdem noch "Traumtänzer", "Manche Stadt" (auch zweisprachig), "Wieder eine Nacht" und "Brüder, es zieht ein Geruch übers Land".
Kurz vor der Pause kam es zu einer "Uraufführung". Hannes Wader spielt auf der aktuellen Tournee ein neues Lied, in dem es um die Geschichte seiner Familie geht - vom politischem, also sozialistischen Standpunkt aus gesehen. Er schildert dabei bruchstückhaft das Leben seiner Vorfahren, im Speziellen seiner Eltern. Wenn ich mich richtig erinnere, trägt das Lied den Namen "Familiensaga" und ist vielleicht mit "Erinnerung" zu vergleichen.
Hannes kündigte das Lied u.a. mit den Worten an: "Ich sehe mich nicht im Stande, das Lied fehlerfrei vorzutragen. Bitte entschuldigt das schon im Vorraus."
Er hat sich weder verspielt noch versungen.
Nach der Pause schien sich die Laune von Hannes irgendwie verschlechtert zu haben. Er redete weniger und spielte die Lieder mehr oder weniger nur runter.
An dieser Tatsache war sicherlich auch das etwas lahme Publikum schuld (Fulda ist bekannt für seine prüden, konservativen Bürger).
Bei "Traumtänzer" (eins meiner Lieblingslieder) stampfte Hannes im Takt mit dem Fuss, ich hatte das Gefühl, als wollte er die Leute zum Klatschen bringen, aber irgendwie wollte keiner.
Nun ja, bei "Stellungnahme", einem der letzten Lieder, begann sich dann die Stimmung doch noch zu heben.
Zum ersten mal brandet Applaus zwischen den Zeilen auf.
Als letztes Lied das von mir sehr geschätzte "Leben einzeln und frei" - plötzlich klatschen die Leute taktvoll mit.
Hannes verbeugt sich, verschwindet hinter die Bühne und kommt nach kurzer Zeit und peitschendem Applaus wieder auf die Bühne und gibt die zurzeit üblichen Zugaben "Schon so lang", "Min Jehann" und "Darfst nun getrost". Letzteres kündigt er mit den Worten an: "Schön, dass ihr mir noch mal hochgeholt habt, ich will euch doch noch ein Gute-Nacht-Lied singen!".
Ich warte nach dem Konzert ungeduldig darauf, dass er noch mal rauskommt und Autogramme gibt.
Nach zwanzig gehe ich nochmal in den Saal und da sitzt er, lässt die Beine von der Bühne baumeln.
Ich hab ein Buch dabei (dasselbe, von dem Marc geschrieben hat), CD-Cover und ein Foto mit ihm, das ich bei meinem letzten Konzert hab machen lassen.
Hannes macht einen sehr zurückhaltenden und freundlichen Eindruck auf mich. Ich bin ziemlich nervös, will ein Autogramm auf ein Foto aus dem Buch, finde es aber nicht mehr auf die Schnelle. Ich gebe ihm die CD-Cover, Hannes sagt immer nur: "Soll da auch was drauf?" und zu dem Foto mit mir und ihm stellt er die Frage: "War das auch hier in Fulda?". Ich sage: "Nee, war irgendwo bei Bebra."
Ich sage ihm noch das ich das Konzert sehr gut fand und das wir uns sehn, wenn er 100 ist. Wieso ich das letzte gesagt hab, kann ich mir heute nicht mehr erklären.
Ich hab das Gefühl, ich würde die anderen aufhalten -obwohl höchstens 10 Personen um mich rum standen- und mach mich aus dem Staub - ich brauch ne Kippe...
Wie beim letzten Mal ärgere mich darüber, dass ich nich mehr mit Hannes geredet hab. Vor dem Konzert fallen mir tausend Fragen ein, die ich ihm stellen könnte. Aber wenn er dann wirklich vor mir sitzt, fällt mir keine einzige mehr ein.
Am nächsten Tag hab ichs erst realisiert, das da vorne auf der Bühne wirklich Hannes Wader war, der Typ, dessen Lieder mich seit vier oder fünf Jahren täglich aufs Neue erfreuen.

Also gut. Ich hoffe, meine obenstehende geistige Arbeit war nicht allzu lang und hat euch ein wenig Information eingebracht...

Schöne Grüße
:-D
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Benutzer 76 gelöscht
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von Benutzer 76 gelöscht »

Hallo Lukas!
Vielen Dank für Deinen sehr lebendigen Konzertbericht!
Ganz besonders aufgehorcht habe ich, als ich las, dass Hannes Wader ein neues Lied geschrieben hat, "Familiensaga" oder so ähnlich. Offenbar scheint Wader zur Zeit mal wieder die Lust am Liederschreiben entdeckt zu haben (in einem Interview sagte er vor einiger Zeit, das Liederschreiben sei für ihn "die reine Qual", er singe viel lieber). Hoffentlich wird der Text des Liedes bald auf seiner Homepage veröffentlicht. Vielleicht müssen wir bei so viel Fleiß nicht mehr all zu lange auf ein neues Album warten...
Deine Eindrücke nach dem Konzert beim Autogrammerhaschen haben mich sehr an meine Nach-Dem-Konzert-Erfahrungen erinnert. Als ich nach meinem letzten Wader-Konzert plötzlich allein mit ihm in der Künstlergaderobe stand, war das eine ähnliche Atmosphäre, die in mir eine eigenartige, mir bislang fremde Art von Nervosität und Ehrfurcht weckte. Nun ja -Ob Hannes Wader überhaupt so nah mit seinen Anhängern in Kontakt treten möchte, darüber bin ich mir unsicher. In einem kürzlich veröffentlichen Interview sagte er:
Das wichtigste für Teenager ist ja sowieso das, was sie ihren Eltern nicht erzählen. Normalerweise gibt's von daher ja immer nur einen mittelbaren Kontakt zur Jugend.
Wader: Das würden sie auch gar nicht akzeptieren, wenn sich da jemand einschleimen würde. Betrachten wir das so: ich habe überhaupt keine bestimmte Klientel, die ich ansinge. Das ist so wie eine Flaschenpost, die landet irgendwo, wird aufgefischt und das freut mich.
Planst du, über ein Gästebuch auf deiner Homepage direkter in Kontakt mit deinen Fans zu kommen?
Wader: Nee, möchte ich gar nicht. Mein Kollege und Freund Konstantin Wecker ist da vorgeprescht, weil er in Friedenssachen sehr engagiert ist. Der hat da ein Diskussionsforum eröffnet, aber ganz schnell wieder geschlossen, weil ihm nur Idioten von morgens bis abends den PC vollmüllen. Ich bin daran nicht interessiert. Ich beantworte auch nur ganz selten Briefe. Was Briefe angeht, habe ich sowieso eine Schreibblockade.

Gruß, Marc
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Klotzke hat dieses Thema gestartet
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von Klotzke »

Hi Marc!
Das Interview hab ich gelesen - die Frage, ob Hannes Wader mit seinen Hörern in engeren Kontakt treten möchte, -in welcher Form auch immer- lässt sich für mich wahrscheinlich ebenso schwer beantworten wie für dich...
Ich glaube eigentlich, dass er sich über die eine oder andere Rückmeldung im Bezug auf sein Werk doch freuen würde - besonders von uns jüngeren Menschen.
Nachdem ich mich jahrelang mit seinen Liedern auseinandergesetzt habe, so gut wie jedes auswendig mitsingen kann u.s.w., tritt für mich immer mehr die Persönlichkeit, der Mensch Hannes Wader in den Vordergrund.
Deshalb hab ich mir auch wieder fürs nächste Konzert vorgenommen, Hannes vielleicht in ein Gespräch zu verwickeln.
Zumindest versuchen will ichs - ob das klappt, is die andere Frage...

Übrigens war hier im Forum vor geraumer Zeit von einer "Wader-Liste" die Rede.
Vielleicht könnte mir jemand sagen, was es damit auf sich hat?

Schöne Grüße
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speedy
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von speedy »

Hallo Marc,
weißt du auch, wo das gesamte Interview erschienen ist?
schöne Grüße
speedy :frage:
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Gerhard
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von Gerhard »

Hallo Lukas,
wir waren eine Woche später, am Sonntag, den 20.11.05 beim Hannes Wader Konzert in Aschaffenburg.
Auch hier gefiel Hannes Wader der Platz, an dem er stehen sollte, nicht und ließ nach nur fünf Minuten umbauen, um dem Publikum zwei Meter näher zu sein.
Die Reihenfolge der Lieder war wohl die gleiche. Das Konzert war wunderschön und Hannes Wader´s Stimme ist immer noch ein Erlebnis.
Das Stück "Hotel zur langen Dämmerung" hat mich tief beeindruckt. Beim letzten Titel vor der Pause, der Familiensaga(ich vermute auch, dass es so heißt) hätte man eine Stecknadel fallen hören.
Kann mir jemand sagen, wie ich an den Titel komme? Er ist wohl noch recht neu und ich finde ihn bislang nirgendwo zum Download bzw. auf CD.
Vielleicht kann mir jemand einen Tip geben.
Danke
freundliche Grüße - Gerhard
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Klotzke hat dieses Thema gestartet
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von Klotzke »

Hallo Speedy,
wenn ich mir eine Antwort auf deine Frage erlauben darf:
Das Interview ist auf www.hanneswader.de  unter "Aktuelles" zu finden!

Schöne Grüße
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speedy
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von speedy »

Hallo Klotzke
Sehr herzlichen Dank. Das Interview ist ja wirklich lang.
Besonders gespannt las ich, was er zu der Frage mit dem 13-jährigen Mädchen sagte. Ist zwa schon 2 Jahre her, aber das war ich damals. :-D
speedy
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Klotzke hat dieses Thema gestartet
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Konzert in Fulda, 13.11.2005

Beitrag von Klotzke »

Hallo Gerhard!
Wie gesagt, das Lied "Familienerbe" hat Hannes Wader auf der diesjährigen Tournee uraufgeführt. Es ist also auf noch keiner CD erschienen.
Der Text des Liedes ist übrigens, wie auch hier im Forum an anderer Stelle berichtet wird, kürzlich auf der Internetseite von Hannes Wader veröffentlicht worden.

Schöne Grüße
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