hier kommt ein kleiner Konzertbericht vom So., 13. November in Fulda -
das zweite Mal, dass ich Hannes Wader live erleben konnte.
Ich erreiche eine Viertelstunde vor Beginn den Veranstaltungsort, ein Saal in gepflegtem Ambiente, der wohl um die 400 Menschen fassen kann. In den hinteren Reihen sind noch einige, wenige Plätze frei. Es herrscht dummerweise Rauchverbot. An der Eingangstür stehen die Kartenabreißer, die darauf achten, dass keine Glasflaschen in den Raum gelangen.
Kurz nach Acht wird das Licht gedämpft - mein Herz beginnt, schneller zu schlagen.
Dann steht er auf der Bühne, für mich ungewohnt in weißem Hemd.
Ich hab jedesmal so ein komisches Gefühl, wenn ich Hannes Wader auf die Bühne kommen sehe. Es scheint dann irgendwie alles aus nem Film zu sein.
Nun gut, beim ersten Lied, "Heute hier, morgen dort", singt er den ersten Teil deutsch, den zweiten Teil englisch. Genau wie später "Manche Stadt" und "Am Fluss" deutsch und französisch.
Die Setlist unterschied sich im Übrigen nur unwesentlich von der, die letzten Monat hier ins Forum gestellt wurde.
Hannes sagt zu Beginn, dass er es schade findet, dass das Publikum so weit von ihm entfernt sei, hat aber anfangs offensichtlich gute Laune, erzählt viel zwischen und zu den Liedern, im Besonderen zu "Hotel zur langen Dämmerung" - für mich eins der schönsten Lieder an diesem Abend. Zu meinen persönlichen Highlights des Konzerts zählen außerdem noch "Traumtänzer", "Manche Stadt" (auch zweisprachig), "Wieder eine Nacht" und "Brüder, es zieht ein Geruch übers Land".
Kurz vor der Pause kam es zu einer "Uraufführung". Hannes Wader spielt auf der aktuellen Tournee ein neues Lied, in dem es um die Geschichte seiner Familie geht - vom politischem, also sozialistischen Standpunkt aus gesehen. Er schildert dabei bruchstückhaft das Leben seiner Vorfahren, im Speziellen seiner Eltern. Wenn ich mich richtig erinnere, trägt das Lied den Namen "Familiensaga" und ist vielleicht mit "Erinnerung" zu vergleichen.
Hannes kündigte das Lied u.a. mit den Worten an: "Ich sehe mich nicht im Stande, das Lied fehlerfrei vorzutragen. Bitte entschuldigt das schon im Vorraus."
Er hat sich weder verspielt noch versungen.
Nach der Pause schien sich die Laune von Hannes irgendwie verschlechtert zu haben. Er redete weniger und spielte die Lieder mehr oder weniger nur runter.
An dieser Tatsache war sicherlich auch das etwas lahme Publikum schuld (Fulda ist bekannt für seine prüden, konservativen Bürger).
Bei "Traumtänzer" (eins meiner Lieblingslieder) stampfte Hannes im Takt mit dem Fuss, ich hatte das Gefühl, als wollte er die Leute zum Klatschen bringen, aber irgendwie wollte keiner.
Nun ja, bei "Stellungnahme", einem der letzten Lieder, begann sich dann die Stimmung doch noch zu heben.
Zum ersten mal brandet Applaus zwischen den Zeilen auf.
Als letztes Lied das von mir sehr geschätzte "Leben einzeln und frei" - plötzlich klatschen die Leute taktvoll mit.
Hannes verbeugt sich, verschwindet hinter die Bühne und kommt nach kurzer Zeit und peitschendem Applaus wieder auf die Bühne und gibt die zurzeit üblichen Zugaben "Schon so lang", "Min Jehann" und "Darfst nun getrost". Letzteres kündigt er mit den Worten an: "Schön, dass ihr mir noch mal hochgeholt habt, ich will euch doch noch ein Gute-Nacht-Lied singen!".
Ich warte nach dem Konzert ungeduldig darauf, dass er noch mal rauskommt und Autogramme gibt.
Nach zwanzig gehe ich nochmal in den Saal und da sitzt er, lässt die Beine von der Bühne baumeln.
Ich hab ein Buch dabei (dasselbe, von dem Marc geschrieben hat), CD-Cover und ein Foto mit ihm, das ich bei meinem letzten Konzert hab machen lassen.
Hannes macht einen sehr zurückhaltenden und freundlichen Eindruck auf mich. Ich bin ziemlich nervös, will ein Autogramm auf ein Foto aus dem Buch, finde es aber nicht mehr auf die Schnelle. Ich gebe ihm die CD-Cover, Hannes sagt immer nur: "Soll da auch was drauf?" und zu dem Foto mit mir und ihm stellt er die Frage: "War das auch hier in Fulda?". Ich sage: "Nee, war irgendwo bei Bebra."
Ich sage ihm noch das ich das Konzert sehr gut fand und das wir uns sehn, wenn er 100 ist. Wieso ich das letzte gesagt hab, kann ich mir heute nicht mehr erklären.
Ich hab das Gefühl, ich würde die anderen aufhalten -obwohl höchstens 10 Personen um mich rum standen- und mach mich aus dem Staub - ich brauch ne Kippe...
Wie beim letzten Mal ärgere mich darüber, dass ich nich mehr mit Hannes geredet hab. Vor dem Konzert fallen mir tausend Fragen ein, die ich ihm stellen könnte. Aber wenn er dann wirklich vor mir sitzt, fällt mir keine einzige mehr ein.
Am nächsten Tag hab ichs erst realisiert, das da vorne auf der Bühne wirklich Hannes Wader war, der Typ, dessen Lieder mich seit vier oder fünf Jahren täglich aufs Neue erfreuen.
Also gut. Ich hoffe, meine obenstehende geistige Arbeit war nicht allzu lang und hat euch ein wenig Information eingebracht...
Schöne Grüße
