Stimmt es, dass Konstantin Wecker nicht mehr Klavier spielen kann?

Konstantin Wecker ist ein deutscher Musiker, Liedermacher, Komponist, Schauspieler und Autor. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Liedermacher. Wecker engagierte sich in all den Jahren seiner künstlerischen Karriere auch politisch. Seine bekannte Ballade Willy behandelt die Konfrontation der 68er-Bewegung mit rechtem Gedankengut. Trotz seines seit den 1970er anhaltenden politischen Engagements war Wecker nie Mitglied in einer Partei und möchte sich nicht parteipolitisch festlegen lassen, weil er das als eine Einschränkung empfinden würde. Er setzt sich in seinen Konzerten und in vielen seiner Lieder für eine gewaltfreie und sozialere Gesellschaft ein, auch Bewegungen wie Fridays for Future werden von ihm unterstützt, er grenzt sich politisch klar und deutlich gegen rechtes Gedankengut ab.
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migoe hat dieses Thema gestartet
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Stimmt es, dass Konstantin Wecker nicht mehr Klavier spielen kann?

Beitrag von migoe »

In den letzten Tagen wurde von verschiedenen Stellen darüber berichtet, dass Konstantin Wecker aus gesundheitlichen Gründen kaum noch Klavierspielen kann. Dies berichten aktuell mehrere Medien übereinstimmend und berufen sich auf ein Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende vom 29./30. August 2025, in dem Wecker diese Information selbst offenlegte. Ich persönlich habe das in der Fränkischen Landeszeitung gesehen.
Screenshot 2025-08-31 News zu Konstantin Wecker Nervenschäden.jpg
Grund dafür ist nach seinen eigenen Aussagen wohl eine Nervenschädigung an den Händen – wobei er selbst den Auslöser in seiner eigenen Vergangenheit sieht, vor allem beim langjährigen Alkoholkonsum und auch wegen seiner früheren Suchtgeschichte. Ärztliche Diagnosen gibt es aber wohl keine, wird berichtet. Das Interview, auf das sich alle Onlinemedien beziehen wurde in der Zeitung selbst abgedruckt und es ist online nur für Abonnenten erreichbar.

Spannend dabei finde ich, dass er nicht das große „Schicksals-Drama“ aufzieht und auch nicht Anderen oder "dem Leben" eine Schuld oder das „Unglück“ beklagt, sondern sehr offen, ehrlich und selbstkritisch damit umgeht. Das ist – besonders bei einer so prominenten Persönlichkeit – keine Selbstverständlichkeit. Gerade weil es in unserer Zeit ja oft vorkommt, dass Menschen (ob prominent oder nicht) die Verantwortung für eigene Fehlentscheidungen lieber irgendwo anders suchen oder sich in eine Form von Bitternis und Opferhaltung flüchten.

Zur medizinischen Seite: Alkohol ist nach Zahlen der WHO tatsächlich weltweit eine der Hauptursachen für solche Nervenschäden – bei Kokain, welches in Weckers persönlicher Biografie ja ebenfalls eine große Rolle hatte, gibt es zwar ebenfalls Risiken für neurologische Erkrankungen, aber nicht im gleichen Ausmaß und nicht so häufig wie bei Alkohol. Es gibt auch viele andere Ursachen, doch bei Wecker steht eben diese Suchtgeschichte für ihn selbst im Vordergrund.

Was mich aber wirklich beschäftigt, ist die menschliche Haltung dahinter: Er übernimmt die Verantwortung für sich, macht sich nicht zum Opfer und bleibt trotz dieses Einschnitts seiner Haltung treu – ohne Hass, ohne Anklage. Das finde ich an ihm besonders stark und ehrlich gesagt auch mutig, weil Offenheit und Verantwortung bei Schattenseiten ja auch immer Angriffsfläche bieten können.

Wie erlebt ihr das Thema „Verantwortung für sich selbst übernehmen“ – gerade bei Fehlern und Brüchen im Leben? Seht ihr diese Selbstreflexion und Offenheit auch als Stärke? Eure Gedanken dazu würden mich interessieren…

Mit meinem Wissen – gerade aus der Pflege und im Umgang mit älteren Menschen – bin ich gespannt, wie sich diese neue Lebenssituation auf die kreative Arbeit des Künstlers auswirkt. Für jemanden im Alter von Konstantin Wecker bedeutet so ein plötzlicher Einschnitt auch eine enorme mentale Kraftanstrengung. Ich kann mir gut vorstellen, wie herausfordernd es ist, mit den Ängsten und den spürbaren Einschränkungen umzugehen, die solch eine Diagnose mit sich bringt.

Ich möchte ihm auf diesem Weg die besten Wünsche schicken – möge er einen für ihn guten Umgang mit der Situation finden und die Kraft haben, auch die nachvollziehbaren Ängste zu meistern, die daraus erwachsen. Sein bisheriger Umgang damit ist jedenfalls in vielerlei Hinsicht ein Vorbild.
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Niketes (Di 2. Sep 2025, 15:14)
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...
Alles ist vorstellbar! Leider oder zum Glück? ... Es kommt darauf an was DU daraus machst!

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Heinz
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Beitrag von Heinz »

Ich war im Mai auf seinem Konzert in Ingelheim. Da hat er gesagt, dass er derzeit nicht Klavier spielen könnte, weil er was an der Hand hätte. Für mich hatte sich das eher nach Verletzung angehört.
Während des Konzertes hat man schon gemerkt, dass es ihm sichtlich schwer gefallen ist, nicht spielen zu können. Gegen Ende konnte er nicht umhin, sich neben Jo Barnickel ans Klavier zu setzen, um wenigstens mit einer Hand etwas "Dreihändiges" zu spielen.
Das mit der Nervenschädigung ist wirklich schlimm. Ich sehe aber keinen Grund, warum er andere dafür verantwortlich machen sollte. So schätze ich ihn nicht ein. Was diese Haltung betrifft, kann ich Dir nur zustimmen.
LG
Heinz
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fille
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Beitrag von fille »

Hallo liebe Liederfreunde,

unter der Überschrift "Nie wieder Willy" habe ich gestern im Merkur den Artikel über Weckers derzeitiges
Handycap gelesen. Er selbst sagt, er könne kaum mehr spielen. Eher wie ein kleines Kind, wie ein Anfänger.
Ja, das ist traurig...

Konzerte wird er weiter geben. Es verweist auf Joe Barnickel, der seine Lieder wunderbar spielt.
Allerdings - der Willy ist nun Geschichte. Dieses Lied muss er selbst spielen oder gar nicht. Also zur Zeit wohl gar nicht.

Er spricht offen von seiner jahrelangen Alkoholsucht, was mir neu ist. 2022 hat er sich selbst in eine
Entzugsklinik eingewiesen. Er habe zuvor jeden Abend getrunken und zwar richtig. Besonders nach Konzerten.
Vier Wochen nach dem Entzug wäre er nach einem Konzert in Hessen rückfällig geworden. Seit einem
zweiten Entzug scheint er trocken zu sein.

Das alles offen zuzugeben ist natürlich eine starke Haltung. Diesen Charakterzug hat er schon vor Jahren
gezeigt, als er auf seiner Internetseite ungeschminkt geschrieben hat, dass er in jungen Jahren in
Softpornos mitgespielt hat. "Ich war jung und brauchte das Geld". Auch nach seiner Kokaingeschichte ist er
offen damit umgegangen.

Sein Buch "Die Kunst des Scheiterns" habe ich nicht gelesen. Sollte ich vielleicht mal tun. Gestern ist ein neues
Buch erschienen - "Der Liebe zuliebe". Dass genau zu diesem Zeitpunkt die Geschichte mit seiner Hand, dem Klavierspielen
und der Alkoholsucht in allen Zeitungen erscheint, lässt mich aber schon ein bisschen nachdenklich werden...
Zufall kann das ja nicht sein. Oder haben die Journalisten das Buch vorab gelesen und sind dadurch auf die
Alkoholsucht und die Nervenschädigung aufmerksam geworden? So wird es vielleicht sein. Tja, wer es genau wissen
will, muss ja jetzt nur das Buch kaufen.

Liebe Grüße, Marianne
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Niketes
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Stimmt es, dass Konstantin Wecker nicht mehr Klavier spielen kann?

Beitrag von Niketes »

Hallo miteinander,

das lange Interview in der Süddeutschen habe ich gelesen.

Daß danach alle Zeitungen daraus "abschreiben", ist ja üblich. Mich wundert aber, daß es offenbar gar keine Überschriften gibt à la "Wecker kaufte Crack am Frankfurter Hauptbahnhof" (von diesem Rückfall erzählt er in dem Gespräch nämlich auch): Ist die Presse gar nicht mehr so klatschgeil wie zu seinen früheren Drogengeschichten?

Na gut, also ist das Klavierspielen wohl das Top-Thema.
Heinz hat geschrieben: Mo 1. Sep 2025, 14:53
Da hat er gesagt, dass er derzeit nicht Klavier spielen könnte, weil er was an der Hand hätte. Für mich hatte sich das eher nach Verletzung angehört.
Stimmt.
Ich will nicht so einer sein, der hinterher sagt "wußt ichs doch", aber bei der Frühjahrstournee waren Weckers Handbewegungen selbst beim Greifen nach dem Wasserglas schon so ungeschmeidig, daß ich die nach Verletzung klingende Aussage schon anzweifelte.
Im SZ-Interview hat der Interviewer Florian Kinast tatsächlich genau zu dieser damals noch so vagen Formulierung auch konkret nachgebohrt, was ich gut fand: Wecker hatte wohl damals noch Hoffnung auf konkretere Diagnose, wollte nichts Voreiliges verraten.
fille hat geschrieben: Di 2. Sep 2025, 14:40
Gestern ist ein neues Buch erschienen - "Der Liebe zuliebe". Dass genau zu diesem Zeitpunkt die Geschichte mit seiner Hand, dem Klavierspielen und der Alkoholsucht in allen Zeitungen erscheint, lässt mich aber schon ein bisschen nachdenklich werden...
Ich glaube, daraus machen Agenturen und Verläge gewiß kein Geheimnis, daß sie ihre Künstler zu strategischen Zeitpunkten auf Promo-Tour schicken. Ich bin froh, daß man sich für so ein Langform-Interview in der SZ entschieden hat, das so schön in die Tiefe ging. (Daß alle anderen Medien "abschreiben" und es teilweise oberflächlich verwässern, wie gesagt, das kann man ja nicht beeinflussen.) Es werden gewiß noch andere Promo-Termine folgen: "Kölner Treff" Mitte des Monats ist jedenfalls schon angekündigt. Der Büchermarkt ist bestimmt kein einfacher, da braucht man jeden Push, den man kriegen kann. Vielleicht hilft es ja: Ich habe das Buch noch nicht gekauft, aber jetzt da wir gerade so drüber reden, mmmmmh, mal sehen.

Fliegen jetzt eigentlich alle Lieder, die Weintrinken glorifizieren, bei den kommenden Tourneen aus dem Programm? Das wird ein Fest / ohne Marschmusik und Fahnen / ohne Waffen und Grenzen / lieber grenzenlos Traubensaft?

Herzliche Grüße
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fille
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Stimmt es, dass Konstantin Wecker nicht mehr Klavier spielen kann?

Beitrag von fille »

Hallo Niketes,

das mit dem Crack steht auch im Merkur.

Zitat:
Wecker ist seit vier Wochen trocken, spielt ein Konzert in Hessen. Nach der Show packt es ihn.
Er setzt sich ins Taxi zum Frankfurter Bahnhof, kauft Wein und Crack..."Es war ein kompletter Absturz"
Ja, schade, aber er hat es wohl doch noch geschafft.

Niketes schrieb:
Der Büchermarkt ist bestimmt kein einfacher, da braucht man jeden Push, den man kriegen kann.
Das finde ich furchtbar. Die Neugierde der Leute mit solchen Geschichten wecken! Starke Haltung hin oder her, dass
er sich mit sowas vielleicht zum strategisch richtigen Zeitpunkt auf Promitour schicken lässt, passt nicht zur starken
Haltung. Macht es wenigstens ein Stück unglaubhaft.

Liebe Grüße, Marianne
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Niketes (Di 2. Sep 2025, 19:03)
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