Das Forum braucht einen neuen Chef Liebe Forumsgemeinschaft,

ich wende mich heute mit wichtigen Neuigkeiten an euch als Betreiber dieses Forums. Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber aus persönlichen Gründe werde ich die Plattform zukünftig nicht mehr weiterführen können. Es ist mir ein Anliegen, euch darüber zu informieren und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, damit das Forum weiterhin existieren kann. Spekulationen über die genauen Gründe sind unnötig, es hat überhaupt gar nichts mit dem Forum zu tun. Mehr Dementi wird es nicht geben.
Was sind die Gründe?
In den vergangenen Jahren wurde es für mich zunehmend schwierig, mich ausreichend um das Forum zu kümmern. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass meine eigenen Beiträge immer seltener geworden sind. Obwohl ich die Arbeit an diesem Forum und den Kontakt zu all unseren Besuchern stets als angenehme Erfahrung empfunden habe, sehe ich mich nun mit der Realität konfrontiert, dass ich die aktuelle Verantwortung nicht mehr tragen kann.
Wer macht weiter?
Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass dies nicht das Ende unseres geschätzten Forums sein muss. Daher wende ich mich nun an euch alle und frage in die Runde, ob jemand bereit wäre, die Domain und das gesamte Forum zu übernehmen. Die technische Administration kann ich leider ebenfalls nicht länger gewährleisten, daher suche ich nicht nur nach einem neuen Eigentümer, sondern auch nach jemandem, der die Aufgabe der Serveradministration übernimmt.
Zeitplan und organisatorische Fragen
Mein Zeitplan sieht vor, den "Betrieb" so schnell wie möglich an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand finden, und falls ich keine andere Möglichkeit zur Fortführung des Forums finde, müsste ich die Abmeldung des Dienstes und der Domain wahrscheinlich im April oder Mai 2024 durchführen. Diese Entscheidung würde damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt die jährlich gebuchten Dienste wie Server, SSL, Domain usw. verlängert werden müssten.

Bis zu diesem möglichen Übergabetermin werde ich selbstverständlich weiterhin die laufenden Kosten (ca. 150 €/Jahr) tragen und mich darum kümmern, dass der Nachfolger sich in das Forensystem, die Dateistruktur auf dem Server sowie die Administration des Servers einarbeiten kann. Meine volle Unterstützung und Erfahrung stehen demjenigen zur Verfügung, der bereit ist, dieses Forum in die Zukunft zu führen.
Bitte meldet euch bei mir, falls ihr Interesse an einer Übernahme habt oder weitere Fragen habt. Lasst uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, dass diese Gemeinschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.

Ich habe HIEReinen Forenbeitrag eröffnet, der auch für Replys offen ist...

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Reinhard Friedrich Michael Mey (* 21. Dezember 1942 in Berlin) ist ein deutscher Musiker und seit Ende der 1960er Jahre einer der populärsten Vertreter der deutschen Liedermacher-Szene. Pseudonyme sind Frédérik Mey (in Frankreich), Alfons Yondraschek und Rainer May.
Quelle: Wikipedia mit Stand vom 20.06.2019  | Foto für Banner und Forum: Sven-Sebastian Sajak Deutsche Wikipedia 
Forumsregeln
Reinhard Mey (* 21. Dezember 1942 in Berlin) ist ein deutscher Musiker und ein Hauptvertreter der deutschen Liedermacher-Szene. Pseudonyme sind Frédérik Mey (in Frankreich), Alfons Yondraschek und Rainer May. Mey lebt seit 1977 in Berlin-Frohnau in zweiter Ehe mit seiner Frau Hella mit der er drei Kinder hat.
Er betreibt eine offizielle Webseite unter https://www.reinhard-mey.de/  die regelmässig mit neuen Beiträgen gefüttert wird
Antworten
Benutzeravatar
migoe hat dieses Thema gestartet
Webmaster
Webmaster
Beiträge: 2679
Registriert: Sa 1. Feb 2003, 13:00
Hat sich bedankt: 164 Mal
Danksagung erhalten: 151 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von migoe »

Reinhard Mey erinnert heute auf seiner Webseite an sein Lied Die Kinder von Izieu.
Screenshot-reinhard-mey-27-januar-2022.jpg
Anlass ist der 77.Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz-Birkenau
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.

Reinhard Mey hat diese Geschichte nicht erfunden und sein Lied ist nicht die dramatische Darstellung einer "Legende, um die Deutschen schlecht aussehen zu lassen" (ja, das habe ich tatsächlich genau so schon einmal von jemandem mit meinen eigenen Ohren gehört!), sondern hier hat er sich klar und nüchtern mit den Tatsachen beschäftigt, wie sie z.B. in der Wikipedia verzeichnet sind. Meiner Meinung nach gehört dieses Lied zu den wichtigsten Werken von Reinhard Mey - und es wird noch in vielen Jahren und Jahrzehnten immer dann gesungen werden, wenn es wieder Menschen gibt, die mit "Es muss doch auch mal Schluss sein"-Phrasen ankommen!

Vor ein paar Jahren gab es auf Deutschlandfunk Nova einen Beitrag im Rahmen von Eine Stunde History, in dem die Autoren den "Schlächter von Lyon" Klaus Barbie zum Thema machten. Das war der Leiter der Gestapo im Süden Frankreichs und er befahl die Deportation und den Mord dieser 44 Kinder von Izieu. Die Geschichte seiner Flucht nach Bolivien, seiner Auslieferung nach Frankreich und seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft wird in diesem Radiobeitrag gründlich ausgeführt. Ein Satz aus der Sendung blieb mir in Erinnerung:
Dieser Mann (also Barbie) war tatsächlich ein Albtraum für alle, die nicht mit den Nazis kollabirierten...
Wenn ich mir dieses Lied anhöre habe ich IMMER einen Kloß im Hals und ich werde es machen, wie Reinhard Mey es in der letzten Strophe singt:
Heute hör‘ ich, wir soll’n das in die Geschichte einreihen,
Und es muß doch auch mal Schluß sein, endlich, nach all den Jahr’n.
Ich rede und ich singe und wenn’s sein muß, werd‘ ich schreien,
Damit unsere Kinder erfahr’n, wer sie war’n...

Vor ein paar Monaten hatte ich ein Erlebnis, welches mich noch lange begleiten wird und von dem ich in diesem Zusammenhang noch berichten möche:

Während meines Einsatzes in der ambulanten Pflege im Rahmen meiner Ausbildung führte ich im Oktober ein Gespräch mit einem älteren Patienten (Jahrgang 1926!), der als junger Mann in der deutschen Wehrmacht im Einsatz war und den seine Erlebnisse bis heute begleiten. Ich bin dankbar, ihm begegnet zu sein, weil er offen mit mir über seine persönlichen Erlebnisse sprach und nichts beschönigte oder verharmloste, was er damals erlebte. Er äußerte sich immer wieder in der Art, dass wir, die wir heute in Deutschland leben, so eine Entwicklung nie wieder zulassen dürfen. Wir kamen auf einen Beitrag in der Tagesschau zu sprechen, in dem es um dem vom Prozess gegen eine 96-jährige Frau ging, der die Staatsanwaltschaft vorwirft, Beihilfe zu mehr als 11.000 Morden geleistet zu haben...
Screenshot-Tagesschau-Warum NS-Täter heute noch verurteilt werden.jpg
Warum sind heute diese Verfahren und Urteile möglich?

Eine Art Wende brachte erst das Urteil gegen John Demjanjuk aus dem Jahr 2011. Das Landgericht München entschied: Allein die Anwesenheit des Lageraufsehers Demjanjuk im Vernichtungslager Sobibor und seine Kenntnis von den Morden reichen aus, um ihn wegen Beihilfe zum Mord zu verurteilen...

Wie hat der BGH den wichtigen Gröning-Beschluss begründet?

Die zentrale Aussage lautet: Auch die "kleineren Rädchen" haben eine zentrale Rolle beim Völkermord an den Juden gespielt. Für die Nazis sei ein "organisierter Tötungsapparat" mit eingespielten Abläufen Voraussetzung gewesen, um in kürzester Zeit Tausende Morde zu begehen. Wörtlich heißt es im BGH-Beschluss: "Nur weil ihnen eine derart strukturierte und organisierte 'industrielle Tötungsmaschine' mit willigen und gehorsamen Untergebenen zur Verfügung stand, waren die nationalsozialistischen Machthaber in der Lage, die 'Ungarn-Aktion' anzuordnen."
Es ist nicht leicht, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen, aber es ist wichtig, dennoch darüber nachzudenken "Wäre ich auch mitgeschwommen?" und für sich vielleicht auch eine Antwort zu formulieren...
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor migoe für den Beitrag (Insgesamt 2):
Clemens (Fr 28. Jan 2022, 11:23) • martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:03)
Bewertung: 22.22%
Liebe Grüße aus Rothenburg
migoe | www.liedermacher-forum.de | 2003-2024
...
Alles ist vorstellbar! Leider oder zum Glück? ... Es kommt darauf an was DU daraus machst!

Benutzeravatar
Skywise
Moderator/in
Moderator/in
Beiträge: 1778
Registriert: Di 28. Okt 2003, 23:52
Hat sich bedankt: 29 Mal
Danksagung erhalten: 67 Mal

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von Skywise »

migoe Zitat: Do 27. Jan 2022, 21:16
Vor ein paar Jahren gab es auf Deutschlandfunk Nova einen Beitrag im Rahmen von Eine Stunde History, in dem die Autoren den "Schlächter von Lyon" Klaus Barbie zum Thema machten. Das war der Leiter der Gestapo im Süden Frankreichs und er befahl die Deportation und den Mord dieser 44 Kinder von Izieu. Die Geschichte seiner Flucht nach Bolivien, seiner Auslieferung nach Frankreich und seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft wird in diesem Radiobeitrag gründlich ausgeführt.
Das scheint mehr oder weniger das Gegenstück zu sein zu der WDR-Doku "Begegnung mit dem Bösen"

Hier liegt der Fokus eher auf Barbies Treiben in Lyon. Die Frage, die man sich hier gestellt hat: wie kann man sich als kleines Licht, das nach einer Reihe von "Mißerfolgen" (nationalsozialistische Denkart) mehr oder weniger in Lyon geendlagert werden sollte, so einer Stellung aufschwingen, in der man mit Menschen so ziemlich alles machen konnte. Die Gestapo war bei seiner Ankunft in Lyon ein relativ harmloses Häufchen ohne größeren Einfluß, wenn man mal davon absieht, daß sie halt mit dem Führer in Berlin kokettierte. Sein Fingerspitzengefühl für Netzwerke war schon beachtlich. Damit's nicht zu beeindruckend wird, hat man auch noch einige O-Töne einfließen lassen, die die Skrupellosigkeit Barbies ebenso unterstreichen wie die Paßgenauigkeit der Maske des harmlosen Kumpels.

zum Thema:
Ein Lied aus Auschwitz
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Gruß
Skywise
Zuletzt geändert von migoe am Sa 29. Jan 2022, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Skywise für den Beitrag (Insgesamt 3):
Clemens (Fr 28. Jan 2022, 11:24) • migoe (Do 12. Mai 2022, 22:06) • martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:03)
Bewertung: 33.33%
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

Benutzeravatar
Lilienthal
...hat schon mal ein LT organisiert
Beiträge: 186
Registriert: Mo 24. Mär 2008, 21:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von Lilienthal »

Das Gruselige ist ja, das auch Menschen Mordhelfer waren, die im grunde ihres Wesens nicht brutal oder sadistisch sind. Irgend wie sind viele da so mitgelaufen, die meinten, es geht ja nicht anders, es ist ja Gesetz...oder von "oben" angeordnet.
Bei sehr harmlosen Anordnungen von "oben", dem Bauamt, habe ich vor kurzem mal so ein bekemmendes Gefühl gehabt,eine Wiederholung des dritten Reiches ist niemals ausgeschlossen in Deutschland, wenn das Gesetz ist, muss das nach Gesetz abgehandelt werden, auch wenn alle Beteiligten wissen, das nur Mist dabei herauskommt. Das soll ja Typisch Deutsch sein, die Gesetze so genau zu befolgen.


LG Sven
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Lilienthal für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:03)
Bewertung: 11.11%

Benutzeravatar
migoe hat dieses Thema gestartet
Webmaster
Webmaster
Beiträge: 2679
Registriert: Sa 1. Feb 2003, 13:00
Hat sich bedankt: 164 Mal
Danksagung erhalten: 151 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von migoe »

Lieber Sven,
Lilienthal Zitat: Sa 29. Jan 2022, 13:56
Irgend wie sind viele da so mitgelaufen, die meinten, es geht ja nicht anders, es ist ja Gesetz...oder von "oben" angeordnet.
Von Martin Niemoeller wurde dieser Ausspruch überliefert
Martin Niemoeller
Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Gewerkschaftler holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschaftler.

Als sie die Juden holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.
Diese "Warnung" oder auch Erkenntnis begleitet mich schon seit Anfang der 1990er-Jahre, als kurz nach der Wende die Anschläge auf Asylantenheime begannen und auch damals erlebte ich eine Art "Zeitenwende", nicht nur wegen dem Fall der Mauer oder der vollkommenen Neuordnung der politischen und gesellschaftlichen Systeme.

Natürlich möchte ich deshalb die Situation, in der wir heute sind, nicht mit der Situation von damals gleichsetzen (vergleichen ist vielleicht noch möglich...?...). Das wäre genauso unsinnig, wie ein Rückschluss aus heutigen Entwicklungen auf die 1920er - 1940er Jahre!

Doch das Denkmuster in vielen Köpfen ist durchaus gleichzusetzen oder vergleichbar - es ist nämlich GENAU DAS GLEICHE Denkmuster wie "damals" (und nicht Dasselbe! Unterschied zwischen Dasselbe und das Gleiche), weshalb es auch wichtig ist, genau darauf zu achten, dass es nicht wieder zu den gleichen Verhaltensmuster kommt, wie schon einmal!

In die heutige Sprache übersetzt hat dieses Denkprinzip, wie ich finde, Bodo Wartke sehr treffend mit seinem Lied:
Die Lösung!
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor migoe für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:03)
Bewertung: 11.11%
Liebe Grüße aus Rothenburg
migoe | www.liedermacher-forum.de | 2003-2024
...
Alles ist vorstellbar! Leider oder zum Glück? ... Es kommt darauf an was DU daraus machst!

Benutzeravatar
Lilienthal
...hat schon mal ein LT organisiert
Beiträge: 186
Registriert: Mo 24. Mär 2008, 21:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von Lilienthal »

Ja das Lied von Bodo Wartke ist Klasse, ich kannte es schon und im Bezug auf Toleranz, können wir uns alle immer "weiterbilden".
Ich habe mal eine Biografie über Sophie Scholl gelesen, sie war ja mit Fritz Hatnagel verlobt der Hauptmann bei der Deutschen Wehrmacht war und er hat gewusst, das sie im Untergrund aktiv war. Das die beiden sich trotzdem geliebt haben, das nenne ich Toleranz!
(Es kann sein, das das Buch sogar von ihm geschrieben war, aber ich weiß es leider nicht genau)

LG Sven
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Lilienthal für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:06)
Bewertung: 11.11%

Benutzeravatar
migoe hat dieses Thema gestartet
Webmaster
Webmaster
Beiträge: 2679
Registriert: Sa 1. Feb 2003, 13:00
Hat sich bedankt: 164 Mal
Danksagung erhalten: 151 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von migoe »

Es war ein Tag wie heute, als die Soldaten die Kinder holten!
Die Kinder von Izieu (3.Strophe) Zitat:
Am Morgen des Gründonnerstag sind sie gekommen
Soldaten in langen Mänteln und Männer in Zivil
Ein Sonnentag, sie haben alle, alle mitgenommen
Auf Lastwagen gestoßen und sie nannten kein Ziel
Manche fingen in ihrer Verzweiflung an zu singen
Manche haben gebetet, wieder andre blieben stumm
Manche haben geweint und alle, alle gingen
Den gleichen Weg in ihr Martyrium
Die Chronik zeigt genau die Listen der Namen
Die Nummer des Waggons und an welchem Zug er hing
Die Nummer des Transports mit dem sie ins Lager kamen
Die Chronik zeigt, dass keines den Mördern entging
Ja, es gab die Kinder von Izieu.

Die meisten der Kinder im Kinderheim von Izieu stammten aus Frankreich und waren jüdischer Herkunft. Sie waren im Alter von 4 bis 17 Jahren und wurden von ihren Familien getrennt, um sie vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu schützen.

Das Kinderheim wurde 1943 von Sabine und Miron Zlatin gegründet, die selbst jüdische Flüchtlinge aus Litauen waren und sich in Frankreich versteckten. Sie nutzten das Haus in Izieu, einem kleinen Dorf in den französischen Alpen, als sicheren Ort für jüdische Kinder, um ihnen Schutz vor der Verfolgung und Deportation zu bieten.

Die Razzia und Deportation der Kinder von Izieu ist ein trauriges Beispiel für die Verbrechen, die während des Holocausts begangen wurden, und erinnert uns daran, wie wichtig es ist, gegen Rassismus und Antisemitismus zu kämpfen.

Der Bundespräsident Richard von Weizäcker hat am 08. Mai 1985 in seiner Rede zum Gedenken an den 40. Jahrestag der Befreiung aus der Tyrannei des Nationalsozialismus diese weisen Worte formuliert:
Aus der Rede zum 08.Mai 1945 - Bundespräsident Richard von Weizäcker (1985) Zitat:
Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie lässt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.
Quelle: Die Rede im vollständigen Wortlaut auf Tagesschau.de
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor migoe für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:06)
Bewertung: 11.11%
Liebe Grüße aus Rothenburg
migoe | www.liedermacher-forum.de | 2003-2024
...
Alles ist vorstellbar! Leider oder zum Glück? ... Es kommt darauf an was DU daraus machst!

Benutzeravatar
Heinz
Beiträge: 83
Registriert: Mi 5. Mär 2003, 15:27
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 11 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von Heinz »

Hallo Michael,

gut, dass Du das Thema immer mal wieder hervorholst. Man hat heutzutage den Eindruck, dass das völlig in Vergessenheit geraten ist. Als ich das Lied zum ersten Mal gehört habe, war ich zunächst geschockt. Dann habe ich etwas recherchiert und mir im Antiquariat das entsprechende Buch von Beate und Serge Klarsfeld besorgt. Zwei Personen, die unsere Hochachtung verdienen. Sie haben einige Nazis ausfindig gemacht und überführt, unter anderem auch Klaus Barbie. Zwar mit illegalen Mitteln, aber wie ich finde, passt das Sprichwort „Der Zweck heiligt die Mittel“ hier ausgezeichnet.
Insgeheim hatte ich darauf gehofft, dass auch Reinhard Mey das Lied mal wieder live spielen würde, aber sein Repertoire ist riesig und er hat andere Themen gewählt.
Gruß
Heinz
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Heinz für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:07)
Bewertung: 11.11%

Benutzeravatar
Viktor
Beiträge: 875
Registriert: Do 28. Apr 2005, 16:15
Hat sich bedankt: 93 Mal
Danksagung erhalten: 166 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von Viktor »

Hallo zusammen,

ja, "am Morgen des Gründonnerstag sind sie gekommen", die Zeile hat sich irgendwie auch bei mir eingeprägt...
Heinz Zitat: Fr 7. Apr 2023, 08:53
Insgeheim hatte ich darauf gehofft, dass auch Reinhard Mey das Lied mal wieder live spielen würde
Den Wunsch kann ich gut verstehen. Ich liebe die Versionen auf den zwei Live-Alben. Sie gefallen mir musikalisch besser als die recht monoton schunkelbetonte Studioversion.
Wenn ich an die Live-Darbietungen denke, denke ich aber auch immer daran, wie unterschiedlich Reinhards Anmoderationen ausfallen:
1994 spricht er von der eigenen Inspiration, "Ich habe das Buch gelesen", und thematisiert seinen Job als Liedermacher, "Ich habe mich lange gefragt, ob man so eine Chronik zum Inhalt eines Liedes machen kann"...
1998 hingegen nimmt er sich selbst völlig raus und stellt ganz allgemein gehaltene Weisheiten voran, man ahnt noch gar nicht, welches Lied kommt... (Für meinen Geschmack eine der stärksten Ansagen überhaupt; ich kann sie fast auswendig:) "... und wir planen gigantische Mahnmale, die uns am Vergessen hindern sollen, aber alle Denkmäler und alle Mahnmale sind innen hohl und bleiben hohle Ersatzhandlungen, leere Bemühungen, solange wie die Denkmäler und die Mahnmale nicht in unseren Herzen verankert sind."

Übrigens: Das gleichnamige Buch von Serge & Beate Klarsfeld habe ich bislang nie gelesen. Gerade sehe ich online überall nur antiquarische Angebote um die 100€; gibts da gar keine Neuauflage?
Na ja, ich werde mal eine Bibliothek bemühen.

Viele Grüße
Viktor
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Viktor für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:07)
Bewertung: 11.11%
...

Benutzeravatar
migoe hat dieses Thema gestartet
Webmaster
Webmaster
Beiträge: 2679
Registriert: Sa 1. Feb 2003, 13:00
Hat sich bedankt: 164 Mal
Danksagung erhalten: 151 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von migoe »

Lieber Viktor,
Viktor Zitat: Sa 8. Apr 2023, 01:07
Ich liebe die Versionen auf den zwei Live-Alben. Sie gefallen mir musikalisch besser als die recht monoton schunkelbetonte Studioversion.
ich habe gemerkt, dass ich das Lied bei den Live Platten oft skippe und nachdem ich nun lese, wie Du über die Studioversion denkst, habe ich mir alle 3 Versionen noch einmal bewusst hintereinander angehört. Die Bühnenversion auf dem Album Zwischen Zürich und Zuhaus von 1994 finde ich sehr gelungen und dennoch setzt meiner Meinung nach die Studioversion das Thema immer noch am passendsten musikalisch um. Die zurückhaltende Instrumentalisierung hat damit ebenso zu tun, wie das Tempo und die Betonung. Was mich bei den Bühnenversionen aber tatsächlich stört, ist der Applaus am Ende des Lieds, den ich irgendwie unpassend finde. Natürlich wird damit die Wertschätzung des Publikums für den Künstler ausgedrückt, aber für mich ist das eines der Lieder, bei denen mir der Applaus zum Ende das Konzerterlebnis etwas getrübt hat. Sieht aber sicher nicht jeder so...
Viktor Zitat: Sa 8. Apr 2023, 01:07
Übrigens: Das gleichnamige Buch von Serge & Beate Klarsfeld habe ich bislang nie gelesen. Gerade sehe ich online überall nur antiquarische Angebote um die 100€; gibts da gar keine Neuauflage?
Oh stimmt, das sind happige Preise, die da aufgerufen werden und die wenigen Angebote, die im Bereich um 20 Euro zu finden sind, werden als "nicht verfügbar" angezeigt.

Wer sich allerdings über Details der Ereignisse informieren möchte, findet in der Wikipedia eine sehr ausführliche Darstellung der Situation im Artikel über Lea Feldblum, der aus Polen stammenden jüdischen Erzieherin, die die Kinder von Izieu in Frankreich betreute und begleitete, die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. Feldblum überlebte die Shoah und sagte 1987 vor Gericht gegen den SS-Obersturmbannführer Klaus Barbie aus, der die Deportation der Kinder und Betreuer des Kinderheims organisiert hatte. Menschen wie ihr ist es zu verdanken, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, aus der Vergangenheit zu lernen, indem wir die Opfer und die Umstände ihres Todes nicht vergessen!

Ich weiss, das Lied und das Thema an sich ist harter Tobak!
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor migoe für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:07)
Bewertung: 11.11%

Benutzeravatar
Heinz
Beiträge: 83
Registriert: Mi 5. Mär 2003, 15:27
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 11 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von Heinz »

Lieber Viktor, hallo Michael,

ich hatte das Buch lange auf dem Wunschzettel eines großen Online-Händlers stehen und irgendwann hat es ein Antiquariat dort für 20 Euro angeboten und ich habe zugeschlagen. Man braucht einen langen Atem.
Ich tendiere wie Du zu den Live-Versionen, kann aber Michaels Gefühl beim Applaus am Ende auch gut nachvollziehen.
Anlässlich des Themas habe ich mir nochmal die Autobiographie von Barbie auf Wikipedia angesehen. Wirklich unglaublich, das so ein Individuum nach Ende des zweiten Weltkriegs bis in die 80er ungeschoren davongekommen ist. Im Gegenteil, er hat teilweise Positionen mit hohem Ansehen gehabt. Und dann hat er „nur“ lebenslänglich bekommen. Die Nazi-Verbrechen wurden nie so ganz aufgearbeitet…
„Harter Tobak“, das stimmt, Michael!
Gruß Heinz
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Heinz für den Beitrag:
martin coulmann (Di 11. Apr 2023, 12:08)
Bewertung: 11.11%

Benutzeravatar
martin coulmann
Beiträge: 88
Registriert: So 26. Feb 2023, 15:29
Hat sich bedankt: 128 Mal
Danksagung erhalten: 16 Mal
Kontaktdaten:

Vergesst niemals "Die Kinder von Izieu"

Beitrag von martin coulmann »

Lieber migoe, liebe Liederfreunde,

jetzt schäme ich mich fast dafür, dass ich in den letzten Jahren so wenig Notiz von Reinhard Mey genommen habe, denn dieses Lied hat mich tief berührt. Er hat den Opfern wirklich ein Gesicht gegeben.

Es ist das Schlimme, dass die Zahl 6 Millionen uns nie so berühren kann, wie es 44 Kinder können, deren Namen und individuelle Geschichte wir kennen. Mit unserer Tochter, die in Berlin wohnt, sind wir vor einiger Zeit an der Villa gewesen, in der die so genannte "Wannsee-Konferenz" stattgefunden hat. Was für eine schöne bürgerliche Gegend im Gegensatz zum Schrecken, der in den Lagern geherrscht hat.

Es stimmt, die Vorstellung der "Normalität" dieser Technokraten des Todes ist so einmalig, dass es auf immer mit dem Wesen der "ruhigen und sachorientierten Deutschen" verknüpft sein wird.

Doch möchte ich trotz dieser Einmaligkeit eines zu bedenken geben. Jeder einzelne Mensch stirbt nur ein einziges Mal. Für jedes einzelne Opfer von Krieg, Verschleppung, institutionalisierten Vergewaltigungen und anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit wird es sich nicht anders anfühlen, als wenn es millionenfach in Konzentrationslagern passiert. Aus diesem Grund muss man einem angegriffenen Volk wie der Ukraine helfen, mit ALLEM, was dafür nötig ist.

Ich möchte über niemanden den Stab brechen, der allein seinem Gewissen folgt, aber für mich ist Opfer nun einmal Opfer. Das folgende Lied habe ich im Mai 2021 geschrieben, also noch deutlich vor dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. Es ist mir sehr wichtig.
Ordentlich sauber
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Menschenrechte sind und bleiben universell, egal wen es betrifft.

Ich wünsche euch noch einen schönen Ostermontag!

martin
Zuletzt geändert von migoe am So 9. Apr 2023, 23:11, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Video in Beitrag eingebettet
Sie ist kleiner, viel viel kleiner, unsere Bedeutung,
unser Stern kommt auch ganz gut ohne uns klar,
nur die GANZE Mannschaft ist der Star!

Antworten

Zurück zu „Mey, Reinhard“