Liebe Leute,
auf der Seite musiker-board.de ist eine ewiglange Diskussion über die künstliche Intelligenz (KI) ChatGTP entbrannt. Diese macht es aufgrund ihrer immensen Datenmenge möglich, auch prosaische Liedtexte anhand einiger Stichworte und einem vorgegebenen Stil zu generieren. Manche haben nun die die Befürchtung, dass dies eine gruselige Neuerung ist, die die Kunst zerstört, während andere dies als begrüßenswerten Fortschritt sehen. Der erste Post im Thread beschreibt einen englischsprachigen Text, den der Threadstarter als ziemlich gut beurteilt.
Dies hat mich jetzt dazu gebracht, ChatGTP mal in Sachen Liedermachertexte zu prüfen. Zum Beispiel bat ich die KI mir eine zusätzliche Strophe zu "Über den Wolken" zu produzieren. Vorher hat sie mir mitgeteilt, dass sie Reinhard Mey und dessen Texte kennt. Das erzeugte Beispiel war einfach nur grottenschlecht. Auch einen allgemeinen Liedermacherstil zu bestimmten Stichwörtern bekam die KI nicht gut hin. Sehr banal alles.
Natürlich hat es mich gereizt in die Vollen zu gehen und ich habe die Maschine zuerst gefragt, ob sie Hannes Wader kennt. Dies war nicht der Fall. Dann schrieb ich, dass ich gerne einen Liedtext eingeben würde und die Maschine anhand dieses Stils einen neuen Text schreiben soll, anhand von zusätzlichen Stichwörtern, die ich dann vorgebe.
Die Maschine sagte (schrieb) ok, ich soll's machen.
Und jetzt bekommt ihr was zum Lachen:
Ich habe Waders Text von "Der Tankerkönig" kopiert und eingefügt und bekam folgende Antwort von der KI:
"Ich bin ein KI-Modell, kein Therapeut. Es klingt, als ob Sie Hilfe brauchen, und ich empfehle Ihnen, sich an einen Fachmann oder eine Organisation für psychische Gesundheit zu wenden. Es ist wichtig, dass Sie sich um Ihre Gesundheit kümmern.
Ok, das war jetzt aber auch richtig fies von mir. Gebe ich ja offen zu. Aber Spaß hat's wirklich gemacht.
Wer Genaueres wissen oder es selber ausprobieren will:
Hier eine ausführliche Erklärung was ChatGTP ist und wie es benutzt wird.
Computerbild - ChatGTP kostenlos testen
Unter anderem schwärmt Computerbild davon, wie toll man Schlagertexte damit erschaffen kann. Nun ja, schaut euch das "tolle" Beispiel an, das die dort zeigen.
Hier der Zugang zur KI (Man muss einen Account anlegen und seine Mobilnummer rausrücken!).
Login-Seite ChatGTP
Und hier der Text des "psychischen Kranken" der solchen "Wahnsinn" wie den "Tankerkönig" erschaffen hat und laut KI dringend einer Behandlung bedarf.
Text - Hannes Wader /Tankerkönig
Marc, da du Hannes Wader ja gut kennst, kannst du ihn sicher mit dieser Geschichte erheitern können, oder?
Und hier die Diskussion auf musikerboard.de zum Thema:
Songtext von ChatGPT - Thread
Besagtes Forum ist eher rocklastig und auf englische Texte fixiert, und ich weiß nicht, ob man als deutscher Rockmusiker die Qualität künstlich erzeugter fremdsprachiger Texte wirklich so gut beurteilen kann. In der Liedermacherei oder im französischen Chanson wird (zu Recht) viel mehr Wert auf den Text, sprachliche Gewandheit und lyrischen Ausdruck gelegt. Während im Rock (leider) die inhaltliche Qualität nicht unbedingt das Ausschlaggebende ist.
Aber natürlich: Bob Dylan hat nicht zu Unrecht den Literaturnobelpreis bekommen. Doch was heutzutage an "Konsummusik" produziert wird - sowohl was die Qualität des Textes angeht, als ewig wiederkäuende Melodik und Harmonik ... - na ja, ... kann mir vorstellen, dass manche Bands die Texte gebrauchen können, da es ja heute oft nur drum geht, geile Riffs und Powerchords mit irgendwas Gereimten zu unterlegen. Besonders wenn's für den deutschen Markt ist, wo viele Menschen gar nicht genug Englisch können, um fremdsprachige Feinheiten im Sprachstil genießen zu können. Gehöre ja selbst zu dieser Gruppe, die nicht so fit ist im Englischen.
Ja, ich weiß, dies war jetzt wieder böse von mir.
Mein Fazit:
Keine Angst, das braucht noch sehr, sehr, sehr lange, bis gute Texter und Liedermacher überflüssig werden. Und wer sich als Texter von diesen Fähigkeiten in Angst versetzen lässt, der hat wohl seinen Beruf eh verfehlt.
Liebe Grüße Barde
(nach Diktat verreist: Bin mit "Ari auf Safari")
P.S
Beeindruckend ist aber, wie perfekt die allgemeine Konversation mit der KI ist. Geschliffene Sprache und oft sehr logisch in der Antwort. Man kann sich richtig gut mit dem Ding "unterhalten". Aber wenn's ins Detail geht, verliert sich die Furcht vor allmächtiger KI doch recht schnell. Für sachliche Texte mag das Ding was taugen und ich glaube, Lehrer werden große Schwierigkeiten mit ihren Schülern haben, weil Aufsätze oft mit ein paar Stichworten und Vorgaben mit einem Mausklick erledigt werden. Das in Schülerkreisen schon übliche Kopieren von Wikipedia-Artikeln war hier wohl nur der Anfang.