100. Geburtstag von Georges Brassens

Chanson (frz. Lied) bezeichnet im deutschen Sprachraum ein im französischen Kulturkreis verwurzeltes, liedhaftes musikalisches Genre, das durch einen Sänger oder eine Sängerin sowie instrumentale Begleitung gekennzeichnet ist. Ab dem 19. Jahrhundert als klar konturierte, „typisch“ französische Variante der internationalen Popkultur präsent, diffundierte das Chanson in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker in Richtung Pop, Rock sowie andere zeitgenössische Stile aus.
Quelle: Wikipedia mit Stand vom 01.06.2018  | Foto ©by Pixabay.com 

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Viktor hat dieses Thema gestartet
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100. Geburtstag von Georges Brassens

Beitrag von Viktor »

Hallo miteinander,

heute wäre der 100ste Geburtstag von Georges Brassens. Anlass genug für ein neues Thema hier, auch wenn der Altmeister natürlich schon früher manches Mal hier im Forum diskutiert wurde, z.B. hier: Georges Brassens - wieviele hat er wohl inspiriert?

Viele Radiosender, Zeitungen usw. bringen jedenfalls zum heutigen Anlass Beiträge (die ich mir nicht alle angeschaut habe) - eine Google-Suche bringt Massen (von internationalen Beiträgen ganz zu schweigen)...
Aber einen kann ich jedenfalls empfehlen: Dieses 30minütige Radiofeature namens "Der Chansonnier und die Deutschen"  vom Deutschlandfunk habe ich mir gestern schon (so halb-aufmerksam) angehört und für ganz interessant befunden. Der Bogen zu den deutschen Liedermachern wird natürlich auch geschlagen, u.a. kommen Wader, Mey, Degenhardt (FJ & Kai) aus alten Interviewschnipseln zu Wort.

Diesen Monat soll auch ein Buch mit neuen Übersetzungen beim Mandelbaum-Verlag erschienen sein; Übersetzer ist Gisbert Haefs (der im obigen Beitrag auch zu Wort kommt). Hier der Link zum Verlag.  -- Das Buch scheint sehr umfassend zu sein, 640 Seiten, und kostet auch dementsprechend 48€.

Eines Tages will ich mit Brassens' Werk besser vertraut werden, als ich es bislang bin, vielleicht ist dieses Jubiläumsjahr ein guter Anlass. Aber vielleicht warte ich auch, bis ich eines Tages mal Französisch lerne ;-)

Sind Degenhardts deutschsprachigen Übertragungen zu empfehlen?

Viele Grüße
Viktor
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Skywise
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100. Geburtstag von Georges Brassens

Beitrag von Skywise »

Viktor Zitat: Fr 22. Okt 2021, 13:00
Sind Degenhardts deutschsprachigen Übertragungen zu empfehlen?
Klare Antwort: jein.
Was Degenhardt gut bis sehr gut gemacht hat: er hat die grundlegenden Ideen und Konzepte der Lieder übernommen, er hat (auch nicht unbedingt selbstverständlich bei singbaren Übertragungen) deren Sinn nicht entstellt.
Was Degenhardt nicht geschafft hat: Brassens kommt von der französischen Lyrik, und hier wird sehr oft mit Wortbedeutungen, Sprachmelodie, Metrik etc. gespielt. Brassens arbeitet mit Querverweisen und Doppeldeutigkeiten. Die gehen bei Degenhardt verloren, vielleicht sogar glücklicherweise, weil er sehr konsequent diesen Aspekt beiseite läßt, meint: er versucht gar nicht erst, irgendwas davon ins Deutsche zu retten. Damit erspart er sich die Blamage, die deutsche Sprache zu sehr zurechtbiegen zu müssen.
Ich glaube, in anderen Sprachen kann man Brassens' Lieder nur "interpretieren" im Stil von Degenhardt, indem man die Geschichten und die Ideen hinüberrettet, oder man kann sie übersetzen, aber dann nicht mehr singen. Bei Gisbert Haefs bin ich eigentlich recht optimistisch, daß er einen guten Weg finden wird, Brassens' Lieder aufzuarbeiten. Erstens hat er das schon bei Bob Dylan recht ordentlich gemacht, zweitens verfügt er auch im Deutschen über für die Aufgabe notwendigen Voraussetzungen wie Humor und sprachliche Gelenkigkeit (Balthasar Matzbach, das Triumvirat & Co. belegen das ja zur Genüge), drittens war er selbst zeitweise als Liedermacher unterwegs, ein gewisses Gespür für Musikalisches kann man ihm also auch nicht absprechen. Der macht das schon.

Gruß
Skywise
"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

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Michael
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100. Geburtstag von Georges Brassens

Beitrag von Michael »

Viktor Zitat: Fr 22. Okt 2021, 13:00
Diesen Monat soll auch ein Buch mit neuen Übersetzungen beim Mandelbaum-Verlag erschienen sein; Übersetzer ist Gisbert Haefs
Ich bin mir nicht sicher, ob das neue Übersetzungen sind. Es gab schon vor vielen Jahren ein Buch mit Brassens' Original-Texten und Haefs Übertragungen. Allerdings nur noch antiquarisch zu haben und ziemlich teuer: hier zum Beispiel  Die Ausgabe beinhaltet ein zweites Buch mit Noten und Akkorden. Die Akkordbezeichnungen sind was für Profis - sind nämlich die Französischen.

Und: Ich finde die Übersetzungen gut. Nicht singbar, aber darum geht es ja auch nicht, sondern dass man versteht worum es geht.

Michael
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
Franz Josef Degenhardt

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Marc
...hat schon mal ein LT organisiert
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100. Geburtstag von Georges Brassens

Beitrag von Marc »

Ihr Lieben,

Brassens fasziniert mich seit meinem Studium. Ich erinnere mich noch gut an ein wunderbares Seminar zum Thema „Französische Chansons des 20. Jahrhunderts“. Als Schwerpunkte für Vorträge verteilt wurden, kam mein Professor auf mich zu und meinte sinngemäß: „Und Sie? Was, Sie wollen sich mit Brassens beschäftigen? Nehmen Sie lieber mal Brel...“. Er meinte es gut mit mir.

Kurze Zeit später lebte und arbeitete ich längere Zeit in einem Kloster in Versailles im Büro. Eines Tages pfiff ich vergnügt die Melodie von Brassens' „Fernande“ vor mich hin. Als eine Schwester mich fragte, welches Lied das sei und ich ihr spontan den Refrain vorsang, lief sie rot an und sagte nervös ein Gebet auf. Ich hatte ja keine Ahnung, was ich da sang. Von dem Tag an habe ich mich intensiver mit Brassens' Texten beschäftigt...

Danke für Deine Tipps, Viktor!

Liebe Grüße aus Hannover
Marc
So vergeht Jahr um Jahr
und es ist mir längst klar,
dass nichts bleibt,
dass nichts bleibt,
wie es war.

Hannes Wader

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fille
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100. Geburtstag von Georges Brassens

Beitrag von fille »

Marc Zitat: Fr 22. Okt 2021, 15:11
Kurze Zeit später lebte und arbeitete ich längere Zeit in einem Kloster in Versailles im Büro. Eines Tages pfiff ich vergnügt die Melodie von Brassens' „Fernande“ vor mich hin. Als eine Schwester mich fragte, welches Lied das sei und ich ihr spontan den Refrain vorsang, lief sie rot an und sagte nervös ein Gebet auf.
Mon dieu! Das ist der Unterschied zwischen einer Nonne und Carli Bruni:

https://www.youtube.com/watch?v=eKRgXlzAvhA 

Liebe Grüße, Marianne
There is a crack in everything
That's how the light gets in

Leonard Cohen

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