Hallo zusammen,
ich habe am letzten Wochenende im (west-)münsterländischen Borken bei der "Stadtmusik Borken" teilgenommen und schreibe hier mal meine Eindrücke nieder:
Allgemeine Informationen:
Bei der "StaMu (Stadtmusik) Borken" geht es um Straßenmusik, die nicht wie in anderen Städten an einem Wochenende gebündelt, sondern an vielen Wochenenden zwischen Mai und September stattfindet, zumindest bei trockenem Wetter. Doch zum Einstieg sagt ein Link vielleicht mehr als tausend eigene Worte http://www.stamu-borken.de/ .
Auf der Seite gibt es 2 Videos, die in Kurzform einen guten Eindruck vermitteln.
Von der Idee, dem Konzept und der Organisation bin ich nach wie vor begeistert. Es ist schon klasse, was möglich ist, wenn sich ein paar Menschen ehrenamtlich oder hobbymäßig, aber auf alle Fälle spürbar mit Herzblut und Leidenschaft zusammentun und eine Saison Künstler aus dem regionalen Umland und teilweise inzwischen aus ganz Deutschland oder gar über dessen Grenzen hinaus anlocken. Daher auch an dieser Stelle noch einmal mein Dank an die Organisatoren!
Es ist zwar gewünscht, "unplugged" zu musizieren, aber dezente elektrische Verstärkung wird gestattet, bevor ein Auftritt ungehört verklingt. Das ist schon klasse! In vielen anderen Städten ist dies bei unangemeldetem Musizieren sowieso und bei genehmigungspflichtigen Auftritten meistens untersagt. Daher war es für mich Premiere, verstärkt Straßenmusik zu machen, und an 2 Standorten auf jeden Fall auch notwendig für meine Darbietungen.
Bei unangemeldeter Straßenmusik ist es in den meisten Städten ebenfalls nicht gestattet, CDs zu verkaufen. Bei der StaMu Borken ist der Verkauf von Tonträgern erlaubt.
Nun zu meinen persönlichen Erfahrungen:
Weil ich im Vorfeld geahnt hatte, daß von den vier angedachten Spielorten an dem ein oder anderen eine Konzertgitarre mit Gesang zu leise sein könnten, habe ich meinen batteriebetriebenen Verstärker mitgenommen und bin mit Rucksack, Gitarre und Transportkarren zum Freitagnachmittag-Termin "angerollt".
Ich war noch gar nicht richtig am Treffpunkt angekommen, da wurde ich schon freundlich von Reinhard in Empfang genommen. Die Organisatoren kümmern sich wirklich um alles, packen beim Transport vom einen zum anderen Spielort auch mal mit an oder kümmern sich darum, für mitgebrachte Verstärker eine Steckdose zu finden.
Durch die Rotation mit den Spielorten nach jeweils einer Stunde gibt es für alle Beteiligten genug Abwechslung. Das kam mir entgegen, weil ich für mein diesjähriges Straßenmusikrepertoire ja nur 30 Lieder zusammengestellt hatte, die ich auswendig konnte, und damit nach 2 Stunden schon durch war, und es so nicht allzusehr auffiel, daß ich nochmal von vorne angefangen habe. Bei "normaler" Straßenmusik versuche ich, Wiederholungen zu vermeiden, bzw. mache nach gut 2 Stunden sowieso Schluss.
Die vier Standorte sind gut ausgewählt. Es gibt die glücklicherweise schmale Fußgängerzone, wo man auch unverstärkt Gehör findet, und wo eben viele Passanten durchkommen, es für diese aber keine Sitzgelegenheiten gibt. Es gibt den Marktplatz, wo die Passanten zwar selten unmittelbar vor einem entlangkommen, es dafür aber durch die nahe Gastronomie viele Sitzplätze gibt und sich somit auch genug Zuhörer finden. Und es gibt zwei Standorte, wo beides vorhanden ist: Sitzgelegenheit und naher Passantenstrom.
Am Samstag fing es dann tatsächlich an zu regnen. Ich durfte in (!) der Passage des hiesigen Einkaufscenters weiterspielen, es war von den Organisatoren mit dem Management des Centers abgestimmt. Als die Sonne wieder herauskam, habe ich mich wieder nach draußen begeben.
Das Hutgeld bzw. das allgemeine Interesse der Passanten ist natürlich abhängig von der eigenen Darbietung. Dies war für mich gefühlt eigentlich wie immer, was ich aber aufwerten muß, weil ich ja nicht die alleinige Aufmerksamkeit genoss, sondern es noch andere Künstler und Formationen gab und die Passanten da natürlich auch interessiert waren. Das ist einer der Gründe, weshalb solche großen Veranstaltungen wie die "Goldene Säge" in Osnabrück oder das "Straßenmusikfestival Würzburg" oder "Pflasterklang" Schweinfurt für mich nicht so das Richtige sind. Da gehe ich mit meinen Coverversionen auf einer gezupften Konzertgitarre einfach unter. Vom Bardentreffen ganz zu schweigen
Alles in allem habe ich den Eindruck, daß die Stadtmusik Borken sowohl von den Einwohnern und Besuchern als auch von den Geschäftsinhabern und -mitarbeitern sehr gut angenommen wird.
Mir hat es sehr viel Freude bereitet, wobei ich gemerkt habe, daß 3 Stunden Straßenmusik am Stück mit kurzen Spielortwechselpausen schon grenzwertig sind für mich. Ist sicherlich eine Frage des Trainings und der Gewohnheit, und ich war schon froh, den Verstärker auch mal nutzen zu dürfen, sonst müßte ich jetzt eine Woche lang meine Umwelt ankrächzen
Aufgrund der eigenen Aktivität bekommt man von den anderen Künstlern leider nichts mit, aber Zeit für einen Plausch nach den 3 Stunden bleibt allemal.
Für mich war es eine tolle Erfahrung, in einem so offiziellen Rahmen bei hervorragender Organisation Straßenmusik machen zu dürfen und ich hoffe, auch nächstes Jahr wieder teilnehmen zu können
Gruß
Georg