möchte euch auf ein interessantes Konzert von Jacques Brel aufmerksam machen, das zurzeit (noch) im Netz zu sehen ist.
Die Geschichte dazu ist ebenso skurril wie amüsant:
Der holländische Sender VPRO wollte Brel einmal nicht im kalten TV-Studio, sondern vor Ort in einer ungewöhnlichen Atmosphäre aufzeichnen. Der leitende VPRO-Regisseur Warrie van Kampen entschied sich für „Het Huis met de Pilaren“ (Das Haus mit den Säulen), einem kleinen Veranstaltungsort im nordholländischen Bergen.
Van Kampen hatte Brel in Paris getroffen und ihm von dem tollen Publikum in Bergen vorgeschwärmt: Dichter, Maler und andere Künstler, die allesamt der französischen Sprache mächtig seien, würden ihm huldigen. Jacques Brel soll begeistert gewesen sein.
Als Brel (der aus Rom eingeflogen wurde, wo man ihn am Vorabend zu einer TV-Playback-Show genötigt hatte) schlecht gelaunt in Bergen eintraf, musste er feststellen, dass er in einem Esslokal gelandet war. Den Eintritt zu seinem Konzert hatte der VPRO übernommen, das Publikum musste sich lediglich verpflichten, an einem exklusiven Diner teilzunehmen.
Und so saßen dort statt des versprochenen Künstlerpublikums mehrheitlich gut betuchte Restaurantgäste, die von französischer Sprache im Allgemeinen und von Brel im Speziellen nur wenig wussten. Brel, außer sich, sagte etwas in der Art wie: „Ich bin seit Jahren kein Tischmusiker mehr – statt mich in einem Saal auftreten zu lassen, holen sie mich hierher in die Provinz, um vor tauben alten Zicken zu singen!“ Um dem Publikum zumindest eine grobe Orientierung auf das folgende Konzert zu geben, ließ man den Brel-Übersetzer Ernst van Altena vorsichtshalber eine längere Einführungsrede halten.
Nach dem Konzert soll Brel die 12.000 Gulden Abendgage wütend auf den Boden geworfen haben, verbunden mit der Drohung, fortan nie mehr im holländischen TV aufzutreten.
Nachdem der Meister vor seiner Abreise zum nächsten Konzert in Madrid noch mit einem riesigen Käse beschenkt wurde, soll sich Ernst van Altena mit den Worten: „bon frommage“ von ihm verabschiedet haben

Dieses denkwürdige und lange verschollen geglaubte Konzert vom 30. Mai 1964 wurde 2003 im VPRO-Programm erstmals wiederholt und genießt seither Kultstatus.
Brel, der sich zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand und in den größten Konzerthallen der Welt zuhause war, zeigt hier auf eindrucksvolle Weise, dass er - trotz großer Widrigkeiten - in der Lage ist, in einer Dorfschänke vor einer Handvoll Zuschauer dieselbe Intensität in seine Songs zu legen wie etwa im Pariser Olympia vor abertausenden Fans.
Für mich eins der anrührendsten Brel-Konzerte.
Grüße
*zodiak*
Zum Konzert:
http://www.vpro.nl/programma/vrijegeluiden/afleveringen/14525208/media/14129592/
Das Haus mit den Säulen wirbt übrigens noch heute mit Brels legendärem Auftritt:
http://www.pilarenbergen.nl/geschiedenis.htm