...spät, spät, spät... sorry. :rotwerd: Aber besser spät als nie!
Es ist nun schon eine ganze Weile her, dass Frank Bode sein Konzert an der Mosel gegeben hat. Nachdem lange ausgemacht war, dass es im wohlbekannten Weingut Lehmen in Zell stattfinden sollte, war das ziemlich kurzfristig abgesagt worden. Dank Carsten, der selbst Musik macht und sich dort bestens auskennt, konnte im Nachbarort Pünderich mit dem 'Bistro Village' ein neuer Veranstaltungsort gefunden werden.
Mit ca. 140 km Entfernung liegt das für mich noch im machbaren Bereich. Auf der Anfahrt gab es baustellen- und umleitungsbedingt eine größere Verzögerung. Endlich in Pünderich angekommen, wollte ich mich einfach in Richtung Mosel orientieren, denn dort am Ufer irgendwo ist das 'Bistro Village' zu finden. Allerdings ist Pünderich längst nicht so überschaubar wie ich angenommen hatte. Der Navigator lotste mich durch enge, kopfsteingepflasterte Gassen, die kaum breiter waren als mein Auto. Überall waren Bewegungsmelder angebracht, sodass gespenstisch Lichter aufflammten, wenn ich auftauchte – ständig hatte ich das Gefühl, in einem privaten Hof gestrandet zu sein. Plötzlich befand ich mich an der Rückseite des 'Bistro Village'. Ich hatte sehr viel Zeit verloren, aber ich machte mir keine allzu großen Sorgen, denn ich hatte schon viele Liedermacherkonzerte erlebt, bei denen nur knapp mehr Leute im Zuschauerraum waren als auf der Bühne.
Als ich das Lokal betrat, empfing mich jedoch bereits ein großes Stimmengewirr. Doro kam auf mich zu und sagte mir, dass das Konzert ausverkauft sei. Ich meldete mich sofort beim Wirt, denn ich hatte mitbekommen, dass noch Plätze auf der Fensterbank vergeben werden sollten, auch auf den Rand des Billardtisches konnte man sich noch setzen. Als Einzelperson bekam ich sogar noch einen Stuhl an einem Tisch. Eigentlich war ich ja keine Einzelperson, denn eine ganze Reihe von Forumsmitgliedern hatte ihr Kommen zugesagt. Aber wir konnten nicht als Gruppe zusammensitzen, manche hatten Plätze reserviert, andere nicht. Über den Raum verteilt entdeckte ich nach und nach Tina und Tom (Agrippina und zwoelfer), Andrea und Michael (petitoiseau und dirri), Doro, Carsten und Marion (Charlotte), die ihre Schwester dabei hatte. Als Frank Bode ankam (übrigens ebenfalls Forumsmitglied mit dem Nick Fritze), hatte er keinen Nerv für ein großes Hallo mit seinem Fan-Club und wollte sich erstmal auf die Aufgabe des Abends konzentrieren. Es war nicht mehr lange hin bis zum Beginn des Konzerts, aber einer fehlte noch: Klausi, der die weiteste Anfahrt in Kauf genommen hatte. Nach einem Anruf auf dem Handy wusste ich, dass er sich noch kurz vor Zell befand und auch keinen Platz reserviert hatte. Aber einen Klausi kann man immer noch irgendwo unterbringen.

Allerdings waren in dem Raum inzwischen schätzungsweise 60 Leute anwesend. Hie und da hätte man schon noch den einen oder anderen Stuhl dazwischen schieben können, aber der Wirt hatte schlicht keine Stühle mehr zur Verfügung.

Als Frank Bode seine Gitarre nahm, fing er zunächst mal an, etwas auf Englisch zu singen. Im Frühjahr hatte ich ihn schon mit seinem internationalen Programm gehört, aber heute erwartete ich eigentlich seine eigenen Lieder. Es stellte sich aber heraus, dass das noch der Soundcheck war.
Kurz nach neun ging es dann los. Das erste Lied hatte gleich einen der typischen bilderreichen Frank-Bode-Texte. In Aufeinander zu wird der Weg zweier Liebenden als Kreis beschrieben – selbst wenn sie auseinander gehen, gehen sie aufeinander zu. Nach dem Lied verließen zwei Gäste das Bistro, weil sie offenbar keinen Platz mehr bekommen hatten. Frank Bode verdiente sich den ersten Lacher, indem er fragte: "Oh, war es so schlimm?"

In der nächsten Anmoderation, an die ich mich nicht mehr im Einzelnen erinnern kann, war wohl von Kindern die Rede - da ging die Tür auf, und eine Familie mit zwei Kindern kam herein. Das nahm der Künstler zum Anlass, auf die Setliste zu pfeifen und spontan ein anderes Lied zu singen als vorgesehen. In Das Ding geht es um ein Spielzeug, das allerhand kann und allerhand Geräusche von sich gibt, die von den Zuhörern nachgemacht werden sollten. Das ist bei der flotten Melodie ungeübt ziemlich schwierig und führte zu allgemeiner Erheiterung. Frank Bode stachelte das Publikum an, indem er sagte, dass das letztes Jahr in Zell ganz toll geklappt hätte. Mit Bedauern musste er feststellen, dass er nächstes Jahr in Zell nicht Ähnliches über Pünderich würde erzählen können. Zum Schluss hin hat es dann aber doch ganz gut geklappt, und er hat versprochen, nur diesen letzten positiven Eindruck mitzunehmen.

Künstler und Publikum waren nun warm und es folgte Aus dem Weg. Der Titel klingt zunächst etwas rücksichtslos, aber es verbirgt sich dahinter mal wieder eine Überraschung. Das ist nämlich kein Befehl, sondern es heißt im Text: "Setze einen Fuß vor'n andern, aus den Schritten wird ein Weg, aus dem Weg wird eine Reise….."
Der nächste Programmpunkt war ein Gedicht über das Nichtstun. Leider weiß ich nichts mehr darüber, genau wie alle anderen Textbeiträge nicht so ganz bei mir angekommen sind. In dem Lokal herrschte ein ziemlich unangenehmer Geräuschpegel. Während des Konzertes war die Bedienung im Raum unterwegs, und viele Gäste ließen es sich nicht nehmen, ihr Zusammentreffen mit einem kleinen Plausch zu verbinden – oftmals unangemessen laut. Diesbezüglich hatten Andrea und Michael ganz exponierte Plätze unmittelbar neben dem Künstler, ihnen dürfte wohl nichts von dem Konzert entgangen sein. *neid* Beim nächsten Mal werde ich mit Sicherheit ebenfalls Karten vorbestellen.
Im Lied Spiegelung geht es um eine Zufallsbekanntschaft während einer Bahnfahrt. Nein, das ist schon zu viel gesagt, denn er lernt die Dame gar nicht kennen, sondern verliebt sich nur in das, was sich von ihr in der Fensterscheibe spiegelt.
Die anschließende Trilogie umfasste Lieder, die nicht von Frank Bode sind. Das erste hat er mit Familie angekündigt. Es ist ein Stück, das ich in Englisch kenne – Shame and scandal in the family - und handelt von äußerst pikanten Verwandtschaftsverhältnissen. Das anschließende Du lässt Dich geh'n ist die Übersetzung von Charles Aznavours Tu laisses aller. Und in Schatz, geh nach Haus' geht es um die untreue junge Ehefrau eines älteren Herrn, wenn ich mich recht erinnere.
Danach kam wieder ein Frank-Bode-Lied: Lass' uns fliegen. – Und dann steht in meinen Notizen Keine Zeit für …. Diese Notizen sind dazu da, dem Kurzzeitgedächtnis auf die Sprünge zu helfen, aber leider ist das Konzert ja schon ein paar Wochen her. :gruebel: Das Lied handelt davon, dass wir uns nicht genügend Zeit füreinander nehmen. In das Lied eingebettet war eine gesprochene Passage, bei der sich Frank Bode auf der Gitarre begleitete. Darin sprach er in der Ichform über das Schicksal von Menschen in Afrika. Durch den bereits erwähnten Geräuschpegel konnte das Lied nicht ganz die erwünschte Wirkung erzielen.
Zum Abschluss der ersten Konzerthälfte hörten wir noch die Lieder Lust auf Leben und Vollkommener Tag. Ich hatte die vage Hoffnung, dass sich in der anschließenden Pause alle ausgiebig ausquatschen würden, damit es danach etwas ruhiger im Raum werden würde. Nun ja, was soll ich sagen ... umsonst gehofft.
Das erste Lied nach der Pause kannte ich nicht. Ich habe dazu Immer wieder aufgeschrieben, weil diese Wörter wohl häufig im Text vorgekommen sind. Hinter mir wurde gemunkelt, dass das kein Bode-Lied sei. Vielleicht kann ja eines der anderen Forumsmitglieder, die da waren, noch nachträglich etwas zur Erhellung beitragen.
Es folgte wieder eine Trilogie, die mit einem Bode-Lied eröffnet wurde. Nichts ist traurig, nichts ist trist hat er für seine neue Lebensgefährtin geschrieben, als sie das noch nicht war. Da ich das Lied nur ein Mal gehört habe, ist es in meiner Erinnerung inzwischen wieder verblasst, aber ich weiß noch, dass er uns danach gefragt hat, ob wir ahnen, in welcher Stadt die Handlung spielt. Da es nirgends so viele Hundehaufen geben soll wie in Neukölln

, einem Stadtteil von Berlin, hätten wir also 'Berlin' erraten sollen. Da ist wohl wieder ein Teil des Textes für mich im Lärm untergegangen. Die Trilogie wurde durch zwei weitere Berliner Lieder komplettiert: Erstmal durch die allseits bekannte Krumme Lanke. Frank Bode fragte vorsichtshalber, ob zufällig Berliner im Publikum säßen. Er hält sein Berlinerisch nicht für so perfekt, dass es vor fachmännischen Ohren bestehen könnte. Wir hatten Glück, es waren keine Berliner da.

Der Abschluss der Trilogie, war gleichzeitig der Tiefpunkt des gesamten Abends. Zweifellos ein Berliner Lied, aber an dieser Stelle etwas unpassend, sorry: Bolle reiste jüngst zu Pfingsten. Zugegebenermaßen war es – wie soll ich es ausdrücken? – publikumswirksam, denn durch Mitsingen und Mitklatschen entstand sofort eine Bierzeltstimmung, aber genau das will ich ja nicht erleben, wenn ich zu einem Liedermacherkonzert gehe.
Das darauffolgende Lied war brandneu, aber trotzdem hatte ich es schon einmal gehört. Es war im September während des diesjährigen SAGO-Seminars entstanden, dessen Abschluss-Konzert im Mainzer Unterhaus ich besucht hatte. Nachdem die Teilnehmer im letzten Jahr das Thema 'Zimmer' bearbeiten mussten, wird es im nächsten Jahr das Thema 'Treppe' sein. Dieses Jahr aber ging es um das Thema Schatten.
Es schloss sich Schon morgen von Hannes Wader an, gefolgt von Desperado von den Eagles, das sich ein englischsprachiger Herr aus dem Publikum gewünscht hatte.
Wieder kaum zu verstehen war ein Lied über Supermärkte, denen alles weichen muss, Kinos, Spielplätze und Tante-Emma-Läden. "Ist es nicht so, wie man sagt, man schätzt es nicht, so lang man es hat..." Das Stück ist von Jonny Mitchell und heißt im Original Big yellow taxi.
Ebenso fehlt mir die Erinnerung an Oh, Gott, kauf' mir einen Mercedes-Benz. Die Melodie wurde auch schon von Klaus Lage mit einem deutschen Text versehen; es soll sich um einen uralten Song von Janis Choplin handeln.
Den offiziellen Abschluss des Konzertes bildete das Bode-Lied mit dem bezeichnenden Titel Das letzte Lied.
Nun erhob sich großes Zugabe-Geschrei. Auch die Quassler, die den ganzen Abend Gelegenheit gehabt hätten, diesem Künstler zuzuhören, sahen plötzlich ihre letzte Chance schwinden und verlangten nach mehr. Frank Bode sang uns noch seine Lieder Wenn die Nacht vorbei ist und Nie mehr ganz nach Haus'. Danach packte er seine Gitarre weg. Weiteren Zugabe-Wünschen kam er mit einem À-capella-Stück nach, eine Vorgehensweise, die ich schon bei anderen Künstlern erlebt habe. Ich finde das gar nicht schlecht. Auf diese Weise wird unmissverständlich das Konzertende markiert. Frank Bode sang uns auf die Melodie von My way von Frank Sinatra ein bitterböses Lied über die 'Freuden', die man beim Zusammensein mit einem Raucher so hat - deutscher Titel: Rauch in die Augen. Es gab ausgiebigen Abschlussapplaus, auch von den Rauchern.
Nach dem Konzert gingen viele Gäste nach Hause, sodass wir (die Forumsmitglieder) endlich Platz fanden, uns noch ein wenig zusammenzusetzen. Tom und Tina gingen als Erste, dann zogen sich Frank und Karen zurück, die nach einer langen Anfahrt und dem anstrengenden Abend müde waren. Marion musste uns bald verlassen, weil ihre Schwester am nächsten Tag früh raus musste, Samstag hin oder her. Auch Klausi blieb nicht mehr lange, weil er den weiten Weg wieder zurück fahren wollte. Wenn's dann mal bröckelt, hält das nicht mehr sehr lange und auch diejenigen, die es nicht sehr weit hatten, brachen schließlich auf. Ich bin zwar ein Nachtmensch, aber ich hatte ja auch noch 140 km vor mir. So blieben nur noch Carsten und Doro zurück, die sich zu ein paar anderen Gästen setzten und den Abend feucht-fröhlich ausklingen ließen. Ich musste auf dem Heimweg sogar eine Pause einlegen, weil ich plötzlich sehr müde wurde und nicht Leib und Leben gefährden wollte. Nachdem ich eine halbe Stunde die Augen zugemacht hatte, ging es wieder, und ich schaffte es heil bis nach Hause.
Ich frage mich wirklich, ob so ein 'volles Haus' wie im 'Village' in Pünderich wiederholbar ist. Wurde viel Werbung gemacht, wie wurde Werbung gemacht? Viel Zeit war ja nicht, das Konzert war ja kurzfristig hierher verlegt worden. Anscheinend handelt es sich einfach um ein Bistro mit großem Stammpublikum, das einfach erscheint, wenn etwas geboten wird. Allerdings habe ich aus Unterhaltungen entnommen, dass sich einige gewundert haben, so wenige bekannte Gesichter zu sehen. Wie dem auch sei, es werden wohl nicht nur Liedermacher-Fans gewesen sein, denn die mangelnde Aufmerksamkeit ließ schon den Schluss zu, dass die Leute der Geselligkeit halber gekommen waren und sich nicht nur auf den Künstler hatten einlassen wollen. Schade eigentlich.
Viele Grüße von Petra