Liebe Nicky, liebe Andere
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Nicky hat geschrieben: ↑Di 1. Aug 2023, 13:27Ich habe so überhaupt gar keine Ahnung von Computer + System -Kram. Aber es scheint ja doch ein paar Leute hier zu geben, die sich mit grundlegenden Themen dazu auskennen. Würde es nicht Sinn machen, wenn migoe verrät, was alles dahinter stecken würde? Was man können müßte und welches Wissen nötig ist? Vielleicht würde sich der eine oder andere dass dann doch eher zutrauen?
ich habe
Deine Frage(n) zum Teil bereits in einem anderen Thema beantwortet und möchte hier versuchen, noch etwas detaillierter zu beschreiben, worauf es mir bisher als Betreiber des Forums ankam, was aber nicht unbedingt "technische Fragen" betrifft, deshalb antworte ich in diesem Thema in dieser Forum und die technischen Fragestellungen werde ich im anderen Thema ansprechen und konkretisieren.
Ich hoffe, dass trifft Deine und Eure Zustimmung.
Dieses sind aus meiner Sicht die wirklich wichtigen Themen und Dinge, die ein Betreiber eines Forums bedenken und "beherrschen" sollte. Die Technik kann "ausgelagert" und in fremde Hände gegeben werden, wenn man sich das wirklich nicht selbst zutraut. Mein Fokus war aber eigentlich immer:
Gemeinschaft und Zusammenhalt:
Von Anfang an lag es mir am Herzen, einen Ort zu schaffen, in dem die Gemeinschaft und der Zusammenhalt unter den Mitgliedern funktionieren. Mein Forum strebt danach, eine Atmosphäre der Verbundenheit zu schaffen, in der sich die Mitglieder gegenseitig unterstützen und inspirieren. Dies wird durch offene Diskussionen, regelmäßigen Austausch und gemeinsame Aktivitäten erreicht.
Was habe ich bzw. haben wir als Gemeinschaft in den Jahren konkret dazu beigetragen, diese Ziele zu erreichen?
- Willkommensnachrichten, durch die ein neues Mitglied persönlich in einem Willkommensbeitrag begrüßt wird, habe ich persönlich zwar nie gezielt eingesetzt, aber es ist schon bemerkenswert, wie oft es sich automatisch ergab, dass jemand, der sich als "Neuer" zum ersten Mal in eine Diskussion eingebracht hat, von den "Alteingesessenen" mit offenen Armen und freundlichen Worten empfangen wurde.
- Einführungsthreads, in denen Mitglieder sich vorstellen können, um mehr über ihre Interessen, Hintergründe und Ziele zu erfahren, wurden teilweise gut angenommen, aber leider schreckt es neue Leute teilweise auch ab, weil sie sich nicht gerne "zwingen lassen", sich vorzustellen. Ohne "technische Hilfe" kam es aber dann oft zu überhaupt keiner Vorstellung.
- Gemeinsame Aktivitätenwie die Liedertreffen, bei denen die Mitglieder zusammenarbeiten und sich besser kennenlernen können, sind keine bewusst herbeigeführte Sache, sondern haben sich ergeben, WEIL bereits eine Art "Grundvertrauen" der Besucher in die Gemeinschaft bestand. Aus den LTs haben sich dann Freundschaften, Partnerschaften und vertrauensvolle Beziehungen entwickelt.
- Themenwochen habe ich Anfang 2023 mit dem Projekt Jeden Tag ein neues Lied ausprobiert mit dem Ziel, die Mitglieder zu ermutigen, ihre Gedanken, Erfahrungen und Meinungen zu Liedern von Reinhard Mey zu teilen. Die Resonanz fand ich zunächst auch überwältigend, jedoch habe ich auch gemerkt, dass insgesamt nicht genug Interesse da war, um daraus einen "Selbstläufer" zu machen. Vielleicht waren meine Gedanken und mein Umgang mit einigen Liedern für manche auch einfach nicht passend oder sogar "störend". Mir hat es Spaß gemacht, mich damit zu beschäftigen - und darauf kam es mir an. Doch als "Strategie", um das Forum wieder mit inhaltlichem Leben zu füllen, ist das Projekt gescheitert. Für mich persönlich war diese Erfahrung der Einstieg in die Überlegung, ob ich noch der richtige bin, um das Forum weiter in dieser Form fortzuführen.
- Persönliche Geschichten zu Liedermachern, Konzerten, Ereignissen usw. sind und waren DAS Kernelement des Forums von Beginn an. Das Interesse an den persönlichen Geschichten und Gedanken, die wir miteinander ausgetauscht haben, hat mich selbst immer dazu ermutigt, meine persönliche Geschichten oder Erfahrungen zu teilen, die im Idealfall wiederum anderen als Inspiration gedient haben.
- Gegenseitige Unterstützung untereinander habe ich z.B. erlebt, als sich Petra, Doro, Skywise und Georg angeboten haben, um mich als Admin von "lästigen" Arbeiten zu entlasten und mir damit tatsächlich auch Freiräume geschaffen haben, außerdem habe ich mich immer sehr über ihre Ratschläge und Hinweise in Bezug auf "die Gemeinschaft" gefreut - vor allem Petra hat sich hier immer hervorragend gekümmert. Hab(t) vielen Dank dafür!
- Moderierte Diskussionen zu kontroversen oder wichtigen Themen, um sicherzustellen, dass die Gespräche respektvoll und konstruktiv bleiben, waren häufig sehr anstrengend und zeitintensiv, haben sich aber immer gelohnt. Nun merke ich aber, dass mir die "Kraft" für solche Gespräche ausgegangen ist und ich hoffe, es finden sich Menschen, die sich das zutrauen und bereit sind, diese Aufgabe verantwortungsvoll und "neutral" zu übernehmen.
- Gruppenprojekte, bei denen Mitglieder ihre Fähigkeiten einbringen können, um gemeinsam etwas zu schaffen, hatte ich mir immer als Projekt vorgenommen und wären sicher im Rahmen der Vorbereitungen auf LTs sinnvoll gewesen, aber irgendwie habe ich es nicht geschafft, ein für mich klares Konzept dafür zu entwickeln, deshalb kam es leider nie wirklich zu "echten" Gruppenprojekten. Aber zumindest versuchte ich, mich einzubringen, bei den Vorbereitungen zu den Liedertreffen und die jeweiligen Organisatoren mit meinen Fähigkeiten zu unterstützen. Hat immer viel Spaß gemacht!
- Die Gemeinschaftsrichtlinien, welche letztlich ja die Hausordnung des Forums bilden und die den respektvollen Umgang und die Zusammenarbeit betonen, und dafür sorgen sollen, dass sie von allen Mitgliedern eingehalten werden, habe ich mit den Jahren aus den Beobachtungen des gemeinschaftlichen Umgangs untereinander extrahiert. Es ist für mich ein sehr gutes Gefühl, dass es in über 20 Jahren Forum nur sehr selten nötig war, einzelne Teilnehmer auf diese Hausordnung hinzuweisen.
- Persönliche Nachrichten habe ich gelegentlich genutzt, um Mitgliedern und Mitarbeiter*innen sozusagen "privat" für ihre Beiträge zu danken und ihre Teilnahme zu würdigen. Ich bin mir sicher, dass die PNs eine sehr rege genutze Möglichkeit sind, um innerhalb des Forums sich vertraulich auszutauschen.
Respekt und Wertschätzung:
Ein zentraler Wert auf dem Liedermacher-Forum war und ist ein respektvoller Umgang miteinander. Jedes Mitglied wird ermutigt, seine Meinungen und Ansichten zu teilen, während gleichzeitig darauf geachtet wird, dass die Diskussionen in einem freundlichen und achtsamen Ton geführt werden. Respekt und Wertschätzung sollten stets das Fundament für konstruktive Gespräche bilden. Über weite Strecken ist uns als Gemeinschaft das auch gelungen, wie ich finde. Leider haben wir aber auch die Erfahrung gemacht, dass Respekt und Wertschätzung nicht selbstverständlich sind. Die teilweise - zumindest habe ich es so empfunden - überzogene und von allen Seiten zu wenig respektvoll und wertschätzend geführte "Corona-Impfung (ja/nein)-Test (ja/nein)-Infektionsschutz (nötig/übertrieben)-wasauchimmer"-Debatte, die wir auch hier auf diesem Forum miteinander ausgefochten haben, brachte mich zum Nachdenken darüber, ob die Zeiten der ausgewogenen und "Eine-Sache-aus-verschiedenen-Blickwinkel-betrachten-können"-Gespräche endgültig vorbei sind...Ich denke nicht, aber mir fällt es zunehmend schwer, mich "neutral" zu verhalten.
Wie wollte ich das erreichen?
Die
Formulierung von klaren und präzisen Verhaltensregeln, die den respektvollen Umgang und die höfliche Kommunikation betonen sollten deutlich machen, dass persönliche Angriffe, Beleidigungen und Diskriminierung nicht toleriert werden. Bis zu einem gewissen Punkt hat das auch funktioniert und die Selbstregulationsfähigkeit der Gemeinschaft hat recht effektiv gewirkt.
Durch erfahrene
Moderatoren, die Diskussionen überwachen und bei Verstößen gegen die Regeln eingreifen können, um sicherzustellen, dass der Diskurs respektvoll bleibt, lässt sich zukünftig vielleicht wieder eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung etablieren. Mir ist das leider nicht gelungen.
Als Betreiber des Forums wollte ich
selbst eine Vorbildfunktion einnehmen, indem ich in Diskussionen respektvoll und sachlich bleibe und konstruktives Feedback gebe. Das schaffe ich leider nicht mehr so, wie ich es mir vorgenommen hatte.
Eines meiner hochgesteckten Ziele war es, die Mitglieder dazu ermutigen, sich
in die Perspektiven anderer hineinzuversetzen und empathisch zu reagieren, selbst wenn sie anderer Meinung sind. Irgendwann habe ich es aber selbst nicht mehr geschafft, mich in die Gedankenwelt aller hineinzuversetzen und das führte dann dazu, dass ich entweder zynisch oder gleichgültig wurde. Hier habe ich für mich klar erkannt, meine "Rolle" noch einmal kritisch zu hinterfragen.
Eine offene Kommunikation, in der alle ihre Bedenken bezüglich respektlosem Verhalten oder Kontroversen äußern können, gehörte zu den wichtigsten Gradmessern, die ich mir als Betreiber des Forums auferlegt hatte. Diesen Ansprüchen konnte ich in den vergangenen Monaten und eigentlich schon Jahren nicht mehr gerecht werden, was bei mir zu Frust geführt hat. Dies können andere eventuell wieder "reparieren".
Vielfalt und Inklusion:
Das Liedermacher-Forum sollte ein Ort sein, an dem Vielfalt geschätzt und gefördert wird. Unterschiedliche Hintergründe, Perspektiven und Meinungen wurden sonst als Bereicherung angesehen. Jedes Mitglied sollte sich willkommen fühlen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder Überzeugungen. Inklusion ist der Schlüssel, um ein reichhaltiges Diskussionsumfeld zu schaffen. Davon bin ich überzeugt, nach wie vor! Nun haben mich Diskussionen zum Thema "gendergerechte Sprache" in den vergangenen 2 Jahren aufmerksam darauf gemacht, dass es überhaupt nicht so leicht ist, "Vielfalt und Inklusion" so umzusetzen, dass es tatsächlich auch "allen gerecht wird", denn wie ich überrascht festgestellt habe, sind Menschen bereits dann "getriggert" von "Gender-Gaga" und "Wokeness", wenn es eigentlich - meiner persönlichen Meinung nach - um ein vollkommen legitimes Anliegen geht. Gerade im Umgang mit diesem "Reizthema" ist mir bewusst geworden, dass irgendetwas in unserer Gesellschaft "ins Rutschen" kommt und davon auch das Liedermacher-Forum nicht ausgenommen ist.
Wissensaustausch und voneinander Lernen:
Ein zentrales Ziel eines Forums ist der Wissensaustausch und das voneinander Lernen. Mitglieder werden ermutigt, ihr Fachwissen zu teilen und voneinander zu lernen. Dies geschieht durch informative Beiträge, Experteninterviews und Diskussionen, die das kollektive Wissen der Gemeinschaft fördern. Dieser Teil des "Angebots" wurde von mir nie richtig fokussiert, obwohl es ja schon immer mal Ansätze gab. Die kreativen Foren wurden hier nie richtig genutzt und auch ich habe mich niemals für diesen Teil des Forums stark gemacht, obwohl hier wahrscheinlich zukünftig das größte nutzbare Potenzial liegt. Doch hier liegt leider nicht meine persönliche Stärke, weshalb ich hoffe, dass sich hier in Zukunft jemand findet, der das Potenzial nutzen kann und will.
Nun hast Du, liebe
@Nicky ja einen sehr passenden Betreff für Deinen Beitrag gewählt. Wenn ich es recht bedenke, passt die dahinterstehende Frage sehr gut zu mir und meiner Situation. Ich habe für mich entschieden, dass ich keinen "letzten Versuch" brauche und bin sehr froh, dass Du diese Frage hier so offen ansprichst. Es ist gut zu sehen, wie die Resonanz darauf ist und ich hoffe sehr darauf, dass sich aus Deinem Versuch eine brauchbare Lösung für Dich, die Gemeinschaft und das Forum findet.
Respekt!