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Vier Mal '50 Hertz' plus tolle Gäste

Verfasst: Fr 23. Dez 2005, 12:21
von Petra
VORSICHT!! Überlänge!! Es handelt sich um einen Bericht über fünf Tage. Den Gedanken, für jeden Tag einen eigenen Thread anzulegen, habe ich verworfen, weil sie vermutlich auseinander gerissen würden – und das ist ja auch doof. :-(
Worauf ich mich da eingelassen hatte, war mir vorher wirklich nicht vollkommen bewusst. Micha hatte gesagt: "Kümmere Du Dich um die An- und Abreise, den Rest mach' ich schon."
Eine Tour mit einer Band ohne Chaos, das wäre ja schon ein Widerspruch in sich. Das Chaos begann allerdings bereits auf der Anfahrt, Einzelheiten verkneife ich mir ausnahmsweise, es gibt auch so genug zu erzählen: Micha holte mich am Bahnhof Zoo ab. Er kam direkt vom Presswerk, wo gerade noch rechtzeitig die CDs fertig geworden waren. Er hatte die Kartons nur ins Auto geladen, und ich war nun die Erste, die eine CD heraus- und in Augenschein nehmen durfte. Salz heißt das gute Stück - - und wir waren schon auf dem Weg nach Brandenburg/H.
Es war Freitag, der 18. November. Die Fertigstellung der CD sollte mit drei Record-Release-Parties am Samstag, Sonntag und Montag gefeiert werden. Aber bereits am Freitag fand ein Warm-up-Konzert statt und zwar in der 'Erbse', der Bandkneipe in Brandenburg, wo Thoralf Pötsch, Arrangeur und E-Gitarrist, Sascha, der Schlagzeuger, und Sören, der Bassist, wohnen. Es war schweinekalt, und ich sah meine ersten Schneeflocken in diesem Winter. Die 'Erbse' ist nicht besonders groß und mit Plakaten von Heavy-Metal-Bands zugepflastert. Beim Betreten bemerkte ich eine Lampe wie man sie normalerweise über Billardtischen findet. Auf der rechten Seite sah ich die Theke und daneben eine kleine Bühne. Als ich mir unter der Lampe den Billardtisch vorstellte, war mir klar, warum man ihn weggeräumt hatte: Neben diesem Ungetüm hätten nicht mehr viele Gäste Platz gefunden. Er war links ganz an die Wand geschoben und mit einer Platte abgedeckt worden. Darauf standen ein Stuhl und ein Tisch mit dem Mischpult, an dem die Technikerin Aiva ihre Kunst ausübte. (Nebenbei bemerkt: Singen kann sie übrigens auch.) Auf der Bühne hatten die anderen Bandmitglieder gerade mit dem Aufbau begonnen. Ein Schlagzeug, E-Gitarren, E-Piano, Bass, Akkordeon, Akustik-Gitarre und die dazu gehörenden fünf Musiker – es schien mir unmöglich, dass das alles auf der Bühne Platz finden konnte – aber schließlich war es ja nicht das erste Mal… Mit geübten Händen wurde alles aufgebaut und verkabelt. Es folgte der Soundcheck, und dann verschwand alles, was man nicht brauchte (Gitarrenkoffer, Transportkisten usw.) unter dem Billardtisch. Inzwischen waren schon jede Menge Gäste eingetrudelt, jeder wurde freudig begrüßt und umarmt. Da ich außer Micha niemanden kannte, konnte ich nicht unterscheiden, wer dazu gehörte und wer tatsächlich als Gast da war. Aber das machte nichts, denn der Eintritt war frei. Konzertbeginn sollte wohl so schätzungsweise um 21 Uhr sein, zu diesem Zeitpunkt herrschte aber noch größtes Stimmengewirr.
Als schließlich der erste Gastmusiker die Bühne betrat, wurde es zwar etwas leiser, aber wirklich still wurde es nicht. Christian Trautmann sang seine Lieder zur Gitarre und hatte es nicht leicht, sich gegen das schwatzende Publikum durchzusetzen. Mir hat er gut gefallen, ich hätte ihm wirklich mehr Aufmerksamkeit der Zuhörer gegönnt.
Nach einer Pause bekam ich endlich die Gelegenheit, Michas Lieder mit Bandbegleitung zu erleben. Ich hatte bereits Demo-Material gehört, und bei den rockigen Titeln ist das ja auch gar nicht so abwegig. Teilweise war es etwas gewöhnungsbedürftig, weil sich die Tempi hie und da davon unterschieden, wie ich Michas Lieder bisher kannte. Er trägt sie auch solo recht stimmgewaltig vor, aber durch die Bandbegleitung werden sie noch eindringlicher. Ganz besonders gespannt war ich auf Stille Flut, da hatte ich etwas Sorge, dass es von den Instrumenten erschlagen werden könnte, aber das Ergebnis hat mir sehr gut gefallen. In einem Gespräch mit dem Schlagzeuger erfuhr ich, dass es bei der Umsetzung dieses Stückes heiße Diskussionen gegeben hatte. Aber auch er war mit dem Endprodukt zufrieden, obwohl er bei diesem Lied nicht so richtig aufdrehen darf. Auch während des Auftrittes von 50 Hertz und Michas zwei längeren Zwischenansagen war das Publikum nicht so entgegenkommend, den Gesprächspegel etwas zu drosseln. :-(
Den Abschluss des Abends gestaltete das Trio King Kreole. Dabei handelt es sich um Thoralf Pötschs Bruder Henry, dessen Freundin Kathrin Kiehl, die früher in der Pötsch-Band das Schlagzeug gespielt hatte, und Enno. Kathrin Kiehl arbeitet auch mit ihrem Partner Torsten Reiprich an dem Liedermacher-Projekt 'Peregrina', das sich mit Eduard Mörike beschäftigt. Torsten Reiprich ist bei uns im Forum unter dem Nick 'Peregrina' registriert. – Aber zurück zu 'King Kreole': Enno zupfte den Kontrabass und Henry Pötsch spielte Gitarre. Kathrin sang und bearbeitete im Stehen das Schlagzeug. Sie trug ein gepunktetes Kleid mit Petticoat, Pony und Pferdeschwanz, und manchmal brachte sie neben Gesang und Schlagzeug sogar noch ein paar Tanzschritte unter. Sie spielten Rock’n’Roll und Partymusik der 60er-Jahre. Eine sehr flotte Angelegenheit. Als dem Publikum auffiel, dass der Abend nun langsam zu Ende ging, gab es plötzlich lautstarke Zugaberufe. Gerne wurden dann auch noch zwei oder drei Zugaben gespielt.
Es handelte sich um ein Stehkonzert, und meine Füße schmerzten sehr. Dankenswerterweise hatte mir Micha einen Barhocker gebracht, sodass ich mich setzen konnte. Allerdings befanden sich so viele Köpfe zwischen mir und der Bühne, dass ich kaum etwas sah. In der Kneipe selbst war kein Platz, aber draußen auf dem Gehsteig wurde heiße Erbsen-Kürbis-Suppe verkauft. Welch ungemütlicher Arbeitsplatz! Dadurch stand die Türe ständig offen, und auch drinnen bekam man eine Ahnung von den fiesen Temperaturen, die draußen herrschten. Micha hatte mir die Verantwortung für die CDs und deren Verkauf übertragen, und die ersten CDs wechselten ihren Besitzer.
Die erste Record-Release-Party sollte ebenfalls in Brandenburg stattfinden, aber in einer anderen Lokalität. Also musste das ganze (organisierte) Chaos auf der Bühne wieder auseinanderklamüsert, teilweise in Kisten und alles in den Autos verstaut werden. Tastenmann Frank und Aiva, die Technikerin, fuhren zurück nach Leipzig, der Schlagzeuger Sascha und der Bassist Sören wohnen in Brandenburg und gingen nach Hause. Micha und ich fanden Unterschlupf bei Thoralf Pötsch und Jana. Auf dem Weg dahin hatte ich wieder Gelegenheit, mit Michas Auto zu kämpfen. Übel, übel, wenn man diese Automatik nicht gewöhnt ist. Man darf nicht kuppeln, und wenn man es trotzdem tut, erwischt man das Bremspedal und legt eine Vollbremsung hin, versteht aber gar nicht warum. :-( :-( *schwitz*
Samstag, 19. November – 1. Record-Release-Party
Lange geschlafen, spät gefrühstückt, Brötchen geschmiert für den Backstage-Bereich am Abend, rumgehängt, gequatscht. Im Laufe des Tages erfuhren wir, dass Sarah van der Meer, die am Montag in Leipzig als Gast auftreten sollte, keine Mitfahrgelegenheit hatte. Deshalb sollte Micha sie am Montag in Berlin abholen. Das war ein Problem, weil wir am Sonntagabend eigentlich nicht in Berlin übernachten wollten. Es dauerte nicht lange, bis Micha Diana einfiel. Ich wusste zwar, dass sie gerade erst Übernachtungsgäste gehabt hatte, aber Micha traute sich trotzdem zu fragen. Diana und René wollten am Sonntag sowieso ins Rickenbacker's kommen, und wir hatten Glück *puh*: Sie waren bereit, uns ein Schlafplätzchen zu überlassen, bzw. zwei. - Schon bald war es Zeit, zum 'Haus der Offiziere' aufzubrechen. Dort kam man vom Garten aus über eine Treppe direkt zum Ort des Geschehens. Der Raum war düster, aber deutlich größer als der in der 'Erbse', auch auf der Bühne war erfreulicherweise wesentlich mehr Platz. Nun wurden die Autos ausgeladen, und ich staunte wieder, wie aus tausend Einzelteilen etwas Funktionierendes zusammengesetzt wurde. Irgendwann traf ein Mann in Mantel und Hut ein. Ich kannte ihn nur von Bildern, aber das war unverkennbar Manfred Maurenbrecher. Mit 'Nilted' aus Köln sollte an diesem Abend außerdem auch noch eine zweite Band spielen. Als die fünf Jungs auch noch anfingen, ihre Ausrüstung auf die Bühne zu tragen, war in meinen Augen das Chaos wieder mal perfekt… Auch sonst… Es gab Plakate, auf denen diese Veranstaltung angekündigt wurde, da stand aber nirgends eine Uhrzeit. Ich sollte wieder CDs verkaufen und dieses Mal auch Eintritt kassieren, aber ab wann? Gab es überhaupt Wechselgeld? Irgendwie kam alles auf die Reihe. Es erschienen zwei recht junge Mädchen und ein Junge, die zu dritt an der Kasse Platz nahmen. Ich sollte ihnen helfen, aber da waren auch noch zwei Türsteher, die das Geschehen am Eingang überwachten. Da der Andrang äußerst spärlich war, zog ich mich in den Backstage-Bereich zurück, wo Manfred Maurenbrecher mit einem alten E-Piano und Micha noch etwas probten. Thoralf Pötsch, der in Brandenburg an der Musikschule unterrichtet, hatte natürlich Werbung für diese CD-Release-Party gemacht, aber sehr viele Gäste, mit denen er fest gerechnet hatte, blieben einfach aus. :-( Er sagte, dass es eigentlich um 21 Uhr losgehen sollte, dass sich aber vor 22 Uhr nicht viel tun würde.
Um Viertel nach zehn betraten Micha und Manfred Maurenbrecher die Bühne. Inzwischen waren etwas über zwanzig zahlende Gäste da, die zusammen mit den Musikern der beiden Bands und deren Anhang dann doch ein recht ansehnliches Publikum bildeten. Das Problem war nur: der Raum vor der Bühne war nicht bestuhlt. Es gab aber eine Empore mit Tischen und Sesseln – na gut, die fielen fast auseinander, aber es waren immerhin Sitzplätze – und dahin hatten sich die Gäste, von der Bühne aus unsichtbar, zurückgezogen. Somit richtete Micha seine Begrüßungsworte an einen gänzlich leeren Raum. Mit Verlaub gesagt: Das muss ein Scheißgefühl sein. Er bat um ein Lebenszeichen von oben, und nach der zweiten Aufforderung glaubte er immerhin, dass es ein Publikum gab. Manfred Maurenbrecher nahm am E-Piano Platz und legte mit seiner rauen Stimme los. Er ist in Ostdeutschland sehr bekannt; und allmählich kamen doch unten im Raum eine ganze Reihe von Leuten zusammen, die sich die Sache von dort anhören wollten. Es fiel angenehm auf, dass dieses Mal nicht gequasselt wurde, stattdessen lauschten alle wie gebannt. Ich kannte noch nichts von Manfred Maurenbrecher, aber ich war sehr angetan. Er sang auch ein Lied, das erst vier Wochen alt war und sich mit der Hartz-IV-Problematik beschäftigt. 'Hemd auf, Brust raus, Hose runter' hieß es da immer wieder. Während dieses Auftrittes kam Thoralf Pötsch zu mir und sagte, dass das Jungvolk an der Kasse gerne abgelöst werden wollte. Abgesehen davon, dass ich das einsah, waren die auch wirklich verdammt jung, und es war sicherlich besser, wenn man sie gegen elf Uhr nicht mehr bei der Arbeit vorfand.
Die Kasse war konzerttechnisch äußerst ungünstig stationiert. Vor dem Raum mit der Bühne befand sich ein weiterer Raum, in dem an zwei Tresen Getränke verkauft wurden, und vor dessen Tür war die Kasse aufgebaut. Von dort war das Konzert nur noch Geräuschkulisse, von Sound konnte nicht mehr die Rede sein. Nach einer Viertelstunde kam Thoralf Pötsch, um mich zu fragen, ob er eine Ablösung für mich suchen sollte, damit ich Michas Auftritt zuhören konnte. Aber ich hatte den Job ja eben erst übernommen, und wenn man helfen will, sollte man das schon auch richtig tun. Naja, ich hatte mich gewundert, dass Thoralf von 'Michas' und nicht von 'unserem' Auftritt gesprochen hatte, also dem Auftritt von 50 Hertz. Jetzt – Tage und Wochen später – fällt mir ein, dass er damit gemeint hatte, dass nun Micha die Zweitstimme zu Maurenbrechers Hafencafé singen würde. Ich könnte mir in den A….. beißen, denn das hätte ich wirklich gerne gehört. Da reise ich so weit wegen eben solcher Gelegenheiten – und wenn es so weit ist, sage ich: "Nö, danke." :cry: Ich dachte wirklich, es sei vom Band-Auftritt die Rede, und um den zu erleben, hatte ich ja noch am Sonntag und am Montag Gelegenheit. Den am Samstag habe ich jedenfalls komplett verpasst. Schade, denn die Jungs waren sehr zufrieden, und Micha sagte, es hätte großen Spaß gemacht.
Auch klimatechnisch hatte ich jetzt einen sehr ungünstigen Standort, denn es führte eine Treppe direkt zum Ausgang, der dauernd offen stand, sodass ich auch an diesem Abend reichlich frieren musste. Schade war nur, dass sich das Ausharren an der Kasse nicht wirklich gelohnt hat; es fand kaum noch jemand den Weg ins 'Haus der Offiziere'. Immerhin habe ich um halb eins, als gerade 'Nilted' angefangen hatten, noch zwei ermäßigte Karten verkauft, bevor wir die Kasse schlossen.
Nilted ist eine Band aus Köln, die zwar schon seit zwei Jahren besteht, aber es war ihr erster Live-Auftritt. Die einzelnen Musiker haben zwar schon in anderen Bands gespielt, der Basser beispielsweise in der Pötsch-Band, aber trotzdem verlief der Soundcheck ziemlich chaotisch. Sören, der jetzige Basser von '50 Hertz', hatte das übernommen und war nicht wirklich zu beneiden. Noch ein kleines Detail von 'Nilted': Der Schlagzeuger mit den langen Rasta-Locken spielt den Momo in der 'Lindenstraße'. Allerdings reagiert er ziemlich empfindlich, wenn man ihn darauf anspricht. Die kleine Berühmtheit, die er dadurch erreicht hat, scheint sich schon als sehr lästig zu erweisen. Da ich die 'Lindenstraße' nicht angucke, war er für mich aber eh keine Prominenz. – Nachdem nun die Kasse geschlossen war, hätte ich mich unters Publikum mischen können, aber 'Nilted' fand ich einfach nur laut. Da es nicht 'meine' Musik ist, wäre es unfair, das so stehen zu lassen, deshalb möchte ich betonen, dass Sören, unser Bassist, sie sehr geil fand. Und Frank, der Keyboarder, meinte, dass diese Art Musik halt nur wirkt, wenn sie sehr laut gespielt wird. Naja, das wiederum ist in meinen Augen und Ohren nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. :roll:
Jedenfalls floh ich wieder in den Backstage-Bereich, wo Micha gerade ziemlich ausführlich interviewt wurde. Einer der beiden Journalisten stellte immer wieder sehr bohrende Fragen, u. a. auch die Gretchenfrage für jeden Liedermacher: "Haben Sie das alles selbst erlebt? Ist das alles biographisch?" Den Artikel des zurückhaltenderen Reporters haben wir am übernächsten Tag in der Zeitung gefunden. Er war verhältnismäßig groß, sogar mit Bild, aber letzten Endes nur nichtssagendes Blabla. Was der andere aus seinen Informationen gemacht hat, hätte mich allerdings wesentlich mehr interessiert.
Spät nachts musste wieder alles abgebaut und in den Autos verstaut werden, und irgendwie löste sich das Durcheinander wieder in Wohlgefallen auf. Nur die Jungs von 'Nilted', die extra von Köln angereist waren, wollten nicht 'schon' ins Bett. Nachdem nirgends mehr was los war, fanden sie jemanden, der ihnen im Keller einen Clubraum aufschloss, in dem sie noch Musik machen konnten. Ihre 'Herbergsmutter' war am Verzweifeln, denn sie wollte ins Bett. Wie das Problem gelöst wurde, weiß ich nicht, denn die Leipziger, Micha und ich fuhren jetzt zu Thoralf und Jana, wo wir zum Schlafen in der Wohnung verteilt wurden.
Sonntag, 20. November – 2. Record-Release-Party
Lange geschlafen, keiner hat mich geweckt, wie ich es erbeten hatte. High noon war bereits vorbei, und als ich die Küche betrat, war sie schon voll. 'Nilted' waren nach einer sehr kurzen Nacht zum Frühstück vorbeigekommen; als sie weg waren, wurde es ruhiger. Micha und Tastenmann Frank feilten nochmal an Nie mehr, das sie am 18. und 19. nicht gespielt hatten, aber in Berlin erwarteten wir Dirk Zöllner, den Co-Komponisten und Co-Texter des Stückes, der auch auf der CD zu hören ist. Schon bald mussten wir aufbrechen, denn wir wollten gegen 18 Uhr in Berlin in Rickenbacker's Music Inn sein. Dort mussten wir uns mit dem Ausladen sputen, denn natürlich war vor dem Haus kein Parkplatz frei, und wir behinderten etwas den Verkehr. Hier hatte also vor Kurzem 'Songwriters in the Round' stattgefunden. Neugierig sah ich mich um. Es ist eine Jugendstil-Kneipe, nicht sehr groß, mit uralten Fotos von Berliner Prominenz an den Wänden, in der es täglich Live-Musik gibt. Auf der Bühne ging es wieder ausgesprochen eng zu, und für Frank gab es sogar einen Flügel. :-) Für mich war dieser Tag das Highlight dieser Kurz-Tour: Rüdiger Bierhorst, Dirk Zöllner und Michael Günther an einem Abend auf der Bühne. Das war toll! Und der Eingang war nicht weit von der Bühne entfernt, sodass mich der Kassenjob dieses Mal nicht ins Abseits befördern konnte.
Als Diana und René wie vereinbart etwa um 19 Uhr eintrafen, herrschte noch allgemeines Durcheinander. Wir setzten uns an einen der reservierten Tische direkt bei der Bühne und unterhielten uns, soweit es die Geräuschkulisse des Soundchecks zuließ. Der Wirt hatte darum gebeten, dass erst kurz vor 21 Uhr kassiert werden sollte. Die Gäste, die dann anwesend waren, aber keinen Eintritt zahlen wollten, konnten dann ja noch gehen. Diana war von der Anfangszeit 20 Uhr ausgegangen, aber Anfangszeiten, die da irgendwo genannt werden, darf man offenbar nicht allzu eng sehen. Wir hatten genügend Zeit, noch eine Kleinigkeit zu Abend zu essen. Inzwischen trafen auch Dirk Zöllner mit seiner Begleiterin und Rüdiger Bierhorst ein. Ich war der Meinung, dass Rüdiger Bierhorst den Anfang machen würde und hatte darum gebeten, die Kasse erst nach seinem Auftritt übernehmen zu müssen. Als es allerdings darum ging, durch das Lokal zu gehen, um bei den anwesenden Gästen zu kassieren, wollten die anderen Damen nicht so recht. Mir machte das nichts aus, wenn man nett erklärt, worum es geht, kriegt man schon keine bösen Antworten. Viele Leute waren eh nicht da, und lediglich zwei junge Amerikaner, die nur mühsam das Geld für ihr Bier zusammenkratzen konnten, verließen die Kneipe. Dann übernahm Jana die Kasse.
Das Programm wurde zu meiner Überraschung von Dirk Zöllner eröffnet. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich vor dem LT in Zell 2004 noch nie von ihm gehört hatte. Dort hatte mir Micha von ihm vorgeschwärmt und auch mal was von ihm vorgespielt. Allerdings hat er schon jede Menge CDs rausgebracht und macht recht unterschiedliche Sachen. Demnächst spielt er übrigens die Hauptrolle in dem Musical 'Jesus Christ Superstar'. Rüdiger Bierhorst hatte jedenfalls prophezeit, dass Dirk Zöllner an diesem Abend mit mir einen neuen Fan gewinnen würde und sollte damit Recht behalten. ;-) Wie hätte es auch anders sein können. *g*
Rüdi-Fan war ich ja bereits, und nachdem ich zurzeit ständig seine CD Ich jetzt! höre, freute ich mich, ihn in Berlin schon wieder live erleben zu dürfen. Beim Soundcheck hatte er es kurz und zackig gemacht, er spielte die ersten beiden Zeilen des Joint-Venture-Liedes Hank starb an einer Überdosis Hasch – und das war's. Das sollten wir allerdings im Konzert nicht zu hören bekommen. So ganz ohne Notizen bin ich jetzt ein bisschen aufgeschmissen, eigentlich war auch ausgemacht, dass Diana den Bericht über den Sonntag schreibt, aber auch sie hat sich nichts notiert. Ich erinnere mich an die Lieder Schubdibapp, WSV im KaDeWe und Montag, an dem ich mich nicht satt hören kann. Von Joint Venture sang er Ich brauch Personal, das auf seiner CD mit Götz Widmann zusammen zu hören ist. Auch die Muse hatte er im Programm, denke ich. Von seiner ersten CD Ohne Gewähr hörten wir Sonntag, dessen Idee auf der zweiten CD im Lied Sonntag II ziemlich genial weitergeführt wird. Da die erste CD momentan nicht zu haben ist, hörte ich Sonntag zum ersten Mal. Rüdi wollte sich zu der Ohne Gewähr etwas für mich einfallen lassen, aber das hat er inzwischen sicher längst wieder vergessen. :-( Außerdem hat er auch noch Trallala gesungen, das auf beiden CDs nicht zu finden ist, dessen sehr frechen Text man aber auf seiner Homepage www.ruediger-bierhorst.de  nachlesen kann. Es kommt mir so vor, als wären mindestens noch Alles für mich und vielleicht auch noch Indiskret auf dem Programm gestanden, aber nachdem ich die CD so oft gehört habe, klingen mir die Lieder natürlich von da her im Ohr, und ich kann es nicht beschwören. Rüdi selbst war nicht so ganz hundertprozentig mit sich zufrieden, weil ihn eine Erkältung plagte, aber wir fanden seinen Auftritt sehr gelungen. Später war er auch noch bereit, sich mit Diana und mir fotografieren zu lassen. Das Foto ist im Bilderalbum zu bewundern. Er findet, dass er auf dem Bild so großkotzig aussieht, dass man ihm unbedingt noch per Fotomontage eine Zigarre verpassen müsste. *g*
Bis dahin hatte ich den Abend sehr genossen, aber ich hatte versprochen, nach Rüdiger Bierhorsts Auftritt, die Kasse zu übernehmen. Jana war aber gerade von Claudia abgelöst worden, sodass ich zu meinem Tisch und Diana und René zurückkehren konnte. Zum ersten Mal durfte ich jetzt also Micha und 50 Hertz in aller Ruhe anhören. Sie hatten bisher jedes Mal alle Lieder der CD vorgestellt, außer Nie mehr. Stattdessen hatten sie immer das Stück Zuviel dargeboten, das ich von einer Demo-CD kannte, das aber auf Salz nicht zu finden ist. Heute war also meine Premiere von Nie mehr und das gleich live und zusammen mit Dirk Zöllner! Ein sehr schönes Gemeinschaftswerk!! Live ist es mir gar nicht so aufgefallen, aber auf der CD klingen die beiden Stimmen und die Art des Vortrags sehr ähnlich, Zöllners Stimme ist nur etwas tiefer. Hey, Micha, das ist der Versuch eines Kompliments und soll sagen: 'Micha hört sich an wie Dirk Zöllner.' Live-Auftritte haben ja so ihre Tücken und die Künstler sind selten so richtig mit sich zufrieden, aber für mich war das ein wunderschöner Abend. Zum Schluss verwies Micha noch an mich, da ich wieder den CD-Verkauf übernommen hatte. Manchmal fallen ihm da lustige Sachen ein: "Ja, wir können es uns leisten, unsere CD-Verkäuferin extra aus der Pfalz einfliegen zu lassen!"*kicher*
Diana hatte schon den ganzen Abend darauf hingewiesen, dass ihre Nacht sehr früh zu Ende sein würde und war etwas kribbelig. Nach dem Konzert war ich ein Weilchen mit den CDs beschäftigt, auch unterhielten wir uns noch ein wenig mit Rüdiger Bierhorst. Plötzlich war die Bühne leer geräumt, und ich hatte nicht einen Fingerstreich dazu getan. Nun plagte mich doch ein bisschen das schlechte Gewissen, aber nur ein bisschen. ;-) Es war kurz vor ein Uhr, und Rüdiger Bierhorst befürchtete, die letzte U-Bahn verpasst zu haben. Er machte sich schleunigst auf die Socken. Auch der Wirt wollte nach Hause, und so leerte sich das Lokal jetzt sehr schnell. Diana brachte uns zu Michas Auto, da wir unser Gepäck noch holen mussten, danach ging es schnurstracks zu ihr nach Hause. Sie schrieb zwar, das Rickenbacker's sei bei ihr um die Ecke, aber in Berlin ist das offenbar nicht dasselbe wie in Pirmasens. Es war ein gutes Stück zurückzulegen, aber Diana fährt einen sehr heißen Reifen, deshalb dauerte es nicht so lange. Sie wohnt mitten in Berlin, aber trotzdem sehr ruhig, in einem Haus mit Garten. Natürlich gingen wir nicht gleich ins Bett, und Micha hätte es wohl noch länger ausgehalten, aber um drei Uhr zeigte uns Diana unsere Schlafplätze. Leider war mir in dem Moment nicht so recht bewusst, dass wir René am nächsten Tag nicht mehr antreffen würden, wenn wir aus den Federn krochen, sodass ich es versäumte, mich in aller Form von ihm zu verabschieden. Das tut mir echt Leid. Micha hat das getan, aber ich war wohl einfach zu müde, als dass ich noch weiter denken konnte, als bis zu meiner Bettdecke. :-( :cry:
Montag, 21. November – 3. Record-Release-Party
Im Laufe des Morgens hörte ich mal kurz wie Klavier gespielt wurde, aber so etwas weckt mich ja nicht wirklich. Da wir Sarah van der Meer um 13 Uhr abholen mussten, konnten wir am Montag nicht so lange liegen bleiben. Während des Frühstücks konnten wir noch ein bisschen quatschen, danach war Diana so nett, uns wieder zu Michas Auto zu bringen. Im Vorbeifahren konnten wir einen Blick auf das Haus werfen, in dem sie aufgewachsen ist und in dem sich ihre Musikschule befindet. Nachdem wir das Gepäck umgeladen hatten, trennten sich unsere Wege wieder. An dieser Stelle bedanke ich mich nochmals bei Diana und René für ihre Gastfreundschaft. – Unsere Fahrt zu Sarah nutzte Micha, um eine kleine Sightseeing-Tour mit mir zu unternehmen. Dankeschön. :kiss: Es stimmt ja, wenn ich schon mal in Berlin war, sollte ich zu allermindest mal gesehen haben, wie jetzt der Potsdamer Platz aussieht. Auch an dem Mauerrest mit den Kunstwerken der East Side Gallery fuhren wir entlang. - Bei Sarah muss man drei Mal klingeln, warum, verrate ich hier lieber nicht… Wir mussten nun erst mal die Ladung im Auto umstapeln, um einen dritten Sitzplatz zu schaffen. Danach machten wir uns auf den Weg nach Leipzig, wo wir um 16 Uhr eine Punktlandung machten. Wir waren bei Frank, dem Keyboarder/Pianisten verabredet und kamen, dank der Baustellen, nicht zu früh, sondern pünktlich auf die Minute. Hier sollte später eine noch unbestimmte Anzahl von Leuten übernachten. Wir bekamen schon mal unsere Schlafplätze zugeteilt. Es blieb noch ein wenig Zeit, um etwas zu trinken, ein Brot zu essen, Musik zu hören oder sich in der geräumigen Wohnung umzusehen. Es hingen viele Plakate an den Wänden von Veranstaltungen der Liedertour oder Peregrina und dergl. Eines davon hätte ich nur zu gerne geklaut: Ein großes Schwarz-Weiß-Foto (DIN-A-3-Querformat), das anlässlich Michas erstem Tonträger, der MC mittendrin, aufgenommen worden war. Es zeigte einen sehr schmalen, sehr jungen und sehr kurzhaarigen Michael Günther.
Irgendwann kam ein junger Mann, den ich schon mal gesehen hatte. Es war Christian Trautmann, der am Freitag in der 'Erbse' als Erster aufgetreten war. Er blieb mit Sarah in der Wohnung zurück, als alle anderen gegen 18 Uhr in Richtung Moritzbastei aufbrachen. Frank fuhr den Bandbus, und Micha hatte seine liebe Mühe den Anschluss nicht zu verlieren. Wenn ich gedacht hatte, dass Diana einen heißen Reifen fuhr, dann musste ich jetzt feststellen, dass sie dagegen ein Waisenkind war. ;-) Das alte Gemäuer der Moritzbastei steht mitten in der Stadt neben den modernen Hochhäusern des MDR und der ALLIANZ. Wir mussten noch den richtigen Zugang suchen, aber dann ging es ziemlich bequem: Über eine flache Treppe und durch ein kleines Kämmerlein landete man von hinten direkt auf der Bühne. Diese wurde nach hinten schmaler, aber dort hatten Sascha mit dem Schlagzeug und Frank mit dem E-Piano gut Platz, sodass sich auch die anderen vorne besser bewegen konnten. Der Schlagzeuger freute sich, dass er hier wieder etwas mehr loslegen durfte als am Vortag in der Kneipe. Es war ein kleinerer Raum in der Moritzbastei, aber eine sehr stimmungsvolle Lokalität. Wir befanden uns in einem hohen Backsteingewölbe, von der Decke hingen zwei Kronleuchter. Das versprach ein schöner Abschluss zu werden. Während des Aufbaus trafen auch die beiden Jungs von 'Scamp' ein, sodass wir vollzählig waren. Eintritt wurde dieses Mal nicht verlangt, aber wir stellten einen CD-Tisch an die Tür. Somit hatte ich wieder meine Aufgabe, aber ich war einigermaßen günstig platziert und durfte ein ganz tolles Abschlusskonzert verfolgen.
Den Auftakt bildete Sarah van der Meer, die mit glockenheller Stimme eigene Lieder vortrug und von Christian Trautmann auf der Gitarre begleitet wurde. Sie hatten eben bei Frank in der Wohnung erst zum zweiten Mal miteinander geprobt, bewältigten ihren Auftritt aber sehr gut. Sarah ist eine Holländerin, die es nach Berlin verschlagen hat; ihre Lieder sang sie in Englisch, beschrieb aber vorher auf Deutsch worum es ging. Einmal erzählte sie von einem Schmetterling, der aus seinem Kokon geschlüpft war und sich nun in einer Großstadt wiederfand. Sehr hübsch auch die Geschichte, wie sie sich mit ihrem Freund traf, aber gleichzeitig sehr traurig war. Als sie ihn sah, versuchte sie zu lachen – aber er fragte nicht, warum sie weint, sondern warum sie lacht. Da erkannte sie, dass er nicht der Richtige für sie war. Im wahren Leben ist ihr Freund Spanier, deshalb hat sie auch ein Liebeslied auf Spanisch geschrieben und vorgetragen. Sarah und Christian haben viel Aufmerksamkeit und Beifall bekommen.
Nach diesem sehr lyrischen Auftakt musste der Bogen zum Auftritt der Band gespannt werden. Als Bindeglied eignete sich da ausgezeichnet das Duo Scamp, dessen Mitglied David bei uns im Forum als 'scamp' registriert ist. Da hatte ich wirklich weit fahren müssen, um die beiden endlich einmal erleben zu dürfen. Lieber David, ich weiß auch nicht, wie man aus dem Namen 'Schmidt' das Beste machen könnte, aber wenn Du Dich als Herr Schmidt vorstellst, klingt das doch arg steif – und steif seid Ihr ja nun wirklich nicht. David Schmidt und Torsten Wendland boten ein sehr schönes Programm. David spielte Gitarre und sang, und Tasten-Torsten spielte … ähm, ich habe es nicht mehr vor Augen, aber es wird wohl das E-Piano gewesen sein, etwas anderes war ja nicht da… Nur beim Hit von den Jungs mit Holzgitarre musste er seinen Platz verlassen und mit David zusammen in die Saiten greifen. 'Scamp' hatten wenige Tage zuvor erst ihre eigene Record-Release-Party gefeiert, und stellten einige Lieder der neuen Platte Egal wohin, Hauptsache weit! vor. Ich erinnere mich an Halt die Fresse, Schweinerei, Jugendfrei, Moskau und Bis dieses Lied zuende ist. Das war natürlich nicht alles, aber ich habe wirklich keine Notizen gemacht, und die Lieder der ersten CD kenne ich ja überhaupt nicht. Davids Stimme, die Gitarre und das Piano klingen zusammen sehr harmonisch. Hinter Liedermacherpunkdeutschrock, wie sie ihre Musik nennen, könnte man sich auch ziemlich viel Krawall vorstellen, aber 'Scamp' stehen doch eher für die leisen Töne, jedenfalls was diese zweite CD anbelangt. Die Texte sind oft anrührend melancholisch, es gibt aber auch immer wieder Anlass zum Schmunzeln. Bei Jugendfrei dachte ich daran, wie ich vor gut zwei Jahren, als David neu bei uns im Forum war, die Homepage von 'Scamp' besucht habe. Da erzählte er, wie es ist, wenn er seine Lieder schreibt und sie vorträgt, und dass sie seiner Mutter einfach nicht so recht gefallen. ;-) - Ein Gast wollte nach dem Konzert eine CD von 'Scamp' kaufen und war entsetzt, dass die schon die zweite rausgebracht haben. "Dann muss ich halt beide nehmen", grummelte er und kratzte seine Euronen zusammen. Dem hatte das Duo offenbar sehr gut gefallen. Aber natürlich auch vielen anderen… und mir. :-)
Schließlich folgte der Höhepunkt: Zum letzten Mal 50 Hertz. Micha drückte seine Zigarette aus und lieferte alles bei mir ab, was er auf der Bühne nicht brauchte: Zigaretten, Feuerzeug, Handy und dergl. Und dann legten sie los. Ich fand, dass sie super in Form waren. Dieses Mal ließen sie wieder Zuviel weg und brachten stattdessen Nie mehr, obwohl Dirk Zöllner nicht da war. In welcher Reihenfolge die Stücke in diesen Tagen jeweils gespielt wurden, habe ich mir nicht gemerkt, aber am Ende kam immer Epilog, das ist ja nahe liegend, und danach war immer Schluss – keine Zugaben. Was sollte nach einem Epilog auch noch kommen? Auch ein schöner Abend geht mal zu Ende und das letzte Konzert schien mir sehr gelungen. Die Musiker sagten zwar, dass jeder mal gepatzt hatte, aber insgesamt hatte es doch allen großen Spaß gemacht.
Es waren viele Freunde der Musiker da, und so wurde noch manches Schwätzchen gehalten. Aber es war ja noch lange nicht Feierabend, es wartete noch ein logistisches Problem auf uns. Micha musste am nächsten Tag einen Teil der Ausrüstung nach Brandenburg bringen, beispielsweise das Schlagzeug! Das konnte man nicht einfach so in den Kofferraum schieben. Das Auto musste komplett leer geräumt werden, und da war Einiges drin: Zwei zusammenklappbare Feldbetten, zwanzig CD-Kartons – oder waren es vierzig? Jedenfalls viele. Michas, Sarahs und mein Gepäck, die Gitarren – und es mussten drei Sitzplätze übrig bleiben, weil wir Sarah ja wieder nach Berlin zurückbringen mussten. Zuerst also das Schlagzeug hinein und dann alles andere sinnvoll darum herum drapiert. Nachdem diese Herausforderung gemeistert war, überließ mir Micha wieder vertrauensvoll das Steuer. Ich fuhr hinter dem Bandbus her, der wesentlich ziviler fuhr als auf der Hinfahrt, sodass ich gut folgen konnte. Auch an die Automatik hatte ich mich bei diesem dritten Anlauf endlich gewöhnt. Unterwegs machten wir noch Halt, um einen Döner zu uns zu nehmen und kamen dann ohne Zwischenfall wieder bei Frank zu Hause an. Ich bedankte mich dafür, dass er für mich so rücksichtsvoll gefahren war, und er grinste, er sei ja auch entsprechend geimpft worden.
Am nächsten Tag musste ich um 14:39 Uhr meinen Zug in Berlin/Bahnhof Zoo erwischen, denn ich hatte eine Fahrkarte mit Zugbindung. Wir waren in Leipzig, mussten noch nach Brandenburg, wo die Ausrüstung auch beizeiten erwartet wurde, und dann nach Berlin. Deshalb war mir in dieser Nacht nicht mehr nach Reden und Zusammensitzen zumute, sondern ich legte mich gleich flach.
Abschluss und Heimreise am 22.11.05
Unsere Abfahrt war für 9:30 Uhr vorgesehen; bis alles geklärt und besprochen war, wurde es dann aber doch nach 10 Uhr. Beim Frühstück wurde mir noch Tourtauglichkeit bestätigt. Die Voraussetzungen dafür kenne ich nicht, aber ich habe es als Kompliment aufgefasst. Vermutlich gehört dazu, dass man a) nicht wegguckt, wenn man sieht, dass man etwas helfen kann, b) nachts nicht zu früh schlapp macht, c) sich nicht als allzu zickig bezüglich des Schlafplatzes erweist. Wenn man dann auch noch Mineralwasser trinkt und so d) eines der Autos fahren kann, fehlt nur noch Punkt e), der mir vermutlich die meisten Pluspunkte eingebracht hat: Man kann mich mit den gefürchtetsten Schnarchern zusammensperren, das lässt mich kalt. Wenn ich müde bin, schlafe ich ein, und wenn ich schlafe, höre ich nichts. *Z-z-z-z-z* Janas Tochter hat sogar behauptet, dass ich selbst auch schnarche – aber das kann natürlich nicht sein. ;-)
Nachdem wir gleich zu Beginn eine gute halbe Stunde verloren hatten, hoffte ich sehr, dass ich meinen Zug erwischen würde. Der Umweg über Brandenburg war nicht unerheblich, ließ sich aber nicht vermeiden. Wir brachten das Schlagzeug in die Musikschule und sonstiges Zeug zum Bassisten in dessen Probenraum. Die Uhr tickte gnadenlos, aber Micha beruhigte mich. Ich hatte ja keine Ahnung, ob wir gut oder schlecht in der Zeit lagen. Als er in Berlin eine falsche Abfahrt erwischte, wusste ich nicht, ob mich das nun beunruhigen musste oder nicht. Aber plötzlich waren wir da, und plötzlich ging alles viel zu schnell. Ich hatte tatsächlich fast noch eine Stunde Zeit, aber am Bahnhof Zoo zu parken ist teuer. Deshalb ließ ich Micha und Sarah gleich weiterfahren – war auch besser so. Wenn man zu viel Zeit mit Abschiednehmen verbringt, wird man nur trübsinnig. Ein letztes Küsschen für die beiden, noch mal drücken, noch mal winken – und ich war wieder eine Einzelperson und nicht mehr Mitglied einer Truppe. Bei dieser Truppe möchte ich mich hier einmal ganz besonders dafür bedanken, dass sie mich, eine ihnen völlig Fremde, so unkompliziert aufgenommen haben, und dass es immer ein Plätzchen gab, wo ich für ein paar Stunden die Augen zumachen konnte.
Bis mein Zug kam, konnte ich noch eine Kleinigkeit essen, mir etwas Verpflegung für unterwegs besorgen – und dann begann die Heimreise. Die seltsame Preispolitik der Bahn hatte mir ein 1.-Klasse-Ticket beschert. In meinem Abteil befand sich ein Tisch, an dem ich in den nächsten Stunden niederschrieb, was ich in den letzten Tagen so erlebt hatte. Keine Notizen zu machen, war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen, denn so richtig kurz ist der Bericht dadurch nicht geworden, wie ich es eigentlich erhofft hatte. ;-)
Nach fünf abenteuerlichen Tagen hatte mich nun der Alltag wieder. Seither knabbere ich an diesem Bericht herum. Wenn ich jetzt auch noch anfange, daran rumzuschnippeln, werde ich vor Weihnachten bestimmt nicht mehr fertig, und bis ins neue Jahr wollte ich nun doch nicht mehr damit warten.
Viele Grüße von Petra

Vier Mal '50 Hertz' plus tolle Gäste

Verfasst: Fr 23. Dez 2005, 15:02
von Diana
Liebe Petra!
Ich danke dir für diesen wundervollen Tourbericht. :kiss:
Man hat wirklich das Gefühl, die ganze Zeit dabeigewesen zu sein... und er ruft lauter schöne Erinnerungen wieder zurück. Gar nicht schlecht, dass er jetzt erst kommt, der Bericht, so hat man ja länger was davon. ;-)
...Rickenbacker's... Es ist eine Jugendstil-Kneipe, nicht sehr groß

Hm, ich könnte ja schwören, dass der Laden wie ein typischer "Irish Pub" eingerichtet ist. ;-)
Und "nicht gross" ist gut, das Ding ist winzig. :-D
Ich glaube, deine Aufzählung der Rüdiger-Bierhorst-Lieder ist ziemlich vollständig, auch sein einziges Liebeslied (obwohl er ja eigentlich sowas nie schreibt ;-) ) war dabei, da bin ich ziemlich sicher. Bei "Indiskret" bin ich allerdings auch etwas unsicher... vielleicht hat Rüdi seine Setlist noch im Kopf? ;-)
Später war er auch noch bereit, sich mit Diana und mir fotografieren zu lassen. Das Foto ist im Bilderalbum zu bewundern. Er findet, dass er auf dem Bild so großkotzig aussieht, dass man ihm unbedingt noch per Fotomontage eine Zigarre verpassen müsste. *g*

Stimmt, danach hatte er tatsächlich gefragt... und ich finde das Foto klasse! Leider kann ich Fotos aber nicht manipulieren, sonst hätte ich ihm den Gefallen getan. In meinem Bilderalbum sind übrigens noch andere Fotos von dem Abend - falls jemand die noch nicht gesehen hat. :-)

Diana hatte schon den ganzen Abend darauf hingewiesen, dass ihre Nacht sehr früh zu Ende sein würde und war etwas kribbelig.

Ja... denn normalerweise stehen wir am Montag um 6 Uhr auf. Aber hätte ich gewusst, dass es egal ist, wann wir nach Hause fahren, weil Micha sowieso mindestens bis 3 Uhr durchhält, dann hätte ich gar nicht so drängeln müssen... ;-)
Es war kurz vor ein Uhr, und Rüdiger Bierhorst befürchtete, die letzte U-Bahn verpasst zu haben.

Das hat er dann ja leider auch tatsächlich... :-(
Sie schrieb zwar, das Rickenbacker's sei bei ihr um die Ecke, aber in Berlin ist das offenbar nicht dasselbe wie in Pirmasens.
Öhm... das ist jetzt aber nicht weiter überraschend, oder? :-D
Natürlich gingen wir nicht gleich ins Bett, und Micha hätte es wohl noch länger ausgehalten, aber um drei Uhr zeigte uns Diana unsere Schlafplätze.

Das war ungefähr zu dem Zeitpunkt, wo sich Petras Kopf auf die Seite neigte und sie drohte, einfach auf dem Sofa einzuschlafen. :-D
Micha hätte allerdings noch 3 Stunden weitermachen können... aber da René nun wirklich am nächsten Morgen früh raus und ins Büro musste, mussten wir dann doch ein Ende finden. ;-)

In welcher Reihenfolge die Stücke in diesen Tagen jeweils gespielt wurden, habe ich mir nicht gemerkt, aber am Ende kam immer Epilog, das ist ja nahe liegend, und danach war immer Schluss – keine Zugaben.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Reihenfolge genau die auf der CD war, zumindest in Berlin. Aber das kann uns ja Micha bestimmt sagen. :-)

Wenn man zu viel Zeit mit Abschiednehmen verbringt, wird man nur trübsinnig.

Das stimmt... der Abschied an dem Montag fiel wirklich schwer :cry: aber solche Gäste dürfen sich bei uns gerne auch kurzfristig immer wieder einfinden! :kiss:
Nochmals vielen Dank für diesen tollen Bericht!!!
Liebe Grüsse, Diana

Vier Mal '50 Hertz' plus tolle Gäste

Verfasst: Sa 24. Dez 2005, 04:19
von Petra
Hallo Diana,
...Rickenbacker's... Es ist eine Jugendstil-Kneipe, nicht sehr groß
Hm, ich könnte ja schwören, dass der Laden wie ein typischer "Irish Pub" eingerichtet ist. ;-)
Und "nicht gross" ist gut, das Ding ist winzig. :-D

so etwas habe ich befürchtet. Das kommt davon, wenn man über Dinge spricht, von denen man nichts versteht. Es kam mir halt so vor wie Jugendstil, aber ich kenne mich nicht damit aus. Wir haben in Pirmasens auch einen 'Irish Pub', da war ich aber noch nie drin. Ich habe ihn mir völlig anders vorgestellt, vielleicht sollte ich doch mal reingehen, im Rickenbacker's konnte man sich echt wohl fühlen.
Ansonsten lasse ich mich auf 'ziemlich klein' runterhandeln, winzig ist doch ein bisschen übertrieben. ;-)
Ich glaube, deine Aufzählung der Rüdiger-Bierhorst-Lieder ist ziemlich vollständig, auch sein einziges Liebeslied (obwohl er ja eigentlich sowas nie schreibt ;-) ) war dabei, da bin ich ziemlich sicher.

Stimmt!!!! Daran hatte ich zwischendurch mal gedacht, aber dann ist es mir wieder entwischt. Wenn ich es bei den Texten auf seiner Homepage gefunden hätte, wäre es mir wieder eingefallen. Das war doch ganz witzig. Er wird aufgefordert, ein Liebeslied zu schreiben und antwortet: "Nö, mach ich nicht."
Es war kurz vor ein Uhr, und Rüdiger Bierhorst befürchtete, die letzte U-Bahn verpasst zu haben.

Das hat er dann ja leider auch tatsächlich... :-(
Ja, klar, aber das ist dem Rotstift zum Opfer gefallen. ;-) Ob Du's glaubst oder nicht: Der Bericht war vorher NOCH länger, ich habe bereits ein bisschen daran gekürzt.
Sie schrieb zwar, das Rickenbacker's sei bei ihr um die Ecke, aber in Berlin ist das offenbar nicht dasselbe wie in Pirmasens.
Öhm... das ist jetzt aber nicht weiter überraschend, oder? :-D

Nicht wirklich, aber nur zum Vergleich: Um diese Uhrzeit, also nachts um ein Uhr, komme ich vom Südrand von Pirmasens, wo ich wohne, bis zum Nordrand innerhalb von maximal zehn Minuten. Da ist dann aber auch so gut wie kein Auto mehr unterwegs. *g*
Viele Grüße von Petra

Vier Mal '50 Hertz' plus tolle Gäste

Verfasst: Mo 26. Dez 2005, 10:16
von Gast
Hallo Petra!
Danke für den tollen Bericht. Gut vielleicht, daß Du nicht immer alles mitbekommen hast weil Du Kassendienst schieben mußtest *räusper*
Ich wünsch Dir und allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest gehabt zu haben!
Ein gutes neues Jahr natürlich Euch allen auch!
Ich bin grade nur sporadisch im Netz, wir haben noch keinen eigenen Anschluß ...
Alles Liebe,
Micha

Vier Mal '50 Hertz' plus tolle Gäste

Verfasst: Mo 26. Dez 2005, 16:10
von Petra
Lieber Micha,
Gut vielleicht, daß Du nicht immer alles mitbekommen hast weil Du Kassendienst schieben mußtest *räusper*

bestimmt habe ich nicht alles mitbekommen, aber ich habe auch nicht alles ausgeplaudert, was ich mitbekommen habe. Vielleicht möchte ich ja wieder einmal mitgenommen werden? ;-)
Außerdem habe ich auch schon ein bisschen an dem Bericht herumgekürzt. Kurz vor Weihnachten habe ich dann die Waffen gestreckt und ihn veröffentlicht, bevor er noch unversehens verjähren konnte.
Ich bin grade nur sporadisch im Netz, wir haben noch keinen eigenen Anschluß ...

Hey, Ihr seid umgezogen!!! :-) Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute, viel Freude und glückliche Stunden im neuen Heim.
Liebe Grüße von Petra

Vier Mal '50 Hertz' plus tolle Gäste

Verfasst: Mo 26. Dez 2005, 23:55
von Gast
Hallo Petra,
das ist ein toller Bericht! Bei einem Abend war ich ja selbst dabei, bei den anderen Abenden habe ich jetzt das Gefühl, dass ich auch da war.
Viele Grüße
David (Scamp)

Vier Mal '50 Hertz' plus tolle Gäste

Verfasst: Di 17. Mär 2009, 08:55
von Mandy-BRB
Bei den beiden Brandenburg-Konzerten war ich auch dabei. Schade die völlige Ignoranz des Publikums. Zumal am zweiten Tag mit Maurenbrecher ja noch ein ganz besonderer Gast dabei war...
Leider hat sich ja 50 Hertz ein wenig aus dem Blickfeld verabschiedet. Aber der gute Thoralf Pötsch sitzt ja nun an seiner nächsten Produktion. Zusammen mit Fauxpas-Sänger Torsten Gränzer nimmt er derzeit das Puls-T Album auf. Wer 50 Hertz mochte, wird wohl auch damit etwas anfangen können. Mein Traum wäre ein Doppelkonzert dieser beiden Bands, vielleicht sogar ne Tour. Und dann sitze ich an der Kasse und Du bist herzlich eingeladen ;-)