Seite 9 von 9

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Di 10. Jul 2018, 21:24
von Nicky
Lieber Marc,
ich glaube, ich muß dich ein wenig enttäuschen, so richtig kommt dein sticheln nicht bei mir an ;-)

Ja, ich behaupte von mir, das ich mich Bemühe, ein guter Mensch zu sein. Für nichts, was ich mache und was ich im Text aufführe muss ich mich schämen. Ich heische nicht nach Anerkennung, aber ich erwarte, das es auch nicht als Spinnerei und Gutmenschentum abgetan und kleingeredet wird, denn ich fühle mich auf dem richtigen Weg. Ich versuche es zu vermeiden, andere zu missionieren aber es gelingt mir ehrlich gesagt nicht immer.

Denn es ist auch einfach so, dass es ruhig mehr Krankenschwestern/Pfleger geben könnte, es würde der Umwelt ganz gut tun, wenn man weniger Müll produziert und nicht irgendwelche Tiere aus Massentierhaltungen isst und wenn man das rechte Pack ignoriert oder sogar auch aktiv dagegen angeht.

Natürlich könnte ich auch noch so vieles mehr machen und vieles was ich sonst noch "Gutmenschenmäßiges" ;-) mache habe ich auch gar nicht aufgeführt.
Die folgenden Verse habe ich auf Anhieb nicht verstanden - willst Du mit ihnen ausdrücken, dass man auch zum „rechten Pack“ nett sein sollte?
Uiiiiiiii. Wir kennen uns schon so lange, und dann so eine Frage??? ;-)
Auf gar keinen Fall sollte man zum rechten Pack nett sein.
Ich wollte damit sagen, dass ich auch zu Fremden aus anderen Ländern nett bin und es mir am A..... vorbei geht, was das rechte Pack dazu sagt (zu dem Thema habe ich auch schon einen angefangenen Text) sollte ich schleunigst fertig stellen. ;-)

Aber ich finde es mal wieder schön, dass das ganze hier zu Diskussionen anregt :-)
Liebe Grüße nach Wenningstedt-Mitte ;-) Nur noch eine Woche bis ich selbst da bin und deine Urlaubsablöse mache :-)

@Carschti: Herrlich, dein Jesus Text und brandaktuell vor dem Hintergrund des Seehofer-Wahnsinns der da gerade abgeht :-) Witzig wie immer. Ein echter Carschti-Text :-)
Alles Liebe
Nicole

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Mi 11. Jul 2018, 08:04
von Marc
Liebe Nicole,

danke, dass Du Dir die Zeit für eine Antwort genommen hast! :-)
Für nichts, was ich mache und was ich im Text aufführe muss ich mich schämen. Ich heische nicht nach Anerkennung, aber ich erwarte, das es auch nicht als Spinnerei und Gutmenschentum abgetan und kleingeredet wird, denn ich fühle mich auf dem richtigen Weg.
Deine Haltung habe ich ja verstanden; ich frage mich nur, ob die "Machart" Deines Liedes (das Aufzählen guter Taten) die Intention Deines Liedtextes auch zum Ausdruck bringen kann - oder aber wie von mir beschrieben das Gegenteil bewirken könnte, nämlich dass sich die Gutmenschen-Rufer in ihren Vorwürfen bestätigt fühlen.
Uiiiiiiii. Wir kennen uns schon so lange, und dann so eine Frage??? ;-) Auf gar keinen Fall sollte man zum rechten Pack nett sein. Ich wollte damit sagen, dass ich auch zu Fremden aus anderen Ländern nett bin und es mir am A..... vorbei geht, was das rechte Pack dazu sagt
Deine politische Haltung kenne ich natürlich und würde und wollte ich auch nicht in Frage stellen. Es ging mir allein um die (Aussage-)Kraft der zitierten Strophe, die für mich nicht ganz klar ist (und für jene Leser Deines Liedtextes, die Dich nicht persönlich kennen, vielleicht auch etwas missverständlich zu verstehen sein könnte).
(zu dem Thema ["rechtes Pack"] habe ich auch schon einen angefangenen Text) sollte ich schleunigst fertig stellen.
Ich bin gespannt! :super:

Liebe Grüße!
Marc

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Mi 11. Jul 2018, 10:18
von Helmut
Liebe Nicole

Ich kann Marcs Kritik nachvollziehen, deshalb hier ein Witz, den ich vor Kurzem hörte:

Woran erkennt man eine Veganer? ---
Er erzählt es allen.

Ersetze "Veganer" durch "Gutmensch"

Nix für ungut.
Liebe Grüße
Helmut

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Mi 11. Jul 2018, 17:36
von Gesch
ihr lieben,
ich empfinde die in den letzte jahren gewachsene neigung, den begriff „gutmensch“ despektierlich zu verwenden, um leute in schubladen zu werfen, die sich nicht zu schade sind, gesellschaftliche missstände zu benennen und zu kritisieren, für symptomatisch für unsere zeit des wachsenden egoismus und des gepflegten schickeria-zynismus, hinter dem man so gut seine eigene gleichgültigkeit und dickfelligkeit, die auch mit zu den gesellschaftlichen missständen beigetragen haben, verbrämen kann... vermutlich ist das eigene schlechte gewissen - wenn man sich überhaupt noch eins machen mag - erleichtert, wenn man auf diejenigen ätzend herabsieht, die einem vormachen, dass es möglich ist, sich in seinem handeln an idealen zu orientieren, die altruistisch sind.
gutmenschlich nix für ungutmenschlich
gerd

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Mi 11. Jul 2018, 19:03
von Helmut
Lieber Gerd

Ich geb dir vollkommen recht. Nicols Kritik geht auch in Ordnung. Die Kritik richtet sich an Nicoles Lied, wie sie das Thema anpackt. In dem Lied klopft sich der Verfasser auf die Schulter: "was bin ich doch für ein ethisch wertvoller Mensch, ich schufte und ihr scheffelt Geld, ihr mordet Tiere und ich geb mich mit Grünfutter zufrieden, ihr fliegt im Urlaub um die halbe Welt und ich bleib im Lande." Das ist nicht Nicole, diese Selbstbeweihräucherung passt nicht zu ihr.
Ich schreib es so deutlich, weil ich sie mag und weil ich mir hoffentlich leisten kann.

Herzlich
Helmut

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Mi 11. Jul 2018, 19:10
von Nicky
Lieber Gerd,
besser hätte ich es jetzt echt nicht ausdrücken können. Danke, für das "auf dem Punkt bringen" Ich hätte dafür jetzt wahrscheinlich ne komplette Seite gebraucht, um das auszudrücken ;-)

Helmut schrieb:
Woran erkennt man eine Veganer? ---
Er erzählt es allen.

Ersetze "Veganer" durch "Gutmensch"
Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, das reden hilft ;-)
Hätte mir vor knapp 20 Jahren nicht ein ehemaliger Arbeitskollege erzählt warum er Vegetarier ist und wie er das alles so bewerkstelligt (damals gab es so gut wie kaum vegetarische Gerichte in Restaurants) und hätte er mich dann nicht mal mitgenommen in einem Stall, wo 500 Schweine statt der von mir geschätzen 50 Schweine, die - wie ich dachte - in dem Stall passen würden vor sich hin vegetierten, dann würde ich heute vermutlich auch noch mit gutem Gewissen Fleisch essen.
Und so wie er mir davon damals erzählt hat, so erzähle ich es jetzt auch anderen Leuten, die sich mit solchen Themen sonst nicht beschäftigen. Man kann das ganze dann annehmen und sich dafür interessieren oder eben auch nicht. Das bleibt jedem selber überlassen.

Oder vielleicht ein ganz anderes Beispiel. Ich beziehe seit ca. 15 Jahren "Ökostrom". Als ein Arbeitskollege von mir meinte, das er sich soviel "Gutmenschentum" nicht leisten könnte von seinem knappen Gehalt, haben wir mal unser Stromrechnungen verglichen. Was soll ich sagen, er bezieht nun auch Ökostrom. Nicht weil er wirklich aus einem Umweltgedanken dahinter steht aber, weil er tatsächlich weniger bezahlt als bei seinem "normalen" Stromanbieter. Auch hier hat drüber reden geholfen.

So geht es mir mit ganz vielen Themen, die ich entweder von anderen übernommen habe oder aber andere von mir übernommen haben. Einfach weil man drüber geredet hat und sich für die Themen des anderes interessiert hat.

Nur zum Thema "Krankenpflege" konnte ich noch niemanden überzeugen, egal, wie viel ich drüber rede. Das bleibt immer ein Job, den besser die anderen machen sollen ;-)
ich frage mich nur, ob die "Machart" Deines Liedes (das Aufzählen guter Taten) die Intention Deines Liedtextes auch zum Ausdruck bringen kann - oder aber wie von mir beschrieben das Gegenteil bewirken könnte, nämlich dass sich die Gutmenschen-Rufer in ihren Vorwürfen bestätigt fühlen
Ich wüßte nicht wie ich es anders hätte machen können um auch dem letzten "Gutmensch-Rufer" erreichen zu können. Und wenn sich diese jetzt durch meinen Text bestätigt fühlen, kann ich das auch nicht ändern. Bzw. will ich das auch nicht ändern. Jedem Rechtmachen kann ich es eh nicht und will es auch nicht. Aber vielleicht denkt ja doch der eine oder andere dieser Rufer drüber nach, warum er Menschen, die es doch eigentlich nur gut machen wollen und auch davon berichten mit seinen "Gutmenschbetitelungen" versucht lächerlich zu machen, bzw das ganze klein zu reden.

Daher auch die Nachfolgenden Zeilen im Text:
denn gutmenschen die werden oft verlacht
als ob´s ein schlechter besser macht
Es gibt doch eigentlich gar keine alternative, oder? ;-)

Alles Liebe
Nicole (die jetzt doch wieder ne Seite vollgeschrieben hat;-))

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Mi 11. Jul 2018, 22:04
von Nicky
Lieber Helmut,
ich habe gerade erst deinen letzten Beitrag gelesen. Das hat sich vorhin mit meinem Beitrag wohl irgendwie überschnitten, deshalb will ich jetzt nochmal kurz was dazu schreiben.
In dem Lied klopft sich der Verfasser auf die Schulter: "was bin ich doch für ein ethisch wertvoller Mensch, ich schufte und ihr scheffelt Geld, ihr mordet Tiere und ich geb mich mit Grünfutter zufrieden, ihr fliegt im Urlaub um die halbe Welt und ich bleib im Lande." Das ist nicht Nicole, diese Selbstbeweihräucherung passt nicht zu ihr.
Ich hab meinen Text gerade nochmal gelesen, weil ich dachte, ich hätte irgendeine Stelle überlesen. Denn das auf die Schulter klopfen und die Selbstbeweihräucherung hab ich nicht aus meinen Text rausgelesen. Ich finde, ich habe so sachlich wie möglich dargestellt was ich alles so mache und festgestellt, dass andere Leute sich lustig darüber machen und es kleinreden und ich es anscheinend niemanden recht machen kann. (So, die grobe Zusammenfassung)
Die Frage, die ich mir nun allerdings stelle ist, wieso das bei euch so aufgenommen wird? Warum lest ihr da Selbstbeweihräucherung raus? :grübel:
Viele Grüße
Nicole (die den Helmut auch sehr gerne mag ;-))

Re: Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 08:49
von Helmut
Liebe Nicole

Du fragst, wo ich die Selbstbeweihräucherung herauslese:
doch tu ich gutes und zwar gern
Diese Zeile ist stellvertretend für viele andere, sie stellt eine Wertung deines Handelns dar und ist damit nicht sachlich.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es wenig bringt, wenn sich ein paar Leute selbst geißeln indem auf Dinge verzichten, die sich viele im Übermaß gönnen. In den Zielen sind wir uns einig, ich finde aber, dass eine positive Änderung nur dadurch erreicht werden kann, wenn der Gesetzgeber entsprechend aktiv wird (Pflegepersonal entsprechend entlohnen, Flugbenzin besteuern, artgerechte Tierhaltung gesetzlich vorschreiben).

Liebe Grüße
Helmut

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 13:33
von Nicky
Lieber Helmut,
ehrlich gesagt habe ich deinen Beitrag jetzt mehrmals gelesen und kann immer noch nicht glauben, dass das dein Ernst sein soll und keiner deiner typischen ironischen Beiträge ist ;-)
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es wenig bringt, wenn sich ein paar Leute selbst geißeln indem auf Dinge verzichten, die sich viele im Übermaß gönnen. In den Zielen sind wir uns einig, ich finde aber, dass eine positive Änderung nur dadurch erreicht werden kann, wenn der Gesetzgeber entsprechend aktiv wird (Pflegepersonal entsprechend entlohnen, Flugbenzin besteuern, artgerechte Tierhaltung gesetzlich vorschreiben).
Nach deinem Prinzip würde das ja bedeuten, dass niemand mehr Krankenschwester werden müsste, weil die Politik noch nicht beschlossen hat, dass sie besser bezahlt werden. Und so einzelne Schwestern ja eh nichts positives bewirken.
Und das sich nur noch reiche Leute leisten können die Umwelt mit ihren Flügen zu belasten und jeder weiter Tiere quälen darf, nur weil noch keinem Politiker das richtige Gesetz dazu gelungen ist.

Du hast sicher Recht, ich rette nicht die Welt, weil ich ein wenig an meinem Lebensstil arbeite, (geißeln musste ich mich glücklicherweise nie um meinen Lebensstil auszuleben)
Aber ich persönlich mach die Welt damit auch nicht schlechter, weil ich warte, bis mir erst jemand vorschreibt, dass ich etwas besser nicht mehr tun sollte. Und wenn ein paar mehr Leute das so sehen (und davon gibt es glücklicherweise viele, jeder auf seine Weise) dann lässt sich die Welt schon positiver verändern.

Ich kann mir gar nicht so recht erklären, woran das immer liegt, dass ich mich teilweise rechtfertigen muss (und das ist jetzt nicht auf dieses Forum oder eure Antworten bezogen, sondern auf das "richtige" Leben) warum ich zum Beispiel diesen Job gewählt hab und nun zum "Gutmenschen" geworden bin, wo ich doch in dem Oelkonzern für den ich früher gearbeitet habe so viel mehr Geld verdient habe. Leute fragen mich offen und auch im totalen ernst, wie blöd man denn sein muß um den Job der Krankenschwester zu ergreifen. Es gibt examinierte Kollegen im Krankenhaus, die mir die richtig üblen Arbeiten überlassen "damit ich mal seh wie "falsch" meine Entscheidung war" in den Beruf zu wechseln. Das alles prallt glücklicherweise an mir ab.
Aber woher kommt das? Ist mein Beruf nur etwas wert, wenn Politiker beschließen mich dafür besser zu bezahlen?
doch tu ich gutes und zwar gern
Diese Zeile ist stellvertretend für viele andere, sie stellt eine Wertung deines Handelns dar und ist damit nicht sachlich.
Ja, da hast du recht. Das ist meine subjektive Bewertung der Situation.
Aber was wäre es denn objektiv betrachtet? Etwa etwas schlechtes?

Das was ich in meinem Job den ganzen Tag über so leiste, trotz der schlechten Bezahlung ist etwas gutes. So wie du vermutlich behaupten würdest, dass das, was du deinen Schülern während deiner Zeit als Lehrer beigebracht hast auch etwas gutem diente.

Und was ist jetzt so schlecht daran, das zu sagen? Ist das schon selbstbeweihräucherung? Stellt mich das schon belehrend über alle anderen? Hat doch jeder die gleiche Möglichkeit etwas gutes zu tun. Tut doch eigentlich niemanden weh.

Ziemlich nachdenkliche Grüße von
Nicole

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 17:17
von Helmut
Liebe Nicole

Nach deinem Prinzip würde das ja bedeuten, dass niemand mehr Krankenschwester werden müsste, weil die Politik noch nicht beschlossen hat, dass sie besser bezahlt werden. Und so einzelne Schwestern ja eh nichts positives bewirken.
Und das sich nur noch reiche Leute leisten können die Umwelt mit ihren Flügen zu belasten und jeder weiter Tiere quälen darf, nur weil noch keinem Politiker das richtige Gesetz dazu gelungen ist.“


Es geht doch nicht darum, dass einzelne etwas Gutes tun, sondern dass die Situation nur dadurch besser wird, wenn möglichst Viele etwas Gutes tun. Wenn Jobs in Pflege und Erziehung gerecht bezahlt werden würden, würden mehr Leute den Beruf ergreifen. Wäre das so schlecht? [satire]Willst du das gar nicht, weil du Angst hast, das Alleinstellungsmerkmal zu verlieren?[/satire]
Es ist niemanden zu verdenken, wenn er sich im Vorfeld dafür entscheidet, sich die körperliche und psychische Belastung für das jämmerliche Gehalt nicht anzutun. Ich hab meine Töchter darauf hingewiesen, sich zu überlegen, ob sie das ein Arbeitsleben lang aushalten wollen. Sie machten daraufhin ein freiwilliges soziales Jahr.

Es geht doch auch darum, die Erde für kommende Generationen bewohnbar zu erhalten.
Wer sich auf Malle vergnügt hat, wird doch im nächsten Jahr nicht drauf verzichten, wenn er für ein Butterbrot hin fliegen kann. Es geht doch weniger darum, dass du nicht fliegst, sondern dass weniger geflogen wird (hältst du diesen Satz tatsächlich für Satire?)

Ich fahre gern (sehr gern) Ski. Ich weiß aber auch, von den Umweltschäden durch Skifahren. Werden die Berge weniger belastet, wenn ich auf dieses Vergnügen verzichte? Ich muss mich also entscheiden, ob es mir besser geht, wenn ich für die Umwelt und mein Gewissen aufs Skifahren verzichte, oder wenn ich Ski fahre. Ist es nicht sinnvoller, allen das Ski fahren zu erschweren?

Wir alle wissen von der Umweltbelastung durch den Verkehr. Und warum treffen wir uns trotzdem einmal im Jahr zum LT? [satire]auch bei der Bahn kommt der Strom nicht aus der Steckdose[/satire]
Wir entscheiden uns gegen die Umwelt und freuen uns jedes Jahr drauf. Wir alle sind doch ein wenig Ungutmensch.

„Das was ich in meinem Job den ganzen Tag über so leiste, trotz der schlechten Bezahlung ist etwas gutes. Und was ist jetzt so schlecht daran, das zu sagen? Ist das schon selbstbeweihräucherung?“
Riskiere ich unsere Freundschaft, wenn ich schreibe, dass es bei mir so rüber kommt? Wenn es doch der Fall ist, schreibe ich einfach „nein“.

Das Ganze soll aber nicht bedeuten, dass ich dein Engagement nicht schätze [satire]dann kann ich zum Ausgleich etwas mehr Sau raus lassen[/satire].

Besonders herzlich
Helmut

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 18:48
von Anne1986
Liebe Nicole,

endlich komme ich mal dazu, die Diskussion hier zu verfolgen und deine neuesten Liedtexte zu lesen. :super:
Zu deinem letzten fällt mir gleich eine schon sehr lange vergangene Situation aus meinem Leben ein, als ich eine Freundin versuchte, zu beschwichtigen und aufzumuntern, etwas positiver in die Welt zu blicken bzw. anderen Menschen nicht gleich Böses zu unterstellen und sich selbst davon abzugrenzen und nicht alles persönlich zu nehmen, da kam von ihr ziemlich verächtlich: "Ja du... du bist ja auch so ein Menschenfreund!" Ich kann es nicht ändern, sowohl damals als auch heute kann ich das eigentlich nur als Kompliment verstehen, auch wenn es sicher nicht so gemeint war. Aber im gleichen Moment wurde mir bewusst, dass ich dieses Denken nicht auf andere übertragen kann und das auch besser bleiben lassen sollte. Für einiges an sozialem Engagement oder in meiner persönlichen Lebensführung wurde ich schon oft belächelt oder manchmal sogar verspottet. Ich kenne das Gefühl, und es ist ziemlich nervig. Ich würde mich deshalb aber nicht anders entscheiden oder mich von meiner persönlichen Überzeugung abbringen lassen - die, die es nicht hören wollen, müssen dann eben mit Schweigen rechnen! So wenig, wie andere mein Leben und Denken umfassend beurteilen können, kann ich das mit ihrem... ob da auch ein Lied draus wird?

Muss jetzt los, deshalb für heute liebe Grüße!
Anne

Re: Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 19:02
von Nicky
Lieber Helmut,

mangels Zeit antworte ich jetzt mal nur kurz und gehe auf einige deiner Aussagen ein.
Helmut Zitat: Do 12. Jul 2018, 17:17
Es ist niemanden zu verdenken, wenn er sich im Vorfeld dafür entscheidet, sich die körperliche und psychische Belastung für das jämmerliche Gehalt nicht anzutun.
Ich würde es niemals von anderen erwarten diesen Job (der übrigens trotz aller Wiedrigkeiten der schönste Job der Welt ist) zu machen und verurteile auch niemanden, der -wie ich damals auch - sein Geld anders verdient. Aber ich sehe nichts schlimmes daran, zu erzählen, dass ich diesen Job mache und das nicht nur für wichtig halte, sondern eben glaube, das ich damit auch etwas gutes mache.
Es geht doch weniger darum, dass du nicht fliegst, sondern dass weniger geflogen wird
Aber das erreicht man doch nicht mit einer höheren Flugsteuer. Es wird immer Leute mit genügend Geld in der Tasche geben, die sich welche Steuer auch immer leisten können. Außerdem wird es da genügend Lobbyarbeit geben, die das zu verhindern wissen wird. Wie lange sollen wir denn da warten?
„Das was ich in meinem Job den ganzen Tag über so leiste, trotz der schlechten Bezahlung ist etwas gutes. Und was ist jetzt so schlecht daran, das zu sagen? Ist das schon selbstbeweihräucherung?

Riskiere ich unsere Freundschaft, wenn ich schreibe, dass es bei mir so rüber kommt? Wenn es doch der Fall ist, schreibe ich einfach „nein“.
Wenn das für dich tatsächlich schon Selbstbeweihräucherung ist, riskierst du natürlich nicht unsere Freundschaft, aber es würde mir doch schon schwer zu denken geben. Denn wenn das für mich gilt, dann würde das ja auch für jeden gelten, der in seinem Job oder in seiner Freizeit etwas gutes tut und drüber redet.
Wie Traurig, wenn man nicht mehr sagen dürfte, das man etwas gutes macht.

Aber genau darauf zielte mein Text ja ab. Ich will mich doch einfach nur bemühen ein guter Mensch sein.
Ich erwarte von niemanden Applaus, Anerkennung, Wertschätzung oder Schulterklopfen. Mit keinen meiner angeblichen "Gutmenschaktivitäten".
Ich erwarte einfach, das man mich mein Ding durchziehen lässt, ohne mich als "Gutmensch" zu beschimpfen. (Denn etwas anderes als eine herabwürdigende Beschimpfung ist das Wort "Gutmensch" nicht) oder sich lustig drüber zu machen.

Und ja, noch einmal: Ich finde alle meine Tätigkeiten,über die ich in meinem Text geschrieben habe gut und richtig

Und auch ja, es ist auch bei mir noch ganz viel Luft nach oben.......

Und nein, die schlechten werden es nicht besser machen..... ;-)

Liebe Grüße
Nicole (die sich jetzt wieder auf die Klausur morgen vorbereitet, weil sie nämlich auch noch ein Streber ist.......und stolz darauf ;-)

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 20:36
von Carsten K
Irgendwie fühle ich mich gerade ein Stückchen weit betroffen, und das ist typische Sozialpädagogen-Sprache, über die wir uns schon im Studium immer mal wieder gern lustig gemacht haben... ;-)

Ich bin übrigens Sozialpädagoge, tue in meinem Job tagtäglich "Gutes" (behaupte ich jetzt mal), so wie Du in Deinem, Nicky, und ich mache das tatsächlich gern, obwohl die Bezahlung meiner Ansicht nach nicht angemessen ist und unsere Berufe auch von nicht-rechtsradikaler Seite oft etwas abschätzig betrachtet werden.
Aber wenn Menschen, die in ihren Jobs mehr Geld verdienen und dafür allgemein mehr anerkannt werden, plötzlich ins Krankenhaus müssen, dann freuen sie sich nicht nur über eine gute ärztliche Versorgung, sondern vor allem auch über eine gute krankenpflegerische und sonstige Betreuung. ÄrztInnnen sieht man als Patient pro Tag vielleicht 1x -2x pro Tag, KrankenpflegerInnen öfter, weil sie Medikamente verabreichen, Blut abnehmen usw., die "ServicemitarbeiterInnen" (übrigens am schlechtesten bezahlt) noch öfter, weil es täglich das Essen bringen, die Bettwäsche wechseln, das Zimmer putzen usw. ...
Alle tun in ihrem Job tagtäglich "Gutes", trotz sehr unterschiedlicher (und sicher auch ungerechter Bezahlung) und gesellschaftlicher Anerkennung. Alle, die ich kenne, die in solchen Jobs arbeiten, tun dies im Großen und Ganzen gern, aber fast alle beklagen sich über die Bedingungen, unter denen sie anschaffen gehen müssen, am lautesten die ÄrztInnen übrigens, weil ihre Leistungen angeblich so schlecht entlohnt werden. Die Putzfrauen mit ihren "geringfügigen Beschäftigtigungen" sind dagegen froh, dass sie diesen Job haben und gleich danach zum nächsten dürfen, um mit ihrem "Gutes tun" überhaupt (hoffentlich) finanziell halbwegs über die Runden zu kommen...

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 22:26
von Helmut
Liebe Nicole
Kurz zwei Dinge:

Ich hab keine Zahlen, die belegen, dass es ein Korrelation zwischen Preis und Flugaufkommen gibt. Ich glaube, dass es einen Zusammenhang gibt, du glaubst es nicht. Wollen wir weiter über Glaube reden?

Du schreibst "ist", ich schreibe "kommt rüber", du schreibst wieder "ist". Schade, dass dir diese Feinheit entgeht.
Wenn "ist" die passende Vokabel wäre, hätte ich auf deinen Beitrag nicht geantwortet.

Liebe Grüße
Helmut

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Do 12. Jul 2018, 23:22
von Carsten K
@ Helmut
Um was geht es Dir eigentlich jetzt genau? Ich habe bei Eurem Dialog allmählich das Gefühl, dass es nicht mehr um einen Liedtext (mag man ihn kritisieren oder nicht, zurecht oder zu unrecht) geht, sondern um... Naja... Vor gerade mal zwei Monaten habe ich Euch beide noch sehr harmonisch mit einem gemeinsamen Programm auf der LT-Bühne erlebt und hatte einen sehr schönen Vormittag. Und jetzt das? Nickys Text erlaubt durchaus Kritik, aber diese an "ist" oder "kommt rüber" festzumachen, ist doch sehr am eigentlichen Thema vorbei, würde ich als Oberlehrer urteilen, oder kommt zumindest so rüber... ;-)

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Fr 13. Jul 2018, 17:41
von Nicky
Lieber Carschti,
gerade fällt mir auf, dass du ja gar nicht mehr Carschti heißt. Soll ich lieber Carsten schreiben? Oder bei Carschti bleiben? Hm....... aber nu zum Thema ;-)

Ich kann natürlich jetzt nur für mich und nicht für Helmut sprechen, aber ich mag Diskussionen. Auch diese hier. Obwohl ich zugegebenermaßen auch das Gefühl habe, dass wir hier etwas ab vom Thema sind. Aber so ist das nun manchmal..... Ich denke, von meiner Seite aus ist auch jetzt alles dazu geschrieben. Ich könnte mich jetzt nur Wiederholen, oder auf Kleinigkeiten einsteigen, die zu nichts führen. Ich habe Helmuts Meinung erfahren und ich habe darüber gestaunt und vielleicht einige Aussagen so nicht erwartet.

Trotzdem freue ich mich immer, wenn man ins Gespräch kommt und dabei muß keiner meiner Meinung sein. Sonst ist ne Diskussion ja auch langweilig ;-) Dabei finde ich auch Interessant, wer mit einsteigt, wer gar keine Meinung zu dem Thema hat, wer seine Meinung öffentlich nicht teilen will und vor allem aber wer was denkt und wer was wie auffasst.

Von meiner Seite her habe ich hier gar kein komisches Gefühl. Ich hoffe, Helmut geht es auch so.
Vor gerade mal zwei Monaten habe ich Euch beide noch sehr harmonisch mit einem gemeinsamen Programm auf der LT-Bühne erlebt und hatte einen sehr schönen Vormittag. Und jetzt das?
Und ich würde mich gleich morgen wieder mit Helmut auf die Bühne setzen. Ich denke, das hat uns beiden Spass gemacht, und hatten auch im Vorfeld eine schöne Zeit.

Von meiner Seite her ist also alles gut:-)

Alles Liebe
Nicole (die seit jetzt gerade Urlaub hat und deswegen besonders entspannt ist ;-) :yeah: :yeah: :yeah:

Re: Eure Lieder und die Geschichten dahinter

Verfasst: Fr 13. Jul 2018, 17:59
von Helmut
Liebe Nicole

Ich hatte fest vor, zu diesem Thema nichts mehr zu schrieben, auch weil ich unser Verhältnis nicht belasten will.

Lass mir aber eines schreiben: Alles war du Carschti geschrieben hast, gilt auch für mich. Diskussionen empfinde ich als Herausforderung, in der man naturgemäß nach Schwachstellen in der Argumentation des Diskussionspartners sucht. Leider betreib ich dies manchmal ohne Rücksicht auf Verluste und manchmal setzte ich darauf, dass ich mit den Leuten, die mir am liebsten sind, am härtesten argumentieren kann, ohne etwas kaputt zu machen (was auch manchmal schief gehen kann). Diesmal hatte ich Glück, Gottseidank.

Herzlich
Helmut