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Leicht verspäteter Konzertbericht Stephan Sulke in Bern

Verfasst: Fr 25. Mär 2005, 18:28
von Holtzwurm
Liebe Sulke-Fans und andere,
hier kommt mit einiger Verspätung der Konzertbericht aus Bern. Eigentlich wollte ich den schon früher schreiben, aber völlig ungeplante Umstände haben mich leider daran gehindert.
Nachdem ich am Samstagabend aus Bern zurückgekommen war, musste ich ein paar Stunden später - mitten in der Nacht - einen Notarzt rufen, und während dieser mich zuerst noch in meinem eigenen Bett bleiben ließ, bin ich dann doch am Sonntagnachmittag notfallmäßig im Krankenhaus gelandet und fand mich wiederum ein paar Stunden später auf dem OP-Tisch wieder ... Seither gehen mein Blinddarm und ich getrennte Wege :-D und mir geht es mit jedem Tag besser. Bin schon seit Mittwoch wieder zu Hause (so schnell geht das heute ...), lasse es aber langsam angehen und hab mich deshalb erst heute bequemt, diesen Bericht zu schreiben.
Allen, die nicht dabei sein konnten, viel Spaß - lasst euch die nächste Gelegenheit nicht entgehen, es war ein hyper-geniales Konzert!
Liebe Grüße,
der jetzt wurmlose Holtzwurm :hammer:

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Hier aber nun das viel Interessantere - der Bericht aus meiner ganz persönlichen Perspektive:
Beinahe wäre ich nicht gefahren - und dann wüsste ich gar nicht, was ich verpasst habe ... Glücklicherweise habe ich mich doch noch zwei Tage vorher überreden lassen, doch meine Koffer (naja, es wurde ein kleiner Rucksack ...) zu packen und am Freitag, dem 18. März, in den ICE nach Bern zu steigen. Vom dortigen Bahnhof ging es per S-Bahn weiter nach Rubigen, ein kleines Dorf nur ein paar Kilometer weiter. Was ich nicht zu hoffen gewagt hatte - auf diesem kurzen Weg und dann in Rubigen selbst hatte ich einen atemberaubenden Blick auf eine Schnee bedeckte Bergkette in einiger Entfernung - das war ein Zusatzbonus für mich, den hoffnungslosen Bergfan ...
In Rubigen angekommen, trennten mich nur noch einige Minuten Fußweg von der Mühle Hunziken, dem Veranstaltungsort. Diese ehemalige Mühle (ach nee ...) liegt etwas außerhalb des Dorfes an einem Bach, was darauf schließen lässt, dass es sich um eine Wassermühle gehandelt haben könnte. Witzigerweise traf ich absolut zeitgleich mit meiner Freundin, mit der ich mich an der Mühle verabredet hatte, dort ein. Es war ca. 2 ½ Stunden vor Konzertbeginn, und nachdem wir Stephan Sulke begrüßt hatten, blieb noch massig Zeit, sich einmal in dem urig gestalteten Gebäude umzusehen. Während Stephan seine umfangreiche Technik aufbaute, den Sound checkte und sich um diverse Dinge kümmern musste, um später ein perfektes Konzert liefern zu können, nutzen seine Frau Rosanna und ich die Gelegenheit, uns die drei Etagen der Mühle in allen Einzelheiten anzuschauen. Wer einmal in diese Gegend kommt, dem sei ein Besuch hier wärmstens ans Herz gelegt - ihn erwartet eine Mischung aus rustikaler Kneipe mit Live-Bühne, Kinosesseln und Museum.
Gegen 20 Uhr schon kamen die ersten Besucher, die sich die Wartezeit mit Getränken und Snacks gut vertreiben konnten. Zu Konzertbeginn um 21 Uhr hatten sich gut 150 Fans und Freunde eingefunden, die sich auf die ersten beiden Etagen verteilt hatten.
Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung des Mühlenwirtes erschien dann der Star des Abends aus dem Hintergrund und wurde sofort frenetisch begrüßt. Für mich als „Ausländer" war es ein witziges Erlebnis, sämtliche Anmoderationen und andere gesprochene Teile nicht in der mir vertrauten Weise zu hören, sondern auf Berndeutsch. Bis auf wenige Ausnahmen darf ich mich aber rühmen, alles verstanden zu haben!
Die Atmosphäre in der Mühle war von Anfang an wirklich phantastisch - das Publikum erwartungsvoll und in guter Stimmung, der Künstler hochmotiviert (sowieso :-) ) und bei bester Laune - eine fabelhafte Symbiose. Schon bei den ersten Tönen gab's ehrlichen Applaus, und auf versteckte oder offene Anspielungen auf manche kuriose Lebenssituation in verschiedenen Liedern reagierte das Publikum mit Lachern an den richtigen Stellen. Die Kommunikation zwischen Künstler und seinem Publikum stimmte von der ersten bis zur letzten Minute.
Wie man es von Sulke gewohnt ist, schaffte er auch an diesem Abend gekonnt die Balance zwischen witzigen und ernsten Stücken - den Tiefgang vermisst man weder in der einen noch der anderen Sorte. Ohne Mühe brachte er das Mühlenpublikum dazu, über den „Sauerstoffbenutzungsschein" Tränen zu lachen, den armen, leicht naiven Ehemann einer gewissen „Birgitt" zu bedauern und mit ihm im Duett eine Dame namens „Uschi" zu besingen. Atemlose Stille dagegen herrschte direkt im Anschluss daran, als Sulke a capella seinen Freund „Tom" besang, der sich ohne jegliche Vorwarnung eine Kugel in den Kopf geschossen hatte.
Das Besondere an diesem Konzert, das zu einem echten Heimspiel des in Biel aufgewachsenen Sängers wurde, waren die wie zufällig zwischengestreuten „Liedli" in seiner schweizer Muttersprache (welch Ironie des Wortes - wo seine Mutter Berlinerin ist ;-) ), die es nur hier zu hören gab. Sein jüngstes „Kind" ist dann auch ein Berndeutsches - „I hab di einfach numa gärn" (man mag mir verzeihen, wenn ich die berndeutsche Rechtschreibung nicht beherrsche) - ein wunderschönes, bewegendes Liebeslied, das den Auftakt bilden soll für eine geplante berndeutsche CD. Freuen wir uns schon mal drauf.
Übrigens sind von der Frau verlassene Schweizer offensichtlich ebenso trinkfest wie ihre deutschen Pendants - auch sie nehmen gerne „den einen noch", während sie sich eben auf Berndeutsch mit ihrem imaginären Gegenüber unterhalten.
Nach ca. zwei mal 45 Minuten Konzert mit einer längeren Pause zwischendrin - in der ich mich im Verstehen von Berndeutsch üben durfte, da ich den CD-Verkauf übernommen hatte und nicht immer der Versuchung widerstehen konnte, den Käufern zuerst Euro statt Franken abzuverlangen - ließ das Publikum, in dem sich auch mehrere ganz junge Gäste befanden, die sich von Stephan Sulke ungeplant und - besonders für sie - überraschend „interviewen" lassen mussten, den Mann, auf den sie so lange gewartet hatten, nicht einfach so gehen. Mehrere Zugaben mussten sein, bis Sulke schließlich mit gespielter Resignation „Mein Konzert ist zu Ende" anklingen ließ. Die Fans verstanden diesen Wink und gönnten ihm den wohlverdienten Feierabend, jedoch nicht ohne sich CDs, Autogrammkarten, mitgebrachte Bücher und LPs signieren zu lassen und das eine oder andere persönliche Wort mit dem Sänger zu wechseln.
Nachdem schließlich alle gegangen waren, noch einige weitere CDs ihre Besitzer gewechselt hatten und alle Technik wieder abgebaut war, blieb uns leider nicht mehr viel Zeit für den gemütlichen Teil, denn der „Müller" wollte seinen Laden schließen (um nach 1 Uhr in der Nacht aus verständlichen Gründen) und teilte uns dies aber leider recht unwirsch mit ... Somit machten wir uns auf den Weg zu unseren Betten - Isabell und ich nach Basel, wo wir dann doch noch nicht sofort hineinfielen, sondern noch bis ca. 3 Uhr auf waren ...
Aus dem Rückblick kann ich nur sagen - die Reise nach Bern hat sich in jeglicher Hinsicht gelohnt! Ich würde es jederzeit wieder machen - vielleicht schon im Herbst, wenn Stephan Sulke sein Versprechen einlöst, dann wieder in der Schweiz zu singen.

Leicht verspäteter Konzertbericht Stephan Sulke in Bern

Verfasst: Di 29. Mär 2005, 19:34
von Holtzwurm
... und jetzt stehen im Bilderalbum auch ein paar Fotos aus Bern. Leider nicht in der besten Qualität, weil während des Konzertes das Fotografieren mit Blitz verboten war (weil das Schweizer Fernsehen das Konzert aufgezeichnet hat) und ich nach dem Konzert aus einiger Entfernung Fotos gemacht habe.

Aber immerhin ist's ein kleiner Eindruck und ein paar neue Fotos von Stephan Sulke.