Liebe Petra,
in diesem Zusammenhang würde ich auch gerne noch mal meinen Senf dazu geben:
Es ist gerade mal 14 Jahre her - ich war damals in der Pupertät und dachte wirklich, die Russen wäre "Übermenschen" und zwar von der üblen Sorte! - daß in Leipzig, Dresden und anderen Städten der damaligen DDR die Menschen auf die Straßen gingen, weil sie endlich Freiheit in bestimmten Bereichen ihres Lebens erlangen wollten. Was daraus wurde ist heute hinlänglich als "die Wende" bekannt und jede/r freut sich darüber.
In der Zeit vor der Wende war es aber wirklich notwendig, ab und zu mal darauf hinzuweisen (und zwar auf beiden Seiten der Grenzen!), daß in dem anderen Land auch nur Menschen leben - allzu oft wurde das den "Feinden" nämlich abgesprochen, oder sie wurden zu Menschen "zweiter Hand" gemacht. Vielleicht nicht immer öffentlich und direkt, aber selbst als kleiner Junge war es mir und natürlich allen im Westen klar - auch in der Schule wurde nicht anders darüber gesprochen.
Nach der Wende ist uns dann nach und nach aufgegangen, daß wir alle nur aus Angst und Unwissenheit begründete Vorurteile gegenüber den Menschen aus den östlichen Ländern hatten - und leider auch heute immer noch in vielen Bereichen haben.
Auch heute noch gibt es diese Vorurteile, nur die "Adressaten" sind halt andere. Wer hätte zu Zeiten des "Kalten Krieges" daran gedacht, daß es einmal wieder zu einem "Krieg der Religionen" kommen könnte. Sicher verstehe ich die Einwände, die jetzt genannt werden können - und bitte dennoch darum, sich einmal darüber Gedanken zu machen, ob der Liedtext von Sulke in der heutigen Zeit nicht auch so heißen könnte:
Der Mann aus dem Iran/Irak/Tscheschenien/Kosovo/Serbien/Phillipinen konnte lachen, ... war ein Mensch genau wie ich und du
Mir muß man nicht sagen, daß das doch klar ist und keiner daran zweifelt, denn ich weiß es auch und denke innerlich doch jedesmal neu, wenn ich wieder einmal zerfetzte Leichen und blutende und schreiende Frauen/Kinder/Männer sehe:
Sind das Menschen, die so etwas tun?
Warum ich das denke? Weil "die Medien" in mir diese Frage aufkommen lassen, weil sie zwar das Leid und das Elend zeigen, daß die "Täter" zu verantworten haben, aber sie "vergessen" zu berichten, wie aus den "Opfern" der westlichen Gesellschaft "Täter" (zumeist) an Mitbürgern und Menschen im eigenen Land werden konnten.
Meiner Meinung nach muß das gesagt und angeprangert werden - dann kann es vielleicht auch einmal eine andere Berichterstattung geben, eine, die viel mehr über die Ursachen der Gewalt und des Terrors berichtet - obwohl, das wäre dann vielleicht wirklich nicht mehr sendefähig und würde von Jugendschutzorganisationen usw. reklamiert werden.
migoe
P.S.
"Wir leben in der besten denkbaren Gesellschaft!"
"Was? Ich dachte nicht, daß es so schlimm um die Welt steht!"