Rockband "Weimar": Rechtsextreme Vergangenheit und Plattenvertrag bei Universal - 'Spiegel'-Recherchen 2023

Der Musikmarkt in Deutschland ist im Wandel und das hat Auswirkungen auf alle Künstler/innen in allen Bereichen.
Diskutiere mit uns über die richtigen Wege und falsche Entwicklungen. Was sollte sich ändern, was darf sich nicht ändern? Welche Rolle spielen wir Konsumenten? Was kann die Politik tun?

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Viktor hat dieses Thema gestartet
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Rockband "Weimar": Rechtsextreme Vergangenheit und Plattenvertrag bei Universal - 'Spiegel'-Recherchen 2023

Beitrag von Viktor »

Liebe Musikfreunde,

"War es Unachtsamkeit, Täuschung oder Profitgier?" schreiben Maik Baumgärtner, Andreas Borcholte und Ann-Katrin Müller in ihrem Artikel von letzter Woche: Band Weimar: Wie Universal demokratiefeindliche Rocker groß machte 
Habt ihr diese Sache mitbekommen? (Es wurde ja in vielen anderen Medien aufgenommen, siehe z.B. auch Artikel beim Rolling Stone  oder mdr  zum Nachspiel.)

Es geht jedenfalls darum, dass eine Rockband einen Plattenvertrag bei Universal hatte (nach Auffliegen der Angelegenheit aufgekündigt), deren Mitglieder maskiert auftraten und damit praktischerweise ihre Neonazi-Vergangenheit verheimlichten.
Doch nicht genug, die Texte seien ohnehin "demokratiefeindlich, gewaltaffin und kaum kaschiert judenfeindlich", behauptet der Artikel und zitiert aus deren Liedern. Dann ist es ja ein ganz schönes Armutszeugnis, dass das bislang niemandem aufgefallen war und bei der Plattenfirma so durchging.

Die Band hat sich zu alledem geäußert , gesteht die Neonazi-Vergangenheit zweier Mitglieder, aber die wollen das alles längst hinter sich gelassen haben, sich vielmehr seit Anfang der neuen Band für "Vielfalt und Toleranz" engagiert haben. Die Vorwürfe hinsichtlich der aktuellen Texte seien in der Bedeutung verzerrt worden.
Mit einigen Bekannten führe ich momentan heftige Diskussionen, ob die besagten Mitglieder sich tatsächlich geändert haben könnten, nicht womöglich wirklich eine falsche Interpretation irgendwelcher Texte vorliegt. Aus dem Liedermacherkosmos kennen wir das ja auch, dass Dichtung nie frei vom Fehldeutungspotenzial ist.

Mal ein konkretes Beispiel aus dem Spiegel-Artikel:
Juden als Ratten diffamiert
Auch antisemitische Anklänge sind an diesem Abend zu vernehmen: Die Medien seien »gekaufte Marionetten«, von »Schlüsselwärtern« bezahlt, finanziert von jenen, »die du schon dein ganzes Leben hasst«. An anderer Stelle geht es um Wölfe und Ratten, jene Tiere, mit denen Nationalsozialisten gerne sich und Juden verglichen haben. In dem Lied sind die Wölfe das Licht und Ratten der Schatten.
Rechtfertigung der Band:
Dem Lied „Von Wölfen & Ratten“ verklausulierten Antisemitismus zu unterstellen ist absurd. Es wurden Textauszüge aus dem Kontext gerissen, absichtlich falsch interpretiert und anschließend ins Gegenteil verkehrt. Aus einem Lied gegen Faschismus, Antisemitismus, Gewalt und Homophobie, wird so, dank des „Spiegel“, das Gegenteil dargestellt.
Die Überschrift vom Spiegel "Juden als Ratten diffamiert" finde ich wirklich unpassend gewählt, weil es eben nicht konkret benannt wird (anders als in Texten von wirklich unverschleiert rechtsextremen Bands).
längerer Auszug aus dem Songtext hat geschrieben:
von wölfen und ratten (von wölfen und ratten)
von lichtern und schatten (von lichtern und schatten)
von allem zu viel und von einer ziemlich kaputten welt (kaputten welt)

und alles was bleibt sind geschichten, aber ich glaube daran
dass irgendjemand dir irgendwann die wahrheit erzählen kann
Aber ich glaube der Band kein Wort.
Ich wünschte, die Spiegel-Autoren wären viel mehr darauf eingegangen, inwiefern auch vage, auf ersten Blick nicht greifbare Bilder und Stichworte handfest als antisemitisch verwurzelt nachweisbar sind. (Dazu gibt es eine gute Broschüre der Amadeu-Antonio-Stiftung: "Antisemitische Codes und Metaphern erkennen" ). Denn so sieht es wirklich erst einmal so aus, als könnte einfach nur ein Missverständnis vorliegen -- oder dass die Medien etwas falsches hineininterpretieren (wollen) aufgrund der Vergangenheit.

Ihr merkt schon: Das ganze wühlt mich auf. Einfach weil es eine gewisse Berührung zur Punkrock-Szene gibt (wo dieses vage wir-gegen-die-anderen-Rockzeug ohne klare Stellungsnahmen aber ohnehin immer kritisch gesehen wird). Und weil ich die Deutung von Songtexten immer interessant finde. Und wie die Medien über sowas berichten.

Was meint ihr, könnte es sein, dass die Bandmitglieder sich zum Positiven gewandelt haben, ganz was Anderes meinen und nur versehentlich unglückliche Formulierungen gewählt haben wie die mit Wölfen und Ratten oder von Marionetten und finanzierter Manipulation?

Viele Grüße
Viktor

PS: Ich habe mir fast alle Songtexte der Band jetzt einmal durchgelesen und bin fast verdummt dabei, haha. Aber bei der Gelegenheit bin ich auch über die Zeile "denn was gestern noch galt, das ist morgen schon alt" (Lied: "Ich glaube") gestolpert -- um mal den Bogen zum Liedermacher-Kosmos zu spannen... (Überhaupt bedient sich die Gruppe überall mit Zitaten und Anspielungen: Die Ärzte, Böhse Onkelz, Nena, Rammstein, Die Toten Hosen, Goethe, Volkslieder, Sprichwörter, ...)
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Benutzer 76 gelöscht
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Beitrag von Benutzer 76 gelöscht »

Lieber Viktor,

hab Dank für Deine aktuelle Zusammenfassung des Falls; war tatsächlich bislang an mir vorbeigegangen. Ich kann gut verstehen, dass Dich der Fall aufwühlt!

Wussten die Verantwortlichen bei Universal tatsächlich nichts von der Vorgeschichte der einzelnen Bandmitglieder? Wird da nicht nachgefragt? Gegoogelt? Wurden vor Abschluss des Vertrags Fragen zu den Texten gestellt? Gab es Antworten? Warum verheimlichten die Bandmitglieder ihre Vergangenheit? Warum diese Inszenierung mit Masken, dem offensichtlich bewussten Spiel mit der Verschleierung, Verheimlichung? Wurden mögliche Gründe dafür bei Universal und den Fans nicht (früher) thematisiert? Wäre es nicht notwendig, ja, sinnvoll und in gewisser Weise sogar bemerkenswert gewesen, die Vergangenheit von Beginn an offen zu thematisieren und sich sowohl inhaltlich als auch textlich klar und unmissverständlich von der Vergangenheit zu distanzieren? Warum kein dezidierter Song gegen Rechts, warum meine musikalische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit? Hätte sich die Band von ihrer politischen Vergangenheit auch sprachlich klar und eindeutig abgrenzen müssen? Warum dieses Spiel mit Sprachcodes aus der rechten und antisemitischen Szene?

Ich sehe lauter Widersprüche und offene Fragen. Halt mich/uns gern auf dem Laufenden, wenn es neue Erkenntnisse, Statements oder Informationen gibt.

Liebe Grüße aus Hannover
Marc
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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Die Blaupause für so ein Verhalten, dürften sicherlich die Böhsen Onkelz geliefert haben. Wenn der Erfolg und der Ruhm winkt, vergessen manche die Moral und - wie in diesen Beispielen sichtbar - manche hingegen die rechte Gesinnung. Oder man sollte wohl eher sagen, sie versuchen ihre Gesinnung vergessen zu machen.

Überhaupt erlebt man ja immer wieder, dass Künstler mit eher politischer Ausrichtung plötzlich recht zahm werden, wenn ihnen mehr Einkommen winkt. Von linker Seite aus, sind Ton Steine Scherben und Rio Reiser (solo) plötzlich sehr kommerziell geworden. Damit will ich kein moralisches Urteil fällen, bei den Scherben z. B. gab's eine Zeit, in der sie total verschuldet waren und nach dem Motto "Ich bin alt und brauche das Geld"- einfach Kohle machen mussten.

Und da selbst Rainer Langhans ins Dschungel-Camp ging, um eine fette Gage zu verdienen, merkt man, wie groß eine Versuchung werden kann, seine politisch-gesellschaftlichen Ansichten über Bord zu werfen. Wie heißt es doch so schön in Brechts Dreigroschenoper? "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral"
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Skywise
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Beitrag von Skywise »

Marc hat geschrieben: Di 14. Feb 2023, 20:11
Warum verheimlichten die Bandmitglieder ihre Vergangenheit?
Och, da würden mir Gründe einfallen ...
Warum diese Inszenierung mit Masken, dem offensichtlich bewussten Spiel mit der Verschleierung, Verheimlichung?
Ist ja seit einigen Jahren gang und gäbe. Ob die Musiker jetzt Bushido, Slipknot, Cro, Degenhardt/Vandalismus, Entetainment, Ghost oder wie auch immer heißen - Masken haben Konjunktur, wenn man also auf diesen Zug aufspringen kann ...
Wäre es nicht notwendig, ja, sinnvoll und in gewisser Weise sogar bemerkenswert gewesen, die Vergangenheit von Beginn an offen zu thematisieren und sich sowohl inhaltlich als auch textlich klar und unmissverständlich von der Vergangenheit zu distanzieren? Warum kein dezidierter Song gegen Rechts, warum meine musikalische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit? Hätte sich die Band von ihrer politischen Vergangenheit auch sprachlich klar und eindeutig abgrenzen müssen? Warum dieses Spiel mit Sprachcodes aus der rechten und antisemitischen Szene?
Erstens - weil so das Spiel funktioniert.
Bands wie unter anderem die Böhsen Onkelz oder Frei.Wild (oder auch einige andere Interpreten, deren Nennung ich mir allerdings aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen spare) hatten oder haben wahrscheinlich immer noch Fans in beiden Lagern, weil sie unter anderem eben mit entsprechendem Gedankengut in ihren Liedern kokettieren, ohne es allerdings offen anzusprechen. So schreckt man die einen nicht ab, behält aber trotzdem die anderen im Kundenstamm. Ob die Vorwürfe in Richtung Onkelz oder Frei.Wild stimmen, daß sie gewissermaßen als Türöffner dienen bzw. dienen wollen für weitere, deutlich weiter rechts stehende Interpreten, kann ich nicht beurteilen.
Zweitens - wer würd's glauben?
Sowohl die Onkelz (mehr) als auch Frei.Wild (weniger) haben versucht, sich von der rechten Szene in Worten und Taten zu distanzieren, allerdings hat man es ihnen in beiden Fällen nicht abgenommen.
Wussten die Verantwortlichen bei Universal tatsächlich nichts von der Vorgeschichte der einzelnen Bandmitglieder? Wird da nicht nachgefragt?
Dem Vernehmen nach wurde der Vertrag eingefädelt von einem ehemaligen, langjährigen Universal-Mitarbeiter, der heute Manager bei Frei.Wild ist. Mag sein, daß da das Vertrauen vorhanden war. Ob jetzt das Vertrauen in den Mitarbeiter oder das Vertrauen, mit einem Onkelz/Frei.Wild-Abziehbild in umsatzschwachen Zeiten noch ein paar Euros zu machen, weiß ich nicht.
Wurden vor Abschluss des Vertrags Fragen zu den Texten gestellt?
Ich glaube, das mußte man nicht. Ich weiß nicht, ob sich bei Universal irgendein armes Wutzchen die Texte intensiver angeschaut hat - für mich war's vor einigen Monaten bei Veröffentlichung des Debütalbums und einigen ziemlich harschen Worten diverser Rezensenten absolut kein Vergnügen -; in den Texten steht zwar nach meiner Einschätzung viel Müll und Tendenziöses, aber eben auch nichts so eindeutig Verwerfliches, daß man fragen müßte "Was habt ihr euch denn dabei gedacht?".
Viktor hat geschrieben:
Was meint ihr, könnte es sein, dass die Bandmitglieder sich zum Positiven gewandelt haben, ganz was Anderes meinen und nur versehentlich unglückliche Formulierungen gewählt haben wie die mit Wölfen und Ratten oder von Marionetten und finanzierter Manipulation?
Kann es sein, daß sich Bandmitglieder zum Positiven gewandelt haben - ja. Ist es wahrscheinlich - keine Ahnung, dazu bin ich zu weit von der Band weg. Nur versehentlich - nein, dazu orientieren sich die inhaltliche Machart zu sehr an dem von Onkelz/Frei.Wild/Gabalier-erprobten Konzept.

Gruß
Skywise
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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Wen es interessiert, mehr über die Geschichte zu erfahren (beim Spiegel ist es hinter einer Bezahlschranke), findet hier noch einige Details zu dieser Band.

L-IZ.de - Thüringer Band „Weimar“ als Neonazi-Projekt entlarvt: Tour abgesagt 


Unter anderem steht hier:


"... liegen Informationen vor, dass eines der Bandmitglieder als Gast bei der Hochzeit des militanten Thüringer Neonazis Thorsten Heise eingeladen war."


Wer sogar zur Hochzeit von Thorsten Heise (dem Braunsten der Braunen) eingeladen wird, ist nicht nur so ein bisschen am Rande der rechtsradikalen Szene, der ist mittendrin. Neben Thorsten Heise ist Björn Höcke ein Betbruder. Er ist quasi der Top-Neonazi in Deutschland.
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Beitrag von Viktor »

Hallo miteinander,

vielen Dank für eure Antworten!

Viele Fragen, die ich mir auch schon stellte, hast du treffend auf den Punkt gebracht, Marc. Was die Verantwortlichen bei Universal betrifft, sehe ich keine andere Erklärung, als dass dort entweder die Hausaufgaben nicht gemacht wurden oder, wie Skywise schon andeutete, das Vertrauen ins gute Geschäft überwog.
Die Alarmglocken hätten im Vorfeld, meiner Meinung nach, eben wegen der Kombination(!) aus persönlicher Vergangenheit und der heutigen Texte läuten können/sollen/müssen -- nicht unbedingt nur wegen der Texte.
Skywise hat geschrieben: Mi 15. Feb 2023, 00:01
in den Texten steht zwar nach meiner Einschätzung viel Müll und Tendenziöses, aber eben auch nichts so eindeutig Verwerfliches, daß man fragen müßte "Was habt ihr euch denn dabei gedacht?".
Denn ja, so sehe ich das nämlich auch. Deshalb nehme ich es dem Spiegel auch ein wenig übel, dass sie von "kaum kaschiert" sprechen und generell die Richtung einschlagen, als spränge einen diese Haltung aus den Texten total offensichtlich an. Ich gestehe, ich hätte es auch nicht herausanalysieren können, wenn ich nicht um die Hintergründe gewusst hätte.

Übrigens: Nach dieser Skandalenthüllung habe ich erst nachträglich gesehen, dass in einer Facebook-Gruppe zu deutschem Punkrock schon vor über 1 Jahr ein ganz normaler Musikfan große Zweifel an der Band aufgezeigt hat. Ich habe mir den Beitrag des Users Volker nochmal durchgelesen.
  • Im Dezember 2021 schreibt er zu seiner großen Skepsis: "Die scheinen quasi aus dem Nichts zu kommen. Aber direkt mit Majordeal über Universal."
  • Das Spiel mit den Masken macht ihn vorsichtig: Oder [...] sind Weimar vielleicht ein trojanisches Pferd? Auf Bildmaterial tragen die Bandmitglieder alle Masken. Klar, kann Image sein. Oder wir sollen da angefüttert werden und haben dann am Ende Platten von obskuren Musikern gekauft...
  • Und irgendwie scheint es einen heimlichen Grund für den großen Anklang der vermeintlichen Newcomer zu geben: "Stutzig macht mich zudem, dass es, obwohl man bis auf die Videos nichts von Weimar kennt [...], eine Fanseite mit über 3.000 Followern gibt (Weimar Kollektiv), wo Leute schon großflächig ihre Weimar Tattoos zeigen." User Dennis kommentiert in diesem Sinne: "Ich hab mal ein wenig in den youtube kommentaren 'geforscht' und da schreiben viele die wissen wer da hinter steckt, und immer mit zwinker smileys so als ob es ne böse Überraschung wäre dann." Die Connection zur Vorgängerband "Uncore United" wurde damals dann auch zügig ermittelt.
Also wenn ein paar Musikfans schon so hellhörig werden...!
Aber: Niemand hat etwas Antisemitisches oder offen Demokratiefeindliches rausgehört, obwohl wohl manche User den Texten durchaus auf die Zähne fühlten. Manche verwiesen auf Intuition, dass es ihnen nicht gefalle, und größte Kritik gabs lediglich für die opferrollen-patriotischen Zeilen "Wenn die Bundesnationalelf auf dem Siegertreppchen steht / Weiß plötzlich jeder Zweite wieder wie die böse Hymne geht".

Marc hat geschrieben: Di 14. Feb 2023, 20:11
Wäre es nicht notwendig, ja, sinnvoll und in gewisser Weise sogar bemerkenswert gewesen, die Vergangenheit von Beginn an offen zu thematisieren und sich sowohl inhaltlich als auch textlich klar und unmissverständlich von der Vergangenheit zu distanzieren? Warum kein dezidierter Song gegen Rechts, warum meine musikalische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit?
Genau das dachte ich auch, wenn ich im Kopf das im-Zweifel-für-die-Angeklagten-Szenario durchging. Ich denke, für den konkreten Fall hier ist das Thema abgehakt.
Aber rein hypothetisch möchte ich Skywises Punkt 2 "Zweitens - wer würd's glauben?" entgegensetzen: Ich glaube, wenn es wirklich eine reformierte Aussteigerband gäbe, die sich klar und deutlich auf der anderen Seite positionierte (und nicht weiter den Wischiwaschi-wir-sind-so-arm-dran-und-haben-vage-Feinde-Weg ginge, wie ich es für Onkelz und Frei.Wild sehe), würde das Respekt ernten. Aber hat es wohl noch nie gegeben...? Und ob Universal sie unter Vertrag nähme, möchte ich doch arg bezweifeln.


Viele Grüße
Viktor


PS: Hagen Stoll ist für viele hier sicher ein Begriff, weil er als Deutschrocker schon manches mal mit Reinhard Mey zusammengearbeitet hat. Er hatte das Pech, letztes Jahr bei den "Weimar Festspielen" aufgetreten zu sein und hat sich nun letzte Woche bei Facebook von der Band distanziert bzw. hauptsächlich kritisiert, dass ein Hintermann aus dem Frei.Wild-Kosmos verschwiegen wurde:
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Gestrige Meldung von offiziellecharts.de 
Während Weimar dank der Wiederveröffentlichung ihrer 2022er-Platte "Auf Biegen & Brechen" den Silberplatz erreichen, pflegt Ballermann-Sängerin Mia Julia "Schlechte Manieren" auf Rang drei.
(Für Weimar mit der selbstgesteuerten Neuauflage eine bessere Chart-Platzierung als bei Erstveröffentlichung 2022, damals Platz 5.)
Auch ohne großes Label erreichen die Rechtsrocker offenbar ihre Leute -- und gar nicht mal so wenige. :-(
--Viktor
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