Schon seit Jahrzehnten (vielleicht schon seit der Zeit des Beat und der Beatles?) gibt es in Deutschland in schöner Regelmäßigkeit Diskussionen darüber, ob es gut für die deutsche Sprache bzw. die Deutschen an sich ist, wenn im Radio und den anderen Medien mehr angloamerikanische bzw. englischsprachige Musik vorherrscht bzw. die in deutscher Sprache populäre Musik sich vor allem aus Schlager und Volkmusik zusammensetzt.
Aktuell ist es ja gerade einer der bekanntesten und erfolgreichsten Liedermacher Deutschlands, nämlich Reinhard Mey, der sich öffentlich zu Wort meldet und sich vehement für eine Quote für deutschsprachige Musik einsetzt. Sein sehr leidenschaftliches Plädoyer dazu wurde von Marc gestern ins Pressearchiv eingestellt (hier geht es zum Artikel). Da ich selber auch eher deutschsprachige Musik höre - andere Sprache liegen mir nicht, und ich verstehe gerne, was andere mir ins Ohr flüsten, singen, schreien usw - und mir die platten und seichten Lieder, die zum größten Teil im Radio und auf VIVA, MTV usw. laufen ebenfalls auf den Geist gehen, stehe ich Reinhard Mey in dieser Frage auch zur Seite.
Doch als ein Mensch, der (vielleicht durch meinen Beruf) es gewohnt ist, auf den "Markt" zu vertrauen und sicher ist, daß es viele Menschen gibt, die die Meinung Meys teilen, aber leider immer noch zu wenig Plattenverlage, die hierbei auch eine Möglichkeit sehen, Geld zu verdienen, lieber so weitermachen wie bisher und die Gründe für die eigenen Mißerfolge lieber auf die Kundschaft bzw. die CD-Brenner schieben, ist es dennoch schwer zu fordern, deutschsprachige Musik quasi per staatlicher Verordnung im Radio durchzusetzen. Das widerstrebt mir eigentlich vollkommen.
Ich sehe darin die Gefahr, daß bestimmte Musikgattungen dann sozusagen "diskriminiert" werden könnten, denn es muß ja eine Regelung gefunden werden, die in irgendeiner Weise die Interessen und Geschmäcker der breiten Masse wiederspiegelt. Nun fällt es mir aber schwer zu glauben, es würden z.B. 70% der deutschen Radiohörer vor allem Musik von Patrick Lindner und Co. hören. Genauso falsch wäre es aber auch zu sagen daß z.B. 50% der Radiohörer ausschließlich Liedermacher-Musik konsumieren möchten.
Für mich ist es eine Glaubensfrage - und in Sachen Glauben habe ich eine grundsätzliche Meinung, die schwer zu kippen ist - deshalb bin ich auch wieder sehr zwiegespalten bei der Frage nach der Quote. Mich würde sehr die Meinung der Besucher dieser Seite interessieren, auch und vor allem, ob es Menschen hier gibt, die mit so einer Quote gar nicht einverstanden wären.
migoe, der ausdrücklich darauf hinweisen möchte, daß JEDE Meinung hier Raum hat und - wenn in einem verständlichen und respektvollen Ton vorgetragen - nicht zensiert wird!