Danke, Migoe, für den so tiefen Einblick in Deinen musikalischen Werdegang

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Bei mir war das mit der Musik irgendwie immer alles wenig organisiert und eher Flickschusterei.
Und in meinen Anfängen hätten mir Youtube-Videos sicherlich mehr geholfen, als sie es jetzt können beim Erlernen weiterer Instrumente.
In der Schule hat mich Musik nie interessiert, was aber aus meiner Sicht an den 2 Lehrern lag. Inhaltlich hätte ich da sogar was lernen können, wenn ich heute einen Blick in die alten Schulhefte werfe.
Mein Vater spielte Akkordeon und wir hatten damals auch eine kleine Bontempi-Orgel bei uns stehen. Beide Instrumente haben nie mein Interesse geweckt.
Musik habe ich immer gerne gehört, aber das Bedürfnis, selbst mal etwas nachzuspielen, kam erst im Alter von 18-19 Jahren, als ich bei einem Schulfreund ein Keyboard sah. Das fand ich sehr spannend, und meine Taschengeld-Ersparnisse erlaubten mir die Anschaffung eines Mini-Keyboards, eher für Kinder, mit kleinen Tasten. Ein Jahr später sollten es dann normale Tasten sein mit einem neuen Keyboard und Unterricht dafür.
Reinhard Mey hörte ich zu dem Zeitpunkt schon ein paar Jahre und hatte das Liederbuch "Von Anfang an" und habe auch daraus immer schon versucht, ein paar Stücke auf dem Keyboard nachzuspielen. Aber ein weiteres Jahr später wollte ich neben dem Keyboard-Unterricht, den ich weiter verfolgt hatte, auch "Musik von Hand" machen, und habe mir erstmal die Gitarre meiner Schwester geschnappt, um anzufangen, etwas zu schrammeln. Gitarrenunterricht hatte ich anfangs nie, so daß ich mir da alles, auch das Mey-Picking, selbst angeeignet habe. Das hatte zur Folge, daß ich heute viel zu verkrampft spiele, weil ich nie eine vernünftige Technik und ökonomische Spielweise lernte.
Erst um das Jahr 2000 nahm ich nochmal Gitarrenunterricht, allerdings für klassische Gitarre und somit das Melodiespiel. Dies brachte mir ein paar Fähigkeiten, heute eben auch mal mehr Melodie- und Bassläufe in die Akkordbegleitungen einzubauen.
In den Jahren kamen einige Instrumente dazu. Alles, dem man Töne entlocken kann, probiere ich gerne aus. So kamen aufgrund meines Interesses für irische Musik auch irgendwann Mandoline und Tin Whistle dazu, wo ich heute einfache Melodien spielen kann. Das Akkordeon meines Vaters habe ich irgendwann geerbt. Seit 2008 habe ich ein E-Piano, weil ich auch noch etwas Klaviespiel lernen wollte, zumindest für Songbegleitung, und dann habe ich noch eine E-Gitarre, Westerngitarre zum Abrocken, Cajon, Mundharmonikas in verschiedenen Tonarten, wo ich aber das Bending und somit den Blues-Sound noch nicht gelernt habe. Ein paar weitere kleine Persussion-Sachen habe, und für ein paar Wochen hatte ich mal eine Leih-Geige, um dort die ersten Schritte zu machen.
Leider fehlte mir immer die Zeit, mich intensiver mit den Instrumenten zu beschäftigen. Und / oder auch die Geduld und Disziplin, mich jeweils weiterzuentwickeln. Meistens spiele ich das, was ich kann, und versuche, spielerisch und punktuell schon mal, eine neue Technik, Begleitung, Variante einzubauen.
Lehrbücher für die verschiedenen Instrumente habe ich, aber es macht mir keinen Spaß, mich da Stück für Stück durchzuhangeln. Dazu möchte ich mir nicht die Zeit nehmen, sondern lieber Freude am Musikzieren haben. Mit Musiktheorie und Noten kenne ich mich aus, aber selbst Noten sind mir beim Spielen eher hinderlich. Da reichen mir allenfalls Akkorde zur Orientierung.
Wenn ich heute zurückblicke, wundere ich mich schon, weshalb ich erst so spät zur Musik fand. Vermutlich fehlte in Kindheit und Jugend der entscheidende Berührungspunkt mit einem Aha-Erlebnis, um da mein Interesse zu wecken.
Youtube-Tutorials schaue ich mir nur ganz selten an. Ich habe mir mal eine Gitarrenbegleitung von Paul Simon angeschaut, oder habe auch mal von ein paar bestimmten Stücken ein Video angeschaut, um da etwas abschauen zu können. Aber im Prinzip macht es mir mehr Freude, das Gehörte selbst umzusetzen mit meinen Fähigkeiten und in meinem Stil.
Selbst Hannes Wader habe bei einem Konzert aus der ersten Reihe nichts abgucken können. Das geht einfach zu schnell. Man kann bei jeder Schulung und bei jedem Tutorial ja immer nur soviel brauchen, wie es das jeweilige eigene Niveau aufzunehmen vermag.
So hat wohl jeder seine eigene Herangehensweise. Ich hätte gerne als Kind / Jugi ein Instrument von Grund auf gelernt. Wie diszipliniert ich da gewesen wäre, kann ich nicht sagen. Vermutlich eher wenig, aber ich glaube, wenn man ein Instrument wirklich gut kann, fällt es einem auch leichter, neue Instrumente zu lernen.