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Kein Hannes-Wader-Weg in Bielefeld

Verfasst: Fr 9. Mär 2018, 18:09
von migoe
Den Pressespiegel von Hannes Wader beginne ich mit einem Artikel vom 09.März 2018 aus dem Westfalen-Blatt  der Stadt Bielefeld (ja, die gibt es wirklich! ;-) )

Worum es geht? Der CDU-Politiker Wilhelm Kleinesdar hat den Vorschlag gemacht, einen Weg im Bielefelder Stadtteil Hoberge-Uerentrup nach Hannes Wader zu benennen. Zunächst sah es auch danach aus, als würde das klappen, doch dann hat das städtische Amt für Geoinformation und Kataster sich dagegen ausgesprochen und den Politikern mitgeteilt, dass seit 1945 keine Straßen, Wege und Plätze nach noch lebenden Menschen benannt werden. Allerdings gibt es kein Gesetz, in dem es verboten ist, Straßen und Plätze nach lebenden Personen zu benennen - und es gibt ja auch aktuelle Beispiele, die in dem Artikel angeführt werden.

Naja, laut dem vorliegenden Artikel könnte es im Jahr 2020 noch einmal einen Versuch geben, dieses Anliegen umzusetzen...

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Hannes-Wader-Politiker-stimmen-gegen-Vorschlag-09-03-2018.jpg
*Ich habe den Artikel mit der Druckfunktion der ursprünglichen Webseite als PDF gespeichert und Ihr könnt sie Euch für Euer privates Archiv herunterladen, auch wenn der Artikel selber nicht mehr auf der Webseite abgerufen werden kann.

Kein Hannes-Wader-Weg in Bielefeld

Verfasst: So 31. Mai 2020, 14:43
von migoe
migoe Zitat: Fr 9. Mär 2018, 18:09
Naja, laut dem vorliegenden Artikel könnte es im Jahr 2020 noch einmal einen Versuch geben, dieses Anliegen umzusetzen...
Nun wurde tatsächlich noch einmal der Versuch gestartet und das Westfalenblatt berichtet auf seinem Portal darüber...
Ausschlaggebend für den inzwischen dritten Anlauf zur Straßenbenennung nach dem Künstler und Liedermacher Hannes Wader (77) war die Bürgereingabe von Hans-Joachim Adler (77), der unmissverständlich darlegte, warum Wader zu ehren sei: Der – wie mehrfach berichtet - am Poetenweg aufgewachsene und bis Mitte 20 hier lebende Künstler habe mit seinen Liedern eine hohe kulturelle Anerkennung bekommen, erreiche mit seinen Liedern eine große Fangemeinde, die ihn verehre, schätze und achte. Adlers Appell: „Wir Bielefelder sollten uns freuen, einen so großen und bekannten Poeten“ mit einem nach ihm benannten Weg zu ehren. Dafür eigne sich die Apfelbaumallee. Übrigens würde sich Wader, mit dem er im engen Kontakt stehe, sehr über eine Auszeichnung freuen.
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Zweifellos gehört Hannes Wader zu den bekanntesten und profiliertesten Liedermachern in Deutschland und die Anerkennung seiner Leistung und Bedeutung in Form der Benennung einer Straße nach ihm ist sicher gut gemeint, aber ich Frage mich angesichts der Worte von Reinhard Mey in seinem Lied "Friedrichstraße" aus dem Album Bunter Hundaus dem Jahr 2007, ob es wirklich erstrebenswert ist, wenn eine Straße nach einem benannt wird und ob man sich (wenn man noch lebt) in der Gesellschaft von anderen Straßennamensträgern immer wohl fühlen kann. Reinhard zumindest hat so seine Zweifel :-D
...Aber Vorsicht, denk' ich, und daß ich mich ja am Riemen reiße:
Mir fällt ein, daß ich mit zweitem Vornamen selbst Friedrich heiße!
Gut, ich hab schon mal falsch geparkt und auch schon mal zu viel getrunken,
Aber bitte reiht mich nicht ein in diese Bande von Halunken!
Ich mach' keine Falschaussagen, ich veruntreu keine Spenden,
Keine Dienstwagenaffäre und kein Schmiergeld an den Händen,
Zahle ächzend meine Steuern, tu keiner Fliege was zuleide,
Mauschle nicht mit Bonusmeilen und schwöre keine Meineide,
Gehe nicht der Praktikantin an die Wäsche im Büro
Und zeig' Migranten nicht den falschen Weg zum Bahnhofsklo.
Kurz, ich versuch' einfach nur so zu leben, daß man nicht zum Schluß,
Wenn ich tot bin, noch 'ne Straße nach mir benennen muß.
Quelle: www.reinhard-mey.de 

Kein Hannes-Wader-Weg in Bielefeld

Verfasst: Mi 9. Dez 2020, 18:07
von migoe
Leider habe ich das erst heute gesehen, fand es aber eine Erwähnung wert:


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=ugoj-r0OP-o [/youtube]


Auf dem Online-Portal vom Westfalen Blatt wurde darüber am 30.10.2020 berichtet.
Der Stein, der am Anfang des Wanderwegs namens Apfelbaumallee in der Nähe des Poetenweges einzementiert wurde, gilt als Alternative zur ursprünglichen Absicht, eine Straße oder einen Weg im Ortsteil nach Wader zu benennen, wie Jochen Adler in einer Ansprache vor dem Künstler und gut 40 Zuschauern sagte. Adler gilt - zusammen Jochen Landwehrmann - als treibende Kraft der Ehrung und ließ das Geschehen von der Idee bis zur Verwirklichung Revue passieren.
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Kein Hannes-Wader-Weg in Bielefeld

Verfasst: Do 10. Dez 2020, 11:15
von Viktor
Danke, migoe.
Ich wollte das eigentlich längst auch als Abschluss der Saga erwähnt haben, aber hab's schlichtweg vergessen.
Kleine Ergänzung: Hannes hat (später als die Presseberichte) auf seiner Webseite  auch seine Dankesworte an die Initiatoren im kompletten Wortlaut eingestellt. Für jemanden, der selbsternannt nirgends recht zuhause ist, fühlt er sich der Heimat ja doch sehr verbunden, scheint mir.

In der Autobiographie wurde das Thema ja mit dem Zwischenstand sogar auch erwähnt, aber ich erinnere mich gar nicht recht daran. Nur kürzlich hatte ich daraus noch Hannes' flotte Beurteilung zum Dilemma "keine Straßennamen für Lebende" wiederentdeckt: "Dann will ich mal schnell sterben, dass ich das noch erleben kann."
Da ist es doch vergleichsweise besser ausgegangen :-)

Das Schönste für mich war es, überhaupt mal wieder von Hannes zu hören, sogar mit bewegten Bildern und Gitarre da im TV-Bericht; das wärmt mir ja fast schon das Herz.

--Viktor

PS: Interessanter YouTube-Kanal, der da ja einige nette Dinge archiviert :guckuck:

Kein Hannes-Wader-Weg in Bielefeld

Verfasst: Mo 13. Dez 2021, 11:47
von Viktor
Hallo miteinander,

jetzt noch eine Bushaltestelle zur Aue?

Heute erscheint das neue Live-Album "Poetenweg" (siehe hier ), dessen Existenz wir irgendwie auch dieser Gesamten Weg-/Aue-Saga verdanken, denn ohne die "Hannes Wader Aue" hätte es auch den Auftritt in Bielefeld wohl nicht gegeben.

Ein schöner Anlass, diesem Heimat-Kapitel noch einen Epilog anzufügen.
Schon am 20.11. berichtete dass Westfalen-Blatt, dass Hannes zurück nach Bielefeld ziehen möchte. In dem Kontext heißt es vom Journalisten außerdem:
Eigentlich sollte es in der Sitzung der Bezirksvertreter um einen Bürgerantrag gehen, die Bushaltestelle „Kerkebrink“ in „Hannes-Wader-Aue“ umzubenennen. [...] „Die Umbenennung der Haltestelle zu Lebzeiten wurde von Hannes aber nicht gewünscht“, sagte Adler in der Sitzung.
[...]
An der Bushaltestelle soll nun aber wenigstens ein Hinweisschild angebracht werden, das auf den Findling in der Hannes-Wader-Aue verweist.
Hier zum ganzen Artikel 

Schöne Grüße
Viktor


PS: Im Mai 2021 gab es einen kleinen Krimi um ein Hinweisschild am Findling, das entwendet worden war. Diese Randnotiz möchte ich hier auch noch archiviert wissen. (Es ging gut aus.) Das Westfalen-Blatt berichtete  (inkl. Foto, auf dem auch ebendieser Jochen Adler zu sehen ist, der in den neusten Meldungen als Hannes' Vertrauter in Umzugsfragen herumplaudert).