Hallo
In der Zwischenzeit ist viel geschehen.
Stef Bos hat mit seinen Musikern erfolgreich am Aardklop Festival teilgenommen. Seine Doppel CD "donker en lig" ist in Südafrika begeistert aufgenommen worden.
Im Oktober 2003 erschien dann die in Südafrika als Bonus CD veröffentlichte CD "Jy vir my" auch in Europa.
Sie wird exklusiv über die Niemandsland Homepage vertrieben. Diese CD findet man also auch nicht in den niederländischen oder belgischen Plattenläden.
Die Liedtitel der CD habe ich bereits im vorigen Beitrag vorgestellt.
Ich möchte hier aber die Moderation und die Einleitungen zu seinen Liedern, die Stef Bos während der Konzerte in Pretoria und Stellenbosch(Oktober 2002) präsentiert hat und die auf der CD zu hören sind, in einer Übersetzung vorstellen.
Zwischendurch erscheinen dann die Liedtitel.
Stemmen 4.45 (Stimmen)
Schaduw in de nacht 3.58 (Schatten in der Nacht)
Herzlichen Dank! Herzlichen Dank! Guten Abend in Pretoria.
Wir sind froh, dass wir hier sind. Wir sind froh, wir hatten noch die Chance Europa zu verlassen in dieser Zeit.
In diesen Zeiten wird es immer schwieriger, um als Fremder nach Europa einzureisen. Und vielleicht wird es einmal ganz schwierig sein um Europa zu verlassen. Ich hoffe nicht, denn dann wandere ich nach Südafrika aus.
Für mich ist es eine wunderliche Sache, in den siebziger Jahren aufgewachsen zu sein. Du hattest deine Ideale und auf einmal siehst du, dass dein eigener Kontinent die Ideale ein bisschen verschachert oder ausverkauft. Wir ziehen Mauern hoch, um Fremde draußen zu halten. Aber ich habe gelernt, wenn du als Person nicht deine Grenzen ein bisschen verschiebst oder öffnest, du stillstehst und dich selbst nicht entwickeln wirst. Das passiert auch mit einem Land. Du musst deine Grenzen öffnen, Fremde zulassen um die Kultur zu bereichern. Sonst wird dein Land ein bisschen so ein Inzucht Land, wie das nördliche Transvaal. Versteht Ihr?
Das ist nicht persönlich gemeint, die Ausnahmen bestätigen die Regel.
Deshalb gehen wir auf Reisen, wir gehen über die Grenzen, wir reisen erst zu einem Ort irgendwo zwischen Dakar und Konakri in Westafrika. Meine Erfahrung der letzten Jahre ist, je ärmer die Menschen sind die du besuchst, wenn du reist, umso freier sind die Menschen. Da können wir in Westeuropa etwas von lernen. Soweit "Pastor Bos".
Wir reisen an einen Ort irgendwo zwischen Dakar und Konakri, wir gehen nach
Serekunda 4.37
Wir ziehen ein bisschen südlicher, an einen Ort zwischen Hermanus und dem Piketberg. Wir gehen ein paar Jahre zurück in der Zeit, in einen Garten an einem Sommerabend in Stellenbosch. Da habe ich dieses Lied gehört, und ich dachte ich nehme das mit in den Norden und "möbele das ein bisschen auf". Kurzum, ich habe ein bisschen Text dazugeschrieben und habe es in Theatern in Belgien und den Niederlanden gespielt. Und jetzt kommt das Lied zurück in den Süden, das Lied kommt zurück nach Haus. Dies ist ein Liebeslied.
Suikerbossie 3.16 (bedeutet übersetzt sowas wie "Zuckerschnäuzchen")
Irgendwo zwischen Kapstadt und Mosselbay liegt ein kleines Dorf am Ozean. Das Dorf heißt Witsand. Ich war da in der Mitte meines Lebens und ich habe da dieses Lied geschrieben.
Witsand 4.01
Herzlichen Dank! Ich wollte ein Lied singen heute Abend, dass ist so was wie eine Premiere. Ich hatte es schon in Potchefstroom auf dem Aardklop Festival eingeübt. Das Lied ist im Juni diesen Jahres (2002) hier in Pretoria entstanden.
Es hat eine sonderbare Entstehungsgeschichte. Ein Lied kann für mich meistens entstehen, indem ich ein paar merkwürdige Assoziationen in einem Topf werfe und dann darin ein bisschen herumrühre.
Hier gibt es eigentlich zwei Assoziationen, durch die dieses Lied entstanden ist. Die Erste war ein Besuch eines Theaterstücks in Oudtshoorn (Südafrika; Anm.Übers.) „Die Goue Seun“. Ein Theaterstück, das ich genossen habe. Über Uys Krige. Danach war ich in Stellenbosch und habe das Buch von Kannemeyer (Die Goue Seun: Die Lewe en Werk van Uys Krige (Leben und Werk von Uys Krige) )gekauft. Und als ich im Flugzeug auf dem Rückweg von Stellenbosch in die Niederlande saß, las ich die Lebensgeschichte von einem Mann, der mir lieb ist. Warum? Das Buch war so interessant, weil du eigentlich die Geschichte Südafrikas von den 20er Jahren bis in die 80er Jahre aus der Perspektive eines Mannes gelesen hast. Eine Periode in der natürlich fürchterlich viel passiert ist. Und dabei war Uys Krige jemand, der immer die Mitte gesucht hat und nicht die Extreme. Das ist ein Mann nach meinem Herzen.
Das war die eine Seite der Geschichte.
Die andere Seite der Assoziation war etwas ganz anderes. Es war der Besuch des Voortrekker Denkmal(Nationaldenkmal der Buren). Jetzt denkt ihr natürlich: Nun geht es aber los!!!
Ich bin nicht so ein Anhänger dieser Art von Architektur. Es ist ein bißchen ein plumpes Gebäude. Es hat so ein bisschen was von dem schneidigen Tiefgang.
Tja, das Voortrekker Denkmal. Es ist ein bisschen so wie das Taalmonument(Sprachdenkmal) in Paarl. (Südafrika; Anm.Übers.) Als ich das erste Mal bei diesem Sprachdenkmal stand, dachte ich, so ein hässliches Denkmal für so eine schöne Sprache. Und als ich dieses Denkmal ein bisschen länger betrachtet hatte, dachte ich, wenn Siegmund Freud noch gelebt hätte, hätte er eine gute Psychoanalyse der Afrikaaner Kultur anfertigen können.
Das Interessante am Voortrekker Denkmal ist, du musst alles im Leben mal selbst gesehen haben, finde ich. Für euch ist das natürlich eine normale Sache. Als ihr früher hier gewohnt habt, besuchtet ihr das Voortrekker Denkmal, ob ihr wolltet oder nicht. Versteht ihr?
Als ich zum Denkmal kam, sagte ich zu meinen Begleiter, lass uns mal nach oben laufen, lass uns mal die Treppen hochgehen. Wir kletterten also bis in die Kuppel hoch, wo man nach unten sehen konnte. Und da seht ihr so den Sinn, die Worte „Ons vir jou, Zuid Afrika“ (Wir für euch, Südafrika). Aber ich bekomme immer ein bisschen Angst, wenn ich irgendwo so hoch stehe. Und die Tiefe begann mich anzuziehen. Aber ich dachte, wenn ich fallen sollte, dann bloß nicht auf diese Worte.
So, dieser Sinn war in meinem Kopf und auf der anderen Seite das Buch von Uys Krige. So kam ich nach Europa zurück und so ist dieses Lied entstanden.
Jy vir my (Du für mich, Südafrika) 3.32
Ich will eben unsere Musiker vorstellen.
An der Gitarre Francis Wildemeersch; am Bass unser Italiener, und was für einer, der beste Bassist von Westeuropa Roberto Mercurio; am Schlagzeug haben einen merkwürdigen Fall, seine Mutter war eine Holländerin und sein Vater ein Flame, ein Belgier. Meistens ist das eine Kombination, bei der nichts Gutes rauskommen kann. Aber er ist eine Ausnahme von der Regel: Martijn de Wagter. Und hier habe ich noch ein drolliges Männchen neben mir stehen. Er war mein Lehrer auf der Schauspielschule in Antwerpen. Wir nennen ihn seit voriger Woche, aus einem Scherz heraus entstanden, weil es uns so im Bild erschienen ist, seitdem nennen wir ihn Osama Bin Jan van Looy.
Hilton Barcelona 5.17
Wodka 7.28
Danke! Das letzte Lied, das wir spielen, ist ein Lied, das entstanden ist, als in Europa, in Jugoslawien der Krieg ausgebrochen war. Und wenn du ein Lied schreibst, kannst du zwei Dinge tun, entweder schreibst du ein Lied über den Krieg, oder du machst genau das Entgegengesetzte. Ich habe in diesem Moment das Zweite gewählt.
Ik heb jouw lief (Ich hab dich lieb) 4.00
Tschüß, Stellenbosch.
Ja, als wir zu Beginn des Konzertes in den Kulissen standen, dachte ich so, wie seltsam es sein kann hier oben zu stehen. Menschen denken, das wollte er schon immer werden, schon als kleiner Junge, Sänger. Eigentlich wollte ich Feuerwehrmann werden. Na ja, dass ist ein bisschen schief gelaufen.
Manchmal gibt es ein Lied, das nimmt dich mit auf eine Reise. Dieses ist ein Lied, das mich mit auf die Reise genommen hat, wodurch ich hier in Stellenbosch gelandet bin.
Papa 3.47
©Übersetzung: Peter Mioch
Als Information, um nachzuvollziehen, wovon Stef Bos spricht, zwei Links zu den Denkmälern, die erwähnt wurden:
Informationen über das Voortrekker Monument
http://www.suedafrika.net/Norden/g1pret04.htm
Taalmonument in Paarl
http://www.kapstadt-info.net/reiseziele/cawin02.htm
Piet