Das Forum braucht einen neuen Chef Liebe Forumsgemeinschaft,

ich wende mich heute mit wichtigen Neuigkeiten an euch als Betreiber dieses Forums. Es fällt mir nicht leicht, diese Worte zu schreiben, aber aus persönlichen Gründe werde ich die Plattform zukünftig nicht mehr weiterführen können. Es ist mir ein Anliegen, euch darüber zu informieren und gleichzeitig nach einer Lösung zu suchen, damit das Forum weiterhin existieren kann. Spekulationen über die genauen Gründe sind unnötig, es hat überhaupt gar nichts mit dem Forum zu tun. Mehr Dementi wird es nicht geben.
Was sind die Gründe?
In den vergangenen Jahren wurde es für mich zunehmend schwierig, mich ausreichend um das Forum zu kümmern. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass meine eigenen Beiträge immer seltener geworden sind. Obwohl ich die Arbeit an diesem Forum und den Kontakt zu all unseren Besuchern stets als angenehme Erfahrung empfunden habe, sehe ich mich nun mit der Realität konfrontiert, dass ich die aktuelle Verantwortung nicht mehr tragen kann.
Wer macht weiter?
Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass dies nicht das Ende unseres geschätzten Forums sein muss. Daher wende ich mich nun an euch alle und frage in die Runde, ob jemand bereit wäre, die Domain und das gesamte Forum zu übernehmen. Die technische Administration kann ich leider ebenfalls nicht länger gewährleisten, daher suche ich nicht nur nach einem neuen Eigentümer, sondern auch nach jemandem, der die Aufgabe der Serveradministration übernimmt.
Zeitplan und organisatorische Fragen
Mein Zeitplan sieht vor, den "Betrieb" so schnell wie möglich an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Sollte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand finden, und falls ich keine andere Möglichkeit zur Fortführung des Forums finde, müsste ich die Abmeldung des Dienstes und der Domain wahrscheinlich im April oder Mai 2024 durchführen. Diese Entscheidung würde damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt die jährlich gebuchten Dienste wie Server, SSL, Domain usw. verlängert werden müssten.

Bis zu diesem möglichen Übergabetermin werde ich selbstverständlich weiterhin die laufenden Kosten (ca. 150 €/Jahr) tragen und mich darum kümmern, dass der Nachfolger sich in das Forensystem, die Dateistruktur auf dem Server sowie die Administration des Servers einarbeiten kann. Meine volle Unterstützung und Erfahrung stehen demjenigen zur Verfügung, der bereit ist, dieses Forum in die Zukunft zu führen.
Bitte meldet euch bei mir, falls ihr Interesse an einer Übernahme habt oder weitere Fragen habt. Lasst uns gemeinsam nach einer Lösung suchen, dass diese Gemeinschaft auch in Zukunft bestehen bleibt.

Ich habe HIEReinen Forenbeitrag eröffnet, der auch für Replys offen ist...

Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Reinhard Friedrich Michael Mey (* 21. Dezember 1942 in Berlin) ist ein deutscher Musiker und seit Ende der 1960er Jahre einer der populärsten Vertreter der deutschen Liedermacher-Szene. Pseudonyme sind Frédérik Mey (in Frankreich), Alfons Yondraschek und Rainer May.
Quelle: Wikipedia mit Stand vom 20.06.2019  | Foto für Banner und Forum: Sven-Sebastian Sajak Deutsche Wikipedia 
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Reinhard Mey (* 21. Dezember 1942 in Berlin) ist ein deutscher Musiker und ein Hauptvertreter der deutschen Liedermacher-Szene. Pseudonyme sind Frédérik Mey (in Frankreich), Alfons Yondraschek und Rainer May. Mey lebt seit 1977 in Berlin-Frohnau in zweiter Ehe mit seiner Frau Hella mit der er drei Kinder hat.
Er betreibt eine offizielle Webseite unter https://www.reinhard-mey.de/  die regelmässig mit neuen Beiträgen gefüttert wird
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Marc hat dieses Thema gestartet
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Marc »

Ihr Lieben,
Mr. Lee ist da! Bei Amazon und in sozialen Netzwerken wird das neue Album bislang durchweg positiv aufgenommen. Und Eure ersten Eindrücke? Welche Lieder haben Euch besonders berührt, bewegt oder überrascht, zu welchen habt Ihr noch keinen Zugang gefunden? Welche Verse haben sich Euch schon eingeprägt, welche haben sich Euch noch nicht erschlossen?
Lieben Gruß!
Marc
PS: Anbei - als Anregung - ein paar Stimmen, über die ich bei Amazon und Facebook gestolpert bin:
Christian Günther, Amazon:
[...] Reinhard Mey ist mit [So viele Sommer], mit dem er sein 27. Album eröffnet, eine ganz seltene Kostbarkeit gelungen und eines der schönsten Liebeslieder, das je geschrieben wurde [...].

Christian Günther, Amazon:
Das Titelstück mag Gelegenheitshörern wie eine abstrakte Fiktion im fernen Kambodscha erscheinen (und selbst so gehört, wäre es auch schon einfach ein wunderschönes Lied), dechiffriert man aber den Text, erkennt man Mr. Lee im Booklet auf der Bleistiftzeichnung neben dem Text, erkennt ihn "an dem wehenden Khmer-Schal", erkennt ihn und bewundert Mey für die Anmut dieses Liedes.

Christian Günther, Amazon:
Das Stück [Zeit zu leben] [...] entfaltet eine fast schwebende, zwischenweltliche Atmosphäre, eröffnet bei aller Melancholie Trost und Perspektive [...]. Diese neue Mey-Version unterstreicht diese Wirkung noch [...], weil Victoria Mey mit ihrer Stimme den Gesang ihres Vaters gefühlt umarmt.

Christian Günther, Amazon:
Und Politik? Mag sein, daß keines der 15 neuen Lieder sich konkret und im Detail eines der irrlichternden politischen Themen unserer unübersichtlichen Zeit annimmt. Doch genauso gut kann man auch sagen, daß alle 15 Lieder, in Anbetracht der Tatsache, daß Hunderttausende sie hören werden, gesellschaftlich sehr einflußreich sind – im Guten, wie ich meine.

Paul Grass, Amazon:
Auch die Melodien - wenngleich man hier und dort das Gefühl hat, einige schon einmal von ihm gehört zu haben - sind auf diesem Album teilweise etwas "peppiger" als bei "dann mach's gut". Thematisch fehlt das direkt Politische (1990-2000 war diesbezüglich wesentlich mehr zu hören!) und ich finde auch bei diesem Album wieder, dass die Vergangenheit etwas zu stark betont wird, aber Mey bleibt sich treu.

Hugo Humpelbein, Amazon:
"Mr. Lee" (wirklich kein guter Name für eine Mey-CD; er sagt so gar nichts aus) ist ein Balladen-Album, auf dem es wenig zu lachen gibt. Gesellschaftskritisch wäre allenfalls die Geschichte über den aus einem Heim ausgebüxten Pflegefall in "Herr Fellmann, Bonsai und ich".

Fielst, Amazon:
[...] Tiefgang hatten die Meyschen Werke immer, aber die Töne sind ernster geworden, die spielerische Leichtigkeit ist geschwunden. Dies ist, gefühlt zumindest, eines der persönlichsten Werke.

Konsorte, Amazon:
Genau in der Mitte des Covers ein Auto-Rückspiegel - und daneben Reinhard Mey, wie er sowohl am Rückspiegel als auch am Betrachter vorbeiblickt. Man muss die Lieder hören, um zu erfahren, wohin sein Blick geht.

Musicheadquarter:
Das Lied "So lange schon" [...] ist ein unendlich trauriges Stück, das mir Tränen in die Augen treibt und dennoch ein optimistisches Bild bietet. Das Bild einer Familie, die sich trifft, um gemeinsam des fehlenden Menschen zu gedenken. An Eindringlichkeit sind diese Worte kaum zu überbieten.

Arnold Layne, Facebook:
Nachdem mich 'So viele Sommer' schon sehr positiv überrascht hatte, hat mich bisher "Im Haus am Meer" total in seinen Bann gezogen [...]. Sehr düster, sehr melancholisch - auch von der Instrumentierung unheimlich eindringlich!

Astrid Hoffmann, Facebook:
Bei "Herr Fellmann, Bonsai und ich" musste ich wegen der diversen Anspielungen auf andere Lieder grinsen: "Opa Bölke" kam doch schon mal woanders vor [...] und wenn es Reinhard mal ähnlich geht, sucht die Schwester schon seit "Viertel vor Sieben" nach ihm.

Nicole Marie Podschadel, Facebook:
Ich hatte gehofft, daß er sich in einem Lied irgendwie zur aktuellen Lage in Deutschland, Europa und / oder dem Krieg in Syrien etc. äußert.

Martin Müller, Facebook:
Eventuell ist [mit Mr. Lee] tatsächlich "Maximi 'LEE' an" [...] gemeint. Eventuell hat man Max einfach in Kambodscha überall "Mr. Lee" genannt [...]. Die Geschichte könnte sich so lesen, als wäre Reinhard in Kambodscha und fragt, wo sein Sohn ist (vielleicht ein Besuch zu Lebzeiten) und dann die Antworten, die den Charakter seines Sohnes sehr gut beschreiben.
So vergeht Jahr um Jahr
und es ist mir längst klar,
dass nichts bleibt,
dass nichts bleibt,
wie es war.

Hannes Wader

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fille
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von fille »

Also ich habe mir das Album heute ganz altmodisch im Plattenladen, bzw. in der Plattenecke, gekauft.
Und nachdem ich dann über eine Stunde Heimfahrt mit dem Auto hatte, hat es gepasst.
Der erste Eindruck - also der allererste :-)
So viele Sommer - wunderschönes Liebeslied
Im Goldenen Hohn - noch kein Zugang
Dr. Brand - hat mich besonders berührt. Jeder weiß, wie kritisch Reinhard die Schule sieht. Ich finde es außergewöhnlich, dass er über einen Lehrer geschrieben hat und dass ihm alles leid tut, was er und seine Kumpane ihm angetant haben. Das Lied erinnert mich außerdem an eines von Jaques Brel (da wird auch Latein konjugiert).
Herr Felmman... - noch kein Zugang
Lacky Laschinski - witzig, weil das schon einigen passiert ist
Die nächsten Lieder - noch kein Zugang
So lange schon - traurig, ein Lied für Max
Zeit zu leben - wunderschön!!!!
Lavender's blue - ebenfalls sehr schön. Und ich finde es nett, das Reinhard doch nochmal in Englisch singt.
Gesamteindruck - sehr persönlich!
Ich habe mir die CD von zwei Stunden das erste Mal angehört. Der Eindruck ist also brandneu.
Liebe Grüße, Marianne
There is a crack in everything
That's how the light gets in

Leonard Cohen

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noway
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von noway »

Leider habe ich das neue Album noch nicht. In der Schweiz bzw. in der Region, in der ich wohne (immerhin in der Nähe von Bern, der "Hauptstadt"), ist es - man glaubt es kaum - schwer zu kriegen. Denn in den Läden der grossen Ketten wie Ex Libris etc. steht es nicht :-( So kenne ich bislang nur "So viele Sommer" und "So lange schon". Beim letztgenannten haben mir die Zeilen
Der kleine Junge, stillvergnügt, turnt zwischen unsren Füssen
Und wie ein Welpe wuselt er im Kreis um uns herum
Er sagt, Du hast es schön hier und er sagt, wir sollen Dich grüssen
Jeder will etwas sagen und jeder sagt es Dir stumm
mitten durchs Herz geschnitten. Das kleine Kind, das Worte findet, während die Erwachsenen - gefangen in den Konventionen? - stumm bleiben. Wie oft habe ich in meinem Leben nicht DANKE gesagt oder auch mal ein ICH LIEBE DICH unterschlagen?! Und irgendwann steht man am Grab eines Menschen - und selbst da schweigt man. So tragisch... und so menschlich zugleich.
Beste Grüsse aus der Schweiz
Thomas
Liebe ist weise gewordene Begierde
Hermann Hesse

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Anne1986
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Anne1986 »

Hallo Thomas,
also, wenn das Album in der Schweiz erst mal nicht erhältlich ist, würde ich dir anbieten, es hier zu besorgen und mit der Post zuzuschicken. Das handhabe ich mit einem Freund auf den kanarischen Inseln genauso, wenn er an CDs interessiert ist, die nur in Deutschland zu bekommen sind. Er überweist mir dann den CD-Preis plus das Versand-Porto, und ich schicke die CD(s) schnellstmöglich los. ;-) Also, einfach PN schicken und mir deine Adresse nennen, wenn es auf anderen Wegen nicht funktioniert!
Viele liebe Grüße,
Anne

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Westwind
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Westwind »

Lieber Marc,
Mr. Lee ist da! Bei Amazon und in sozialen Netzwerken wird das neue Album bislang durchweg positiv aufgenommen. Und Eure ersten Eindrücke? Welche Lieder haben Euch besonders berührt, bewegt oder überrascht, zu welchen habt Ihr noch keinen Zugang gefunden? Welche Verse haben sich Euch schon eingeprägt, welche haben sich Euch noch nicht erschlossen?
Lieben Gruß!
Marc

Ehrlich gesagt würde mich Deine Meinung zum neuen Album viel mehr interessieren. Die Rezensionen und Meinungen im Web von mir gänzlich unbekannten Menschen würde ich bei Bedarf ohnehin selbst suchen und lesen, aber dieser Bedarf besteht bei mir nicht.
Die Meinungen hier im Forum von Menschen, die mir wesentlich mehr bedeuten und die ich teilweise eben auch persönlich kenne, sind mir irgendwie wichtiger.
Liebe Grüße
Georg (der sich die CD im Laden gekauft, sie aber noch nicht angehört hat)
"Ja, ich hab einen Traum von einer Welt und ich träume ihn nicht mehr still:
Es ist eine grenzenlose Welt, in der ich leben will"
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Viktor
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Viktor »

Liebes Forum,
nachdem ich die Scheibe erst zweimal gehört habe, kann ich sagen, dass sie mir tendenziell gut gefällt, aber für tiefe Analysen ist es noch zu früh. Wahrscheinlich wird sich das Album für mich noch mehr als "grower", wie man auf Englisch sagt, herausstellen als die vorigen, habe ich so im Gefühl.
Mein Favorit ist momentan "Im Haus am Meer", so schön düster und irgendwie kryptisch.
Ich "vermisse" (übertrieben gesagt) eine, ich nenn's mal, a-Moll-Ballade à la "Vaters Mantel" oder "Der Fischer und der Boss". Erzähl-Songs dieser Art sind mir die liebsten in Reinhards Werk...
Musikalisch haben sich bei mir momentan "Herr Fellmann, Bonsai und ich" sowie "Dr. Brand" als Ohrwürmer breitgemacht...
Textlich liebgewonnen habe ich den Rucksack, der "barst". Bersten ist ja nun nicht gerade ein vielgenutztes Wort - und dann auch noch im Präteritum und ungezwungen inhaltlich selbstverständlich: super. Reinhards Lieder haben bei mir schon im Teenager-Alter die Freude an sprachlichen Feinheiten geweckt, meine eigene Ausdrucksweise wahrscheinlich auch verbessert. In dem Sinne liebe ich eben solche Kleinigkeiten...
Aber vom Technischen abgesehen bieten die neuen Texte natürlich auch viel schöne Bildsprache, das ist klar, aber die braucht bei mir noch mehr Zeit zum Wirkenlassen...
Ach ja, ich persönlich finde die Zusammenstellungen "fremder" Online-Eindrücke eigentlich ganz anregend, danke dafür, Marc. Aber gib zu: Du hast da doch korrekturgelesen, oder? ;-)
Georg hat natürlich recht: Deine eigene Meinung würde mich auch interessieren...
Viele Grüße,
Viktor
...

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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Marc »

Ihr Lieben,
Viktor schrieb:
Ach ja, ich persönlich finde die Zusammenstellungen "fremder" Online-Eindrücke eigentlich ganz anregend, danke dafür, Marc. Aber gib zu: Du hast da doch korrekturgelesen, oder? ;-)

Ein Arzt kann doch auch nicht tatenlos an einem Hilfebedürftigen vorübergehen...! ;-)
Georg schrieb:
Die Rezensionen und Meinungen im Web von mir gänzlich unbekannten Menschen würde ich bei Bedarf ohnehin selbst suchen und lesen, aber dieser Bedarf besteht bei mir nicht.

Mich interessieren grundsätzlich alle Meinungen, wenn sie überzeugend begründet werden, egal, ob ich die Menschen kenne oder nicht, egal, ob ich die Meinungen teile oder nicht. Ich habe die Meinungen in erster Linie gesammelt und angefügt, weil ich sie interessant fand. Hier im Forum hat sich ja leider kein spontaner Austausch wie an anderer Stelle ergeben. Seis drum!
Hier meine ersten Gedanken zu den Liedern:
So viele Sommer: Es gibt Lieder, die man vielleicht nur als älterer Mensch schreiben kann, umso mehr berührt und bewegt mich dieses Lied auch als jüngerer Mensch. Die Frage, wie viele Sommer es noch geben mag, stelle auch ich mir, stellt sich vielleicht jeder irgendwann mal, besonders dann, wenn man mit einer tragischen Nachricht im Freundes- oder Familienkreis konfrontiert wird. Für mich eines der ergreifendsten Liebeslieder, die Reinhard Mey je geschrieben hat – vielleicht sogar das ergreifendste? Mein Lieblingsvers: „Blütenträume, die nicht erblühn.“
Im goldenen Hahn: Eines der wenigen Lieder, zu dem ich noch keinen Zugang gefunden habe. Ich mag die Mandoline, das Bild vom Rosenverkäufer, doch die letzte Strophe erschließt sich mir noch nicht.
Dr. Brand: Hach, Dr. Brand. Dr. Brand kannte ich als Schüler und kenne ich auch jetzt als Lehrer. Natürlich heißt Dr. Brand in meinem Leben nicht Dr. Brand, aber er ist mir wohlvertraut, sodass mir das Lied nahe geht. Die versöhnliche Botschaft des Liedes finde ich anrührend. Musikalisch finde ich das Lied weniger packend.
Dr. Fellmann, Bonsai und ich: Cooles Arrangement, vielleicht mein Lieblingslied des Albums. Eine typische Mey-Ballade – das kann Reinhard. Mein Lieblingsvers: „Frisur wie Bert und Ernie und an den Seiten ausrasiert, / Elvis lebt und I Herz Mutti auf den Nacken tätowiert“. Das Bild, wie Herr Fellmann Opa Bölkes Zähne eintütet, der Geruch von Pipi im Haus Waldesruhe, wie Reinhard Opa Bölke imitiert, die Anspielung auf „Viertel vor Sieben“ – herrlich!
Lucky Laschinski: Erst überlesen: Das Lied ist Malene und Klaus Hoffmann, zwei großen Katzenliebhabern, gewidmet. Ein leichtes, nettes Lied, erstaunlich, auf welche Namen Lucky Laschinski hört. Wahrscheinlich kein Lied, das ich oft hören werde, aber Katzenliebhaber wie ich finden sich in den Versen natürlich wieder...
Mr. Lee: Geheimnisvoll, rätselhaft, packend. Was hat es mit der Havelchaussee auf sich? Wie viele Verbindungen zu anderen Liedern gibt es? Was hat es mit dem Bild vom Weißen Elefanten auf sich? Warum Mr. Lee, warum nicht...? Ein Lied, das mich sehr überrascht hat...
Wenn’s Wackersteine auf dich regnet: Drei liebevoll erzählte Geschichten, ein cooles Mandolinen-Solo, ein Refrain, den ich bereits munter mitsinge. Höre ich ein Lachen beim „Stacheldrahtzaun“? Mein Lieblingsvers: Dass Rita vom Matheüben nicht schwanger geworden ist (ich habe übrigens immer mit... Mathe geübt – aber das würde jetzt zu weit führen).
Wenn Hannah lacht: Ein Lied, das sich mir erst beim zweiten Mal erschlossen hat und mich dann wahrhaftig umgehauen hat. Wie lebensbejahend! Großartig! By the way: Starkes Gitarrenintro!
Hörst du, wie die Gläser klingen: Drei unfassbar anrührende Geschichten, dann diese mystischen Töne im Refrain, die wie aus der Vergangenheit in die Gegenwart tönen. Ein atmosphärisch unglaublich dichtes Lied. Schön: Reinhard (fast) allein mit seiner Gitarre (ich finde, dass er sich hinter den Virtuosen nicht verstecken sollte)! Passend: Das Bild im Booklet – die verregnete Fensterscheibe, der verschwommene Blick zurück.
Wenningstedt Mitte: Der „kleine Ort an der See“ und das „winzige Café“ sind mir wohlvertraut, auch der Kampf mit dem inneren Schweinehund, den ersten Schritt zu wagen – bei dem Lied fühle ich mich auf eigentümliche Weise ganz persönlich angesprochen.
Heimweh nach Berlin: Ich mag die lässige Melodie à la „Friedrichstraße“. „Berlin“ ließe sich mühelos durch „Hannover“ ersetzen, dann kann ich das Lied durchaus nachempfinden. Meine Lieblingsverse: „Wenn dicke Mädchen sich in enge Tops und Hot Pants zwängen / und sich miesepetrig in versiffte S-Bahnen drängen“, auch witzig: der „Gratis-Kaffee Togo“.
Im Haus am Meer: Das Lied empfinde ich atmosphärisch so dicht, so düster, dass ich bei jedem Hören eine Gänsehaut bekomme. Das Gitarrenspiel, die Geige, der starke Ausdruck in der Stimme – ein Lied, das mich enorm gepackt und in seiner Machart sehr überrascht hat. Hat Reinhard schon mal ein solches Lied geschrieben?
So lange schon: Tröstlich finde ich die Entwicklung vom verzweifelt-hoffnungsvollen Lied „Drachenblut“ zur liebevoll-schmerzhaften Erinnerung „Dann mach’s gut“ zum dankbaren Lied „Schon so lang“. Wie mögen Eltern diese drei Lieder hören, die Ähnliches erleiden mussten? Ich glaube, dass diese Lieder unglaublich viel Trost spenden können.
Zeit zu leben: Wie gut, dass diese Lied auf „So lange schon“ folgt. Es baut auf! Ich gestehe: Obwohl ich alle Alben von Klaus habe, hatte ich ausgerechnet dieses Lied ein wenig aus den Augen verloren. Nun habe ich es für mich wiederentdeckt. Die feengleiche Stimme von Tochter Victoria-Luise berührt mich sehr. Dass Hawo Bleich und Micha Brandt an dem Lied mitgewirkt haben, empfinde ich als Sahnehäubchen.
Lavender’s Blue: Bevor ich wusste, dass Reinhard dieses Lied singen würde, war klar, dass Constanze und ich zu diesem Lied auf unserer Hochzeit tanzen würden – umso mehr freue ich mich, dass wir jetzt eine Version gefunden haben, die wir beide besonders mögen... merci, Reinhard!
Das Booklet: Die Gestaltung finde ansprechend. Schmunzeln musste ich bei einigen Tippfehlern und Schnitzern („Instrument knallt zu sehr rein!“ bei „Wenn’s Wackersteine auf sich regnet“ und der arme Bonsai, der nicht am Rollator, sondern am „Rolltor“ festgezurrt wird). Was sich mir noch nicht erschließt: Warum dieser Oldtimer auf dem Cover?
Lieben Gruß!
Marc
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Westwind
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Westwind »

Hier im Forum hat sich ja leider kein spontaner Austausch wie an anderer Stelle ergeben.

Stimmt, da sind andere Plattformen etwas schneller ;-)
Ich habe das Album erst einmal gehört, und finde nicht viel Überraschendes. Alles gut und solide, aber daß ich das Bedürfnis habe, das ein oder andere Lied selber nachzuspielen, habe ich schon seit mehreren Alben nicht mehr. Vielleicht sind die Alben noch persönlicher geworden und meine Identifikation damit hat nachgelassen, kann aber auch andere Gründe haben.
Was mir bisher prinzipiell auffiel, ist, daß ich mich bei diesem Album beim ersten Zuhören oft mit den Interpretationen schwer getan habe. Es muß ja nicht alles eindeutig interpretierbar sein, und viele Liederschreiber lassen ja bewußt Interpretationsspielräume, aber diese Spielräume scheinen mir hier öfter aufzutreten als in den vergangenen Jahren. Vielleicht muß ich einfach nochmal öfter hören, um mir einen Reim auf verschiedene Reime machen zu können ;-).
Zwei Lieder sind mir aber wirklich aufgefallen:
Dr. Brand gefällt mir sehr gut, vor allem im Zusammenhang mit Reinhards Erläuterungen bei Radio Berlin 88.8, daß nämlich meistens die guten und netten Lehrer am meisten von den Schülern gepiesackt, die Schleifer und Knechter hingegen fast nie gemobbt werden. Kann ich, wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, bestätigen, da hat eine Lehrerin ähnlich leiden müssen mit fiesen Portraits an der Tafel, bösen Sprüchen usw. .
Im Haus am Meer
Musikalisch ließ mich das Lied aufhorchen. Das ist anders ! Da stimme ich Marc zu, daß so ein Lied bisher kaum erschien. Ich habe einen kurzen Moment an "Erbarme Dich" gedacht, wenn es überhaupt eine Parallele zu einem bisherigen Lied geben sollte, aber so richtig gelingt der Vergleich auch nicht. Das Lied hat mich zeitweise (durch eine Akkordfolge und die allgemeine Stimmung) an "Ride on" von Christy Moore erinnert, aber Akkordfolgen irgendwoanders wiederzufinden, läßt sich ja kaum vermeiden.
Soviel erstmal von mir.
Viele Grüße
Georg
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Carsten K
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Carsten K »

Lieber Marc,
Danke für Deine persönlichen Gedanken (nach dem ersten Reinhören) zu den Liedern auf Reinhard Meys neuem Album. Ich bin zwar wahrscheinlich der einzige hier im Forum, der die neue CD noch nicht gekauft hat, aber Deine Gedanken motivieren mich, dies in den nächsten Tagen nachzuholen... ;-)
Ich habe allerdings ein paar wenige Lieder "vorgehört" und kann hier meinen persönlichen Eindruck dazu beschreiben:
So viele Sommer hat mich natürlich besonders angesprochen, weil ich es mit meinem vor kurzem verstorbenen Vater in Verbindung musste, mit dem ich so viele Sommer (Herbste, Winter und Frühlinge) verleben durfte, wie sonst nur meinem Bruder... Und ich musste bei dem Lied auch spontan an Reinhard Meys Vater (Eltern) denken, dem/denen er Jahrzehnte zuvor in seinem Lied Zeugnistag ein Denkmal gesetzt hatte, nämlich eine Haltung, die mir meine Eltern ebenso vorgelebt haben, wofür sich ihnen immer dankbar sein werde...
Ich musste auch an den Tod meines anderen Bruders denken, der vor 4 Jahren verstarb, und daran, wie sehr es meinen Vater getroffen hat, dass das eigene Kind vor einem selbst stirbt, ein niederschmetterndes Gefühl, das ich auch aus So viele Sommer heraushöre, ebenso wie die Dankbarkeit für die Momente, die einem mit den Menschen, die einem wirklich etwas bedeuten, (noch) bleiben...
Heimweh nach Berlin hat mich dagegen zwar interessiert (immerhin bin ich vor 3 Jahren in diese Stadt gezogen, für die ich schon immer eine Art "Heimweh" empfunden hatte), aber nicht wirklich persönlich bewegt. Das Lied beschreibt die gängigen Klischees über diese Stadt und kehrt sie am Ende sogar ins Gegenteil um (z. B. freundliche Busfahrer!), aber ich finde mich darin nicht wieder, warum ich mich ausgerechnet hier so wohl und so zu Hause fühle. Vielleicht, weil ich ein "Zugezogener" bin, der hier schon immer hin wollte, und vielleicht, weil er ein "Eingeborener" ist, der hier eigentlich schon immer weg wollte? ... ;-)
Jedenfalls jede Menge persönliche Gedanken und Assoziationen zu den Liedern, und wenn ich Reinhard Meys neue CD erst gekauft habe, werden es bestimmt noch mehr... ;-)
Liebe Grüße
Carschti
"Wenn man als junger Mensch aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen treu geblieben ist, sieht man als alter Sack halt aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer."
Harry Rowohlt (1945-2015)

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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Clemens »

"Mr. Lee" - in meiner Wahrnehmung - das am meisten politische Album von Reinhard Mey.
Mag sein, das ich mit dieser Empfindung sehr einsam dastehe, trotzdem möchte ich sie versuchen zu erklären.
Ich habe einmal das Lied "Narrenschiff" als ein "Kassadra - Lied" bezeichnet. Endlich mal ein politisches Lied haben Viele befunden. Ja, das ist es. Ja es ist ein wichtiges, für mich eines der wichtigsten Lieder überhaupt. Eindeutiger kann man es wohl nicht aussprechen. Und es ist deswegen so wichtig, weil es nicht den bösen Offizieren alle Verantwortung anlastet, sondern ganz deutlich sagt, was denn Mannschaft und Passagiere ausnahmslos zulassen.
In der Zeile "Jeder kann es sehen, aber ALLE sehen weg.", da waren nicht zuletzt die Beifall klatschenden Menschen gemeint, welche genau dies aber oft nicht wahrhaben wollen. Alle sind eben nicht nur die Anderen.
Wer von uns, mich wohlgemerkt eingeschlossen, hat nach dem Konsum dieses politischen Geschenkes tatsächlich Zeit daran gewandt zu überlegen, was er als Person ändern könnte, wenn er an einer Stelle nicht mehr weg sähe?
Es ist gut, Dinge beim Namen zu nennen. Aber es reicht nicht die Schuld aufzuzeigen, die Andere auf sich laden, oder gar zu erwarten, dass dies (u.A.) Liedermacher für uns tun sollten.
Unsere Kinder werden Menschlichkeit nicht daran lernen, dass wir auf die "Merbamas" dieser Welt schimpfen und an unserer Machtlosigkeit resignieren!
Aber, wenn ich sie meine Tränen sehen lasse, zu denen mich die Menschlichkeits-Zeugnisse dieser Lieder gerührt haben, könnte das ein Anstoß sein.
Die politische Botschaft jedes dieser 15 Lieder ist für mich folgende:
Wenn wir unseren Kindern und Enkeln eine Chance geben wollen ein menschliches, lebens - und liebenswertes Leben zu führen, dann dürfen wir Ihnen nicht ohnmächtig schimpfende Resignation anbieten. Im Gegenteil, wir müssen Ihnen Achtung vor dem Leben, vor dem Fremden, vor dem Alter, vor der Familie und deren Zusammenhalt tatsächlich vorleben.
Ich bin ein gläubiger Christ, mag das aber ungern laut vor mir her tragen. Wenn jemand es daran merkt, wie ich lebe, wäre dies genug. Unabhängig vom Glauben sind wir ALLE Menschen. Wenn wir genau das nicht vor uns her tragen, sondern tatsächlich im positiven Sinn menschlich handeln, hätten wir weniger Zeit für politische "Statements" nötig.
Muss der Mann, der uns sehr viele Lieder wie "Frieden, Es ist doch ein frielicher Ort, Kai, Der Fischer und sein Boss, Alles OK........." geschenkt hat, tatsächlich noch betonen, wo er steht und wie unendlich unerträglich ihm das Leid von Flüchtlingen ist? Ich weiß, dass er auch etwas dagegen tut. Letzteres bewirkt mehr, als ein Lied gegen...
Ich finde auf der neuen CD nur Lieder - einschließlich der düster anmutenden - FÜR ein menschliches Leben.
Wenn mich "So viele Sommer", "Dr. Brandt", Mr. Lee" und "So Lange schon" aus ganz unterschiedlichen Gründen zu Tränen rühren, wenn mich "Herr Fellmann, Bonsai und ich" auf mein Verhältnis zu Alter und eigenem Altern stoßen, wenn mir "Wenn Hannah lacht" den Blick auf die vermeintlich nicht mich betreffende Lebensfreude lenkt, wenn mich "Hörst du, wie die Gläser klingen" zu dem Entschluss bringt meinen Söhnen mehr aus meinem Leben zu erzählen, wenn...
Wenn jemand, der in den letzten Jahren, bei all den Sonnenseiten seines Lebens, durch das tiefste Leid gehen muss, das Eltern widerfahren kann, Dir (und mir) soviel menschlische Wegweisung auf unsere Wegen mit zu geben vermag, gerade "Wenns Wackersteine auf dich regnet", dann kann ich nur sagen:
Mensch - Reinhard, DANKE für dieses, in meiner Wahrnehmung "politischste" Deiner Albengeschenke an uns. :-)
...gebt mir einen Pass, wo „Erdenbewohner“ drin steht. Einfach nur „Erdenbewohner“ ... (Dota Kehr)
Was Du verschenkst, Momo, bleibt immer Dein Eigen; was du behältst, ist für immer verloren! (Eric-Emmanuel Schmitt)

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Nicky
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Nicky »

Ihr Lieben,
wie Georg und Marianne habe ich auch die CD in einem „richtigen“ Laden am Veröffentlichungstag gekauft.......Ich weiß.....furchtbar altmodisch.... ;-)
Beim Kauf habe ich allerdings auch schon die erste Überraschung erlebt. Die CD wurde mir für 10,99 Euro quasi preislich hinterhergeworfen.........So einen niedigen Preis am Tag einer Veröffentlichung habe ich glaube ich noch nie erlebt. Wie auch immer solche Preise entstehen können.......hat jemand von euch vielleicht eine Erklärung dafür? Würde mich interessieren....
Auf die einzelnen Lieder will ich gar nicht alle eingehen. Im großen und ganzen gefällt mir das Album gut. Es ist ein nettes, schönes Album, das ich sicherlich öfter mal hören werde. Am besten gefallen mir „Das Haus am Meer“, (herrlich düster und eine Situation, in die ich mich gut hereinversetzen kann) „Dr. Brand“ und „Wenningstedt Mitte“. Letzeres, weil ich schon selber oft dort in dem Cafe war, und auch selber weiß, wie schwer einem manchmal dieses „Entschuldige bitte“ fallen kann........aber einer muß ja immer den Anfang machen..... ;-)
Gar nicht gefallen hat mir – und das mag jetzt vielleicht den einen oder anderen verwundern- „So lange schon“. Ich fühle mich beim hören dieses Liedes ein wenig wie ein Voyeur, der an diesem Ort in dem Lied nichts zu suchen hat. Mit „Drachenblut“ konnte ich noch sehr gut umgehen, „lass nun ruhig los das Ruder“ fand ich da schon grenzwertiger. „So lange schon“ geht mir persönlich ein wenig zu weit. Seit dem ich im letzten Jahr selber mit dem Schreiben begonnen habe, sind einige Texte entstanden, die ich zwar für gelungen halte, die ich aber nur einem ganz bestimmten, engen Kreis von Leuten vorspielen würde, weil sie doch sehr persönlich sind. Meine Meinung ist, das nicht jedes gute Lied auf eine CD muß die dann verkauft wird......Mag sein, dass ich das vielleicht ein wenig zu kritisch sehe.......aber das ist eben meine Meinung dazu......
„Zeit zu Leben“ gefällt mir in Reinhards Version auch sehr gut. Es war eines der Lieder von Klaus Hoffmann, die ich damals in meinen Gitarrenanfängen viel gespielt habe.
Alles in allem ein schönes Album :-)
Liebe Grüße
Nicole
...sag nichts, ich seh's dir an, Kinder erkennen sich am Gang...

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Carsten K
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Carsten K »

Ich bin da noch furchtbar altmodischer... ;-(
Ich hab mir die CD erst heute gekauft (ich weiß, ein Sakrileg hier) - und dann auch noch ganz profan bei Saturn, also keinem der vielen schnuckeligen Plattenläden hier in Berlin...
Für € 16,99 übrigens (finde ich angemessen, hätte aber auch locker nen Zwanni investiert...), aber auch von € 10,99 Endverkaufspreis (EVP) wäre niemand verarmt, der an der Produktion dieser CD beteiligt war, hoffe ich... ;-)
Ich habe bis jetzt nur kurz reingehört, kann also zu den Liedern noch nicht mehr sagen als bisher auch schon...
Das optische Erscheinungsbild spricht mich aber schon jetzt sehr an, besonders das liebevoll mit tollen Fotos gestaltete Booklet... :-)
Und diese halb heruntergedrehte Autofesterscheibe auf dem Coverbild ist mir sofort ins Auge gesprungen, anders als da, wo ich das Cover bloß im Internet gesehen habe. Ich dachte im ersten Moment, hat die Plastik-Umhüllung nen Sprung, tausch ich die CD wieder um? Aber nee, das muss so, das ist bloß ein Effekt des Fotos... Kompliment!
Tja, und dass bei Saturn (und anderswo) wohl alle CDs in Plastikfolie eingeschweißt sind, hat mich auch diesmal geärgert, aber das ist ein anderes Thema...
"Wenn man als junger Mensch aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen treu geblieben ist, sieht man als alter Sack halt aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer."
Harry Rowohlt (1945-2015)

Benutzer 118 gelöscht
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Benutzer 118 gelöscht »

Liebe Leute, schaut doch bei Gelegenheit mal hier vorbei:
http://www.reinhard-mey.de/start/blog/mr-lee-das-video 
Das wirft ein weiteres erhellendes Licht auf dieses anfänglich ein wenig kryptische Lied ...
liebe Grüße
bis bald
hier oder woanders
Stephan

Benutzer 141 gelöscht
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Nicky schrieb:
„So lange schon“ geht mir persönlich ein wenig zu weit. Seit dem ich im letzten Jahr selber mit dem Schreiben begonnen habe, sind einige Texte entstanden, die ich zwar für gelungen halte, die ich aber nur einem ganz bestimmten, engen Kreis von Leuten vorspielen würde, weil sie doch sehr persönlich sind. Meine Meinung ist, das nicht jedes gute Lied auf eine CD muß die dann verkauft wird......Mag sein, dass ich das vielleicht ein wenig zu kritisch sehe.......aber das ist eben meine Meinung dazu......

Ein sehr interessanter Gedanke, den man, meiner Meinung nach, durchaus äußern darf. Warum schreibt man solch ein Lied? Warum "verkauft" man dieses Lied. Darf man so etwas moralisch bewerten?
Jetzt stelle ich fest, dass sogar mehr als eine Meinung oder ein Gedanke damit verbunden ist. In Anbetracht der Tatsache, dass RM wohl nicht am Hungertuch nagt und nicht auf den Verkauf und die Einnahmen angewiesen ist, werden es wohl andere Beweggründe als das Kommerzielle sein, die ihn dieses Lied veröffentlichen ließen. Mich hat dieses Lied am meisten berührt, wobei ich mir aber durchaus die gleiche Frage wie Nicky gestellt habe. Ich weiß aber nicht, wie ich auf dieses Lied reagieren würde, wenn mir der Hintergrund nicht bekannt wäre, der diesem Text zugrunde liegt.
Wie persönlich darf/sollte Kunst sein? Wie sehr lass ich als Künstler andere an meinem Seelenleiben teilhaben und wie sehr lasse ich die anderen an mich ran? Dies sind Themen, die mich auch immer wieder beschäftigen, weil ich dies auf der Bühne tagtäglich erlebe. Eine endgültige Antwort habe ich persönlich noch nicht gefunden. Daher werde ich "So lange schon" einfach in mein persönliches Schatzkästlein legen und hoffe, dass es bei anderen "Konsumenten" nicht den Effekt der "Perlen vor die Säue werfen" hat. Gerade, weil es so persönlich und damit wertvoll ist.
Liebe Grüße
Barde :barde:

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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Petra »

Ich habe die CD immer noch nicht.... :roll:
Man würde nie mehr Waffen schärfen,
wenn man folgendes bedenkt:
Es braucht die Flinte nicht ins Korn zu werfen,
wer sie beizeiten an den Nagel hängt!
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Carsten K »

Ich denke, das Schielen auf kommerziellen Erfolg hat Reinhard Mey nun wirklich nicht nötig, und wenn er ein Lied auf seiner CD veröffentlicht, dürfte kommerzieller Erfolg wohl kaum das Motiv dafür sein.
Aber er erreicht mit seinen Liedern sehr sehr viele Menschen, auch solche, die nicht die Möglichkeit haben, ihren persönlichen Schmerz (der ja nicht weniger schlimm ist als seiner) so wie er in Worte und in Lieder zu fassen und von so vielen Menschen gehört zu werden.
Ich empfinde es als sehr wohltuend, dass es ihm mit diesem Album (und auch mit früheren Alben) immer wieder gelingt, gewöhnliche (unprominente) Menschen wie mich in seinen persönlichen Schmerz und seine persönlichen Momente des Scheiterns mitzunehmen.
Dies Persönliche ist für mich (hab die CD eben durchgehört) die besondere Stärke, die Reinhard Mey ausmacht, finde ich.
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Nicky »

...einen kommerziellen grund würde ich nun auch wirklich nicht unterstellen wollen. aber die frage für mich ist auch eher, was ihr von diesem lied haltet und eben die disskusssion in die der barde schon so wunderbar eingestiegen ist. :-)
natürlich höre ich auch gerne mal lieder, die mich runterziehen, nachdenklich machen, berühren, diverse tränen kullern lassen......
aber bei diesem lied hier hab ich das gefühl völlig fehl am platz zu sein......
liebe grüsse
nicole
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Beitrag von migoe »

Liebe Nicole,
Nicole schrieb am 10.05.16 um 19:00 Uhr:
„So lange schon“ geht mir persönlich ein wenig zu weit. Seit dem ich im letzten Jahr selber mit dem Schreiben begonnen habe, sind einige Texte entstanden, die ich zwar für gelungen halte, die ich aber nur einem ganz bestimmten, engen Kreis von Leuten vorspielen würde, weil sie doch sehr persönlich sind.

zeig mir ein Lied von Reinhard Mey, welches nicht persönlich ist...
Ich kann Dich aber gut verstehen. Mir geht es auch bei einigen Liedern so, dass ich sie nicht hören kann (oder will?), weil sie für mich zu sehr "Privatsache" sind und ich mich nicht damit identifizieren will (oder kann?). Es sind tolle Texte und Melodien, aber ich persönlich kann nichts damit anfangen und finde keinen Bezug dazu. Diese Lieder lasse ich also dem Herrn Mey (oder anderen) und "vergreife" mich nicht an Ihnen.
Bei "So lange schon" ist es anders. Dieses Lied hat mich schon beim ersten Hören gefesselt und ich habe es mehrmals hintereinander gehört. Vor einem Jahr ist mein ältester Bruder gestorben und es hat uns alle überraschend hart getroffen, obwohl er auch "so lange schon" nicht mehr "in unserer Mitte" war. Als Schausteller war er das ganze Jahr unterwegs und nur wenn er in der Stadt war hatte man kurz Kontakt. Für mich gibt es persönliche Parallelen zu diesem Lied, auch wenn Reinhard Mey den Text für seinen Sohn und aus seiner persönlichen Sicht geschrieben hat.
Ich denke, dieses Lied kann vielen Menschen Trost spenden und es wäre sicher auch bei einer Trauerfeier angebracht.
migoe
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Mr. Lee (VÖ 06.05.2016)

Beitrag von Physdet »


.... bei diesem lied hier hab ich das gefühl völlig fehl am platz zu sein......


Hallo Nicky,
...nach "mach`s gut" ist dieses Lied für mich eine fast zu erwartende Fortsetzung des unermesslichen Verlustes, den RM ertragen muß.
Ich glaube das solche Lieder genauso dazu gehören, wie "du bist ein Riese Max" u.ä.! Das Leben ist nicht immer gut zu uns und das sollten wir auch in Liedern und Texten ausdrücken... Am Ende entscheiden wir, jeder für sich, was davon der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird!
Jeder interpretiert Lieder anders und hat die Möglichkeit es zu mögen, oder auch nicht...mich z. B. hat das Lied sehr berührt und wirkt, natürlich subjektiv gesehen, sehr stimmig in Bezug auf die Umgehens weise von Reinhardt Mey mit seinem Privatleben: nämlich sehr defensiv uns vorsichtig!
Als selbst Schreibender, merke ich auch immer wieder, wie viel ich von meinem Leben preisgebe...

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Beitrag von Westwind »


migoe schrieb:
zeig mir ein Lied von Reinhard Mey, welches nicht persönlich ist...


Ich werfe mal "Cantus 19b" in den Raum ;-)
Da wird Reinhard über irgendwas gestolpert sein, was ihn zu diesem satirischen Lied inspiriert hat, insofern mag es nicht ganz unpersönlich sein, aber es kommt schon ziemlich nah ran, nicht persönlich zu sein.
Gruß
Georg
"Ja, ich hab einen Traum von einer Welt und ich träume ihn nicht mehr still:
Es ist eine grenzenlose Welt, in der ich leben will"
[Konstantin Wecker]

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