FOLGE 1:
a) Das Narrenschiff (CD:Flaschenpost, 1998)
b) Cantus 19b (CD: Alles, was ich habe, 1973)
c) Bei Hempels unterm Bett (CD: Balladen, 1988)
d) Kati und Sandy (CD:Leuchtfeuer, 1996)
e) Ich liebe meine Küche! (CD: Immer weiter, 1994)
Ich habe mir erlaubt, die Erscheinungsjahre der Alben ranzuschreiben.
Erstmal möchte ich anmerken, das der Cantus 19b keineswegs erstmals auf Alles, was ich habe erschien, denn das war eine Kompilation (es steht nicht umsonst "Die 16 großen Chansons" drunter). Erstveröffentlicht wurde das Lied auf CD/LP: Ich bin aus jenem Holze im Jahr 1971.
Meine Bewertung anhand deiner Skala:
a) Das Narrenschiff: 3
b) Cantus 19b: 2
c) Bei Hempels unterm Bett: 4
d) Kati und Sandy: 2
e) Ich liebe meine Küche!: 2,5
Anmerkungen im Einzelnen:
a) Text: Mey ergeht sich in einer etwas nebulösen Sozialkritik, die zu unscharf bleibt, um irgendjemanden tatsächlich zu treffen. Musik: Nicht mein Fall!
b) Die Musik unterstützt durch die dissonant zur Gitarre spielende Geige (oder was auch immer da rumquietscht) und dem als Orgelpunkt agierenden Gesang die Unerschließbarkeit des Textes. Erst ab der Hälfte beginnt sich die Musik zu fassen, es wird sukzessiv deutlich harmonischer.
Den Text darf man bis "So, Gedicht 19b..." nicht ernst nehmen, ab dort hat man ja einen Schwenk in eine andere Erzählebene, wo der Entstehungsprozess beschrieben wird.
Hiervon ausgehend erscheint das Gedicht vorher in einem anderen Licht. Offensichtlich soll der sinnlose Textteil wirken wie etwas, das unrevidiert aus dem Gedankenfluss direkt in die Druckmaschinen wandert. Ich spekuliere, dass es um 1970 herum (nicht meine Zeit) in der Medienwelt den einen oder anderen poetischen Erguss zu lesen gab, der keinen Ansprüchen genügte, aber trotzdem "gehypet" wurde. Vergleichbar einem Daddy Blue, bloß im Literatur-Geschäft. Mey wollte wohl einfach einen kleinen (1:19 Minuten langen) satirischen Punkt setzen. Mir gefällts.
c) Satire aufs verlogene Spießertum. Die Musik finde ich nicht gut. Genauer: Das Arrangement ist langweilig, sogar nervig. Der Text ergeht sich zu sehr in Platitüden. Passt zwar zum besungenen Spießertum, nervt aber genauso.
d) Kati wird mit i geschrieben
Zum Lied: Gelungenes Beispiel für die Schwierigkeiten von Kindern, die in der sozialen Unterschicht aufwachsen. Die Musik unterstützt das klasse. Höre ich gerne.
e) Toller Dixie-Sound. Allzuoft kann ich es sich aber nicht anhören, der Text geht mir nicht nah genug.
Reto, ich denke nicht, dass die im Lied "Kati und Sandy" angesungene Volksmusik aktiver Gewalt gleichgesetzt wird. Vielmehr ist sie Ausdruck des Wegsehens der Mutter. Könnte genausogut Häkeln oder Wäschewaschen sein, halt irgendeine Beschäftigung, in die man sich flüchten kann. Eine Vereinfachung, wie von dir vorgeworfen, kann ich da nicht entdecken. Mey hält es eben exemplarisch.