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Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Sa 27. Aug 2005, 22:04
von ISMA70
Die Bundeszentrale für politische Bildung hilft einem mit dem Wahl-O-Mat bei der Entscheidung.
Man muss zu 30 Thesen Stellung beziehen (stimme zu - neutral - stimme nicht zu) und anschließend erfährt man dann, welcher Partei diese Position am nächsten ist.
Wer das mal ausprobieren möchte, hier ist der link:
http://server4.wahlomat.de/bundestagswahl2005/main_app.php 

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Sa 27. Aug 2005, 22:32
von Holtzwurm
Nicht schlecht, das Ding :-). Es kam tatsächlich ziemlich genau das raus, was ich sowieso gewählt hätte :-D.
Es gibt noch eine interessante Seite www.werte-waehlen.de . Hier sind den Parteien Fragen aus christlicher Sicht gestellt worden, wie sie dazu stehen. Es haben schon eine Reihe Parteien und auch Einzelpolitiker dazu Stellung genommen. Das Ganze ist ein bisschen umfangreicher als dieser "Kurztest", stellt aber recht gut die Meinung der einzelnen Parteien zu so manchen Fragen dar, die ansonsten im Wahlkampf eher nicht gestellt werden.

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: So 28. Aug 2005, 02:15
von Skywise
Prinzipiell nicht schlecht, auch wenn eine klitzekleine Sache beim Wahlomat vollkommen unter den Tisch fällt - die Relation.
Wenn ich z. B. solche Punkte lese wie "Die Mehrwertsteuer soll auf 18 % angehoben werden", dann muß ich ganz ehrlich sagen, daß ich grundsätzlich sogar dafür wäre, aus mehreren Gründen. Aber. Ich wäre auch gleichzeitig dafür, den Bürgern vor der Anhebung einer indirekten Steuer durch eine Absenkung einer direkten Steuer erst mal wieder Kapital in die Taschen zu schaufeln, damit diese überhaupt den Anreiz spüren, etwas zu kaufen.
So, und jetzt denken wir mal weiter: eine Anhebung der Mehrwertsteuer betrifft pauschal gesagt wirklich alle Bürger hier im Land. Also - sobald Klein Erna ihr erstes Taschengeld in Lakritzstangen umsetzt, schlägt bereits Papa Staat mit der Mehrwertsteuer zu. Die CDU/CSU möchte durch eine Senkung der Arbeitslosenversicherung für das nötige Kleingeld sorgen, das den oben beschriebenen Anreiz bieten soll. Die Arbeitslosenversicherung wird gemäß Definition zur Hälfte von den Arbeitnehmern und den Arbeitgebern getragen. Daß aber grob geschätzt etwa die Hälfte der Bürger überhaupt keine Arbeitslosenversicherung zahlt, weil sie weder zur einen noch zur anderen Gruppe gehört (Kind, Schüler, Student, Hausfrau, Arbeitsloser, Rentner, Beamter, Selbstständiger oder was weiß ich, welche Gruppe ich noch vergessen habe), wird diese Hälfte auch überhaupt nicht entlastet, sondern darf sich ohne Ausgleich direkt mit der höheren Mehrwertsteuer rumschlagen.
Unter diesem Gesichtspunkt fällt es mir wirklich äußerst schwer, dem Punkt "Die Mehrwertsteuer soll auf 18% angehoben werden" zuzustimmen - die Begleiterscheinungen wären ein wenig zu bitter.
Und wenn ich mir andere Vorschläge aus dem Katalog ansehe, muß ich gestehen, daß ich bei vielen anderen ähnliche Skrupel habe. Oft stolpere ich über die Diskrepanz zwischen Wunsch und Realisierbarkeit / Vernunft oder den Unterschied zwischen Absicht und Nebenwirkungen.
:roll:
Gruß
Skywise,
zaudernd

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: So 28. Aug 2005, 10:24
von Diana
Lieber Sky!

Daß aber grob geschätzt etwa die Hälfte der Bürger überhaupt keine Arbeitslosenversicherung zahlt, weil sie weder zur einen noch zur anderen Gruppe gehört (Kind, Schüler, Student, Hausfrau, Arbeitsloser, Rentner, Beamter, Selbstständiger oder was weiß ich, welche Gruppe ich noch vergessen habe), wird diese Hälfte auch überhaupt nicht entlastet, sondern darf sich ohne Ausgleich direkt mit der höheren Mehrwertsteuer rumschlagen.

Ja... und manche sogar doppelt. :-x
Denn als Selbständige werde ich nicht nur bei allen meinen zukünftigen Einkäufen mit der erhöhten Umsatzsteuer belastet, ohne dass ich einen Ausgleich in anderer Form erhielte, da ich auch keine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahle.
Nein, ich stehe auch noch vor der Wahl "Pest oder Cholera", was meine Firma angeht. Meine Kunden zahlen sogenannte Endpreise, in denen zwar wohl eine Umsatzsteuer enthalten ist, die ich an das Finanzamt abführen muss. Aber diese ist für den Kunden nicht transparent, wie z.B. in einem Handwerksbetrieb. Dieses Problem haben alle Händler oder Dienstleister, da sie in der Regel nur die Endpreise ausweisen.
Erhöhe ich also nun die Preise um den erhöhten USt-Betrag, dann laufen mir womöglich die Kunden weg, bzw. ich gewinne keine neuen hinzu. Lasse ich die Preise, wie sie sind, dann zahle ich die erhöhte Umsatzsteuer aus meiner "Privatschatulle"... :-(
Auch ich kann also einer Erhöhung der Umsatzsteuer nicht zustimmen, obwohl ich diese Steuer prinzipiell für eine der gerechteren halte, weil sie alle gleichermassen betrifft.
Nur halte ich diesen Zeitpunkt für eine Katastrophe, da die Binnennachfrage ohnehin schon herumdümpelt - und die soll besser werden, wenn alles teurer wird? Na, ich weiss nicht...
Frustrierte Grüsse
Diana
... die seit Jahren schon ihr Kreuzchen nur noch beim "kleinsten Übel" macht, dennoch nicht auf dieses wichtige Recht verzichten mag.

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: So 28. Aug 2005, 20:33
von Nordlicht
Hy, Sky !
Prinzipiell stimme ich Deinen Ansichten zu, wäre da nicht das eine oder andere Aaaaaaber....
Du schreibst:
Die Arbeitslosenversicherung wird gemäß Definition zur Hälfte von den Arbeitnehmern und den Arbeitgebern getragen.

Stimmt. Zumindest gemäß Definition. Letztlich aber ist es doch so, daß sowohl der Arbeitnehmer- als auch der Arbeitgeberbeitrag zur gesamten Sozialversicherung nur von einem einzigen gezahlt wird: vom Arbeitnehmer nämlich. Denn der Arbeitgeberbeitrag ist ja kein Betrag, den der Arbeitgeber zusätzlich zum Lohn aufbringen muß. Er ist von vornherein Teil des Gesamtlohns, also der gesamten Aufwendung. Daß er "Arbeitgeberbeitrag" heißt, ist letztlich Irreführung durch Begriffs- Konfusion.
Weiter sagst Du:
Wenn ich z. B. solche Punkte lese wie "Die Mehrwertsteuer soll auf 18 % angehoben werden", dann muß ich ganz ehrlich sagen, daß ich grundsätzlich sogar dafür wäre, aus mehreren Gründen.

Das kannst Du - vielleicht schon bald - haben. Was nämlich keine einzige der zur Wahl stehenden Parteien erwähnt (und das aus gutem Grund !), das ist die Tatsache, daß die deutsche Mehrwertsteuer von z. Zt. 16 % bzw. 7 % über kurz oder lang im Rahmen der fortschreitenden, europäischen Einigung auch im Steuer- Recht ohnehin an andere EU- Staaten "angeglichen" werden wird. Und diese Angleichung wird keine "nach unten" sein, sei Dir sicher. Die hiesige MWSt. beträgt z.B. 20 %, und eigentlich hat sich hier jeder damit abgefunden und eingelebt. Ich gebe zu, daß das in einem Land, das die Arbeitslosenproblematik nicht mehr (oder noch nicht wieder) in dem Umfang kennt wie Deutschland, sicherlich auch jedem einzelnen leichter fällt.
Ich jedenfalls weiß, was ich zu wählen habe, damit ich mir morgens im Spiegel noch einigermaßen in die Augen schauen kann. Angie & Edi, das "Duo Infernale", sind es jedenfalls sicher nicht !
Liebe Grüße aus OÖ,
ANDREAS.

(...dem noch 330 Minuten Arbeit nachbleiben, bevor er in einen mehr oder weniger schönen, sinnvollen Urlaub geht...)

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: So 28. Aug 2005, 22:01
von fille
Hallo Diana,

Nein, ich stehe auch noch vor der Wahl "Pest oder Cholera", was meine Firma angeht. Meine Kunden zahlen sogenannte Endpreise, in denen zwar wohl eine Umsatzsteuer enthalten ist, die ich an das Finanzamt abführen muss. Aber diese ist für den Kunden nicht transparent, wie z.B. in einem Handwerksbetrieb. Dieses Problem haben alle Händler oder Dienstleister, da sie in der Regel nur die Endpreise ausweisen.

Das ist wirklich ein Problem! Da habe ich es einfacher. Ich schreibe eine Rechnung über Stunden oder sonstige Leistungen zuzügl. MWSt. Da ist es ganz einfach und ich arbeite selten für Endkunden.
Tja.... Das ist wirklich blöd. Kann ich gut nachempfinden.
Liebe Grüße
Marianne

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: So 28. Aug 2005, 22:06
von Skywise
Hallo, Nordlicht!

Nordlicht schrieb:
Stimmt. Zumindest gemäß Definition. Letztlich aber ist es doch so, daß sowohl der Arbeitnehmer- als auch der Arbeitgeberbeitrag zur gesamten Sozialversicherung nur von einem einzigen gezahlt wird: vom Arbeitnehmer nämlich.
Daher auch "gemäß Definition". Es gibt noch andere Punkte, die man an dieser Stelle anführen könnte, aber letzten Endes würde es doch nichts bringen und höchstens zur Verwirrung beitragen. :-D Hauptsache, die Kernaussage kam rüber.
Weiter sagst Du:
Wenn ich z. B. solche Punkte lese wie "Die Mehrwertsteuer soll auf 18 % angehoben werden", dann muß ich ganz ehrlich sagen, daß ich grundsätzlich sogar dafür wäre, aus mehreren Gründen.

Das kannst Du - vielleicht schon bald - haben. Was nämlich keine einzige der zur Wahl stehenden Parteien erwähnt (und das aus gutem Grund !), das ist die Tatsache, daß die deutsche Mehrwertsteuer von z. Zt. 16 % bzw. 7 % über kurz oder lang im Rahmen der fortschreitenden, europäischen Einigung auch im Steuer- Recht ohnehin an andere EU- Staaten "angeglichen" werden wird.
Europa ist einer der Hauptgründe, weshalb ich für eine Anhebung der Mehrwertsteuer wäre. Diana hat einen zweiten genannt - die Mehrwertsteuer trifft sie wirklich durch die Bank jeden, der hierzulande Geld ausgeben will. Schlupflöcher gibt es da nur sehr wenige (und legale eigentlich gar keine).
Daß sich in der Richtung europaweites Steuerrecht über kurz oder lang etwas tun muß, ist klar (und meiner Ansicht nach auch wünschenswert). Aber wie gesagt - den ersten Schritt in diese Richtung möchte ich wirklich nicht mit diesen Begleiterscheinungen machen.
Ich jedenfalls weiß, was ich zu wählen habe, damit ich mir morgens im Spiegel noch einigermaßen in die Augen schauen kann. Angie & Edi, das "Duo Infernale", sind es jedenfalls sicher nicht !
Auch, wenn ich mich noch nicht wirklich festgelegt habe - das unterschreibe ich auf jeden Fall.
Gruß
Skywise

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: So 28. Aug 2005, 22:33
von fille
Hallo Andreas!

Stimmt. Zumindest gemäß Definition. Letztlich aber ist es doch so, daß sowohl der Arbeitnehmer- als auch der Arbeitgeberbeitrag zur gesamten Sozialversicherung nur von einem einzigen gezahlt wird: vom Arbeitnehmer nämlich.

Meine erste Reaktion war: Glaubt der das wirklich?! Meine zweite: wieso?!
Ich würde allen, die meinen sie würden vom Arbeitgeber über den Tisch gezogen, empfehlen sich wie ich selbständig zu machen. Dann bekommt ihr nur die geleisteten Stunden bezahlt, ohne bezahlten Urlaub, ohne bezahlte Feiertage und wenn ihr krank seit, dann geht ihr entweder krank in die Arbeit oder ihr verdient nichts! Es ist doch wohl so, dass ein Angestellter 12 - 13 Gehälter bekommt und nur 10 Monate dafür arbeitet.
Viele Grüße
von Marianne
(die die Jammerei nicht mehr hören kann) :-x

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Mo 29. Aug 2005, 00:23
von Nordlicht
Liebe Marianne !
Glaubt der das wirklich?!

Ja, ja, der glaubt das wirklich. Und er weiß sogar, wovon er redet. Ich bitte um ein wenig Geduld, denn ich muß mir zuhause erst das Buch raussuchen, in dem diese These schlüssig und allgemeinverständlich bewiesen wurde. Kommt noch, keine Bange !
Ich würde allen, die meinen sie würden vom Arbeitgeber über den Tisch gezogen...

Habe ich das irgendwo auch nur im entferntesten behauptet ?
Es ist doch wohl so, dass ein Angestellter 12 - 13 Gehälter bekommt und nur 10 Monate dafür arbeitet.

Ja, ja, diese privilegierten Arbeitnehmer... Die Rechnung mußt Du mir mal vormachen, vieleicht kann ich dann meinen Arbeitgeber davon überzeugen, daß ich ggw. zu lange arbeite. (Meine "35- Stunden- Woche" ist nämlich schon am Mittwoch zu Ende...)
(die die Jammerei nicht mehr hören kann)

Gejammere kann ich auch nicht hören. Aber sei beruhigt: ich habe auch nicht gejammert. Ich habe etwas festgestellt. Das ist ein Unterschied !
Liebe Grüße aus OÖ,
ANDREAS.


;-) (...der zum Abschluß lateinisch zitiert: "sine intra et studio" und das auch im Forum gern sehen würde...)

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Mo 29. Aug 2005, 08:45
von fille
Guten Morgen!

Ja, ja, diese privilegierten Arbeitnehmer... Die Rechnung mußt Du mir mal vormachen, vieleicht kann ich dann meinen Arbeitgeber davon überzeugen, daß ich ggw. zu lange arbeite. (Meine "35- Stunden- Woche" ist nämlich schon am Mittwoch zu Ende...)

Ich habe niemand persönlich gemeint. Genauso wie Andreas ja auch von den "Arbeitnehmern" gesprochen. Aber der durchschnittliche Vollzeit-Arbeitnehmer in Deutschland arbeitet durchschnittlich 39 Stunden pro Woche, hat 6 Wochen Urlaub und 2 Wochen kommen durch Feiertage zusammen. Krankheitstage habe ich nicht mitgerechnet.
Allerdings gibt es noch viele andere..... Z. B. die sogenannten 400-Euro-Jobber. Das ist eine Sache, die mich regelmäßig auf die Palme bringt. Da wird nämlich der Ausnutzerei Tür und Tor geöffnet. Ich kenne einige, die halbtags für 400 Euro arbeiten.
Und das verkauft die Regierung als Job-Maschine!
Das ganze hat natürlich überhaupt nichts mehr mit dem Wahl-O-mat zu tun.
Trotzdem einen schönen Tag
wünscht Marianne

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Mo 29. Aug 2005, 17:20
von Nordlicht
Liebe Marianne !
Das ganze hat natürlich überhaupt nichts mehr mit dem Wahl-O-mat zu tun.

Stimmt. Macht aber nichts. Dies ist ja beileibe nicht der erste Thread, in dem am Ende ganz was anderes abgehandelt wird als am Anfang. So what ? Interessant ist es allemal.
Nun aber der versprochene Ausflug in die Sprach- Konfusion. So aufgemerkt nun also frisch:
Arbeitgeberbeitrag
Den Arbeitgeberbeitrag zahlt der Arbeitgeber
Keinen Pfennig des Arbeitgeberbeitrags zahlt der Arbeitgeber. Den Arbeitgeberbeitrag zahlt der Arbeitnehmer, genauso wie der Arbeitnehmer seine Steuern, Mieten, Zinsen, Hypotheken zahlt; die nach dem deutschen Sozialrecht zur Hälfte von den Arbeitgebern zu tragenden Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherungsbeiträge ihrer Beschäftigten sind ein reiner Taschenspielertrick.
Rein wirtschaftlich gesehen gehören alle Aufwendungen des Arbeitgebers für einen Beschäftigten zu dessen Bruttolohn; unabhängig davon, wie sie heißen, ob Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, ob Werkswohnung oder Dienstwagen, ob Zuschüsse zum Mittagessen oder Beiträge zu Versicherungen aller Art: Alle Auslagen, die dem Arbeitgeber für einen Beschäftigten entstehen, zählen zu dessen Lohn oder Gehalt. Punkt. Diese Arbeitskosten betrugen etwa 1993 durchschnittlich 4900 Mark im Monat (verglichen mit 1350 Mark im Monat noch 1970).
Aber von diesen 4900 Mark im Monat kamen nur 54 Prozent oder 2646 Mark bei den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen wirklich an. Der Rest ging an das Finanzamt (15 Prozent) oder an die Sozialversicherung (31 Prozent), und damit haben wir auch schon einen der Gründe für die Popularität des Arbeitgeberbeitrags- Mythos gefunden: Wir merj´ken nicht, wie man uns schröpft. Je mehr von unserem Gehalt und Lohn als sogenannter "Arbeitgeberanteil" nicht von uns, sondern von anderen getragen wird, desto unbelasteter gehen wir scheinbar durchs Leben, desto mehr scheinen wir von unserem Verdienst für uns selbst zu behalten.
Das aber ist eine Illusion. Dem Arbeitgeber ist es nämlich im Prinzip gleichgültig, wo die 4900 Mark für seinen Arbeitnehmer letztlich landen: ob 10, 20 oder 30 Prozent an das Finanzamt fließen, ist für ihn oder sie genauso unerheblich wie der Anteil für die Sozialversicherung oder wie man diesen Anteil nennt. Ob davon die Hälfte oder alles oder gar nichts "Arbeitgeberanteil" heißt, spielt für den Arbeitgeber keine Role. Für ihn gilt: Kosten = Bruttolohn, diese Gleichung ist das einzige, was ökonomisch zählt. Wie man diese Kosten nennt, spielt keine Rolle.
Die ganze Absurdität des sogenannten "Arbeitgeberbeitrages"ird vielleicht am besten deutlich, wenn wir einmal unterstellen, daß alle Sozialversicherungsabgaben "Arbeitgeberanteil" hießen. Dann wäre - Hokus Pokus Fidibus - die Sozialversicherung umsonst ! Denn nach herkömmlicher Sicht hätten wir jetzt einen Arbeitnehmeranteil von 0 Prozent !
Aber in Wahrheit bleibt naätürlich alles, wie es vorher war. Alles, was von unserem Lohn oder unserem Gehalt abfließt, ist und bleibt zu 100 Prozent unser eigener Arbeitnehmeranteil, ganz egal, wie man ihn nennt.
Literatur: Walter Krämer: "Babylonische Sprachverwirrung", Arbeits- und Sozialpolitik 42, 9/1988, S. 290 ff.; "Bald nur noch die Hälfte", Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, 22.7.1993
Quelle: Walter Krämer / Götz Trenkler: "Lexikon der poulären Irrtümer", Verlag Piper (München / Zürich), März 1998

Das, und nur das, meinte ich mit meinem Ursprungsbeitrag. Damit alle Klarheiten beseitigt ?
:-D
Liebe Grüße aus OÖ,
ANDREAS.

(...der dies noch ganz schnell vor der Abfahrt in den Urlaub geschrieben hat...)

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Mo 29. Aug 2005, 19:18
von fille
Lieber Andreas,
dass überzeugt mich überhaupt nicht.
Keinen Pfennig des Arbeitgeberbeitrags zahlt der Arbeitgeber. Den Arbeitgeberbeitrag zahlt der Arbeitnehmer, genauso wie der Arbeitnehmer seine Steuern, Mieten, Zinsen, Hypotheken zahlt; die nach dem deutschen Sozialrecht zur Hälfte von den Arbeitgebern zu tragenden Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherungsbeiträge ihrer Beschäftigten sind ein reiner Taschenspielertrick.

"Taschenspielertrick". Ich würde eher den Text als Augenwischerei betrachten.
Ist das Glas halb leer oder halb voll? Man könnte genauso gut sagen, der Arbeitgeber zahlt alles! Was er ja auch tut! Inklusive Urlaubs- und Feiertage. Noch dazu für die Zeiten, in denen nicht gearbeitet wird, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und sonstige Gratifikationen.
Noch dazu rechnen die meisten Arbeitgeber auch die Lohnnebenkosten und die Lohnsteuern ab. Ich weiß es nicht genau, aber zumindest sind die Betriebe nicht dazu verpflichtet, die Krankenkassenbeiträge abzurechnen . Benny hat mal bei einer Firma gearbeitet, das wurde ihm sein Nettogehalt plus Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil ausbezahlt, weil seine Chefin keine Lust dazu hatte. Da mussten wir das dann eben selbst machen.
Das die Arbeitnehmer nur einen geringen Anteil dessen, was sie einen Betrieb kosten, zu Gesicht bekommen, ist nicht die Schuld der Firmen. Die Steuer ist eine Sache. Die Sozialversicherung eine andere. Der Arbeitnehmer erwirbt damit das Recht auf Arbeitslosengeld und auf Rente. Er wird bei Krankheit versorgt.
Das alles nicht mehr so gut ist, zeigt nur, dass wir lange Zeit aus völlen Töpfen gelebt haben und nicht richtig gewirtschaftet wurde.
Wer heute einen Vollzeitjob mit allem drum und dran bekommt, wenn er arbeitslos ist, wird froh sein, denn er weiß, welches Glück er hat und solche überflüssigen Überlegungen sowieso nicht anstellen. Wer einmal nach einer Zeitungsanzeige 120 Bewerbungen auf seinem Schreibtisch zum Bearbeiten hatte, denkt sicher ebenso.
Liebe Grüße
Marianne
(die trotz allem optimistisch in die Zukunft sieht)

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Do 1. Sep 2005, 00:13
von Carsten K
Hallo, liebes Wahlvolk ;-)
ich hab diesen Wahl-O-Mat auch mal ausprobiert und bin ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen, zu dem ich ohne Wahl-O-Mat zuvor auch schon gekommen bin, ich werde PDS/Die Linke wählen, und ich fühle mich bestätigt.
Wenn schon die Regierung, egal ob SPD/Grüne oder Union/FDP nix taugt, muss es wenigstens eine Opposition geben, die widerspricht und Alternativen aufzeigt, so wie zB Roland Claus (PDS) Ende 2001 in seiner Bundestagsrede gegen die Beteiligung der Bundeswehr am Afghanistan-Einmarsch. Sowas habe ich in den letzten 3 Jahren ehrlich vermisst, alles scheint unausweichlich, gottgegeben, dass man es auch anders machen könnte, scheint in der derzeitigen palamentarischen Lage unmöglich, aber es ginge auch anders, und das wäre damals noch anders rüber gekommen, unabhängig von Gysi oder Lafontaine...
Aber! Wählt eben, was Ihr persönlich für richtig haltet, ich bin Liedermacher, aber nicht Propagandist irgendeiner Partei!
Liebe Grüße
cARSCHti

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Verfasst: Do 1. Sep 2005, 17:58
von Michael
Hallo,
meine Kollegen und ich haben inzwischen alle diesen Wahl-o-mat gemacht und waren alle etwas erstaunt über das jeweilige Ergebnis. Ich halte davon nicht richtig viel. Wer zu diesen 30 Fragen sich Gedanken gemacht hat, der weiß doch auch, welche Partei er präferiert. Außerdem geht es bei so einer Wahl doch auch mehr um allgemeine Präferenzen als nur um Kleinkram (zumindest bei mir). Außerdem sind manche Fragen auch zu eindimensional.
Beispiel: Sollen im Ausland lebende Deutsche in Deutschland Steuern zahlen?
Klar, schreit da ein jeder: Beckenbauer, Becker, Schuhmacher, natürlich müssen die hier Steuern zahlen.
Wiese man diese Leute darauf hin, dass dann im Ausland lebende Deutsche gerechterweise ja wohl auch aus Deutschland Sozialbezüge bekommen müssten, würden die Gleichen wahrscheinlich Zeter und Mordio schreien.
Also, bei mir waren drei Parteien auch noch so eng aneinander, dass ich sowieso das wähle, was ich vorher gewählt hätte, und nicht das, was als Sieger herauskam. Bauchschmerzen hab ich bei einer Wahl eh', weil ich mir immer zuviel Gedanken mache. Und bei dieser Wahl noch mehr als bei den letzten.
Michael

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Verfasst: Mo 5. Sep 2005, 09:34
von Gavroche
Im Fernsehen beschwört der Kanzler wieder mal ein Wirtschaftsaufschwung.
Die Opposition erwidert. Leider kommt keiner auf den Punkt.
Alle wollen reden,
Über neue Wege,
Dabei hört, doch Keiner dem Andren zu.
Es gibt bald wieder Wahlen und ich weiß deswegen
Wird es wieder Mal Versprechen regen.
Man schiebe alle Schulden,
Dem Gegner in die Schuhe,
So gewinnt man heute seine Wähler.
Refrain:
(F)Es (Em)gibt keine (Am)Hoffnung,
(F)Keinerlei Perspek(Em)tiven, doch dafür die (Am)Pflicht,
(F)Für 4 (Em)Prozent der (Am)Bevölkerung,
(F)Vor den Volks(Em)dienern, zur Kreuze zu (Am)kriech`n.
(F)Das ist, wofür ich mich schäm(Em)
Unser Parlament.(Am)

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Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 14:44
von fille
Hallo liebe Nation!
Ihr kennt doch bestimmt die fränkische Dreifaltigkeit bestehend aus Hartmut, Dr. Göbel und Erwin Pelzig.
Na ja: Pelzig unterhält sich und gibt überall seinen Senf dazu. Natürlich auch zur Wahl.
Zwei Passagen gefallen mir besonders gut:
Dr. Göbel: "Aber Sie müssen doch eine politische Meinung haben!"
Pelzig: "Eine Meinung hätte ich schon, aber da passt keine Partei dazu."
Und zum Schluß:
Dr. Göbel: "Dann müssen Sie halt das kleinere Übel wählen."
Pelzig: "Des is, wia wenn ma in a Restaurant geht und dem Kellner sagt, er soll einem was empfehlen, wo einem am wenigstens schlecht wird."
In diesem Sinne
liebe Grüsse aus dem sonnigen Bayern
Marianne
:-D

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Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 16:24
von Agrippina
Ich schweife noch mal ab vom Wahl-O-Mat-Thema, weil ich diesen Faden gerade erst aufmerksamer durchgelesen habe.
Lieber Andreas,
Deiner Meinung, daß der Arbeitgeberanteil in der Realität vom Arbeitnehmer getragen wird, kann ich mich nicht anschließen. Auch der von Dir zitierte Herr Prof. Dr. Walter Krämer, den ich zudem recht kritisch betrachte (wenn Du magst, erkläre ich Dir gern mal in einer PN, warum das so ist, hat was mit dem Sprachenthema zu tun), vermag mich mit seinem Artikel nicht zu überzeugen; ich schließe mich da fille an, der Text ist Augenwischerei.
Krämer behauptet, daß alle Aufwendungen des Arbeitgebers an den Beschäftigten zu seinem Bruttolohn gehören. Ist das tatsächlich so?
Unter Lohn/Gehalt = Entgelt wird per Definition der Betrag verstanden, den ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer aufgrund eines zwischen den beiden geschlossenen Arbeitsvertrages schuldet (weiterführende Erläuterungen hier: Arbeitsentgelt). Einfach ausgedrückt ist das der Betrag, der einem Arbeitnehmer z. B. aufgrund betrieblicher oder tarifvertraglicher Vergütungstabellen - abzüglich Arbeitnehmeranteil an der Sozialversicherung, Steuern, Solidaritätszuschlag - ausbezahlt wird.
Darüber hinaus gibt noch die Lohnnebenkosten (wo taucht denn dieser Begriff beim Herrn Prof. Dr. auf?). So werden zum einen die Gehaltsanteile genannt, die direkt in die Sozialversicherung fließen und von Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam getragen werden (der Arbeitgeber zahlt sie zusätzlich zum Entgelt). Zum anderen sind es Leistungen, die allein der Arbeitgeber neben der eigentlichen Gehaltszahlung für die Einrichtung und den Unterhalt eines Arbeitsplatzes aufzuwenden hat (weitere Erläuterungen hier: Lohnnebenkosten).
Mit einem hat Krämer allerdings recht: mit dem Begriff der Arbeitskosten. Betriebswirtschaftlich sind für den Arbeitgeber letztlich nur die Gesamtkosten, die er für einen Beschäftigten aufwenden muß, von Belang. Daraus allerdings den Schluß zu ziehen, daß die Arbeitgeberanteile de facto Arbeitnehmeranteile sind, bzw. abzuleiten Kosten = Bruttolohn (siehe Definition), halte ich für Unfug. Krämer erweckt mit diesem Artikel den Eindruck, als würden Arbeitnehmer von Arbeitgebern diesbezüglich über den Tisch gezogen (Stimmungsmache? Sähe ihm ähnlich). Dem widerspreche ich.
Doch noch mal kurz zurück zum Wahl-O-Mat-Thema:
Auch diese "Kiste" betrachte ich kritisch. Sollte es nicht oberste Bürgerpflicht sein, sich spätestens anläßlich einer Wahl einmal kritisch und ausführlich (Quellen/Möglichkeiten gibt es doch zuhauf) mit den Parteien und ihren Programmen auseinanderzusetzen und sich zu entscheiden?
Der Wahl-O-Mat trifft wohl den Zeitgeist: Viele sind einfach zu bequem geworden, möchten alles auf dem Silbertablett serviert bekommen, "Have fun" ist angesagt. Das haben wohl auch die Macher des Wahl-O-Maten erkannt, Hauptsache die Wahlbeteiligung stimmt. Wieso sich die Mühe machen, sich ausführlich mit etwas zu beschäftigen, wenn es doch auszureichen scheint, ein paar Knöppe zu drücken, um eine Entscheidung herbeizuführen.
Jaaa, ich weiß, heute gönne ich mir mal ein bissl Polemik … (nich' draufhauen, Andreas! :-D )
Liebe Grüße
Tina
P. S.: Noch eine Frage in die Runde, auf die ich bislang keine Antwort finden konnte: Weiß jemand, ob irgendwo eine Mindestwahlbeteiligung festgeschrieben ist? Was würde z. B. passieren, wenn weniger als 50 % der Wahlberechtigten zur Urne schritten? Wäre eine solche Wahl gültig?

Für diejenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen werden!

Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 16:51
von Skywise

Agrippina schrieb:
P. S.: Noch eine Frage in die Runde, auf die ich bislang keine Antwort finden konnte: Weiß jemand, ob irgendwo eine Mindestwahlbeteiligung festgeschrieben ist? Was würde z. B. passieren, wenn weniger als 50 % der Wahlberechtigten zur Urne schritten? Wäre eine solche Wahl gültig?
So viele Fragen auf einmal.
Zunächst - es kommt drauf an, in welchem Staat Du Dich befindest. In den meisten westlichen Ländern, auch in Deutschland, gibt es keine Mindestwahlbeteiligung. Im ehemaligen Ostblock war das dagegen schon häufiger vorzufinden.
Selbst, wenn hierzulande nur 10 Stimmen abgegeben werden würden, weil der Rest sich denkt "Goiles Wetter, hau' ich mich in die Sonne und zieh' mir 'n Bier rein" - die Wahl wäre gültig. Zwar nicht besonders glorreich, aber gültig.
An sich schon ein Grund, das Nicht-Wählen als ungeschickte Alternative zu erkennen. Lieber sollte man hingehen und sein Kreuzchen bei irgendeiner Winz-Partei machen, um eine zu niedrige Wahlbeteiligung zu umgehen (die ... was weiß ich ... Partei Bibeltreuer Autofahrer würde sich bestimmt auch über irgendwelche Stimmen freuen ... ;-) )
Gruß
Skywise

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Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 19:11
von Agrippina
Lieber Sky,
So viele Fragen auf einmal.

Ich hätt' auch lieber ein Überraschungsei gehabt ... ;-) Aber wer weiß, vielleicht kriegen wir ja ein ganz dickes nach der Wahl (jetzt, wo sich die Experten nicht mal einig sind, ob die Wahlergebnisse überhaupt schon veröffentlicht werden dürfen, bevor die Nachwahlen in Dresden nicht gelaufen sind), hehe ...
Lieben Dank für Deine Auskunft. Und ich gebe Dir ganz recht, Nichtwählen ist die denkbar schlechteste aller Alternativen. Oder möchte irgendwer ernsthaft, daß Didi Vollgesoffski aus der Kneipe nebenan, der im noch nicht ganz nüchternen Zustand sein Kreuzchen irgendwohin macht, wo er noch einen Kreis erkennen kann, uns die Entscheidung abnimmt? Na, ich jedenfalls nicht.
Neben der Partei Bibeltreuer Autofahrer ("Und sie sündigten in einem Ford" oder wie ist deren Motto? :-D ) hätte ich da noch eine andere Alternative, über die gestern im Fernsehen berichtet wurde: APPD. Da hilft alles Koppschütteln nix, die gibt's wirklich.
Liebe Grüße
Tina

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Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 23:03
von Carsten K
Nee, ne Mindestwahlbeteiligung ist nirgendwo festgeschrieben, aber die NichtwählerInnen scheinen mittlerweile mehrheitsfähig zu werden, fürchte ich...