Hallo, liebe Diskutant(inn)en,
ein interessanter Exkurs, der sich hier mittlerweile ergeben hat. Ich möchte das Ursprungsthema jedoch noch einmal aufgreifen, da es in einem anderen Faden zwischenzeitlich auch mitschwang:
Sven schrieb im Faden "Bodo Wartke - DVD macht Fortschritte" -
... und um auch die letzte Frage zu beantworten, warum ich diesen englischen (nicht denglischen) Ausdruck benutze: es gibt im Deutschen einfach keinen dafür.
So ist es mit vielen Worten des modernen Alltagslebens. Ich finde es richtig und bin - wie Bodo ja auch - ein Verfechter davon, deutsche Worte zu gebrauchen, wo es sie gibt und sie sinnvoll sind. Aber versuche mal eine deutsche Übersetzung für Computer zu finden ...
So ist es (leider?) auch mit vielen Worten aus der Medienwelt. Die Erfindungen kommen oft aus den USA oder Japan (die dann als erstes ins Englische übersetzen, weil es die auf der Nordhalbkugel - und dort werden eben die meisten Videorekorder (ha! mit 'k'!) verkauft - geläufigste Sprache ist) und dann finde ich es nur ressourcenschonend, wenn man diese Begriffe auch übernimmt. Immerhin kann man sich so überall in der Medienbranche verständigen.
:frage: Kein deutsches Wort für Computer? :frage:
"Rechner" (jaaa, Andreas
) ist doch ein wunderbares deutsches Wort oder nicht? Einen anderen höre ich auch übrigens bei IT-Profis nicht, die sprechen in der Regel nicht vom Computer.
Darüber hinaus muß doch "übersetzen" nicht zwangsläufig eine 1-zu-1-Übersetzung bedeuten. Sind wir denn so phantasielos geworden, uns keine knackigen, treffenden, pfiffigen Entsprechungen mehr selbst ausdenken zu können? Andere Länder machen's uns vor, wie man das handhaben kann (z. B. in Skandinavien) - und die haben auch keine Probleme damit, sich in der Medienbranche oder sonstwo zurechtzufinden.
Sicher, viele (für meinen Geschmack zu viele) Begriffe sind mittlerweile so etabliert, daß eine Umbenennung wohl nicht mehr sinnvoll wäre bzw. nur noch lächerlich wirkte. Doch hätte man sich nicht vor deren Einführung Gedanken darüber machen können, wie man sie ins Deutsche hätte bringen können? So wären wir heute an deutsche Begriffe (z. B. E-Post statt E-Mail etc. pp.) gewöhnt und würden sie auch nicht als lächerlich empfinden. Ich fände einen solchen Ansatz für die Zukunft sehr schön.
Das Argument, daß nur deshalb nicht übersetzt wird, weil viele Erfindungen aus dem Ausland kommen, trägt meines Erachtens nicht. Zum einen komme ich auf das Beispiel des in Deutschland entwickelten Airbags zurück, das an anderer Stelle schon erwähnt wurde (was wäre gegen "Luftsack" (nichts anderes heißt doch Airbag) oder auch "Prallsack" oder ähnliches einzuwenden gewesen?), zum zweiten frage ich mich, welche Ressourcen denn geschont werden sollen. Sicher, zunächst werden Geld und Zeit für Übersetzungen gespart, doch damit hat sich's dann meistens auch schon. Die Mühen, die - vor allem von Menschen, die das Englische nicht oder nicht gut beherrschen - dann darauf verwendet werden müssen, den Inhalt/Sinn des Begriffs in der eigenen Sprache zu definieren, empfinde ich als weitaus größer. Warum also nicht von vornherein einen sprechenden, treffenden, von den meisten zu verstehenden Begriff in der Muttersprache kreieren?
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Sicher ist eine Auf-Teufel-komm-raus-Übersetzung nicht immer sinnvoll, und ich sperre mich auch nicht gegen zweckmäßige "Einsprengsel" oder gar Fachsprachen. Aber manchmal ist es einfach too much, es werden auch mittlerweile zu viele bereits vorhandene deutsche Worte verdrängt (jüngstes Beispiel kam ja von Johanna: "fighten", und andere wurden hier auch schon genannt).
Es ist die Kritiklosigkeit, mit der wir Anglizismen übernehmen, die Bequemlichkeit, sich selbst Gedanken über die Möglichkeiten der eigenen Sprache zu machen, und die Überheblichkeit, mit der oft mit (d)englischen Worthülsen um sich geworfen wird, die mich wirklich stört. Das versuche ich für mich besser zu machen und ein wenig gegen den Strom zu schwimmen, und ich habe bislang noch nicht feststellen können, damit irgendwie "antiquiert" zu wirken. Insofern kann ich nur jeden dazu ermutigen, es auch zu versuchen.
Liebe Grüße
Tina