*DER SINN DER POLITIK IST FREIHEIT
Das Leben ist immer ein Leben mit anderen. Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein „staatsentwickelndes Tier“, wie Aristoteles formulierte. Er bedarf zu seiner Vervollkommnung der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Frage ist nicht, wie uns heute im Zeitalter des begrenzungslosen Individualismus (und Egoismus) eingehämmert wird: Wie soll ich leben? Sondern: Wie sollen wir leben? - und darüber kann in diesem Forum diskutiert werden!
Gesch schrieb:
Hallo Burkhard,
jau. Als wir beide angefangen haben, war von Nazi-Barden noch nichts zu hören, gell...
Gerd Knesel fiel allerdings auch noch in unsere frühen Jahre (1979). Wobei der zwar rechts, aber zumindest anfangs nicht offen ein Nazi war.
Von den nationalen Sängern kenn ich ansonsten nur den Friedrich Baunack (müßte 1993 beim AG Song-Treffen in Altena – erinnerst du dich da eventuell an ihn? – oder beim anschließenden von Lerryn initiierten "Neugründungs-Treffen" aufgetaucht auch). Was er da sang, war aber nur irgendwie verschwurbelt langweilig (bei den Liedern macht es wohl eher der Kontext, in denen sie gesungen werden). Allerdings ist Friedrich kein Rassist (und außerdem Öko), hat nur irgendwie romantische nationale Vortellungen.
Jaja, der Knesel... der war von den Unionsparteien (!) gepushed worden und von Löwenthal vom ZDF-Magazin und kam deshalb auch häufiger ins Fernsehen. Er starb vor knapp zwanzig Jahren. Den anderen (Baunack) kenn ich nicht, in Altena war ich nicht dabei, und zu Dr. D./Lerryns Neugründung hätten mich keine 10 Pferde bekommen.
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Hallo Gerd,
als Besitzer der Bear-Family-CDs hat's bei mir sofort geklingelt als ich den Namen las. Freut mich, dass du auch her gefunden hast.
Ja, die siebziger Jahre - immerhin konnte damals jemand, der solche Lieder geschrieben hat auch noch Kommentator im Rundfunk werden. Ob das heute auch noch möglich wäre?
Michael
Und vielleicht gibt es morgen ja schon den Crash,
dass die Kurse und Masken fallen.
Also laßt uns freuen und träumen davon,
wie die Racheposaunen erschallen.
Franz Josef Degenhardt
Hallo Michael,
also Radio-Kommentator bin ich erst Ende der 80er geworden... Das Lied hab ich während meines Studiums geschrieben, und dazwischen war ich Lokalredakteur einer kleinen Zeitung und dann Nachrichtenredakteur im Hörfunk...
Ich denke schon, dass es möglich wäre, wenn man die entsprechende Ausbildung hat und konsequent im Beruf gearbeitet hat.
Anders wird aber ein Schuh draus: In den 70ern sind gelegentlich noch kritische Lieder ausgestrahlt worden, weil dafür noch mehr Sendeplätze zur Verfügung standen. Inzwischen hat das "Format-Radio" fast alle Wellen erfasst, und in den früher anspruchsvolleren "Kleinkunst"- und Kabarett-Sendestrecken, in denen damals gelegentlich eben auch politische Lieder gespielt wurden, ist heute eher Comedy und verwandte Lieder angesagt. Da liegt das Dilemma.
herzlich
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Gesch schrieb:Den anderen (Baunack) kenn ich nicht, in Altena war ich nicht dabei, und zu Dr. D./Lerryns Neugründung hätten mich keine 10 Pferde bekommen.
Jaja, Feindschaften wollen gepflegt sein. Du hast in Altena nicht teilgenommen, hast aber kurz vorbeigeschaut (erinnerst dich vielleicht deshalb nicht dran).
Friedrich Baunack hab ich es zu verdanken, daß ich von Teilen der Antifa für ein Nazi-Liedermacher gehalten werde. Er hat mich zu einer obskuren Veranstaltung eingeladen und anscheinend die Einladungsliste veröffentlicht.
Normalerweise besteht ja zwischen der "normalen" und den rechten Liedermachern kein Kontakt. Baunack war aber bei mehreren Liedermachertreffen (u.a. bei der Hoyschrecke in Hoyerswerda) und ist Fan von Maurenbrecher und Gundermann, die er bei der Gelegenheit kennengelernt hat. Ob er sich anschließend erst so radikalisiert hat, daß er auf den Listen des Verfassungsschutzes auftaucht, weiß ich nicht. Was ich von ihm kenne ging über die Liebe zur Heimat nicht hinaus (und das vertreten ja auch Mundartliedermacher wie Hubert Endhardt und Thomas Felder).
Also ich kann mich nicht erinnern, in Altena vorbeigeschaut zu haben oder überhaupt jemals dort gewesen zu sein... verwechselst Du mich vielleicht? Aber egal. Mein Kontakt zur AG Song war eh eher ein distanzierter, weil ich in der Zeit damals einerseits auch mehr mit Saitenwind unterwegs war, andererseits im Examensstress gestanden habe und schließlich der Liebe wegen auch noch häufiger Wochenendpendler in den Süden war ... also mich würds schwer wundern, wenn ich mir da die Zeit genommen haben sollte, nach Altena zu fahren...
Vorsichtig wäre ich bei der Konstruktion einer Verbindung zwischen Thomas Felder und Heimattümlern oder gar rechten Liedermachern. Wenn da einer über jeden Verdacht erhaben ist, dann Thomas. Von Hubert Endhardt kenn ich und weiß ich zu wenig, persönlich kenne ich ihn auch nicht, aber Freunde von mir kennen ihn, von denen ich mir nicht vorstellen kann, dass sie mit ihm befreundet wären, wenn er denn so schmalspurig wäre. Auch bei ihm wäre also wohl Behutsamkeit angebracht, ihn sozusagen in die Schublade der "Schollenbarden" zu stecken, nur weil er - wie Thomas auch - in seiner Muttersprache singt...
Ich war kürzlich auf dem Folkfrühling-Festival in Venne, wo auch viele in Pladdütsch gesungen haben, und die Texten haben deutlich mehr zum Ausdruck gebracht als Heimatliebe, auch wenn diese durch die Verwendung der Sprache unbestritten sein dürfte... Und auch in jedem zweiten Kölner Karnevalslied wird sie schließlich besungen, sogar in den anspruchsvolleren... und gerade hier hat man sich ja auch in der Musikszene manches einfallen lassen, um die rechte Bande in die Schranken zu weisen - aus Heimatliebe, wenn man so will, aber nicht aus Heimattümelei...
herzlich
Gerd
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Gesch schrieb:
Also ich kann mich nicht erinnern, in Altena vorbeigeschaut zu haben oder überhaupt jemals dort gewesen zu sein... verwechselst Du mich vielleicht?
Frag doch Aragorn Gatter ...
Gesch schrieb:
Vorsichtig wäre ich bei der Konstruktion einer Verbindung zwischen Thomas Felder und Heimattümlern oder gar rechten Liedermachern.
Das konstruierst du was. Ich hab nur geschrieben daß Baunack von der Liebe zur Heimat singt. Und das Recht dazu spreche weder ihm noch Thomas Felder oder Hubert von Goisern ab. Im übrigen sind Baumacks Lieder viel zu dröge, als daß ich da genau hingehört hätte. Aber die üblichen rechten Reizworte sind mir nicht aufgefallen.
auch Aragorn kann sich irren...
ich mich natürlich auch...
aber ich wüsste nicht, was mich dorthin hätte verschlagen sollen...
Damit was geschieht, muss zunächst was passiern.
Muss man, eh sich was ändert, denn erst was verliern?
Eh man sich erholt, bleibt keine Zeit auszuruhn,
denn eh sich was tut, muss man selber was tun.
Hallo alle zusammen,
ich lebe irgendwie hinter dem Mond, habe bislang noch nicht gewußt, daß die Neonazis jetzt auch das Singen anfangen. Werde mir den Gesang mit krankem Textinhalt nicht antun. Denn ich weiß auch so, was ich dazu sagen werde:"Ich kann garnicht so viel essen wie ich kotzen muß!"
Sven (Lilienthal)
Beim Thema "Volk" und "Nationalismus" fällt mir immer wieder nur Bundespräsident Heinemann ein:
„Ich liebe nicht den Staat, ich liebe meine Frau“
Also beschränke ich meine Liebeslieder auf die, der sie gebühren und nicht dem "Volk".
Barde
Hallo Barde,
das ist zweifelsohne die richtige Einstellung für einen Minesänger.
Allerdings gibt es auch genug Dichter und Denker die die deutschen Lande und die Kultur geliebt und "besungen" haben, ohne Nazis oder Neonazis zu sein.
Carl Zuckmeyer z.B. liebte Deutschland als Land der Dichter und Denker und hat sehr unter seiner Heimatlosigkeit und Zerstörung seiner Heimat gelitten. Für ihn war eben nicht ausschlaggebend, wie viele Jagtflugzeuge in einem Jahr in Deutschland gebaut werden können!
Wenn ich mich aber nun in der Welt umschaue, wie viele Staaten dieser Erde ihren Nationalstolz auf eine starke Wehrmacht stützen, dann fang ich ernsthaft an ein Pessimist zu werden. Ja ehrlich, da finde ich die Neonazis in Deutschland zwar immer noch äußerst beschämend,
aber beinahe harmlos, verglichen mit der immer fortschreitenden militärischen Aufrüstung und dem fast weltweit verbreiteten Glauben, an die nukleare Friedenstaube!
Sven (Liliental)