hallo an alle,
jetzt habe ich eine Weile dieses spannende aber auch komplizierte Thema still mitgelesen und will nun versuchen, meine Gedanken zu diesem Thema aufzuschreiben.
Ob politische Liedermacher unsexy sind, mag ich bezweifeln, aber es gibt ein paar Gründe, warum ich mich mit politischen Liedermachern schwer tue und selbst fast unfähig bin, über Politik zu schreiben.
Der erste Grund ist, dass die Fronten einfach nicht mehr so klar sind, wie in den 70er und 80er Jahren. Ich erinnere an die Situation in den 90ern in Ex-Jugoslawien.
In den 70ern und 80ern war es sehr leicht, gegen den Krieg zu singen. Plötzlich war nun die Situation, dass eine sozialdemokratische Regierung argumentierte, dass nur ein Eingreifen in diesen Konflikt einen Völkermord verhindern kann.
Ich will jetzt nicht über diesen Konflikt diskutieren, sondern nur aufzeigen, in welchem Dilemma ein heutiger Liedermacher steckt. Ist man nun gegen Krieg oder gibt es Situationen, wo er nicht vermeidbar ist.
Das gleiche gilt für den "Krieg gegen Terror". Bin ich für ein verschärftes Asylrecht, weil ich seit den Anschlägen von Madrid Angst habe oder bin ich gegen Diskriminierung von muslimischen Einwanderern? Versteht ihr, wie kompliziert das alles heute ist? Und dann schreib mal ein politisches Lied, das auch noch ausgewogen sein soll und nicht nur platt.
Und schon funktionieren heute scheinbar die alten Parolen, die damals so gut klangen nicht mehr. Und wenn man trotzdem versucht, darüber zu singen, dann wird es sehr (zu) kompliziert. Ein gutes Beispiel dafür ist auch die Diskussion um das Guantanamo-Lied von Mey. (Populismus Vs. Aufschrei gegen Ungerechtigkeit.)
Der zweite Grund für meine Schwierigkeiten mit politischen Liedermachern ist eine gewisse Enttäuschung über die alten. (WEcker, Mey etc.) Ich denke manchmal, dass ich gar nicht mehr unterscheiden kann, wo die Ehrlichkeit aufhört und Kommerz anfängt. Ich sehe im Fersehen einen jungen Wecker, der mich geradezu aufrüttelt und im gleichen Beitrag einen älteren Mann, dem es scheinbar so richtig gut geht.
Ich hatte mal versucht, meinen Idolen eine Cd von mir zu schicken, weil ich immmer sehr stolz bin, wenn sie dann antworten. Der Liedermacher Gerhard Schöne schrieb mir nach einer Woche einen sehr persönlichen Brief. Kontantin Weckers Management schrieb mir eine kurze Mail, dass Herr Wecker in diesem Jahr keine Zeit mehr für sowas hat. Versteht ihr, was ich meine? Dieser Mensch ist so weit weg für mich. Und man sieht den jungen Wecker und den jungen Mey im Fernsehen und fragt sich, wo die hin sind. Und ob sie sich nicht schon verkauft haben? Viele Ostdeutsche kennen den leider viel zu früh gestorbenen Liedermacher Gerhard Gundermann. Er verkaufte viele Platten, aber wollte nie seinen Job als Baggerfahrer aufgeben. Er hätte gut von Musik leben könne, aber er sagte, dass er dann nicht mehr über das Leben der einfachen Menschen singen kann, weil fast kein einfacher Mensch von seinem Hobby lebt. Ich sehe schon die Diskussion voraus, ob es nun schlimm wäre, von Musik zu leben. Das finde ich ganz und gar nicht. Aber es ist irgendwie mein ganz supjektiver Eindruck, dass von den jungen politischen Liedermachern der 70er und 80er Jahre zuviele sich zu sehr verkauft haben. Und dann frage ich mich, ob die jungen idealistischen Männer von damals etwas verändern konnten. Oder haben sie irgendwann resigniert?
So, und nun wíll ich mich auch noch mit einem eigenen Lied der Kritik stellen, dass über meine ganz persönliche Politikverdrossenheit handelt und damit (für mich) schon wieder politisch ist. Freue mich über jede Kritik.
Der Song als mp3 hier:
http://www.scamp-online.de/mp/Revolutionmp.mp3
Der Text als PDF hier:
http://www.scamp-online.de/pdf/revolution.pdf
MfG
David (Scamp)
www.scamp-online.de