Was hat es mit dem Projekt "Jeden Tag ein neues Lied" auf sich?
Das Prinzip ist simpel und bereits im Namen wird erklärt, was genau ich damit meine: ich werde jeden Tag in diesem Forum ein Lied des Tages posten und in Form eines Videos in den Beitrag einbauen. Die Idee dahinter ist, mich selbst mit den Liedern auseinanderzusetzen, meine Einstellung bzw. meine "Beziehung" zum jeweiligen Lied zu beschreiben UND gleichzeitig alle dazu einladen, die eigene "Geschichte zum Lied" mit den anderen Besuchern des Forums zu teilen.
Zu jedem Lied starte ich zudem eine Umfrage, die je nach Situation einen Tag oder eine Woche laufen soll und bei der alle kurz und knackig ihre Einstellung zum Lied abgeben können, ohne einen eigenen Beitrag dazu schreiben zu müssen - obwohl das natürlich auch erwünscht und geboten ist, schließlich ist das hier ein Forum
Dieses Lied ist auch unter dem längeren Titel 25 00 30 Fred Kasulzke Protestanzki oder die Ballade vom sozialen Aufstieg von Fred Kasulzke (89 Zeichen inkl. Leerzeichen ) bekannt und hat damit den längsten Titel aller Lieder von Mey, aber der Einfachheit halber werde ich den kürzeren Namen verwenden
In der Die Ballade vom sozialen Aufstieg des Fleischermeisters Fred Kasulzke wird die Geschichte von Fred Kasulzke erzählt, einem Mann, der finanzielle Schwierigkeiten hat. Eines Abends, während er fernsieht, hat er die Idee, eine Firma zu gründen, die sich auf gemieteten Protest spezialisiert. Er beginnt damit, "Müßiggänger" (in der Zeit der Entstehung dieses Lieds waren das Menschen, die heute unter Hartz4 fallen würden), Rentner und Pensionäre zu drillen und erhält Aufträge von verschiedenen Gruppen. Er organisiert Sitzstreiks, Fackelzüge, Terroraktionen und sogar eine Elitegruppe, die ausländische Botschaften mit Tinte bombardiert. Am Ende ersinnt er sogar den Plan, Tochterfirmen im Ausland zu gründen, weil sein Geschäftsmodell so gut funktioniert.
Reinhard Mey packt schon in sehr jungen Jahren das "heiße Eisen" der Versammlungsfreiheit an und kritisiert mit den Mitteln der Satire (Parodie) die Auswüchse bei der Art der Wahrnehmung dieses Grundrechts in der Bundesrepublik des Jahres 1966. Doch dieses Thema ist auch heute noch aktuell...
Zunächst, was ist denn das Versammlungsrecht?
Die Versammlungsfreiheit bzw. das Demonstrationsrecht gehört zu den im Grundgesetz garantierten Grundrechten in Deutschland. Versammlungsfreiheit bedeutet, dass jeder Mensch das Recht hat, sich mit anderen Menschen zusammenzuschließen, um gemeinsam seine Meinungen oder Anliegen auszudrücken. Das kann zum Beispiel durch eine Demonstration, eine Kundgebung oder ein Treffen geschehen.Das Bundesministerium des Inneren schreibt dazu auf ihrer Webseite Zitat:Nach Art. 8 Abs. 1 des Grundgesetzes (GG) haben alle Deutschen das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Dieses Grundrecht ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern, sich aktiv am politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess zu beteiligen.
Einfach ausgedrückt, es bedeutet dass jeder Mensch das Recht hat, seine Meinung zu sagen und zusammen mit anderen Menschen seine Meinung zu teilen, solange sie niemanden gewaltsam verletzt oder ihre Rechte einschränkt. Diese Freiheit ist wichtig, damit Menschen ihre Meinungen und Anliegen äußern können und sich gegen Ungerechtigkeiten und Missstände einsetzen können.
Bei der Gewichtung der Grundfreiheiten geht es immer um Verhältnismäßigkeit
Seit Beginn der Corona Pandemie wurde über die Verhältnismässigkeit und der gerechten Gewichtung im Widerstreit der verschiedenen Grundfreiheiten diskutiert und gestritten. Dieses Fass möchte ich gar nicht aufmachen, bzw. diese Wunde ist noch nicht verheilt. Deshalb fällt mir bei dieser Frage ein sehr viel aktuelleres Beispiel ein:
Beim aktuellen Streit, um die Rechtmäßigkeit (und Straffälligkeit) der Proteste von Klimaaktivisten der sog. Letzten Generation geht es genau um die Abwägung von einerseits "Demonstrationsfreiheit" vs. "Bewegungsfreiheit" wenn z.B. Aktivisten Staus verursachen, weil sie sich auf der Straße festlegen und andere deshalb in ihrer Freiheit beschränkt werden. Allerdings berufen sich die Aktivisten von Letzte Generation ja ausdrücklich auf ihr Recht auf Protest UND nehmen es ja direkt und persönlich wahr, bezahlen also nicht andere Leute dafür, sich statt ihrer auf die Straße zu kleben! Ein wichtiger Punkt (für die Argumentation der Aktivisten) ist zudem ihr Hinweis darauf, dass auch vom Bundesverfassungsgericht darauf hingewiesen wird, die Freiheit der zukünftigen Generationen auch heute bereits politisch und gesellschaftlich zu beachten.
Warum macht sich Reinhard Mey über dieses Grundrecht lustig?
Beim oberflächigen Hinhören bzw. ohne Berücksichtigung der Umstände, unter denen der Text entstand, könnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass Reinhard Mey sich hier über das Grundrecht der Versammlungsfreiheit lustig macht. Ich verstehe das Lied aber so, dass er damit nicht das Grundrecht selbst kritisiert bzw. verballhornt, sondern die Art und Weise, wie es teilweise angewendet wurde, also das "geschäftsmäßige Vorgehen" von bestimmten politischen Kreisen, die nicht "der Sache wegen" demonstrierten, sondern, um damit ein Geschäft zu machen. Er erklärt das ja auch sehr nachvollziehbar auf dem Album Live von 1971 (siehe oben).
Ist es in Deutschland legal, Menschen fürs Demonstrieren zu bezahlen?
In Deutschland ist es grundsätzlich legal, Menschen für das Demonstrieren zu bezahlen, solange es sich dabei um eine ordnungsgemäß angemeldete Demonstration handelt und die Personen, die bezahlt werden, auf eigene Initiative und freiwillig teilnehmen. Es gibt jedoch bestimmte Regelungen, die sich auf die Finanzierung von Demonstrationen beziehen, die beachtet werden müssen. Beispielsweise dürfen Unternehmen, die an politischen Parteien oder politischen Organisationen beteiligt sind, keine finanzielle Unterstützung für Demonstrationen leisten. Es ist auch verboten, Gewalt oder Aufrufe zur Gewalt zu fördern oder zu unterstützen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Finanzierung von Demonstrationen, die gegen geltendes Recht verstoßen, illegal sein kann. Es ist daher wichtig, sich über die geltenden Gesetze und Regelungen im Zusammenhang mit der Finanzierung von Demonstrationen in Deutschland zu informieren.
Wie demonstriere ich legal - Video von Christian Solmecke | Rechtsanwalt WBL legal
Es gibt immer wieder Gerüchte und Behauptungen dazu, z.B. wurde der Bewegung Fridays for Future unter anderem unterstellt, dass sie nur deshalb so viele Jugendliche auf die Straße mobilisieren könnten, weil die Schüler*innen dadurch am Freitag nicht in die Schule gehen würden. Es wurde damit natürlich unterstellt, dass es sich bei den demonstrierenden Jugendlichen sozusagen um "bezahlte Demonstranten" handeln würde, die aber nicht mit Geld bezahlt wurden, sondern deren Profit der "schulfreie Tag" sein sollte kann man so sehen...ist aber nachweislich ein vorgeschobener Vorwurf. Aber, immerhin, könnte das Argument "schulfrei für Demo" legitim sein.
Ein weiteres Beispiel war 2019, als europaweit sehr viele - vor allem junge - Menschen auf die Straße gegangen sind, um gegen die Einführung von Artikel 13 des EU-Urheberrechts zu demonstrieren.
Worum ging es 2019 bei den Protesten gegen Artikel 13?
Der Rechtsanwalt Christian Solmecke hat sich damals sehr intensiv mit der Thematik "Artikel 13" beschäftigt und auf der Webseite seiner Kanzlei WBL legal auch ein ständig aktualisiertes Dokument zum Download bereitgestellt, in dem die Argumente PRO & CONTRA Artikel 13 dargestellt und kommentiert wurden. Außerdem hat er auf YouTube etliche Videos dazu veröffentlicht, z.B. dieses:
Was bedeutet: 25 00 30?Auszug aus dem Artikel "Gekaufte Demonstranten" auf Netzpolitik.org Zitat:Dieser Vorwurf, Demonstrant*innen, die gegen eine bestimmte Politik auf die Straße ziehen, seien in Wirklichkeit gekauft oder instrumentalisiert, ist nicht neu. So ist die Mär des fremdgesteuerten Protests bei Despoten von Mubarak bis zum sudanesischen Diktator Al-Bashir ein beliebtes Topos, um legitime, demokratische Proteste zu diskreditieren. Es handelt sich um eine Kommunikationsstrategie der Autoritären.
Zunächst einmal könnte es bedeuten, dass man unter der Telefonnummer 250030 eine Demonstration (in Berlin) anmelden kann bzw. damals konnte. Das wäre natürlich durchaus möglich. Weiß hier jemand mehr?
Natürlich ist es auch naheligend, dass in der Logik des Lieds diese Nummer für die private bzw. geschäftliche Telefonnummer von Fleischmeister Kasulzke steht. Das glaube ich aber nicht, und das nicht nur, weil es im Telefonbuch von West-Berlin 1966 keinen entsprechenden Eintrag und Kasulke gibt/gab - es wäre auch ziemlich schräg, wenn Mey einen "echten" Namen aus einem existierenden Telefonbuch nähme, oder?
Ich meine, der Name Fred Kasulzke ist ein "Pseudonym", der sich aus Fred (zweiter Vorname des Künstlers = Frederik) und Kasulzke (Fantasiename) zusammensetzt und der uns noch in dem Lied Hab Erdöl im Garten begegnet, weil "Kasulzke" dem Protagonisten in diesem Lied ins Poesiealbum schreibt und ihm wünscht:
Außerdem wird "Fred Kasulzke" noch als Vorbild erwähnt in dem Lied Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden, bei dem er als hintertriebener Immobilienhai beschrieben wird, der kein Problem damit hat, Politiker zu schmieren...aber das sind andere Geschichten...Wunsch von "Kasulzke", den er ins Poesiealbum schreibt Zitat:„Hab Erdöl im Garten, ob's stürmt oder schneit
Und mit dem Ersparten üb' Treu' und Redlichkeit.“
Ich denke, dass die Verwendung von "25 00 30" im Titel vor allem symbolisiert, wie schnell und einfach es sein soll, sich bei Fred Kasulzkes Unternehmen Leute für eine Demonstration zu besorgen, quasi in "null komma nix"! In "null komma nix ankommen" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der bedeutet, dass jemand sehr schnell und unerwartet an einem Ort erscheint. Es kann auch verwendet werden, um auszudrücken, dass etwas sehr schnell und unerwartet passiert oder erledigt wird. Beispielsweise, "Ich bin in null komma nix da" bedeutet, dass man sehr schnell und unerwartet an einem Ort erscheinen wird.
Das geht natürlich nur, wenn man diesen Auftrag ebenso schnell vergeben kann und das war im Jahr 1966 halt das Telefon. Alle anderen Möglichkeiten, eine Demo zu organisieren sind auf jeden Fall zeitintensiver - und genau diese Zeit- und somit auch Kostenersparnis sind die Hauptargumente, die für die Idee von Fred Kasulzke sprechen. Heute sind wir es gewohnt, eine über digitale Kommunikationsmittel in Echtzeit zu organisieren - 1966 war das eine absolut innovative Idee.
Für mich ist das die überzeugendste Erklärung dafür, dass er diese Nummer überhaupt im Lied aufgenommen hat und die 00 symbolisiert dabei die prompte Erledigung des Wunsches. Sehr Ihr das genauso oder findet Ihr, ich übertreibe es da etwas mit der Nummernanalysiererei?
Fred Kasulzke 2.0 - der satirische Blick auf "Berufsdemonstranten" wissenschaftlich betrachtet
Das Lied wurde auch in einer Arbeit von Joachim Landkammer erwähnt, die unter dem Titel: Fred Kasulzke 2.0 oder Apfelkuchen mit Sahne für den Berufsdemonstranten im Jahr 2016 veröffentlicht wurde und auch zum Download bereitsteht.
Hier schreibt Joachim Landkammer unter anderem:
Auszug aus der Arbeit von den Seiten 8,10,11 und 12 Zitat:Reinhard Mey (*1942)8 hat in seinem bereits 1966 entstandenen Lied mit dem an Brecht gemahnenden Titel „25 00 30 Fred Kasulzke protestazki oder Die Ballade vom sozialen Aufstieg des Fleischermeisters Fred Kasulzke“ eine satirische Fiktion ausgearbeitet, die sich nicht nur für damalige Zeiten als erstaunlich weit-sichtig bezeichnen lässt, sondern bis heute auf gewisse Weise „aktuell“ zu sein scheint.9 Vorgestellt wird hier, in der Form der Ultra-Kurzgeschichte von einer erfolgreichen Geschäftsidee eines bis dato eher talent- und glücklosen Zeitgenos-sen, die Vision einer Agentur für Demonstrationen und Protestaktionen „auf Bestellung“, ausgeführt von dazu angestellten gering qualifizierten Angestellten, die keinerlei „inneren Bezug“ mehr zu der von ihnen öffentlich „demonstrierten“ Causa haben, außer eben dem, dass sie von einem interessierten Kunden dafür bezahlt bzw. von einem cleveren Geschäftsmann dafür engagiert werden...
...Der neben dem reinen „Vergnügen“ sicher auch intendierte kognitiv-intellektuelle Anspruch jeder Satire besteht in der impliziten Aufforderung an den Rezipienten, sich eine Welt vorzustellen, in der „so etwas“ möglich wäre10, um sich gleichzeitig zu fragen, ob er eine solche Welt „möchte“; die der aktuel-len Realität entnommenen und als solche wiedererkennbaren Aspekte der Fiktion sollen ihn außerdem dazu bringen, die fingierte mit der realen Welt zu verglei-chen, um aufgrund der zu entdeckenden „Übereinstimmungen“ die kritische Ablehnung, moralische Entrüstung oder spottende Distanz von der Fiktion auf die Wirklichkeit zurück zu übertragen. Aufgrund dieser vorläufigen und groben Beschreibung der Funktionsweise von Satire lässt sich der Text nun analysieren und auf seine damalige wie heutige „Tauglichkeit“ überprüfen.Da wäre etwa die Frage nach der historischen Kohärenz und Konsistenz zu stellen, als Nachfrage nach dem Grad der Wirklichkeitsnähe und -ferne; trifft die satirische Übertreibungsgeste ihren Gegenstand noch, war/ist also so etwas wie ein „gemieteter Protest“ überhaupt denkbar – und wenn ja, was wäre ggf. schlimm daran? Ist die im Text gelieferte Begründung für dieses Phänomen zumindest im Rahmen satirisch erlaubter Pointierung noch „realistisch“? Macht die für den ironischen Effekt zuständige Diskrepanz und Inkongruenz11 der Dar-stellung auf analogisierbare Realproblematiken aufmerksam – und wenn ja, auf welche? Es geht also im Folgenden um die – zugegebenermaßen vollkommen humorlose – Frage nach der Angemessenheit der ironischen Unangemessenheit, nach der Kongruenz der Inkongruenz. In der Tat beruht ja Hrn. Kasulzkes Dienstleistungs-Geschäftsidee nicht nur auf der unterstellten, manisch ausufernden Neigung, jegliches Anliegen durch „Pro-testiererei“ durchzusetzen, sondern auch auf realen Schwierigkeiten und dement-sprechenden möglichen Bedürfnissen, die bei öffentlichkeitswirksamen Akten der politischen Meinungsbekundung durchaus auftreten. Der Text selbst deutet davon nur die naheliegendsten an...
Eine mit fast ebenso großem Eifer behütete Tabuzone der Authentizität und des unmittelbar subjektiven Willens-Ausdrucks findet sich erstaunlicherweise am diametral gegenüberliegenden Pol des Spektrums zwischen privatem und öffentlichem Handeln: nämlich beim öffentlich demonstrierten politischen Enga-gement. Reinhard Meys Satire soll zeigen, wie „absurd“ eine Welt aussähe, in der dem nicht (mehr) so ist. Während sonst die „offizielle“ Politik gern als etwas Undurchsichtiges, Verlogenes und Schmutziges imaginiert wird23, umgibt die „Politik der Straße“ die Anmutung eines reinen, klaren, ehrlichen und wahrhafti-gen Tuns in „vollkommene[r] Gewissensreinheit“ (Schmidt 2010). Der unter-kühlt-berechnenden Politiker-Politik „da oben“ und „drinnen“ (in den Hinter-zimmern und Lobbys24) steht die emotional-ungezähmte freiheraus sprechende Straßen-Politik „hier unten“ und „draußen“ gegenüber (Jasper 1998; Hättich 1984: 29). Wo das offizielle politische Handeln überhaupt öffentlich wird, steht es unter medialem Inszenierungsverdacht, während das (scheinbar) formlose, ungezwungene, zur gewalttätigen Ausschreitung neigende Verhalten von De-monstranten „Authentizität“ verbürgt (vgl. Noetzel 1999: insbes. 131). Das im-pliziert, dass der „auf der Straße“ sichtbar werdende politische Wille eines mün-digen Subjekts reinen Herzens etwas Unveräußerliches und Nicht-Delegierbares bleiben muss, bei dessen „Manifestation“25 man sich nicht von anderen (und schon gar nicht gegen Geld) vertreten lassen kann. „Das Recht zum Protest ist auch ein Recht zum Laientum“
Und was gibt es noch zu sagen?
Die Geschichte wird über 6 Strophen zu je 9 Versen (Zeilen) erzählt, wobei in den Strophen 1-5 die 9.Zeile jeweils die vorhergehende Zeile wiederholt. Reinhard Mey verwendet auch in diesem Lied ein metrisch ungebundenes Versmaß, es wird kein Versfuß verwendet. Das Reimschema ist eine Mischung zwischen Kreuzreim (in den ersten 4 Zeilen) und Paarreim (in den anschließenden 5 Zeilen) ist also: ababccdd-d
Ich finde, neben der "politischen" Dimension bietet dieses Lied auch eine subtile Gesellschaftskritik bzw. parodiert typische deutsche Eigenschaften, wie z.B.Beispiel für das Reimschema Zitat:In Kasulzkes Hauptquartier stehen fünf Kolonnen bereit
Für Manifestationen und Krawall
Pressefreiheit, Antibabypille, Verkürzung der Arbeitszeit
Für und wider, jederzeit und überall
Eine Truppe macht nur Sitzstreiks, eine zweite spricht im Chor
Fackelzüge macht die dritte und die vierte macht Terror
Nummer fünf ist die Elite und nur drauf spezialisiert
Wie man ausländische Botschaften mit Tinte bombardiert
Wie man ausländische Botschaften mit Tinte bombardiert
- den Drang, alles bis ins Detail regeln zu wollen,
- auf alles vorbereitet zu sein,
- zunächst mit einem "Lockangebot" Appetit zu machen
- und später dann richtig abzukassieren
- usw.
Meine Meinung zum Lied des Tages
Meine Wertung: von 5 Sternen, weil das behandelte Thema auch heute noch aktuell ist und die Geschichte sich, obwohl sie erstunken und erlogen (dichterische Freiheit) ist, sich doch immer noch hält. Nicht falsch verstehen: Reinhard Mey hat hier eine sehr gelungene Parodie geschrieben, ABER ich halte es ohne kommentierende Einordnung als "gefährlich", weil es halt Menschen gibt, die Ironie und Parodie einfach nicht verstehen und diesen Text für Wahrheit nehmen und sich sagen: "Reinhard Mey ist doch ein seriöser und vernünftiger Dichter, und wenn DER das schon behauptet, dann wird ja wohl was dran sein!". Also, obwohl ich das Lied gut finde, bewerte ich es nur mittelmäßig, weil es - falsch verstanden - gefährlich werden kann, bzw. die falschen Leute sich wegen der schlimmsten möglichen Gründe auf diesen Text beruhen können! Es gibt noch mindestens 2 Lieder in Meys Werk, die ich dazu zählen würde, nämlich Sei wachsam und Was gibt's schöneres auf Erden, als Politiker zu werden ... aber dazu werde ich noch was schreiben ...
Die musikalische Qualität der EP-Aufnahme kann ich nicht beurteilen, weil ich sie nicht kenne. Die Live-Version wird von Mey routiniert und sehr stimmig betont präsentiert - halt Mey live!
Die Die Ballade vom sozialen Aufstieg des Fleischermeisters Fred Kasulzke wurde auf der EP-Single 25 00 30 Fred Kasulzke Protestazki im Jahr 1966 veröffentlicht. Zur "Ballade" wurde das Lied aber erst, als Mey es Live auf der Bühne präsentierte, woraus sich dann wohl der längere Titel ergab (siehe dazu auch meine Auswertung dazu bei der Diskussion um das Lied Das Geheimnis im Hefeteig...... Auf dem Album Live von 1972 - dem ersten deutschsprachigen Konzert-Album Meys ist das Lied ebenfalls vertreten, als 6.Lied der zweiten LP/CD.
Mehr Informationen über die EP "25 00 30 Fred Kasulzke Protestazki" und das Album "live"
Diese und weitere Informationen zum Lied bzw. zur EP habe ich auf discogs.com gefunden.
- A1 - Fred Kasulzke Protestazki
- A2 - Frau Pohl
- A3 - Vertreterbesuch
- B1 - Bist Du Ein Schwindler
- B2 - Bauer Ich Bitt´euch
Reinhard Mey live ist das erste Livealbum des deutschen Liedermachers Reinhard Mey. Es erschien 1971 bei Intercord. Aufgenommen wurde es bei einem Konzert am 12.12.1970 in Berlin. Von den 25 Liedern auf dem Doppelalbum sind fast alle von ihm getextet und komponiert.
Die Wikipedia weiß unter anderem folgendes zu berichten:
Reinhard Meys erste Live-Platte schlug grandios ein, war 1971 insgesamt 5 Monate in den Charts, wurde über 500.000 mal verkauft und stieg bis auf Platz 9 der Charts. Der Künstler erhielt dafür 2 goldene Schallplatten überreicht, die er sich in sein kleines Zimmer aufhängte, wie eine Kinderreporterin damals feststellte siehe Interview ab Minute 18:55.Wikipedia Eintrag zum Album "Reinhard Mey - live" Zitat:Das Album vereint die größten Erfolge der bis dahin veröffentlichten Lieder. Die ersten Lieder verbindet er in seinen Ansagen mit dem „Versuch, ein Liebeslied zu schreiben“. Da ihm das nach eigener Einschätzung nicht gelingt, kann er jeweils einen neuen Versuch starten. Auch wenn sich die Darbietung der meisten Lieder eng an die Studioaufnahmen anlehnen, gibt es markante Abweichungen.
1. Platte
- Ich wollte wie Orpheus singen – 2:04
- Das Canapé – 2:52
- Das Lied von der Spieluhr – 2:54
- Klagelied eines sentimentalen Programmierers – 2:31
- Fast ein Liebeslied – 2:11
- Ankomme Freitag den 13. – 3:21
- Irgendwann, irgendwo – 1:40
- Der Schuttabladeplatz der Zeit – 3:44
- Christine – 2:46
- Heute noch – 2:57
- In meinem Garten – 3:05
- C’etait une bonne année je crois (Ich denk’, es war ein gutes Jahr) – 2:32
- Epitaph auf Balthasar – 4:30
- Komm, gieß' mein Glas noch einmal ein – 3:33
- Hauptbahnhof Hamm – 1:46
- Die Ballade vom Pfeifer – 3:54
- Abgesang – 2:45
- Manchmal, da fallen mir Bilder ein – 2:58
- Die Ballade vom sozialen Aufstieg des Fleischermeisters Fred Kasulzke – 3:00
- Kaspar– 3:50
- Abscheuliches Lied für abscheuliche Leute – 2:33
- Approche ton fauteuil du mien (Lied zur Nacht) – 1:57
- Vertreterbesuch – 2:04
- Diplomatenjagd – 3:01
- Trilogie auf Frau Pohl – 4:33