Eine Entdeckung: Florian Paul und die Kapelle der letzten Hoffnung

Stell uns Deinen Lieblingskünstler vor, informiere uns über seine neue CD oder schreibe einen Konzertbericht. In diesem Forum kannst Du das tun, auch wenn es für Deine/n Liedermacher/in (noch) kein eigenes Forum gibt.

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Benutzer 141 gelöscht hat dieses Thema gestartet
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Eine Entdeckung: Florian Paul und die Kapelle der letzten Hoffnung

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Liebe Leute,

meine Schwester hat Gott sei Dank so viel Kohle, dass ich kostenlos an ihrem Spotify-Zugang partizipieren darf.Irgendwann begannn ich damit dat Ding zu nutzen und das Stück Silizium, das den Server dort steuert, hat mich nun aufgrund meiner Hörgewohnheiten immer besser analysiert. Tja, Fluch der Technik und der Informationstechnologie, wenn der Algorithmus dich auseinandernimmt, seziert und analysiert. Über Spotify und dessen (teilweise negativen) Auswirkungen auf die kreative Szene kann man selbstverständlich ebenso einiges schreiben, doch dies soll nicht das Thema werden.
Nein, es geht mir darum, dass mich der Algorithmus immer wieder positiv überrascht und Titel und Künstler (*Innen, Künstlernde, _Innen ... :-D ) vorschlägt, die mir bis dato gänzlich unbekannt waren, aber sehr hörenswert sind.

Eine sehr positive Überraschung dieser Art ist die Entdeckung von Florian Paul und seiner Kapelle der Letzten Hoffnung. Ein Sprachkünstler mit wunderschönen Texten, der es außerdem meisterhaft schafft, beeindruckende Arrangements mit seinen Mitmusikern zu schaffen.

Gut, ich nehme an, dass unserem "Superbrain" Sky auch dieser Musiker nicht unbekannt ist. Mag natürlich sein, dass sein Geschmack ein ganz anderer ist, als der meine, so dass Florian Paul bisher hier nicht besprochen wurde (zumindest habe ich ihn über unsere Forumssuche nicht finden können). Doch gewundert habe ich mich schon, unter uns allen "Liedgourmets" nie eine Besprechung der Lieder und Musik von Florian Paul zu finden.

Hört mal rein. Empfehlungen zum ersten Kennenlernen wären z. B. "Zeitgeist" oder "Zirkus"

Ein Verriss meiner persönlichen Einschätzung ist aus demokratischen Gründen selbstverständlich erlaubt - es lebe die Meinungsfreiheit :sheldon:

Liebe Grüße

Barde
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Skywise
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Beitrag von Skywise »

Barde hat geschrieben: Mo 13. Nov 2023, 12:16
Gut, ich nehme an, dass unserem "Superbrain" Sky auch dieser Musiker nicht unbekannt ist. Mag natürlich sein, dass sein Geschmack ein ganz anderer ist, als der meine, so dass Florian Paul bisher hier nicht besprochen wurde (zumindest habe ich ihn über unsere Forumssuche nicht finden können).
Hier zugegebenermaßen nicht. Das '22er Album "Auf Sand gebaut" (das zweite der Gruppe) hat mir allerdings trotzdem sehr gut gefallen und es ist auch schon für das "Liederlicht" ausgeschlachtet worden. Beim Debüt "Dazwischen" bin ich mir zwar sicher, daß ich es habe, aber ob es schon einmal bei eingeschalteter Aufmerksamkeit durchgelaufen ist und seinerseits Lieder ans Radio abgetreten hat, könnte ich nicht beschwören. Also - ist bekannt, und eine Empfehlung ganz sicher berechtigt.

Gruß
Skywise
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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Skywise hat geschrieben: Mo 13. Nov 2023, 14:07
Also - ist bekannt, und eine Empfehlung ganz sicher berechtigt.
Na, das hätte mich auch extrem gewundert, dich mit einer Wissenslücke zu erwischen. Danke, dass du mein Weltbild nicht erschüttert hast :-)
Aber andererseits schön, dass es dir auch gefällt.
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Helmut
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Beitrag von Helmut »

Hallo Michael

Florian Paul klingt gut, gefällt mir. Ich hab mir seine Internetseite angesehen. Obwohl er inzwischen in München zuhause ist, scheint er bei seinen Auftritten um Südost-Bayern eine großen Bogen zu machen.

Gruß Helmut
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Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Helmut hat geschrieben: Mi 15. Nov 2023, 08:12
scheint er bei seinen Auftritten um Südost-Bayern eine großen Bogen zu machen.
Sorry, wer macht um Südost-Bayern keinen großen Bogen? Das ist doch selbstverständlich, dass man diese Gegend tunlichst meidet.

Entschuldigung Helmut, das war jetzt einfach eine Steilvorlage, die ich nutzen musste. Du kennst doch auch dieses Gefühl, dass einen die Tastatur regelrecht anschreit "SCHREIB ES, SCHREIB ES" :-D Wenn einer solche Frechheiten verstehen sollte, dann doch gerade du :pfeifen: Lass uns einen trinken gehn :prost:

Nein, nun mal im Ernst: Ostdeutsche Gefilde scheinen ihm auch eher ein nicht beliebtes Terrain darzustellen. Den, besser gesagt "die", da es sich um eine ganze Band handelt, würde ich doch mal sehr gerne live in Leipzig hören. Es ist auch diese Mischung aus wirklich mitnehmender Musik und guten Texten, die mich zu einer Empfehlung gebracht hat. Diese Art von Musik ist irgendwie auch nicht trendy (Gott sei Dank) - ist es ein Zufall, dass mir das Lied "Zeitgeist" mit am besten gefällt. Aber man kann's auch nicht nur als gekonnte Reproduktion alter Musikstile betrachten.

Ich glaube, was mich persönlich ebenso anzieht, ist, dass dies nicht nur eine Generation an - Vorsicht: gewagte Wortneuschöpfung - "Lieder-Liebhabenden" (Partizipkonstruktionen sind on vogue und trendy ;-) ) ansprechen kann.

Manchmal komme ich ins Sinnieren, dass es irgendwie heutzutage ungewöhnlich zu sein scheint, dass man Konzerte oder Aufführungen besucht, die hauptsächlich nur noch von einer Generation besucht werden. Dies betrifft nicht nur die Musik, sondern auch z. B. Comedians / Komödianten / Komiker. Letztes Jahr bekam ich von Heike eine Eintrittskarte für eine Veranstaltung mit Moritz Neumeier geschenkt, den ich einige Monate davor auf Youtube-Videos entdeckt hatte. Er gefiel mir sehr gut und sie machte mir daher eine Freude damit. Glücklicherweise hatte Heike Karten direkt in der ersten Reihe mittig bekommen und als wir uns setzten, merkten wir, dass wir wohl mit Abstand die Ältesten im Saal waren. Neben uns saßen auch noch 2 Leute unserer Altergruppe und der ganze Saal (ausverkauft) war ansonsten nur mit einem sehr jungen, wohl eher dem studentischen Milieu zurechnendem Publikum besetzt. Nun, wir wirkten wohl ein bisschen wie Exoten, saßen zudem direkt an der Bühne und als das Programm anfing und wurden sofort bei Neumeier zum Thema, der uns, nicht nur unserer Platzposition wegen, gleich in die Mangel nahm. Meisterhaft (da kam ganz deutlich der sensible Künstler rüber), fragte er uns 4 - 5 Oldies warum wir da wären und machte ein bisschen Späße über uns - und - überging Heike. Er merkte sofort, dass sie wohl lieber sterben würde, als in den Mittelpunkt rücken zu wollen.

Warum erzähle ich das im Zusammenhang mit der Musik von Florian Paul? Weil es mir irgendwie aufging, dass es wohl nicht mehr selbstverständlich ist, dass ein Programm über Generationen hinweg das Publikum vereint. Persönlich finde ich es sehr schade, weil ich in einer Bach-Motette Tränen der Ergriffenheit in die Augen bekommen kann und Lachtränen bei echt guten Komikern - und persönlich eine große Bandbreite an Vorlieben habe. Doch meinem Gefühl nach hat sich das Angebot an generationenübergreifender Kunst reduziert. Auch die aktuellen Hommagen zum 100.ten Geburtstag von Loriot haben mich ins Sinnieren gebracht. Da haben damals alle drüber gelacht - jung oder alt. Doch wer schafft das heute noch, in dieser Bandbreite alle zu faszinieren?
Habe ich in dieser Hinsicht eine falsche Wahrnehmung - eine Wahrnehmungsverzerrung. Wie geht's euch damit?

Tja, noch mal der Bogen zu Florian Paul: Hier vermeine ich so etwas zu finden, dass meinem Gefühl nach altersunabhängig Menschen ansprechen kann.

Liebe Grüße

Barde

:balkon:
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Helmut
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Beitrag von Helmut »

Lieber Michael
Sorry, wer macht um Südost-Bayern keinen großen Bogen? Das ist doch selbstverständlich, dass man diese Gegend tunlichst meidet.
Entschuldigung Helmut, das war jetzt einfach eine Steilvorlage, die ich nutzen musste. Du kennst doch auch dieses Gefühl, dass einen die Tastatur regelrecht anschreit "SCHREIB ES, SCHREIB ES"
Da schreibst du mir aus der Seele. Solche Beiträge schätze ich, für mich sind sie ein Zeichen der Wertschätzung, sie zeigen das Vertrauen gegenüber dem Anderen, weil man weiß, dass man richtig verstanden wird.

Nun aber ernsthaft zu Südost-Bayern. Mich erstaunt und entsetzt es immer wieder, wie wenig an Kleinkunst in Rosenheim geboten ist, immerhin die größte Stadt zwischen München und Salzburg, ein Verkehrsknotenpunkt mit Hochschule. Das Kuko, der größte Saal der Stadt, ist von der Akustik so schlecht, dass man den Text nicht mehr versteht, wenn mehr als ein Instrument gespielt wird. Da bin ich mir mit Gitta einig, da gehen wir nicht mehr hin.
Die kleinen Laien-Theater sind bei Kleinkunstveranstaltungen so schlecht besucht, dass sie nur noch Eigenproduktionen spielen. Und andere Wirtshäuser bieten meist ein ein Programm das genau zwischen Kabarett und Comedy angesiedelt ist. In einem renommierten Jazz-Lokal ist das Publikum gewohnt, dass man sich auch bei Liedermacher in Zimmerlautstärke unterhält. Außer den Kleinkunsttagen des Stadtjugendrings (14 Veranstaltungen an 14 Tagen) ist sonst wenig los.
Ebersberg, 35km von Rosenheim entfernt, hat nur ein Fünftel der Einwohner, aber dort gibt es im Jahr ca. 80 Veranstaltungen die teilweise fürs TV aufgezeichnet werden, dort funktioniert es.
Dann gibt es noch den Hubbi in Hemhof (450 Ew.) mit ca. 60 Plätzen, die hässlichste Wirtschaft in Bayern, da treten die Künstler (teilweise wirklich gute) auf, die in Rosenheim mangels Interesse nicht engagiert werden.

So, jetzt hab ich mich ausgekotzt und bin bereit für weitere Sticheleien.

Herzlich
Helmut

PS. Sollte Florian Paul mitlesen, entschuldige ich mich bei ihm, weil ich "seinen" Thread für mein Gejammere missbraucht habe. :teufel:
Noch ein PS: Wenn Michael ins Kabarett geht, gehört er offensichtlich zu den Ältesten. Ich bin geschätzte 10 Jahre älter, wenn wir ins Kabarett gehen, gehören wir nach meiner Wahrnehmung zur jüngeren Hälfte.
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Viktor
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Eine Entdeckung: Florian Paul und die Kapelle der letzten Hoffnung

Beitrag von Viktor »

Hallo miteinander,

na, hier wurden ja ein paar verschiedene ganz interessante Themen angesprochen; da kann ichs natürlich nicht lassen, meinen Senf dazuzugeben.

Florian Paul & DKDLH: Gefällt mir gemessen am gesamten Musikmarkt sehr sehr gut. Gemessen an den Liedermachern, die ich sonst so höre, gefällt es mir ganz okay ;-)
Will damit sagen, ist einfach Geschmackssache; ich mag es musikalisch meist etwas folkiger und textlich etwas mehr oldschool-ausgefeilt mit vielen Endreimen und so.
Ich habe mir ein paar der "Live im Ampere"-Videos bei YouTube angeschaut. Zumindest "Alles wie immer" ist mir positiv im Gedächtnis geblieben.
Für mich ist das hier tolle deutsche Popmusik mit akustischen Instrumenten, wovor ich grundsätzlich meinen Hut ziehe, auch wenn ich nicht in einem Zug mit "unseren" Liedermachern in diese Richtung denke. Erinnert mich ein bisschen an Faber oder Felix Meyer (auch wenn ich weiß, dass man Künstler ja eigentlich nicht per 'klingt wie ...' vergleichen soll).

Generationenübergreifend?
Barde hat geschrieben: Mi 15. Nov 2023, 11:07
Weil es mir irgendwie aufging, dass es wohl nicht mehr selbstverständlich ist, dass ein Programm über Generationen hinweg das Publikum vereint. [...]
Habe ich in dieser Hinsicht eine falsche Wahrnehmung - eine Wahrnehmungsverzerrung. Wie geht's euch damit?
Hmm, ich finde das eine interessante Frage, aber habe mir bislang wenig Gedanken darüber gemacht.
Als Positivbeispiel: Einen guten Alt-Jung-Mix im Publikum habe ich immer wieder bei Simon & Jan erlebt. Aber da kann ich es mir auch sehr gut erklären: Die beiden haben immer auf vielen Hochzeiten getanzt, waren etwa Vorprogramm bei Götz Widmann und Monsters Of Liedermaching, um sich der leicht versifften Liedermachingszene mit albernen spaßigen Texten vorzustellen, waren in vielen Kabarett-TV-Shows, um eher ihre kritische Seite herauszukehren, haben auch bei den "Neuen von den Songs" in Banz gespielt oder als Special Guest bei Konstantin Wecker, um klassisches Liedermacher-Publikum zu erreichen. Da bleiben im Bestfall überall ein paar "Fans" hängen. Ohne dass sie sich jeweils für unterschiedliche Gruppen verstellt hätten.
Generell denke ich aber, dass dieser Ansatz weniger wird: Der Zugriff auf Kunst und Kultur übers Internet macht es einfacher denn je, seine eigene Nische über die entsprechenden Kanäle zu finden und damit zufrieden zu sein, nur die Leute anzusprechen, die es wirklich hören wollen. Jeder hat seine Leute, keiner will alle erreichen. Hat alles seine Vor- und Nachteile. In der US-Comedy bemerke ich, dass es auch Auswirkungen auf die Ausübung des Handwerks an sich hat: Wenn jemand etwa über seine Herkunft aus einer ethnischen Minderheit sprechen will, musste der Künstler früher daran arbeiten, es erstmal irgendwie für das breite Publikum schnell nachvollziehbar darzulegen, wie man es sich vorzustellen hat -- heute hingegen sitzen dann Leute mit gleichem Hintergrund im Publikum und man kann ohne Kontext die Sprache wechseln oder hyperspezielle Anspielungen einstreuen usw., denn die Leute wissen eh bescheid.
Übrigens.... Ob Florian Paul & DKDLH wirklich solch Zusammenbringer der Generationen sind? In den Live-Videos habe ich keine Sitzplätze gesehen - und ich hätte gedacht, dass ältere Leute beim "Konzertbesuch" von akustischer Musik mit guten Texten nicht unbedingt an Tanzveranstaltung denken...?

Geringes Kulturangebot: Helmut, du schilderst ja recht ernüchternde Zustände aus Rosenheim...
Helmut hat geschrieben: Do 16. Nov 2023, 09:13
Dann gibt es noch den Hubbi in Hemhof (450 Ew.) mit ca. 60 Plätzen, die hässlichste Wirtschaft in Bayern, da treten die Künstler (teilweise wirklich gute) auf, die in Rosenheim mangels Interesse nicht engagiert werden.
Obs wirklich ein Mangel an Interesse ist? Vielleicht nur ein Mangel an engagierten lokalen Veranstaltern?
Ich habe auch die Beobachtung gemacht, dass manchmal in total kleinen Orten unheimlich viel Kultur stattfindet, gerne mal mit nem kleinen Verein, der ordentlich Initiative ergreift, auch Leute von außerhalb herzuholen. Hier in Lutterbek, 17km von Kiel, 400 Einwohner, gibt es manchmal ein besseres Kabarettangebot als in der Großstadt.

Viele Grüße
Viktor
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Benutzer 141 gelöscht hat dieses Thema gestartet
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Eine Entdeckung: Florian Paul und die Kapelle der letzten Hoffnung

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Hallo,
Viktor hat geschrieben: Do 23. Nov 2023, 09:49
Generell denke ich aber, dass dieser Ansatz weniger wird: Der Zugriff auf Kunst und Kultur übers Internet macht es einfacher denn je, seine eigene Nische über die entsprechenden Kanäle zu finden und damit zufrieden zu sein, nur die Leute anzusprechen, die es wirklich hören wollen.
Ist ja auch ein bisschen Zeichen der Zeit, dass immer mehr Menschen sich freiwillig in eine Schublade / Nische begeben, oder - im schlimmeren Fall - hineingesteckt werden, sowohl als Künstler, aber auch als Konsument der Musik. Abgesehen davon wird die Lagerbildung immer schlimmer, praktisch in allen gesellschaftlichen oder politischen Zusammenhängen.
Mit Ausnahme von Techno und "industrieller Massenmusik" höre ich mir gerne viele Genres an. Was meine eigene, selbstgewählte "Schubladisierung" angeht, so nehme ich Abstand von Musik, die für mich eigentlich keine mehr ist. Zum Beispiel Schlager-, Pop- und sog. "Volks"-Musik, die oft nur noch aus musikalischen Baukastenmodulen besteht, die aus immer wiederkehrenden Schemata von Rhythmus- und Akkordfolgen besteht und beim Bügeln die Mutti nicht stört und Papi im Bierzelt schön mitgrölen kann, weil sie so einfach gestrickt ist. Von Schrotttexten ganz zu schweigen.
Jeder hat halt heutzutage sein Spartenradio, seinen Youtoube- oder Spotify-Algorithmus, der es schwierig macht, Neues zu entdecken.

Ein bisschen erinnert mich diese Form von heutiger "Musikherstellung" an das, was im 18.-Jahrhundert "Würfelmusik" bzw. "Musikalisches Würfelspiel" genannt wurde. Mit einem Würfel wurde bestimmt, welche vorgegebenen Musikfragmente hintereinander abgespielt werden, die so vorkomponiert waren, dass sie beliebig zueinander passen. Auch Mozart hatte angeblich einen solchen "Baukasten" produziert. Oft werden heutzutage Ängste von Kunstschaffenden geäußert, dass KI ihre Arbeit obsolet machen könnte. Nun, ich denke, Produzenten solcher Musik und Texte haben die Ängste zurecht, weil es dazu nicht viel Hirn und Gefühl braucht. Das kann auch eine Maschine en passant erledigen. Aber, um wiederum zu Florian Paul zurückzufinden: Ich vermeine hier etwas Originäres zu finden, was mich anzieht und nicht dem Massenmarkt und -geschmack entspricht. Aber gleichzeitig so gestaltet, dass sich nicht nur ein Typus von Mensch dafür interessieren könnte.

Wen(n) es interessiert:

Wikipedia - Musikalisches Würfelspiel 

Liebe Grüße

Barde
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Skywise
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Beitrag von Skywise »

Barde hat geschrieben: Do 23. Nov 2023, 12:39
Oft werden heutzutage Ängste von Kunstschaffenden geäußert, dass KI ihre Arbeit obsolet machen könnte. Nun, ich denke, Produzenten solcher Musik und Texte haben die Ängste zurecht, weil es dazu nicht viel Hirn und Gefühl braucht. Das kann auch eine Maschine en passant erledigen.
https://www.theredhandfiles.com/chatgpt-making-things-faster-and-easier/ 

Oder vorgelesen ...
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wende dich an einen Administrator.
Oder übersetzt ... hat geschrieben:

Leon, Los Angeles, USA:
"Ich arbeite in der Musikindustrie und es gibt eine Menge Aufregung rund um ChatGPT. Ich habe mit dem Songwriter einer Band gesprochen, der ChatGPT zum Schreiben seiner Texte verwendet, weil es so viel 'schneller und einfacher' ist. Dagegen konnte ich nicht wirklich etwas sagen. Ich weiß, daß Sie bereits über ChatGPT gesprochen haben, aber was ist falsch daran, Dinge schneller und einfacher zu machen?"

Charlie, Leeds, GB:
"Irgendwelche Vorschläge für einen jungen Songwriter, der gerade anfängt?"

Nick Cave:
"Lieber Leon und Charlie,

in der Schöpfungsgeschichte erschafft Gott die Welt und alles in ihr in sechs Tagen. Am siebten Tage ruhte er. Der Ruhetag ist bedeutsam, weil er darauf hindeutet, daß die Schöpfung eine gewisse Anstrengung von Gottes Seite erforderte, daß eine Art künstlerischer Kampf stattgefunden hat. Dieser Kampf ist der beständige Impuls, der der Welt Gottes ihren eigentlichen Sinn verleiht. Die Welt wird zu mehr als nur einem Objekt voller anderer Objekte, vielmehr ist sie mit dem lebendigen Geist, dem Pneuma ihres Schöpfers durchzogen.

Chat GPT lehnt jede Vorstellung von kreativem Kampf ab, der unsere Bemühungen belebt und unsere Leben nährt und ihnen Tiefe und Bedeutung verleiht. Es lehnt ab, daß es einen kollektiven, essenziellen und unbewußten menschlichen Geist gibt, der unserer Existenz zugrunde liegt, uns alle durch unser gemeinsames Streben verbindet.

ChatGPT treibt die Kommerzialisierung des menschlichen Geistes durch die Mechanisierung der Vorstellungskraft voran. Es macht unsere Teilnahme am Akt der Schöpfung wertlos und unnötig. Der 'Songwriter', mit dem du gesprochen hast, Leon, der ChatGPT benutzt, um 'seine' Texte zu schreiben, weil es 'schneller und einfacher' ist, beteiligt sich an dieser Erosion der Seele der Welt und des Geistes der Menschheit selbst und sollte, um es höflich auszudrücken, mit so einer Scheiße aufhören, wenn er sich weiterhin 'Songwriter' nennen möchte.

ChatGPT hat die Absicht, den Schaffensprozeß und die damit verbundenen Herausforderungen zu beseitigen, indem es ihn als nichts mehr denn als zeitraubende Unannehmlichkeit betrachtet, die der eigentlichen Ware im Weg steht. Warum sich anstrengen?, sagt es. Warum sich mit dem künstlerischen Prozeß und den damit verbundenen Herausforderungen befassen? Warum sollten wir es nicht 'schneller und einfacher' machen?

Als der Gott der Bibel auf das sah, was er geschaffen hatte, tat er dies mit einem Gefühl der Vollendung und sah, 'daß es gut war'. Es war gut, weil es etwas von ihm selbst eingefordert hatte, und sein Kampf verlieh der Schöpfung einen moralischen Imperativ, kurz gesagt: Liebe. Charlie, auch wenn der schöpferische Akt eine beträchtliche Anstrengung erfordert, trägst du am Ende zum großen Netzwerk der Liebe bei, das die menschliche Existenz prägt. Es gibt alle möglichen Versuchungen in dieser Welt, die an deinem kreativen Geist nagen, aber keine ist teuflischer als diese grenzenlose Maschine der künstlerischen Demoralisierung, ChatGPT.

Als Menschen fühlen wir uns oft so hilflos in unserer eigenen Kleinheit, und doch finden wir die Kraft, schöne Dinge zu tun und zu schaffen, und dort liegt der Sinn des Lebens. Die Natur erinnert uns ständig daran. Die Welt wird oft als ein rein bösartiger Ort hingestellt, aber dennoch zeigt äußert sich die Freude an der Schöpfung, und wenn die Sonne über dem Kampf des Tages aufgeht, tanzt der Haubentaucher auf dem Wasser. Es ist unser Streben, das zur Essenz des Sinns wird. Dieser Impuls - der schöpferische Tanz -, der jetzt so zynisch untergraben wird, muß um jeden Preis verteidigt werden, und so wie wir jedes existenzielle Übel bekämpfen würden, sollten wir es mit allen Mitteln bekämpfen, denn wir kämpfen um die Seele der Welt selbst.

Mit Liebe
Nick"
Gruß
Skywise
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"Ist wirklich wahr - ich hab's in meinen Träumen selbst geseh'n ..."
Herman van Veen - "Die Clowns"

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Eine Entdeckung: Florian Paul und die Kapelle der letzten Hoffnung

Beitrag von Benutzer 141 gelöscht »

Sehr interessanter Vortrag, den du hier verlinkst, Sky. Vielen Dank dafür.

Ich möchte jedoch dazu bemerken, dass mich Chat-GPT und sonstige KI nicht (mehr?!) sehr beunruhigen, seit ich das Ding ausgiebig getestet habe. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Ich hatte zwar geschrieben, dass sich wohl Kunstschaffende vor KI ängstigen müssen, die nur altbekannte Versatzstücke und "Gebrauchslyrik" in immerwiederkehrenden Strukturen zusammenfügen (nachkäuen), aber dies betrifft wohl halt mehr die Leute, die Fastfood-Kunst produzieren. KI kann - zumindest bis jetzt - mittelmäßig bis evtl. gut nachahmen, jedoch nicht richtig kreativ sein. Außerdem findet Kunst, bzw. der Wunsch sich künstlerisch ausdrücken zu wollen, immer wieder neue Wege und Möglichkeiten. Mit der Erfindung der Fotografie ging z. B. die Malerei nicht unter. Es fand einfach ein Wechsel, von der Notwendigkeit Motive realistisch darzustellen, hin zu Impressionismus und abstrakter Malerei statt, um nur zwei wichtige Entwicklungen zu zeigen.
Für meine Person könnte ich mir auch ein paar KI-Sünden vorstellen, in der Art: "KI, gib mir mal ein paar Synonyme oder andere Reimworte", doch auch dies ist sehr begrenzt hilfreich. Jedoch KI, die z. B. so verrückte Lieder wie "Hühnernudeltopf" oder "Wenn Siegessäulen weinen" (Ach Carschti, du lebst in unseren Herzen weiter), wird meinem Gefühl nach eine KI nicht produzieren können. Eine textliche Genialität, die ein Bodo Wartke aufweist von einer KI? Nee, glaube ich nicht, dass dies jemals kommen wird.

Subjektiv, wie immer, dahingetippt von

Barde

:balkon:

(, der sich gerne auch Gegenmeinungen anhört und akzeptiert.)
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