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von Skywise
#23
Holgi schrieb:
Es ist ja immer so eine Sache. Ob altes Material Qualität hat, um veröffentlicht zu werden, wird immer subjektiv empfunden. Warum vernichtet der Künstler es nicht, wenn er es nicht veröffentlichen will?
Sentimentale Gründe? Falsche persönliche Einschätzung des Wertes der Aufnahme? Keine Lust, sich nochmal intensivst mit dem Material auseinanderzusetzen?
Gerade ein Johnny Cash, der das Buisness mit Sicherheit gekannt hat, hätte vielleicht vorgesorgt.
Meinst Du wirklich, er hätte sich, nur um sein Testament glattzubügeln, noch einmal durch 50 Jahre Tonmaterial gearbeitet, das vermutlich reichlich unstrukturiert in seinem Keller rumflog?
Deshalb finde ich aber nicht alles gut, was auf den Markt kommt.
Kommt drauf an.
Der Name "Jimi Hendrix" fiel bereits an anderer Stelle. Hierzu - und auch zu Johnny Cash - ist eigentlich zu sagen, daß ein Teil des Materials ohnehin auf dem Markt zu finden war. Bootlegger nehmen sich ja gerne solchen Materials an. Wenn das Material also bereits auf dem Markt verfügbar ist, spricht meines Erachtens nichts dagegen, den Geldstrom in die eigene Tasche umzuleiten und den Krempel noch einmal offiziell auf den Markt zu bringen.
Abgesehen davon muß man auch immer berücksichtigen, daß man die Kuh nur über einen bestimmten Zeitraum melken kann. Da hat auch der Gesetzgeber eine gewisse Grenze gezogen. In den letzten paar Jahren hat die Anzahl von Samplern, die sich mit den frühesten Jahren von Elvis Presley beschäftigen, drastisch zugenommen, weil hierzulande die Nutzungsrechte nach 50 Jahren ausgelaufen sind, sprich: praktisch jeder kann - unter Berücksichtigung der anderen Rechte, d. h. Urheberrechte - das Material auf den Markt bringen, ohne dafür die Erlaubnis des ursprünglichen Labels oder des Interpreten bzw. dessen Erben zu haben. Es gibt daher einige Interpreten/Erben, die in der letzten Zeit häufiger noch mal Material aus den 50ern neu auf CD veröffentlicht haben, um zumindest noch ein paar Monate bzw. Jahre etwas von ihrem Archivbestand zu haben.
Ich hatte Gelegenheit, mir das Album anzuhören und mir klappten fast die Fußnägel hoch. Da wird ein Cash vergewaltigt, man kann es sich als Liebhaber seiner Musik wirklich nicht anhören.
Joah, sehe ich im Prinzip auch so. Es gibt ein paar Stücke, bei denen der Remix sehr sanft ausgefallen ist (war der Respekt vor dem Original zu groß?), will sagen: für den Extra-Bums im Rhythmus- oder Baßbereich braucht man den Remix gar nicht. Es gibt einige Stücke, da erkannt das Original nicht mehr, da wurde zerhackt, zerstückelt und wieder unter neuen Gesichtspunkten zusammengefügt, was eigentlich gar nicht zusammen gehört ... kann man machen, aber wenn das Ergebnis nicht überzeugend gerät, sollte man es besser bleiben lassen. Es gibt aber auch zwei, drei Stücke, bei denen sich anscheinend jemand richtig Mühe gegeben hat, aus einem Titel noch einen interessanten neuen zu machen. Sind halt nur zu wenig, um von einem guten Album zu sprechen ...
Gruß
Skywise
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Herman van Veen - "Die Clowns"