Beitrag
von Carsten K
#14
Ich war bereits am 23.8. bei mir um die Ecke in Berlin-Hellersdorf in der 17.00 Uhr-Vorstellung, außer mir waren noch 3 andere anwesend, die den Film sehen wollten, also von großem Publikumsandrang konnte wirklich nicht die Rede sein. Andererseits sollen zur selben Zeit mehrere Säle im Kino in der Kulturbrauerei (Berlin-Prenzlauer Berg) ausverkauft gewesen sein, wo sich die Gundi-Fangemeinde versammelt hatte, um den Film ihres Idols bei Live-Musik abzufeiern. Ich bin zwar selbst Gundi-Fan, aber ich hatte mich bewusst für Hellerdorf entschieden, um dieser Abfeierei zu entgehen und mir den Film halbwegs unbefangen anschauen zu können.
Ich war danach keineswegs euphorisiert, sondern eher nachdenklich und auch ein wenig traurig, denn dieser Film hatte mich zutiefst emotional berührt. Das mit dem gleichzeitig Liedermacher & Baggerfahrer sein könnte natürlich auch schon für sich genommen einen prima Filminhalt hergeben, verbunden mit der Stasi-Thematik erst recht. Ich persönlich hatte aufgrund der Vorberichtertattung auch nicht wirklich einen Film erwartet, der Gundermann nur abfeiert. Dass er aufgrund seines Aussehens(?) (Alexander Scheer sieht im Film dem echten Gundermann verblüffend ähnlich) etwas "trottelig" rüberkommt, macht ihn für mich eher sympathisch, aber das würde mich jetzt auch nicht so sehr emotional berühren.
Was mich an dem Film tatsächlich emotional berührt, ist, dass Gundi darin eben nicht als Held (Baggerfahrer & genialer Liedermacher) oder als sympathischer Trottel dargestellt wird, sondern auch als Mensch, dem man im wirklichen Leben vielleicht besser aus dem Weg gehen sollte, als ein Mensch, der einem selbst (egal ob Ossi oder Wessi) vielleicht ähnlicher ist, als man es wahrhaben möchte, der aber am Ende auch dadurch wieder zum Idol für mich wird, indem er seine persönliche Schuld öffentlich vor deinen Fans (die ihn eigentlich bloß abfeiern wollen) eingesteht...
Dieser Beitrag enthält 309 Wörter
"Wenn man als junger Mensch aussah wie ein Hippie und sich einigermaßen treu geblieben ist, sieht man als alter Sack halt aus wie ein Penner und nicht wie Joschka Fischer."
Harry Rowohlt (1945-2015)